Proteomanalyse: Neue Wege zur verbesserten Behandlung der diabetischen Nephropathie

2017 ◽  
Vol 12 (03) ◽  
pp. 213-221
Author(s):  
Jens Drube ◽  
Petra Zürbig ◽  
Joachim Beige ◽  
Harald Mischak ◽  
Joachim Jankowski

ZusammenfassungChronische Nierenerkrankungen sind gekennzeichnet durch einen langsam fortschreitenden Verlust der Nierenfunktion, der schließlich zum Nierenversagen führt. Betroffene Patienten benötigen im Endstadium eine Nierenersatztherapie in Form der Dialyse und/oder Nierentransplantation mit erheblichen Konsequenzen sowohl für Mortalität als auch für die Lebensqualität der Patienten. Da die Prävalenz des Diabetes kontinuierlich deutlich steigt, nimmt gegenwärtig die diabetische Nephropathie (DN) als Dialyseursache zahlenmäßig den höchsten Rang ein. Die individuelle Behandlung der DN sowie der resultierenden kardiovaskulären Komplikationen in der frühen und damit einer Therapie zugänglichen Erkrankungsphase ist derzeit deutlich erschwert, da es an einer effektiven, nichtinvasiven, validen Routinediagnostik dieser Patienten mangelt. Die derzeit verwendeten Marker Serum-Kreatinin/eGFR und Albumin im Urin sind geeignet, um die DN in späteren Stadien abzubilden, jedoch sind sie von geringer Aussagekraft in der Erkennung von frühen Stadien. Eine neue diagnostische Methode ist die Analyse des Proteoms, der Gesamtheit aller Proteine und Peptide. Die Proteomanalyse hat die Identifikation von 273 Biomarkern im Urin zur Diagnostik chronischer Nierenerkrankungen ermöglicht. Ein auf diesen Biomarkern beruhender Klassifikator, CKD273, ermöglicht eine im Verhältnis zu den derzeit verwendeten Biomarkern signifikant bessere Identifizierung der DN. Die Daten zeigen vor allem eine Verbesserung der Früherkennung und Prognostik. Dies ermöglicht eine frühzeitige und gezielte Therapie und damit eine wesentlich verbesserte Option den fortschreitenden Verlust der Nierenfunktion aufzuhalten.

2014 ◽  
Vol 08 (02) ◽  
pp. 83-88
Author(s):  
M. Büttner ◽  
K. Benz ◽  
K. Amann

ZusammenfassungEpidemiologische Studien zeigen, dass Adipositas, unabhängig von dem Vorliegen eines Diabetes mellitus, einer arteriellen Hypertonie oder anderer Komorbiditäten, ein Risikofaktor für chronische Nierenerkrankungen ist. Weitere Befunde gibt es hinsichtlich einer Verbindung von chronischen Nierenerkrankungen bei Adipositas und Veränderungen der Adipokinsekretion (Hyperleptinämie, Adiponektinmangel), einer Aktivierung des Renin- Angiotensin-Systems, einer chronischen Inflammation, einer endothelialen Dysfunktion, einer Lipidakkumulation, einer beeinträchtigten renalen Hämodynamik und einer im Verhältnis zum Körpergewicht verminderten Nephronanzahl. Ganz allgemein aggraviert das Vorliegen einer Adipositas den Verlauf zahlreicher primärer Nierenerkrankungen, z.B. Glomerulonephritiden, aber sie beeinflusst auch die Nierenfunktion nach Nierentransplantation. Mikroalbuminurie, Proteinurie, Hyperfiltration und eingeschränkte Nierenfunktion sind mit Adipositas assoziiert. Histologisch findet sich eine spezielle Form einer sekundären fokal- segmentalen Glomerulosklerose, die bevorzugt bei Adipositas vorkommt. Klinisch relevant sind Beobachtungen, dass drastischer Gewichtsverlust entweder durch Modifikation des Lebensstils oder durch bariatrische Chirurgie die Nierenfunktionsstörungen, vor allem die Albuminurie und Hyperfiltration, bei ehemals adipösen Patienten verbessern kann, so dass davon auszugehen ist, dass Nierenerkrankungen bei Adipositas stringenten Präventionsprogrammen zugänglich sind. Die diabetische Nephropathie (DN) ist die führende Ursache für ein chronisches Nierenversagen bei Erwachsenen in der westlichen Welt. Typische morphologische Veränderungen umfassen eine Verbreiterung der glomerulären Basalmembranen, eine Expansion des Mesangiums mit diffuser oder nodulärer Glomerulosklerose (Kimmelstiel-Wilson-Knoten) und eine arterioläre Hyalinose. Normalerweise entsteht die DN nach einem ca. 10–15 jährigen Krankheitsverlauf und weist dann einen progressiven Verlauf auf bis hin zum terminalen Nierenversagen. Es gibt jedoch inzwischen Hinweise, dass glomeruläre und tubulointerstitielle Läsionen bei DN bis zu einem gewissen Maß nach Korrektur der Blutzuckerwerte reversibel sind. Die vorliegende Übersicht beschäftigt sich vor allem mit der Pathogenese und Morphologie der Nierenfunktions- und Strukturveränderungen bei Adipositas und assoziierter Nierenerkrankungen wie der diabetischen Nephropathie.


2020 ◽  
Vol 77 (7) ◽  
pp. 333-338
Author(s):  
Hannes Alder ◽  
Patrice M. Ambühl

Zusammenfassung. Die diabetische Nephropathie ist eine häufige mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziierte Komplikation des Diabetes mellitus. Doch nicht jede Nierenerkrankung bei einem Diabetiker ist eine diabetische Nephropathie, weshalb stets Differenzialdiagnosen beachtet werden müssen. Ausserdem variieren die Klinik und die Prognose der diabetischen Nephropathie stark. Folglich sollten regelmässige Verlaufskontrollen erfolgen. Entscheidend im Management sind die Früherkennung, die Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren und die Senkung der Albuminurie.


Praxis ◽  
2018 ◽  
Vol 107 (21) ◽  
pp. 1161-1167
Author(s):  
Johannes Mathis
Keyword(s):  

Zusammenfassung. «Tagesschläfrigkeit», «Hypersomnie» im Sinne eines verlängerten Schlafbedürfnisses, «Müdigkeit» oder «Erschöpfung» (Fatigue) sind häufige Symptome in der Praxis jedes Arztes, die eine möglichst gute Differenzierung und genaue Diagnostik erfordern, bevor eine gezielte Therapie möglich ist. Nach dem Ausschluss diverser internistischer und neurologischer Ursachen und einem polysomnografischen Ausschluss eines Schlaf-Apnoe-Syndroms oder anderen Ursachen eines nichterholsamen Schlafes bleibt schlussendlich die differenzialdiagnostisch schwierige Gruppe der sogenannten «zentralen Hypersomnolenzen» (Central Disorders of Hypersomnolence), zu denen neben der Narkolepsie mit und ohne Kataplexie, die idiopathische Hypersomnie und die nichtorganische Hypersomnie gehören. Wegen der therapeutischen Konsequenzen müssen diese Ursachen so gut wie möglich unterschieden, und auch vom banalen Schlafmanko und vom chronischen Erschöpfungssyndrom abgegrenzt werden, wozu oft eine interdisziplinäre Abklärung mit objektiven Messungen der beklagten Symptome erforderlich ist.


2017 ◽  
Vol 21 (03) ◽  
pp. 136-139
Author(s):  
Paula Löwe ◽  
Christos Chatzikyrkou ◽  
Peter Mertens

2017 ◽  
Vol 15 (07) ◽  
pp. 296-300
Author(s):  
Paula Löwe ◽  
Christos Chatzikyrkou ◽  
Peter Mertens

ZusammenfassungEine Nephropathie als Komplikation des Diabetes mellitus tritt bei 30 % aller Patienten auf und ist weltweit die häufigste Ursache für eine Dialysepflichtigkeit. Die Prognose quoad vitam ist bei eingetretener Dialysepflichtigkeit vergleichbar mit der eines metastasierten Magenkarzinoms. Risikofaktoren für eine Nierenschädigung sind eine genetische Prädisposition, stark schwankende und erhöhte Blutzuckerwerte sowie ein unkontrollierter Bluthochdruck. In der Pathogenese wurden metabolische und hämodynamische Faktoren untersucht, jedoch nicht alleinig prognosebestimmend gefunden. Eher stehen inflammatorische und fehlgeleitete Vernarbungsprozesse im Fokus, molekulare Prozesse sind bislang unvollständig verstanden. Dies könnte erklären, warum individuelle Risikoabschätzungen ohne zusätzliche Informationen über Nierenveränderungen nur unbefriedigend möglich sind. Histologisch fallen in den Nieren verbreiterte Basalmembranen auf, zudem treten in den Nierenkörperchen diffuse oder knötchenartige (noduläre, Kimmelstiel-Wilson-Läsion) Vernarbungen auf. Demnach entspricht die diabetische Nephropathie nicht einer singulären Entität, sondern weist Unterformen auf, die (histo-)morphologisch differenzierbar sind, jedoch bislang selten bioptisch nach festgeschriebenen Kriterien eingeteilt werden. Spezifische therapeutische Interventionen über allgemein nephroprotektive Maßnahmen hinaus zur Vermeidung einer Nierenschädigung bei Diabetes sind bislang nicht etabliert. Interventionen bedürften Einsichten in krankheitsverursachende Pathomechanismen und Prognoseabschätzungen.


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