Eine Depression kann bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle spielen: (1) Epidemiologische Beobachtungen sprechen dafür, dass manifeste Symptome einer Depression bei Patienten nach Myokardinfarkt mit einer erhöhten Mortalität assoziiert sind. Zudem haben solche Patienten auch vermehrte Komplikationen, wie kardiale Arrhythmien. (2) Patienten mit Depression und chronisch koronarer Herzkrankheit haben eine schlechtere kardiale Leistungsfähigkeit mit häufigen und stärkeren ischämischen Thoraxschmerzen, schlechterem Ansprechen auf die medikamentöse Therapie und einer reduzierten Lebensqualität. Die Befolgung der Therapieempfehlungen ist ebenfalls oft schlechter. (3) Die pathophysiologischen Mechanismen der erhöhten Komplikationsrate und Mortalität durch Depression sind nicht voll erklärt, aber eine erhöhte sympathoadrenerge Stimulation und Veränderungen der Blutgerinnung scheinen eine wesentliche Rolle zu spielen. Antidepressive Medikamente, wie die trizyklischen Antidepressiva, können auch einen negativen Einfluss haben, da solche Medikamente proarrhythmische und kardiodepressive Nebenwirkungen haben. Die Verträglichkeit der neuen Antidepressiva der Serotoninwiederaufnahmehemmer ist hingegen gut. Was sind die praktischen Konsequenzen einer depressiven Symptomatik bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit? Erstens sollten die psychischen Symptome auch durch Nicht-Psychiater vermehrt beachtet und identifiziert werden. Obwohl bis heute nicht erwiesen ist, dass eine antidepressive Medikation die gefährlichen Komplikationen signifikant vermindert, gibt es erste positive Berichte über einen günstigen Einfluss der Serotoninwiederaufnahmehemmer. Aus diesen Gründen sollte auch eine engere Kooperation zwischen Kardiologen, Generalisten und Psychiatern angestrebt werden.