Verzögerte Prostatektomie nach Active Surveillance – eine prospektive Patientenbeobachtung
Zusammenfassung Hintergrund Die psychische Belastung und die ständigen klinischen Kontrollen unter Active Surveillance (AS) sind als Nebenwirkungen der Therapie nicht zu vernachlässigen. Daher stellt die erfolgreiche Umsetzung des Konzepts der AS in der Praxis eine Herausforderung für Patienten und Behandler dar. Material und Methoden In dieser Arbeit wird ein monozentrisches Patientenkollektiv mit verzögerter radikaler Prostatektomie (vRP) nach AS hinsichtlich ihrer klinischen Charakteristika, den Gründen für einen Abbruch der AS sowie dem Auftreten einer ungünstigen Pathologie (UP) im Vergleich zu einer gematchten Kohorte mit sofortiger RP analysiert. p-Werte wurden mit χ2-Test berechnet. Ergebnisse Aus einer vRP-Gruppe (n = 74) und einer Vergleichsgruppe mit sofortiger RP (n = 214) setzen sich 288 Patienten zusammen. Nach einem medianen Follow-up von 21 Monaten wurde einer RP durchgeführt. Eine UP im RP-Präparat (Gleason-Score ≥ 7b, ≥ pT3a, R1 oder N+) wurde signifikant häufiger in der vRP-Gruppe als in der gematchten Kontrollgruppe beobachtet (45 % vs. 29 %, p = <0,001). Schlussfolgerung Unsere Ergebnisse zeigen viele Defizite bei der Anwendung von AS in der Praxis auf. Die onkologische Sicherheit ist im klinischen Alltag unter Anwendung der bisherigen Beobachtungsmaßnahmen noch unzureichend. Daher erscheint es wichtig, zukünftig in AS-Programme eingeschleuste Patienten sorgfältiger auszuwählen, diese noch stringenter anzubinden und bildmorphologische (mpMRT) sowie in Zukunft auch molekulardiagnostische Methoden zu implementieren, um der AS mehr Sicherheit verleihen.