Normierung und Evaluation der deutschen Elternversion des Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ): Ergebnisse einer repräsentativen Felderhebung

Author(s):  
W. Woerner ◽  
A. Becker ◽  
C. Friedrich ◽  
A. Rothenberger ◽  
H. Klasen ◽  
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Zusammenfassung: Fragestellung: Der Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) ist ein kurzer Fragebogen zu Verhaltensauffälligkeiten und -stärken bei Kindern und Jugendlichen, der in Eltern- und Lehrerversionen sowie als Selbstbericht vorliegt. Bei der Formulierung der 25 SDQ-Items wurde gezielt auf eine Ausgewogenheit von positiven und negativen Verhaltensaspekten geachtet. Zur deutschen Version existieren erste Validierungsbefunde, bislang aber noch keine Normierung. Methode: In einer bundesweiten repräsentativen Felderhebung wurde für 930 sechs- bis 16-jährige Kinder und Jugendliche die Elternversion des SDQ komplett ausgefüllt. Nach einer Überprüfung der faktoriellen Struktur der deutschen Fassung wurden anhand der Verteilungen der Skalenrohwerte Grenzwerte bestimmt, um individuelle Skalenwerte zu einer von drei Kategorien (unauffällig / Grenzbefund / auffällig) zuzuordnen. Schließlich wurden mögliche Geschlechts-, Alters- und Schichteffekte betrachtet. Ergebnisse: Die erhaltene faktorielle Struktur entsprach genau der ursprünglichen Skalenbildung. Statistisch bedeutsame, aber nur gering ausgeprägte Effekte von Alter, Geschlecht und sozialer Schichtzugehörigkeit führten lediglich beim Gesamtproblemwert zu einer differenzierten Bestimmung alters- und geschlechtsspezifischer Grenzwerte, nicht jedoch bei den SDQ-Einzelskalen. Schlussfolgerungen: Angesichts der exakten Replikation der 5 SDQ-Skalen erhöhen die hier erhobenen Normdaten den diagnostischen Wert des Instruments. Sie dienen ferner als Grundlage für weitere Validierungsstudien, um den klinischen Nutzen des deutschen SDQ als praktikables und ökonomisches Screening-Instrument, für die Eingangsdiagnostik sowie zur Dokumentation von Therapieverläufen zu evaluieren.

2014 ◽  
Vol 23 (4) ◽  
pp. 229-238 ◽  
Author(s):  
Birte Hintzpeter ◽  
Franka Metzner ◽  
Silke Pawils ◽  
Helen Bichmann ◽  
Panagiotis Kamtsiuris ◽  
...  

Zur psychiatrisch-psychotherapeutischen Inanspruchnahme durch Kinder und Jugendliche in Deutschland liegen bislang kaum Ergebnisse vor. Anhand von repräsentativen Daten der BELLA-Studie, an der insgesamt 2.863 Familien teilnahmen, konnte gezeigt werden, dass 5,6 % der Befragten im Alter von 7 bis 17 Jahren in den letzten 12 Monaten eine psychiatrisch-psychotherapeutische Leistung in Anspruch genommen haben. Von den mit Hilfe des Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) als psychisch auffällig eingestuften Kindern und Jugendlichen sind 28,8 % in psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlung. Hinzu kommt, dass lediglich ein Fünftel der Mädchen und Jungen, die an Einschränkungen aufgrund der psychischen Auffälligkeiten leiden, eine entsprechende Hilfe annehmen.


2010 ◽  
Vol 26 (4) ◽  
pp. 256-262 ◽  
Author(s):  
Ulrike Petermann ◽  
Franz Petermann ◽  
Ina Schreyer

The Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) is a screening instrument that addresses positive and negative behavioral attributes of children and adolescents. Although this questionnaire has been used in Germany to gather information from parents and teachers of preschoolers, few studies exist that verify the validity of the German SDQ for this age. In the present study, teacher ratings were collected for 282 children aged 36 to 60 months (boys = 156; girls = 126). Likewise, teacher ratings were collected with another German checklist for behavior problems and behavior disorders at preschool age (Verhaltensbeurteilungsbogen für Vorschulkinder, VBV 3–6). Moreover, children’s developmental status was assessed. Evaluation included correlation analysis as well as canonical correlation analysis to assess the multivariate relationship between the set of SDQ variables and the set of VBV variables. Discriminant analyses were used to clarify which SDQ variables are useful to differentiate between children with or without developmental delay in a multivariate model. The results of correlation and discriminant analyses underline the validity of the SDQ for preschoolers. According to these results, the German teacher SDQ is recommended as a convenient and valid screening instrument to assess positive and negative behavior of preschool age children.


2020 ◽  
Vol 9 (1) ◽  
pp. 11-23 ◽  
Author(s):  
Stefanie Roos ◽  
Katerina Stetinova-Popitz

Zusammenfassung. Die Sicht von Jugendlichen scheint besonders interessant, wenn es um eine Einschätzung von Stärken und Schwächen im eigenen Verhalten und die erlebte Qualität der Eltern-Kind-Beziehung geht. Der Fokus lag in der vorliegenden Untersuchung auf einer subjektiven jugendlichen Bewertung von sich selbst bezogen auf die Problembereiche Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit. Es wurden im schulischen Kontext Daten bei einer großen Zahl an Jugendlichen (N = 2324; Alter: Ø 15,4 Jahre) mittels „Elternbildfragebogen für Kinder und Jugendliche“ ( EBF-KJ) und der „Skala Hyperaktivität / Unaufmerksamkeitsprobleme“ des „Strengths and Difficulties Questionnaire“ ( SDQ) erhoben. Es zeigen sich in Abhängigkeit der subjektiven Belastetheit im Bereich Hyperaktivität / Unaufmerksamkeit (unauffällige, grenzwertige und auffällige Summenwerte auf der entsprechenden SDQ-Skala) signifikante Unterschiede bezogen auf die Gesamtqualität der Elternrepräsentation, aber auch im Hinblick auf einzelne von den Jugendlichen formulierte Stärken und Schwächen in der Beziehung zu Mutter und Vater. Geschlechtsunterschiede liegen vor, werden kritisch betrachtet, bleiben aber von ihrer Effektstärke her sehr gering. Interessanter Weise fällt die Gruppe mit den grenzwertigen SDQ-Selbsteinschätzungen zum Teil mit signifikant höheren Mittelwerten auf den Risikoskalen des EBF-KJ sowie signifikanten Unterschieden zur unauffälligen Gruppe auf. Mögliche Erklärungen und Konsequenzen für die Praxis werden diskutiert.


2018 ◽  
Vol 231 (01) ◽  
pp. 28-34
Author(s):  
Katy Kohleis ◽  
Markus Storck ◽  
Sibylle Geissler-preuss ◽  
Almut Hirsch ◽  
Florian Kuhn ◽  
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Zusammenfassung Hintergrund Kinder und Jugendliche mit infantiler Zerebralparese (CP) und mit Spina bifida (SB) haben ein erhöhtes Risiko für psychische Auffälligkeiten. Ziel dieser Studie war es, im Vergleich beider Gruppen krankheitsspezifische und psychosoziale Risikofaktoren mit der qualitativen Ausprägung psychischer Auffälligkeiten zu korrelieren. Patienten In einer multizentrischen Querschnittstudie wurden 271 Patienten mit CP und 84 mit SB (Alter 3–17 Jahre) eingeschlossen. Methoden Die Eltern beantworteten die Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ), machten Angaben zum soziodemografischen Status und zur sozialen Teilhabe ihrer Kinder. Daten zum kognitiven, motorischen und sozialen Funktionsniveau der Patienten wurden aus den Akten bzw. durch die behandelnden Pädiater erhoben. Ergebnisse 30,2% der CP und 18,1% der SB Patienten zeigten einen auffälligen SDQ-Gesamtproblemwert (Norm 10,0%). Erhöhte Prävalenzen bestanden fort, wenn für den IQ als Kovariate kontrolliert wurde. In beiden Gruppen wurden Korrelationen zwischen externalisierenden Auffälligkeiten (Verhaltensprobleme, Hyperaktivität) und Schweregrad (IQ-Minderung; motorische Beeinträchtigung) gefunden. Emotionale Probleme korrelierten – unabhängig vom Schweregrad – mit der sozialen Teilhabe. In beiden Gruppen bestanden nur schwache Zusammenhänge mit Alter und Geschlecht. Bei Berücksichtigung des IQ als Kovariate bestanden keine Gruppenunterschiede in der psychischen Symptomatik zwischen CP und SB-Patienten. Schlussfolgerung Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit CP bzw. SB korrelieren mit verschiedenen Risikofaktoren (IQ, motorische Beeinträchtigung, Alter, Geschlecht, Teilhabe). Eine Verbesserung ihrer Früherkennung, der Teilhabe und psychotherapeutische Angebote sind erforderlich.


2018 ◽  
Vol 66 (4) ◽  
pp. 233-247 ◽  
Author(s):  
Robert Schlack ◽  
Kristin Göbel ◽  
Heike Hölling ◽  
Franz Petermann ◽  
Marcel Romanos

Zusammenfassung. ADHS ist durch die Kernsymptome Unaufmerksamkeit, motorische Unruhe und Impulsivität gekennzeichnet. Die Diagnostik der ADHS ist aufwändig und kann nur klinisch erfolgen. Anhand der Verlaufsdaten aus zwei Erhebungszeitpunkten der KiGGS-Studie wird hier untersucht, (a) wie häufig Eltern eine für ihre zum Ersterhebungszeitpunkt (t0, 2003–2006) drei bis 11 Jahre alten Kinder berichtete ADHS-Lebenszeitprävalenz zum zweiten Erhebungszeitpunkt (t1, 2009–2012) erneut berichten und (b) wie häufig eine jemals durch einen Arzt oder Psychologen gestellte ADHS-Diagnose in einem Zeitraum von sechs Jahren erstmalig berichtet wird (Diagnose-Inzidenz). Dazu wurden ausgewählte kind- und umfeldbezogene Einflussfaktoren wie Geschlecht, Transition in eine andere Lebensphase, Rauchen und Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit, Familienstruktur und Sozialstatus sowie die psychopathologische Symptombelastung gemäß Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) zu beiden Messzeitpunkten longitudinal untersucht. Im Ergebnis berichteten 57.4% der Eltern, die zum Ersterhebungszeitpunkt eine jemals gestellte ADHS-Diagnose berichtet hatten, diese nach sechs Jahren erneut. Multivariat betrug das Odds Ratio für einen stabilen Elternbericht der ADHS-Lebenszeitprävalenz für Jungen OR = 5.04, für Rauchen der Mutter in der Schwangerschaft OR = 2.84 für Peerprobleme OR = 1.30 und für Hyperaktivitätsprobleme OR = 1.21 zu t0. Die Diagnose-Inzidenz lag insgesamt bei 3.6%. Die Inzidenz war für Jungen dreimal so hoch wie für Mädchen und nahm mit steigendem Alter ab. Alle Prädiktoren mit Ausnahme des Alkoholkonsums der Mutter in der Schwangerschaft waren bivariat mit der Diagnose-Inzidenz signifikant assoziiert. Multivariat erwiesen sich jedoch nur männliches Geschlecht (OR = 2.89), die Transition in die Adoleszenz (OR = 0.38) sowie Verhaltens- (OR = 1.15) und Peerprobleme (OR = 1.46) zu t0 als signifikante Prädiktoren.


2010 ◽  
Vol 58 (3) ◽  
pp. 235-241 ◽  
Author(s):  
Ute Koglin ◽  
Franz Petermann ◽  
Philipp Heffter ◽  
Ulrike Petermann

Die quasi-experimentelle Studie untersucht die Wirksamkeit des schulbasierten JobFit-Trainings unmittelbar nach Abschluss des Programms und sechs Monate später. Es nahmen 104 Gesamtschüler im Alter zwischen 13;2 und 17;3 Jahren an der Studie teil. Es wurde überprüft, ob die Jugendlichen der Interventionsgruppe (n = 60) durch das Programm ihre sozialen Kompetenzen verbessern und Verhaltensprobleme aus Sicht der Lehrkräfte abgebaut werden konnten. Varianzanalysen (MANOVA, ANCOVA, ANOVA) mit den Werten des Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ-L) ergaben signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen auf den Subskalen «Emotionale Probleme», «Verhaltensprobleme», «Prosoziales Verhalten» und «Gesamtproblemwert». Die Effektstärken (post-prä) der Gruppenunterschiede variieren zwischen d = .46 und d = .86 und entsprechen den Effekten ähnlicher angloamerikanischer Programme für das Jugendalter.


Author(s):  
Manfred Hintermair ◽  
Désirée Korneffel

Fragestellung: Da im Zuge inklusiver Bestrebungen immer mehr hörgeschädigte Kinder eine allgemeine Schule besuchen werden, gilt es, relevante entwicklungspsychologische Voraussetzungen hierfür genauer zu betrachten. In einer Studie wurden deshalb sozial-emotionale Probleme hörgeschädigter Kinder an allgemeinen Schulen im Zusammenhang mit möglichen Problemen in der Entwicklung exekutiver Funktionen und der kommunikativen Kompetenz diskutiert. Methodik: Eine Stichprobe von 69 Schülern wurde mit einer deutschen Version des «Behavior Rating Inventory of Executive Functions (BRIEF)», einer Kurzskala zur Erfassung der kommunikativen Kompetenz sowie dem Strengths and Difficulties Questionnaire untersucht. Die Daten wurden mit einer Normierungsstichprobe verglichen, weiter wurden korrelative und regressionsanalytische Zusammenhänge der Variablen berechnet. Ebenso wurden Zusammenhänge der exekutiven Funktionen mit soziodemographischen Variablen analysiert. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass in fast allen Bereichen exekutiver Funktionen die hörgeschädigten Kinder mehr Probleme aufweisen als die Kinder der hörenden Normierungsstichprobe und die Prävalenzrate durchschnittlich ca. dreimal höher ist. Der Index für verhaltensregulierende exekutive Funktionen erweist sich neben dem Geschlecht am besten zur Vorhersage sozial-emotionaler Probleme. Schlussfolgerungen: Für die pädagogische Praxis ergibt sich, dass hörgeschädigte Schüler an allgemeinen Schulen in Bezug auf ihre psychosoziale Entwicklung von einem pädagogischen Konzept profitieren, das neben der Förderung sprachkommunikativer Kompetenzen auch auf die Stärkung von Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit der Kinder fokussiert.


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