Diagnostik depressiver Störungen im Alter

2005 ◽  
Vol 18 (4) ◽  
pp. 177-187 ◽  
Author(s):  
Thomas Beblo ◽  
Stephanie Schrader ◽  
Christina Brand

Zusammenfassung: Depressive Störungen bleiben häufig unentdeckt, obwohl sie zu den häufigsten psychischen Störungen gehören und bekannt ist, dass sich eine fehlende Behandlung negativ auf den Erkrankungsverlauf und die Entwicklung körperlicher Krankheiten auswirken kann. Aufgrund eines veränderten Symptomprofils und zusätzlicher differenzialdiagnostischer Fragestellungen, z. B. in der Abgrenzung zu demenziellen Erkrankungen, ergeben sich gerade bei älteren Patienten schwierige diagnostische Fragestellungen. Eine angemessene Diagnostik setzt zum einen den Einsatz kategorialer Untersuchungsverfahren voraus, die an den Klassifikationssystemen ICD-10 oder DSM-IV orientiert sind. Zur Einschätzung des Depressionsschweregrades und der Beurteilung von Krankheitsverläufen müssen zusätzlich Ratingskalen eingesetzt werden. Selbst- und Fremdratingverfahren ermöglichen dabei einen unterschiedlichen Zugang zur depressiven Symptomatik, weshalb beide Verfahrenstypen verwendet werden sollten. Da die meisten bekannten Verfahren nicht für die Diagnosestellung im höheren Lebensalter konstruiert wurden, erfordert der diagnostische Prozess einen feinfühligen, die Besonderheiten depressiver Störungen im Alter berücksichtigenden Umgang mit diesen Verfahren.

2015 ◽  
Vol 34 (11) ◽  
pp. 855-860
Author(s):  
M. Schmauß
Keyword(s):  
Dsm V ◽  
Icd 10 ◽  

ZusammenfassungDepressive Störungen sind in den aktuellen Diagnosesystemen ICD-10 und DSM-IV bzw. DSM-V primär nach klinischen Kriterien wie Schweregrad und Verlauf eingeteilt. Neben dieser kategorealen Diagnostik werden in diesem Artikel auch Aspekte der syndromalen Diagnostik dargestellt. Im Weiteren finden sich Hinweise auf das diagnostische Vorgehen bei Verdacht auf depressive Störungen und auf die wichtigsten somatischen und psychiatrischen Differenzialdiagnosen (Angsterkrankungen, Belastungsstörungen, schizoaffektive Psychosen, Schizophrenie, Burnout).


2012 ◽  
Vol 31 (07/08) ◽  
pp. 510-514
Author(s):  
E. Schulz ◽  
C. Fleischhaker

ZusammenfassungSchizophrene Psychosen sind mit einer Lebenszeitprävalenz von ca. 1% keine seltenen Erkrankungen. Jeder fünfte Erkrankungsfall beginnt vor dem vollendeten 18. Lebensjahr. Von der Klassifikation hat sich eine Untergliederung der Frühmanifestationen schizophrener Psychosen mit Beginn vor dem 12./14. Lebensjahr als Very Early Onset Schizophrenia (VEOS) und mit Beginn vor dem 18. Lebensjahr als Early Onset Schizophrenia (EOS) durchgesetzt. Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis werden im Kindes- und Jugendalter in den Klassifikationsschemata (ICD-10 und DSM-IV) anhand der im Erwachsenenalter bekannten Symptomatik diagnostiziert und klassifiziert. Als Risikofaktoren für einen chronischen Verlauf gelten ein junges Erkrankungsalter, das Vorhandensein von Entwicklungsstörungen und eine schlechte soziale Adaptation. Der Verlauf von im Kindes- und Jugendalter beginnenden schizophrenen Psychosen hat sich in den letzten 20 bis 30 Jahren verbessert. Unter Ausnutzung aller therapeutischen Möglichkeiten (psychotherapeutische, psychopharmakologische und psychosoziale Behandlung) kann mit einem guten psychosozialen Outcome bei zwischen 20 und 50% der Patienten gerechnet werden.


2005 ◽  
Vol 34 (1) ◽  
pp. 10-18 ◽  
Author(s):  
Gunter Groen ◽  
Franz Petermann

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Depressionen treten häufig im Jugendalter auf. Epidemiologische Längsschnittstudien ermöglichen repräsentative Aussagen zum Verlauf depressiver Störungen. Fragestellung: Die Persistenz depressiver Diagnosen über zwei Messzeitpunkte und prospektive Verlaufsprädiktoren sollen bestimmt werden. Methode: In einer epidemiologischen Längsschnittstudie mit Jugendlichen (12-17 Jahre; N = 1035) und einer Follow-Up-Erhebung nach 16 Monaten wurden DSM-IV-Diagnosen depressiver und anderer psychischer Störungen mit Hilfe eines hochstandardisierten Interviews ermittelt. Ergebnisse: Bei knapp 25% der Jugendlichen mit ursprünglicher Depressionsdiagnose zeigte sich eine persistierende Depression. Die Persistenz der Depression konnte vor allem durch das Vorliegen komorbider Störungen und bestimmte Depressionssymptome vorhergesagt werden. Schlussfolgerung: Die Befunde verdeutlichen das hohe spezifische Verlaufsrisiko depressiver Jugendlicher und können zu verbesserten Prognosestellungen beitragen.


Author(s):  
Kathrin Rothmann ◽  
Jana-Mareike Hillmer ◽  
Daniela Hosser

Fragestellung: Die vorliegende Studie überprüft die Wirksamkeit des Musikalischen Konzentrationstrainings mit Pepe (MusiKo mit Pepe) für fünf- bis zehnjährige Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen. Methodik: In einem Prä-Post-Kontrollgruppendesign (N = 108) wurden Veränderungen der Aufmerksamkeitsleistung mittels der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung für Kinder (KiTAP) sowie Veränderungen der kindlichen Lebensqualität mittels des Fragebogens für Kinder (KINDL-R) erfasst. Zusätzlich wurden Fremdbeurteilungsbögen zur Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (FBB-ADHS) sowie zur Störung des Sozialverhaltens (FBB-SSV) des Diagnostik-Systems für psychische Störungen nach ICD-10 und DSM-IV für Kinder und Jugendliche II und der Eltern- und der Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen (CBCL, TRF) eingesetzt. Ergebnisse: Es zeigen sich für die am Training teilnehmenden Kinder im Vergleich zu der Kontrollgruppe über die Zeit signifikante Verbesserungen der Aufmerksamkeitsleistung sowie der Lebensqualität. Darüber hinaus ergibt sich eine signifikante Reduktion der ADHS-Symptomatik im Eltern- und Lehrerurteil sowie eine Verminderung der Internalisierenden Probleme im Elternurteil. Die Behandlungseffektivität ist unabhängig von Alter, Geschlecht, Intelligenz und Migrationshintergrund der teilnehmenden Kinder. Schlussfolgerung: Das musikbasierte Trainingsprogramm MusiKo mit Pepe stellt eine wirkungsvolle Maßnahme zur Behandlung von Aufmerksamkeitsproblemen dar, sollten sich diese Effekte in Replikationsstudien bestätigen.


Author(s):  
Anja Görtz-Dorten ◽  
Manfred Döpfner

Fragestellung: Der Fremdbeurteilungsbogen für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (FBB-ADHS) ist Bestandteil des Diagnostik-Systems für psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter nach ICD-10 und DSM-IV (DISYPS-II). Er erfasst in 20 Items die Symptomkriterien nach ICD-10 und DSM-IV und enthält zusätzlich 6 Kompetenzitems. Die vorliegende Studie untersucht in einer repräsentativen Stichprobe auf der Basis der Elternurteile Symptom- und Diagnoseprävalenzen, Reliabilität und faktorielle Validität, Korrelationen mit anderen Auffälligkeiten, Komorbiditätsraten sowie Alters- und Geschlechtseffekte. Methodik: Der Fragebogen wurde in einer per Zufall ausgewählten Feldstichprobe von N = 713 Eltern von Kindern und Jugendlichen im Alter von 4;0 bis 17;11 Jahren beantwortet. Ergebnisse: Laut Elternurteil schwanken die Symptomprävalenzen zwischen 4.5 % und 22.3 %. Die Diagnoseprävalenzen auf der Basis der Symptomkriterien nach DSM-IV liegen bei 11.5 %; nach ICD-10 bei 3.4 %. Bei Berücksichtigung von Funktionseinschränkungen sinken die Prävalenzraten auf 7.9 % bzw. 3.0 %. Die Reliabilitäten der Subskalen sind zufrieden stellend bis sehr gut. In den exploratorischen Faktorenanalysen ließ sich sowohl die Einteilung nach DSM-IV (Unaufmerksamkeit versus Impulsivität/Hyperaktivität) als auch die Aufteilung nach ICD-10 mit drei Faktoren (Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit) replizieren. Signifikante Alters-/Geschlechtseffekte zeigen sich auf den meisten Skalen. Zu den Elternurteilen über Störungen des Sozialverhaltens, Angst- und depressive Störungen fanden sich mittlere Korrelationen und Komorbiditätsraten zwischen 7 % und 39 %. Schlussfolgerungen: Die ermittelten Prävalenzraten entsprechen den Ergebnissen internationaler Studien. Der FBB-ADHS ist als Elternfragebogen ein intern konsistentes und valides Verfahren. Mit der Vorlage von Normen kann er in der Praxis gut eingesetzt werden.


Author(s):  
Christine M. Freitag
Keyword(s):  
Dsm 5 ◽  
Icd 10 ◽  

Die Autismus-Spektrum Störung (ASS) wird in DSM-5 als eine Erkrankung aus den ICD-10 bzw. DSM-IV TR-Diagnosen frühkindlicher Autismus, Asperger Syndrom und atypischer Autismus/PDD-nos zusammengefasst und weist entsprechend revidierte Kriterien auf. In dem vorliegenden Artikel werden diese Kriterien vergleichend dargestellt, Studien zu Validität und Reliabilität der neuen ASS-Diagnose präsentiert und offene Fragen diskutiert. Ein Ausblick auf die klinische und wissenschaftliche Bedeutung wird gegeben.


Author(s):  
Inge Kamp-Becker ◽  
Klaus Baumann ◽  
Linda Sprenger ◽  
Katja Becker

Fragestellung: Die «Multiple complex developmental disorder» (MCDD) ist ein wenig bekanntes Störungsbild, das durch Auffälligkeiten in der Emotionsregulation, der sozialen Interaktion und Denkstörungen gekennzeichnet ist. Weder im Klassifikationssystem des ICD-10, noch im DSM-IV kommt diese Diagnose vor. Methodik: In der vorliegenden Arbeit wird eine Übersicht über die diagnostischen Kriterien und den aktuellen Forschungsstand zum Konzept der MCDD gegeben und anhand einer Kasuistik eines 17-jährigen Jugendlichen illustriert. Ergebnis: Das Störungsbild der MCDD weist Überschneidungen zu autistischen Störungen, aber auch zu Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis auf. Eine klare Abgrenzung bzw. Zuordnung ist bisher nicht eindeutig möglich. Schlussfolgerungen: Viele Fragen bezüglich des Störungsbildes bleiben offen, weitere Forschung ist hier vonnöten.


2015 ◽  
Vol 63 (3) ◽  
pp. 181-186 ◽  
Author(s):  
Paul L. Plener ◽  
Rebecca C. Groschwitz ◽  
Cindy Franke ◽  
Jörg M. Fegert ◽  
Harald J. Freyberger

Die Adoleszenz ist häufig die Lebensphase, in der sich psychiatrische Phänomene des Erwachsenenalters erstmals manifestieren. Darüber hinaus stellt sie auch eine Phase des Übergangs zwischen den Versorgungssystemen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und dem der Psychiatrie und Psychotherapie des Erwachsenenalters dar. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der stationären psychiatrischen Versorgungssituation der Adoleszenten in Deutschland. Berichtet wird eine Analyse der stationären psychiatrischen Versorgung in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen in Deutschland in den Jahren 2003 bis 2012, basierend auf Krankenhaus Entlassdiagnosen. Trotz stagnierender Bevölkerungszahlen in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen findet sich eine deutliche Zunahme der stationären Behandlungen im Verlauf der letzten 10 Jahre. Es finden sich deutliche Unterschiede in der Häufigkeit der Behandlung von Störungsbildern der Kategorie F8 und F9 in der Altersgruppe der 15- bis unter 20-Jährigen im Vergleich zu den 20- bis unter 25-Jährigen. Die Brüche in den stationären Behandlungsraten der ICD-10 Kategorien F8 und F9 können als Hinweis auf eine mangelhaft ausgebaute Schnittstelle zwischen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Psychiatrie und Psychotherapie des Erwachsenenalters gesehen werden. Eine durchgängig über Versorgungssysteme gedachte Adoleszenzpsychiatrie könnte es schaffen diesen Übergang zu erleichtern.


Author(s):  
Christina Stadler

Dieser Beitrag diskutiert die prädiktive Validität der allgemeinen Diagnosekriterien von Störungen des Sozialverhaltens nach ICD-10 und DSM-IV-TR. Dabei wird Bezug genommen auf aktuelle Befunde, die eine Phänotypisierung früh beginnender Störungen des Sozialverhaltens auf der Basis neurobiologischer und persönlichkeitsspezifischer Faktoren nahelegen. Untersuchungsergebnisse, die auf defizitäre neurobiologische Mechanismen aggressiven Verhaltens in Bezug auf Prozesse der Emotionswahrnehmung und Emotionsregulation hinweisen, werden dargestellt, wobei auch die Bedeutung möglicher mediierender Einflüsse früher psychosozialer Erfahrungen auf neurobiologische Funktionen erörtert wird. Die klinischen Implikationen für die Klassifikation, den Verlauf und die Behandlung von Störungen des Sozialverhaltens werden abschließend diskutiert.


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