Evaluation des Musikalischen Konzentrationstrainings mit Pepe (MusiKo mit Pepe) bei Kindern mit Aufmerksamkeitsproblemen

Author(s):  
Kathrin Rothmann ◽  
Jana-Mareike Hillmer ◽  
Daniela Hosser

Fragestellung: Die vorliegende Studie überprüft die Wirksamkeit des Musikalischen Konzentrationstrainings mit Pepe (MusiKo mit Pepe) für fünf- bis zehnjährige Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen. Methodik: In einem Prä-Post-Kontrollgruppendesign (N = 108) wurden Veränderungen der Aufmerksamkeitsleistung mittels der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung für Kinder (KiTAP) sowie Veränderungen der kindlichen Lebensqualität mittels des Fragebogens für Kinder (KINDL-R) erfasst. Zusätzlich wurden Fremdbeurteilungsbögen zur Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (FBB-ADHS) sowie zur Störung des Sozialverhaltens (FBB-SSV) des Diagnostik-Systems für psychische Störungen nach ICD-10 und DSM-IV für Kinder und Jugendliche II und der Eltern- und der Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen (CBCL, TRF) eingesetzt. Ergebnisse: Es zeigen sich für die am Training teilnehmenden Kinder im Vergleich zu der Kontrollgruppe über die Zeit signifikante Verbesserungen der Aufmerksamkeitsleistung sowie der Lebensqualität. Darüber hinaus ergibt sich eine signifikante Reduktion der ADHS-Symptomatik im Eltern- und Lehrerurteil sowie eine Verminderung der Internalisierenden Probleme im Elternurteil. Die Behandlungseffektivität ist unabhängig von Alter, Geschlecht, Intelligenz und Migrationshintergrund der teilnehmenden Kinder. Schlussfolgerung: Das musikbasierte Trainingsprogramm MusiKo mit Pepe stellt eine wirkungsvolle Maßnahme zur Behandlung von Aufmerksamkeitsproblemen dar, sollten sich diese Effekte in Replikationsstudien bestätigen.

2008 ◽  
Vol 17 (4) ◽  
pp. 205-209 ◽  
Author(s):  
Rita Rosner ◽  
Maria Hagl

Bei der Posttraumatischen Belastungsstörung handelt es sich um eine vieldiskutierte Diagnose. Aktuell erörtert werden dabei die Unterschiede zwischen den beiden Diagnosesystemen DSM-IV-TR und ICD-10, deren Auswirkungen auf die klinische Praxis und spezifisch die Anwendbarkeit der Diagnosekriterien auf Kinder und Jugendliche. Außerdem werden Vorschläge zur Klassifikation im Bereich chronischer und schwerer Traumatisierung, der aktuelle Stand zur Berücksichtigung entwicklungspsychologischer Aspekte in der Modellbildung sowie Diskrepanzen zwischen Therapieforschung und Praxis dargestellt.


2012 ◽  
Vol 31 (07/08) ◽  
pp. 510-514
Author(s):  
E. Schulz ◽  
C. Fleischhaker

ZusammenfassungSchizophrene Psychosen sind mit einer Lebenszeitprävalenz von ca. 1% keine seltenen Erkrankungen. Jeder fünfte Erkrankungsfall beginnt vor dem vollendeten 18. Lebensjahr. Von der Klassifikation hat sich eine Untergliederung der Frühmanifestationen schizophrener Psychosen mit Beginn vor dem 12./14. Lebensjahr als Very Early Onset Schizophrenia (VEOS) und mit Beginn vor dem 18. Lebensjahr als Early Onset Schizophrenia (EOS) durchgesetzt. Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis werden im Kindes- und Jugendalter in den Klassifikationsschemata (ICD-10 und DSM-IV) anhand der im Erwachsenenalter bekannten Symptomatik diagnostiziert und klassifiziert. Als Risikofaktoren für einen chronischen Verlauf gelten ein junges Erkrankungsalter, das Vorhandensein von Entwicklungsstörungen und eine schlechte soziale Adaptation. Der Verlauf von im Kindes- und Jugendalter beginnenden schizophrenen Psychosen hat sich in den letzten 20 bis 30 Jahren verbessert. Unter Ausnutzung aller therapeutischen Möglichkeiten (psychotherapeutische, psychopharmakologische und psychosoziale Behandlung) kann mit einem guten psychosozialen Outcome bei zwischen 20 und 50% der Patienten gerechnet werden.


Author(s):  
Sefik Tagay ◽  
Sonja Düllmann ◽  
Enno Hermans ◽  
Nevena Repic ◽  
Regina Hiller ◽  
...  

Fragestellung: Angesichts der klinischen und wissenschaftlichen Bedeutung traumatischer Ereignisse und posttraumatischer Störungen hatte unsere Studie die Entwicklung und Überprüfung des Essener Trauma-Inventars für Kinder und Jugendliche (ETI-KJ) zum Ziel. Das neue Instrument erfasst ein breites Spektrum an potenziell traumatischen Ereignissen und soll ein geeignetes Screeningverfahren zur Identifikation der beiden Traumafolgestörungen Akute Belastungsstörung und Posttraumatische Belastungsstörung nach DSM-IV darstellen. Methodik: Das ETI-KJ wurde an einer Stichprobe von 276 Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren im Hinblick auf seine psychometrischen Kennwerte an klinischen und nicht klinischen Gruppen überprüft. Ergebnisse: Es fanden sich gute bis sehr gute Reliabilitätskennwerte, insbesondere für die Gesamtskala des ETI-KJ ergab sich eine sehr hohe interne Konsistenz. Die a priori angenommene Vier-Faktoren-Struktur (Intrusion, Vermeidung, Hyperarousal, Dissoziation) fand empirische Bestätigung. Hinweise auf eine sehr gute Konstruktvalidität zeigten sich durch signifikante Korrelationen des ETI-KJ mit weiteren Traumaskalen, Maßen der psychischen Befindlichkeit und der Ressourcenausstattung. Schlussfolgerungen: Mit dem ETI-KJ liegt im deutschen Sprachraum erstmals ein ökonomisches, reliables und valides Screeninginstrument zur differenzierten Erfassung traumatischer Ereignisse und posttraumatischer Störungen vor, dessen Einsatz sich sowohl im Forschungs- als auch im klinischen Kontext empfiehlt.


Author(s):  
Isabel Boege ◽  
Nicole Copus ◽  
Renate Schepker

Fragestellung: Evaluation zweier Behandlungsformen für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche mit Indikation zur stationären Behandlung: (1) verkürzter stationärer Aufenthalt mit sich anschließender Hometreatmentbehandlung verzahnt mit Klinikelementen aus dem stationären Spektrum (BeZuHG = Behandelt zu Hause gesund werden) (2) stationäre Regelbehandlung (TAU). Methodik: 100 konsekutiv stationär aufgenommene Kinder und Jugendliche wurden in die Studie eingeschlossen und in die Interventionsgruppe (BeZuHG) oder die Kontrollgruppe (stationäre Behandlung) randomisiert. Soziodemographische Daten, ICD-10 und DSM-IV Diagnose, Fragebögen zum psychosozialen Funktionsniveau, Schwere der Symptomatik und Ausmaß der Beeinträchtigung vor und nach der Behandlung wurden erhoben und in Bezug auf Machbarkeit, Outcome, Kontaktfrequenz und Akzeptanz der Familien für beide Behandlungsformen evaluiert. Ergebnisse: Patienten der BeZuHG-Behandlung zeigten gleich gute Behandlungs-Ergebnisse wie stationär behandelte Patienten bei gleichzeitig signifikanter Reduktion der stationären Verweildauer in der BeZuHG-Gruppe. Eine Akzeptanz des BeZuHG-Settings war von den Familien gegeben, eine bessere Einbindung der Eltern in die Behandlung war möglich. Schlussfolgerungen: Sektorenübergreifende Konzepte sollten regelhaft in das Spektrum kinder- und jugendpsychiatrischer Behandlungen integriert werden. Weitere Evaluation ist erforderlich, die Stabilität des Behandlungsergebnisses muss in einem 1-Jahres-Follow-up überprüft werden.


Author(s):  
Judith Sinzig ◽  
Nicole Bruning ◽  
Dagmar Morsch ◽  
Gerd Lehmkuhl

Zusammenfassung: Fragestellung: In dieser Studie wurden Kinder und Jugendliche mit einer autistischen Störung und solche mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) mit gesunden Kindern und Jugendlichen mit normaler Entwicklung hinsichtlich der Ausprägung von neuropsychologischen Variablen in drei unterschiedlichen Altersgruppen verglichen. Methodik: Es wurden 42 Kinder und Jugendliche mit einer autistischen Störung (High-Functioning Autismus bzw. Asperger-Syndrom), 31 Kinder mit einem ADHS (nach ICD-10 und DSM-IV) sowie 30 gesunde Kontrollkinder im Rahmen der Studie untersucht. Dabei wurden folgende neuropsychologische Testverfahren eingesetzt: 1. Testbatterie für Aufmerksamkeitsstörungen (TAP) (Daueraufmerksamkeit, Inhibition und Reaktionswechsel); 2. Cambridge Neuropsychological Automated Test Battery (CANTAB) zur Erfassung exekutiver Funktionen (Arbeitsgedächtnis und Planungsverhalten); 3 «Frankfurt Test und Training von fazialem Affekt» (FEFA) zur emotionsbezogenen Gesichtererkennung. Ergebnisse: Unsere Daten liefern Hinweise dafür, dass sich die von uns untersuchten Aufmerksamkeitsfunktionen mit zunehmendem Alter verbessern. Deutliche Unterschiede zwischen den beiden klinischen Gruppen fanden sich insbesondere für 11 bis 14-jährige im Bereich der Daueraufmerksamkeit und der Inhibition. Sowohl in Bezug auf die Exekutivfunktionen, als auch im Bereich der emotionsbezogenen Gesichtererkennung fanden sich keine statistisch bedeutsamen Unterschiede zwischen den drei Gruppen. Schlussfolgerungen: Obwohl unsere Ergebnisse aufgrund des deskriptiven Charakters der Untersuchung und der sehr kleinen Stichproben nur mit Einschränkung zu interpretieren sind, erscheint die Berücksichtigung des Alters bei der Anwendung neuropsychologischer Testverfahren sinnvoll, um so den individuellen Leistungsvoraussetzungen der unterschiedlichen Patientengruppen besser gerecht zu werden.


Author(s):  
Hyunsook Oh ◽  
Helfried Moosbrugger ◽  
Fritz Poustka

Zusammenfassung: Fragestellung: Die vorliegende Studie behandelt die Frage, ob sich klinisch auffällige Kinder und Jugendliche anhand von quantitativen und qualitativen Aufmerksamkeitsaspekten differentialdiagnostisch unterscheiden lassen. Methode: Hierzu wurden N = 88 klinisch auffällige Kinder und Jugendliche aus sieben ICD-10-Diagnosegruppen im Alter von 10 bis 18 Jahren mit dem Frankfurter Aufmerksamkeitsinventar FAIR ( Moosbrugger & Oehlschlägel, 1996 ) untersucht, dessen Testwerte in quantitativer Hinsicht die selektive Aufmerksamkeitsleistung (FAIR-L) und die Aufmerksamkeitskontinuität (FAIR-K) sowie in qualitativer Hinsicht die Selbstkontrollfunktion bei der Erbringung der Aufmerksamkeitsleistung (FAIR-Q) erfassen. Ergebnisse: Insgesamt zeigten die verschiedenen Gruppen hinsichtlich der selektiven Aufmerksamkeitsleistung und der Aufmerksamkeitskontinuität nur geringe Unterschiede und bewegten sich im durchschnittlichen Bereich. Hinsichtlich der Selbstkontrollfunktion zeigten sich jedoch beträchtliche Unterschiede, die eine differentialdiagnostische Zweiteilung der Gruppen ermöglichen. Zur Gruppe mit deutlich bis sehr deutlich verringerter Selbstkontrollfunktion zählen insbesondere die Diagnosen Schizophrenie, aber auch hyperkinetische Störungen, Störung des Sozialverhaltens, depressive Störungen und Zwangsstörungen; zur Gruppe mit hoher Selbstkontrollfunktion die Diagnose Essstörungen und sonstige neurotische Störungen. Schlussfolgerung: Die Selbstkontrollfunktion erweist sich somit zur Differentialdiagnostik bei klinisch auffälligen Kindern und Jugendlichen als leistungsstarker Aufmerksamkeitsparameter.


2020 ◽  
Vol 29 (4) ◽  
pp. 173-177
Author(s):  
Alexander von Gontard ◽  
Margarete Bolten ◽  
Monika Equit ◽  
Tina In-Albon

Zusammenfassung. Psychische Störungen sind bei Säuglingen, Klein- und Vorschulkindern mit einer Prävalenz von 10 – 15 % häufig. Sie sind vielfältig und umfassen sowohl externalisierende Störungen (wie ADHS und Störung des Sozialverhaltens) als auch internalisierende (wie Depression und Angststörungen). Sie weisen hohe Komorbiditätsraten auf und können langfristig persistieren und chronifizieren. Darüber hinaus können viele seltene Störungen junge Kinder betreffen und beeinträchtigen. Manche Störungen sind sogar spezifisch für das junge Alter. Ferner spielen die Beziehung zur Bezugsperson – und die Identifizierung von Beziehungsstörungen – eine besondere Rolle. Da die diagnostischen Kriterien der bisherigen Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-5 für junge Kinder nicht sensibel genug sind, wurde das Klassifikationssystem DC: 0 – 5 für das Alter von 0 bis 5 Jahren entwickelt. Das Ziel dieses Sonderheftes ist es, einen Überblick über die DC: 0 – 5 zu vermitteln. In der ersten Übersichtsarbeit wird der diagnostische Prozess aufgezeigt. Die zweite Übersichtsarbeit widmet sich dem Aufbau und den Neuerungen der DC: 0 – 5. Eine dritte Übersichtsarbeit untersucht die Diagnosen nach ICD-10 und DC: 0 – 5 im Vergleich in einem naturalistischen Setting. Eine letzte Originalarbeit untersucht die psychometrischen Eigenschaften des strukturierten Interviews SIVA 0 – 6, das auch für DC: 0 – 5 kodiert. Zusammengefasst ist die DC: 0 – 5 das zurzeit genaueste Klassifikationssystem zur Diagnose psychischer Störungen bei jungen Kindern in der Praxis und in der Forschung.


2005 ◽  
Vol 18 (4) ◽  
pp. 177-187 ◽  
Author(s):  
Thomas Beblo ◽  
Stephanie Schrader ◽  
Christina Brand

Zusammenfassung: Depressive Störungen bleiben häufig unentdeckt, obwohl sie zu den häufigsten psychischen Störungen gehören und bekannt ist, dass sich eine fehlende Behandlung negativ auf den Erkrankungsverlauf und die Entwicklung körperlicher Krankheiten auswirken kann. Aufgrund eines veränderten Symptomprofils und zusätzlicher differenzialdiagnostischer Fragestellungen, z. B. in der Abgrenzung zu demenziellen Erkrankungen, ergeben sich gerade bei älteren Patienten schwierige diagnostische Fragestellungen. Eine angemessene Diagnostik setzt zum einen den Einsatz kategorialer Untersuchungsverfahren voraus, die an den Klassifikationssystemen ICD-10 oder DSM-IV orientiert sind. Zur Einschätzung des Depressionsschweregrades und der Beurteilung von Krankheitsverläufen müssen zusätzlich Ratingskalen eingesetzt werden. Selbst- und Fremdratingverfahren ermöglichen dabei einen unterschiedlichen Zugang zur depressiven Symptomatik, weshalb beide Verfahrenstypen verwendet werden sollten. Da die meisten bekannten Verfahren nicht für die Diagnosestellung im höheren Lebensalter konstruiert wurden, erfordert der diagnostische Prozess einen feinfühligen, die Besonderheiten depressiver Störungen im Alter berücksichtigenden Umgang mit diesen Verfahren.


2000 ◽  
Vol 9 (2) ◽  
pp. 116-126 ◽  
Author(s):  
Birgit Brühl ◽  
Manfred Döpfner ◽  
Gerd Lehmkuhl
Keyword(s):  
Icd 10 ◽  

Zusammenfassung. Fragestellung: Der Fremdbeurteilungsbogen für Hyperkinetische Störungen (FBB-HKS) ist Bestandteil des Diagnostik-Systems für Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter nach ICD-10 und DSM-IV (DISYPS-KJ). Er erfaßt in 20 Items die Symptomkriterien nach ICD-10 und DSM-IV. Die vorliegende Studie untersucht die Häufigkeit der einzelnen Symptome, sie überprüft die Reliabilität der Subskalen und der Gesamtskala, die Skalenkorrelationen sowie Alters- und Geschlechtseffekte. Stichprobe: Der Fragebogen wurde in einer Feldstichprobe von N = 165 Eltern von Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren beantwortet. Ergebnis: Bei Jungen schwanken die Symptomprävalenzen zwischen 31,4 % für “zappeln” und 8,1 % für “nicht beenden”, “schlecht organisieren” und “fühlt innere Unruhe”. Sie sind damit um das zwei- bis zwölffache gegenüber Mädchen erhöht. Bei 11 von 20 Items konnte das erhöhte relative Risiko gegen den Zufall abgesichert werden. Die Reliabilität der Subskalen Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität sowie der Gesamtauffälligkeitsskala ist zufriedenstellend bis sehr gut. Auf allen Skalen konnten deutlich höhere Rohwerte bei Jungen im Vergleich zu Mädchen nachgewiesen werden. Es war jedoch kein signifikanter Alterseffekt feststellbar. Schlußfolgerung: Der Fremdbeurteilungsbogen für Hyperkinetische Störungen (FBB-HKS) ist für die untersuchte Altersgruppe als Elternfragebogen ein intern konsistentes Verfahren. Mit der Vorlage von Normen kann er in der Praxis gut eingesetzt werden.


2005 ◽  
Vol 14 (4) ◽  
pp. 244-254 ◽  
Author(s):  
Christiane Desman ◽  
Franz Petermann

Zusammenfassung. Bereits mit Erscheinen des DSM-IV wurde die Validität der dort benannten Subtypen der ADHS hinterfragt. Hinzu kommt eine abweichende Subgruppenbildung in der ICD-10. Seitdem sind die Subtypen in verschiedenen Zusammenhängen untersucht worden. Dabei festgestellte Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Subtypen werden aus sechs Perspektiven (verhaltensbezogen, genetisch, geschlechtsspezifisch, entwicklungsbezogen, neurobiologisch, neuropsychologisch) betrachtet, um Informationen über mögliche notwendige Veränderungen im DSM-V zu erlangen. Die Befunde legen zunächst nahe, sich bei zukünftigen Klassifikationskriterien nicht auf die Verhaltensebene zu beschränken, sondern insbesondere neuropsychologische aber auch neurobiologische Aspekte einzubeziehen. So wird unter Berücksichtigung dieser Ebenen für den bisherigen vorwiegend unaufmerksamen Subtyp eine weitere Differenzierung angedeutet: in eine Gruppe mit verlangsamtem kognitiven Tempo, die eventuell sogar eine eigenständige Störung darstellt, sowie einen vorwiegend unaufmerksamen Subtyp der ADHS, der aber schwache Symptome der Hyperaktivität und Impulsivität aufweist. Des Weiteren deutet sich zwar auf einigen Ebenen ein eigenständiger Subtyp ADHS mit komorbiden Störungen des Sozialverhaltens beziehungsweise einer Hyperkinetischen Störung des Sozialverhaltens an. Jedoch sind Befunde anderer Ebenen noch nicht eindeutig und somit ist weitere Forschung notwendig. Zudem scheinen gesonderte Kriterien für die Geschlechter nicht erforderlich, vielmehr sollte stärker beachtet werden, dass auch Mädchen diese Störung aufweisen können. Abschließend werden Implikationen für zukünftige Klassifikationen und ihre Bedeutung für unterschiedliche Behandlungsverfahren diskutiert.


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