Wie effektiv sind Interventionen bei Kindern und Jugendlichen mit Störungen des Sozialverhaltens? - eine Inanspruchnahmestudie
Zusammenfassung: Fragestellung: Aggressiv-dissoziale Verhaltensweisen im Kindes- und Jugendalter zählen zu den häufigsten Verhaltensproblemen in dieser Altersgruppe mit ungünstigem Verlauf. Ziel der Arbeit war es anhand einer ambulanten und stationären Stichprobe diagnosebezogen den Behandlungserfolg von Patienten mit einer Störung des Sozialverhaltens zu beurteilen und einen möglichen Zusammenhang mit Faktoren aus dem psychosozialen Umfeld des Kindes zu analysieren. Methodik: Es wurden retrospektiv Daten über 10 Jahre von ambulant (n = 1181) und stationär (n = 1156) behandelten Patienten mit einer Störung des Sozialverhaltens sowie «internalisierenden» Störungen erhoben. Die Gruppe der Patienten mit Sozialverhaltensstörungen wurde in Subgruppen («I»: F90.1; «E»: F91.2, F92; «D»: F91.1, F91.3) unterteilt. Der Behandlungserfolg wurde anhand einer Verbesserung auf der Skala zur Gesamtbeurteilung von Kindern und Jugendlichen (SGKJ) erfasst. Mögliche Prädiktoren wurden mittels des Fisher Exakter Test und der Logistischen Regression untersucht. Ergebnisse: Der beste Outcome wurde in der Gruppe «I» erzielt. Der Behandlungserfolg der stationären Patienten war deutlich größer als in der ambulant behandelten Patientengruppe. Als wichtige Prädiktoren erwiesen sich die Kooperation von Eltern und Kind, die Schwere der Funktionsbeeinträchtigung, psychosoziale Risiken und eine Stimulanzienmedikation. Schlussfolgerung: Die Effektivität eines ambulanten Behandlungsangebotes bei Kindern und Jugendlichen mit Störungen des Sozialverhaltens kann durch aufsuchende und familienzentrierte Angebote sowie den Einsatz von Pharmakotherapie erhöht werden.