Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter nach SKID-II
Zusammenfassung: Fragestellung: Ziel der vorliegenden Untersuchung war eine Überprüfung der Anwendbarkeit des Strukturierten Klinischen Interviews für DSM-IV, Achse II: Persönlichkeitsstörungen (SKID-II) im Jugendalter sowie eine Untersuchung zur Übereinstimmung zwischen SKID-II Diagnosen und klinischem Urteil. Zusätzlich wurde der Frage nachgegangen, welche Faktoren bei Patientinnen einer jugendpsychiatrischen Inanspruchnahmepopulation Persönlichkeitsstörungen (PS) prognostizieren. Methodik: Insgesamt wurden 110 stationär behandelte, jugendpsychiatrische Patienten im Alter von 14-18 Jahren mit dem SKID-II und dem Persönlichkeitsstil- und Störungsinventar (PSSI) untersucht. Ergebnisse: 32.7% der untersuchten Patienten zeigten nach SKID-II die Diagnose einer PS. Die Übereinstimmung zwischen kategorialem Urteil (PS liegt vor versus PS liegt nicht vor) des SKID-II und der klinischen Diagnose erwies sich insgesamt als niedrig. Lediglich für die histrionische PS und für die Borderline-PS ergaben sich annehmbare bis sehr gute Übereinstimmungen. Logistische Regressionsanalysen identifizierten «Anorexia nervosa (bulimisch)», «einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung/Störung des Sozialverhaltens (ADHD/SSV)» und «Schicht» als relevante prognostische Faktoren für PS. Schlussfolgerungen: Das SKID-II, das primär für Erwachsene entwickelt wurde, ist für den Gebrauch bei Jugendlichen gut einsetzbar. Im jugendpsychiatrischen Bereich sind die Diagnosen Anorexia nervosa (bulimisch) und ADHD/SSV eng mit der Entwicklung einer PS assoziiert.