Integrierte Komplexbehandlung bei extremer Anorexia nervosa

Praxis ◽  
2019 ◽  
Vol 108 (14) ◽  
pp. 923-930
Author(s):  
Gabriella Milos ◽  
Maria Wolf ◽  
Lara Robetin ◽  
Melanie Sprenger ◽  
Settimio Monteverde ◽  
...  

Zusammenfassung. Die gravierende körperliche, psychische und psychosoziale Morbidität infolge von Anorexia nervosa wird von Betroffenen häufig trotz ausgeprägter Einschränkungen als weniger schwerwiegend wahrgenommen als von ihrem Umfeld. Ärzte und andere Fachpersonen im Gesundheitswesen sind daher regelmässig mit der Schwierigkeit konfrontiert, dass dringend notwendige medizinische Massnahmen von Betroffenen als unnötig oder sogar bedrohlich angesehen und abgelehnt werden. Obwohl Patientinnen und Patienten mit Anorexia nervosa sich in der Regel eine Verbesserung ihres Zustands wünschen, sind sie meist nur als Reaktion auf hohen äusseren Druck in der Lage, eine Behandlung, die auf eine Normalisierung des Essverhaltens und eine Gewichtszunahme abzielt, zuzulassen. Zur Behandlung der Patientinnen und Patienten ist in Anbetracht dieser Ausgangslage ein interdisziplinäres Team erforderlich, das Erfahrung mit diesen Behandlungen hat. Eine enge Zusammenarbeit ist nötig, um einen tragenden Behandlungsrahmen gewährleisten zu können.

2020 ◽  
Vol 77 (6) ◽  
pp. 252-257
Author(s):  
Johannes Grolimund

Zusammenfassung. Chronische, postoperative Schmerzen sind häufig, so auch bei Patienten nach handchirurgischen Eingriffen. Bezüglich der Identifikation von Risiko- und Schutzfaktoren hinsichtlich chronischer, postoperativer Schmerzen wurden beträchtliche Fortschritte erzielt. Psychologische Aspekte – das heisst kognitive, affektive und solche auf Verhaltensebene – einschliesslich Depressivität, Angst, Schmerzkatastrophisieren und Vertrauen des Patienten in den Behandler spielen eine zentrale Rolle für die Vorhersage der Wahrscheinlichkeit, chronische, postoperative Schmerzen zu entwickeln. Diese Faktoren sind messbar und dienen als wichtige Ansatzpunkte für spezifische, psychologische Interventionen durch den Chirurgen oder ein interdisziplinäres Team. Die empirische Evaluation dieser Behandlungen zeigt, dass psychologische als auch interdisziplinäre, multimodale Interventionen von chirurgischen Patienten akzeptiert werden und in der Lage sind, postoperative Schmerzen und Beeinträchtigung zu reduzieren.


Author(s):  
Betteke Maria van Noort ◽  
Ernst Pfeiffer ◽  
Ulrike Lehmkuhl ◽  
Viola Kappel
Keyword(s):  

Fragestellung: Erwachsene mit Anorexia nervosa (AN) zeigen vor und nach Gewichtsrehabilitation Beeinträchtigungen kognitiver Funktionen. Im Bereich der kindlichen und früh-adoleszenten AN besteht ein großer Bedarf an strukturierten Untersuchungen der kognitiven Funktionen. Bisherige Studien weisen methodische Inkonsistenzen bezüglich der Testauswahl und der Operationalisierung kognitiver Funktionen auf, die die Interpretierbarkeit und Vergleichbarkeit der Befunde deutlich einschränken. Um diese Inkonsistenzen zu verringern, wurde eine neuropsychologische Testbatterie, das sogenannte „Ravello Profil“ entwickelt, das bisher jedoch nicht für den deutschen Sprachraum zur Verfügung steht. Die vorliegende Arbeit stellt daher eine für den deutschen Sprachraum adaptierte Version des Ravello Profils vor und überprüft dessen Anwendbarkeit im Kindes- und Jugendalter. Methodik: Das Ravello Profil wurde für den deutschen Sprachraum adaptiert. Anhand von drei Fallbeispielen wurde die Durchführbarkeit des Ravello Profils bei Kindern und Jugendlichen mit AN überprüft. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Fallbeispiele verdeutlichen die Anwendbarkeit des adaptierten Ravello Profils bei Kindern und Jugendlichen mit AN. Das Ravello Profil ermöglicht somit auch im deutschen Sprachraum methodisch konsistente Untersuchungen kognitiver Funktionen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit AN. Mithilfe des Ravello Profils kann die Rolle kognitiver Funktionen bei der Entstehung einer AN über eine umfassende Altersspanne systematisch untersucht werden.


Author(s):  
Julia Huemer ◽  
Maria Haidvogl ◽  
Fritz Mattejat ◽  
Gudrun Wagner ◽  
Gerald Nobis ◽  
...  

Objective: This study examines retrospective correlates of nonshared family environment prior to onset of disease, by means of multiple familial informants, among anorexia and bulimia nervosa patients. Methods: A total of 332 participants was included (anorexia nervosa, restrictive type (AN-R): n = 41 plus families); bulimic patients (anorexia nervosa, binge-purging type; bulimia nervosa: n = 59 plus families). The EATAET Lifetime Diagnostic Interview was used to establish the diagnosis; the Subjective Family Image Test was used to derive emotional connectedness (EC) and individual autonomy (IA). Results: Bulimic and AN-R patients perceived significantly lower EC prior to onset of disease compared to their healthy sisters. Bulimic patients perceived significantly lower EC prior to onset of disease compared to AN-R patients and compared to their mothers and fathers. A low family sum – sister pairs sum comparison – of EC had a significant influence on the risk of developing bulimia nervosa. Contrary to expectations, AN-R patients did not perceive significantly lower levels of IA compared to their sisters, prior to onset of disease. Findings of low IA in currently ill AN-R patients may represent a disease consequence, not a risk factor. Conclusions: Developmental child psychiatrists should direct their attention to disturbances of EC, which may be present prior to the onset of the disease.


Author(s):  
Jochen Seitz ◽  
Katharina Bühren ◽  
Georg G. von Polier ◽  
Nicole Heussen ◽  
Beate Herpertz-Dahlmann ◽  
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Objective: Acute anorexia nervosa (AN) leads to reduced gray (GM) and white matter (WM) volume in the brain, which however improves again upon restoration of weight. Yet little is known about the extent and clinical correlates of these brain changes, nor do we know much about the time-course and completeness of their recovery. Methods: We conducted a meta-analysis and a qualitative review of all magnetic resonance imaging studies involving volume analyses of the brain in both acute and recovered AN. Results: We identified structural neuroimaging studies with a total of 214 acute AN patients and 177 weight-recovered AN patients. In acute AN, GM was reduced by 5.6% and WM by 3.8% compared to healthy controls (HC). Short-term weight recovery 2–5 months after admission resulted in restitution of about half of the GM aberrations and almost full WM recovery. After 2–8 years of remission GM and WM were nearly normalized, and differences to HC (GM: –1.0%, WM: –0.7%) were no longer significant, although small residual changes could not be ruled out. In the qualitative review some studies found GM volume loss to be associated with cognitive deficits and clinical prognosis. Conclusions: GM and WM were strongly reduced in acute AN. The completeness of brain volume rehabilitation remained equivocal.


Praxis ◽  
2019 ◽  
Vol 108 (14) ◽  
pp. 931-936
Author(s):  
Sarah Stidwill ◽  
Iris Cook-Müller

Zusammenfassung. Essstörungen wie Anorexia nervosa und Bulimia nervosa werden bevorzugt interdisziplinär therapiert. Neben somatischer und psychologischer/psychiatrischer Fachbegleitung stellt die Ernährungsberatung einen wichtigen Pfeiler dar. Die Er- und Bearbeitung verschiedener Themen wie inkorrektes Ernährungswissen, Hunger und Sättigung, Verbote und schlechtes Gewissen sind zentral. Auf den Erfolg wirkt sich die therapeutische Beziehung zur Ernährungsfachperson aus.


2010 ◽  
Vol 39 (4) ◽  
pp. 251-260 ◽  
Author(s):  
Karolin Neubauer ◽  
Caroline Bender ◽  
Brunna Tuschen-Caffier ◽  
Jennifer Svaldi ◽  
Jens Blechert

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Empirische Befunde zeigen, dass körperbezogenes Kontrollverhalten und die zugrunde liegenden Kognitionen eine zentrale Rolle in der Aufrechterhaltung von Essstörungspsychopathologie spielen. Fragestellung: Eine deutschsprachige Version der Body Checking Cognitions Scale (BCCS) soll teststatistisch überprüft werden. Methode: Frauen mit Anorexia Nervosa (n = 19), Bulimia Nervosa (n = 22) und Binge-Eating Störung (n = 28) sowie eine weibliche nicht-klinische Vergleichsgruppe (n = 195) füllten die BCCS sowie weitere Fragebögen zur Essstörungspsychopathologie aus. Ergebnisse: Das 4-Faktorenmodell der englischsprachigen Originalversion zeigte in Faktorenanalysen die beste Passung. Die deutschsprachige BCCS erwies sich als intern konsistent und zeigte eine zufriedenstellende konvergente und diskriminante Validität. Schlussfolgerungen: Die deutschsprachige BCCS ist ein reliabler und valider Selbstbeurteilungsfragebogen. Sie stellt ein vielversprechendes Instrument zum Einsatz in der Essstörungstherapie und -forschung dar.


2019 ◽  
Vol 28 (4) ◽  
pp. 230-241 ◽  
Author(s):  
Silke Naab ◽  
Markus Fumi ◽  
Sandra Schlegl ◽  
Ulrich Voderholzer

Zusammenfassung. Anorexia nervosa und Bulimia nervosa betreffen vor allem Jugendliche sowie junge Erwachsene, wobei das Ersterkrankungsalter sinkt, und bei Anorexia nervosa bereits 8-Jährige betroffen sein können. Häufig ist der Verlauf chronisch und kann sowohl schwere körperliche als auch psychische Komorbiditäten nach sich ziehen. Schlimmstenfalls enden Essstörungen tödlich (je nach Schweregrad der Erkrankung Mortalitätsraten bis zu 15 % bei Anorexia nervosa). Ein frühzeitiger Therapiebeginn geht mit einer verbesserten Prognose einher, weshalb die rasche Diagnosestellung von großer Bedeutung ist. Wesentlich hierfür ist die sichere Kenntnis der Diagnosekriterien sowie der essstörungstypischen Folgen. Es werden Aspekte der Symptomatik, Diagnostik, Differentialdiagnostik, Epidemiologie, Pathogenese, Funktionalität, sowie Therapiemöglichkeiten und eigene sowie internationale Studienergebnisse mit Schwerpunkt auf der stationären Therapie von Jugendlichen mit Anorexia nervosa und Bulimia nervosa ausgeführt.


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