Schwere Tirofiban-induzierte Thrombozytopenie und thrombotische Mikroangiopathie nach perkutaner Koronarintervention

2019 ◽  
Vol 144 (02) ◽  
pp. 109-113 ◽  
Author(s):  
Felix Nettersheim ◽  
Christopher Hohmann ◽  
Roman Pfister ◽  
Guido Michels

Zusammenfassung Anamnese und klinischer Befund Ein 76-jähriger Patient wurde bei Nicht-ST-Streckenhebungsinfarkt (NSTEMI) einer Koronarangiografie zugeführt. Untersuchungen und Diagnose Bei Verschluss der rechten Herzkranzarterie erfolgte eine Koronarintervention mit Stentimplantation. Bei hoher Thrombus-Last wurde eine Therapie mit Tirofiban initiiert. Im kurzzeitigen Verlauf entwickelte der Patient eine hämodynamische Instabilität, Hämoptysen sowie einen erheblichen Thrombozyten-Abfall. Therapie und Verlauf Die Tirofiban-Therapie wurde sofort beendet. Unter Volumentherapie gelang eine hämodynamische Stabilisierung und die Hämoptysen sistierten. Der Patient erhielt ein Thrombozyten-Konzentrat und Prednisolon, woraufhin sich die Thrombozyten stabilisierten. Am Folgetag kam es zu einer erheblichen Lungenblutung mit asphyktischem Herzkreislauf-Stillstand und 2 Tage später zu einem erneuten Thrombozyten-Abfall. Trotz Normalisierung der Thrombozyten nach erneuter Transfusion verstarb der Patient an den Folgen einer Sepsis. Folgerung Die Thrombozytopenie ist eine seltene, aber potenziell schwerwiegende Komplikation der Tirofiban-Therapie. Empfohlene Maßnahmen sind die sofortige Beendigung der Medikation, der Ausschluss möglicher Differenzialdiagnosen sowie gegebenenfalls die Substitution von Thrombozyten.

2020 ◽  
Vol 145 (21) ◽  
pp. 1559-1561
Author(s):  
Walter Johannes Smits ◽  
Heinz-Hubert Feucht ◽  
Frank Oellig ◽  
Bernhard Zöllner

Zusammenfassung Anamnese und klinischer Befund Die 60-jährige Patientin wurde vor 34 Monaten von ihrer Katze am linken Augenlid gekratzt. Danach kam es zu chronischen, langsam progredienten Hautveränderungen mit sich verstärkenden Kopfschmerzen. Therapieversuche mit Kortison, Pimecrolimus, Pregabalin und Metamizol waren erfolglos. Nach 24 Monaten klagte sie über starken Bulbus-Schmerz am linken Auge, zunehmende Schmerzen bei Augenbewegungen und große Lichtempfindlichkeit. Es zeigten sich granulomatöse Papeln im Bereich des Auges. Untersuchungen und Diagnose Die interdisziplinären Untersuchungsbefunde und klinisch-chemischen Parameter waren unauffällig. Eine Biopsie aus dem Lidbereich erbrachte den Nachweis von Delftia acidovorans mittels bakterieller 16S-rRNA-PCR. Therapie und Verlauf Unter der Therapie mit Piperacillin/Tazobactam 3-mal 4,5 g/d i. v. für 10 Tage kam es zu einer raschen klinischen Besserung, sodass die Patientin nach 11 Tagen entlassen werden konnte. Nach weiteren 10 Monaten war sie rezidiv- und beschwerdefrei. Folgerung D. acidovorans ist bislang nicht als zoonotischer Erreger in Erscheinung getreten, sollte aber bei Verletzungen durch Tiere in die differenzialdiagnostischen Erwägungen einbezogen werden.


2020 ◽  
Vol 145 (19) ◽  
pp. 1400-1404
Author(s):  
Tillmann Speer ◽  
Marko Fiege ◽  
Christian Fastner

Zusammenfassung Einleitung Das Tako-Tsubo-Syndrom (TTS) beschreibt eine transiente ventrikuläre Dysfunktion. Symptome und Komplikationsrate ähneln denen eines Myokardinfarkts. Anamnese Eine 81-jährige Patientin wurde zur Thrombendarteriektomie der linken Femoralarterie aufgenommen. Kurz zuvor war ein biologischer Aortenklappenersatz durchgeführt und eine koronare Herzkrankheit ausgeschlossen worden. Narkoseeinleitung und klinischer Befund Nach Narkoseeinleitung kam es zu einer relevanten arteriellen Hypotonie und Sinusbradykardie. Nach Katecholamin-Gabe zeigten sich transient angehobene ST-Strecken, welche postoperativ eine Myokardinfarkt-ähnliche Dynamik entwickelten. Echokardiografisch und in den kardialen Enzymen waren initial keine Auffälligkeiten zu beobachten. Therapie, Verlauf und Diagnose Nach einem symptomfreien Intervall entwickelte die Patienten am dritten postoperativen Tag unvermittelt eine schwere kardiale Dekompensation. Nun war das Vollbild eines TTS zu erkennen. Unter Therapie mit Levosimendan gelang eine Stabilisierung des klinischen Zustands. Folgerung Dynamische EKG-Veränderungen in der perioperativen Situation erfordern stets eine differenzierte Diagnostik und ggf. eine längere Überwachung. Das TTS ist hierbei eine relevante und komplikationsbehaftete Differenzialdiagnose.


2021 ◽  
Vol 146 (09) ◽  
pp. 603-607
Author(s):  
Meike Schüßler ◽  
Frank Müller ◽  
Dominic Rauschning

Zusammenfassung Anamnese und klinischer Befund Ein 68 Jahre alter männlicher Patient mit einer Psoriasis und einem bullösen Pemphigoid als Grunderkrankungen entwickelte unter einer länger anhaltenden, höher dosierten immunsuppressiven Therapie mit Methylprednisolon eine klinische Beschwerdesymptomatik mit trockenem Reizhusten, einer progredienten Dyspnoe und Fieber. Untersuchungen und Diagnose Im CT-Thorax zeigten sich beidseitige Milchglasinfiltrate. Nach Ausschluss von COVID-19 wurde eine Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie (PCP) nachgewiesen. Therapie und Verlauf Es wurde daraufhin eine entsprechende hochdosierte Therapie mit Trimethoprim-Sulfamethoxazol zeitnah eingeleitet. Gleichwohl entwickelte sich ein komplizierter Verlauf mit bakterieller Superinfektion und pulmonaler Aspergillose sowie ARDS.  Diskussion und Folgerung In Abgrenzung zu COVID-19 werden der typische Verlauf sowie Diagnostik und Therapie der Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie diskutiert. Es wird insbesondere darauf abgehoben, dass auch in einer Pandemiesituation nicht alle Milchglasinfiltrate im CT-Thorax-Bild auf COVID-19 zurückzuführen sind. Mögliche Differenzialdiagnosen sollten stets bedacht und in der Diagnostik berücksichtigt werden.


2018 ◽  
Vol 14 (1) ◽  
pp. 26-31
Author(s):  
F. Person ◽  
P. F. Zipfel ◽  
T. Wiech

2019 ◽  
Vol 144 (13) ◽  
pp. 893-896
Author(s):  
Merlin Wennmann ◽  
Guido Trenn
Keyword(s):  

ZusammenfassungDie eosinophile gastrointestinale Erkrankung (EGID) ist ein seltenes Krankheitsbild weitgehend unklarer Ätiologie. Wir beschreiben im Folgenden den Fall eines 79-jährigen Patienten mit der Erstdiagnose einer eosinophilen Gastritis mit hämorrhagisch-ulzerösem Verlauf und einer raschen Rekurrenz der Erkrankung nach Absetzen der medikamentösen Therapie. Anamnese und klinischer Befund Der Patient gab an, seit mehreren Tagen Teerstuhl abzuführen. Zum Aufnahmezeitpunkt war der Patient beschwerdefrei. Die bestehende Medikation wurde in letzter Zeit nicht verändert. Untersuchungen und Diagnose Gastroskopisch, endosonografisch und im CT fand sich ein malignitätsverdächtiger Tumor im Corpus ventriculi. Erst die histopathologische Untersuchung lieferte die korrekte Diagnose. Therapie und Verlauf Der Patient wurde mit Prednisolon und PPI behandelt. Hierunter kam es zu einer Regredienz des Befundes und einer klinischen Vollremission. Ein Auslassversuch führte kurze Zeit später zu einem fulminanten Rezidiv. Nach Wiederaufnahme der medikamentösen Therapie war das erneut nachgewiesene gastrale Ulkus rasch rückläufig. Folgerung Die EGID ist vom klinischen Erscheinungsbild her kaum zu identifizieren. Zur Diagnosestellung bedarf es einer histopathologischen Begutachtung. In der Behandlung spielen vor allem orale Glukokortikoide eine Rolle. Es sind sowohl Einzelepisoden als auch chronisch-rezidivierende Verläufe beobachtet worden. Die zur Therapie eingesetzten Medikamente sollten daher nur vorsichtig und unter regelmäßiger Befundkontrolle ausgeschlichen werden.


2019 ◽  
Vol 144 (18) ◽  
pp. 1276-1279
Author(s):  
Hilte F. Geerdes-Fenge ◽  
Micha Löbermann ◽  
Philipp Warnke ◽  
Annette Zimpfer ◽  
Emil C. Reisinger
Keyword(s):  
Fdg Pet ◽  

Zusammenfassung Anamnese und klinischer Befund Ein 67-jähriger Patient entwickelte akute Kopfschmerzen, nach 2 Tagen zusätzlich Schüttelfrost und Fieber. Ein Infektfokus konnte nicht gefunden werden, periphere Lymphknoten waren nicht palpabel. Untersuchungen und Diagnose Nach 2 Wochen wurden in einer 18F-FDG-PET-Computertomografie multiple mediastinale, supraklavikuläre und axilläre Lymphknotenschwellungen gesehen. Histologisch zeigten sich epitheloidzellige Granulome mit zentraler Nekrose. Tuberkulose wurde immunologisch und mikrobiologisch ausgeschlossen. Serologisch wurde eine akute Tularämie diagnostiziert. Therapie und Verlauf Unter der Therapie mit Ciprofloxacin für 20 Tage kam es zum Abklingen der Kopfschmerzen und Normalisierung der Entzündungsparameter. Folgerung Infektionsquelle war das Einatmen erregerhaltigen Staubs beim Herausreißen einer Efeuhecke 2 Tage vor Symptombeginn. Die Tularämie (Hasenpest) ist eine Zoonose, die direkt von infizierten Tieren oder indirekt über Zecken und Mücken, inhalativ durch Einatmen von kontaminiertem Staub oder durch Ingestion von kontaminiertem Wasser übertragen werden kann. Beim histologischen Nachweis epitheloidzelliger Granulome mit Nekrosen ist die Tularämie eine seltene Differenzialdiagnose.


2020 ◽  
Vol 145 (11) ◽  
pp. 783-786
Author(s):  
Louisa M. S. Gerhardt ◽  
Lisa Sabath ◽  
Beat Müller ◽  
Joel Capraro ◽  
Katrin Borm

Zusammenfassung Anamnese und klinischer Befund Ein 58-jähriger Mann stellte sich mit therapierefraktärer Hypokaliämie und rascher Gewichtszunahme vor. Klinisch bestanden hypertensive Blutdruckwerte, eine stammbetonte Adipositas und ausgeprägte Beinödeme. Untersuchungen und Diagnose Die Laboruntersuchungen ergaben eine hypokaliämische metabolische Alkalose bei ACTH-abhängigem Hyperkortisolismus. Die Thorax-Abdomen-CT zeigte eine pulmonale Raumforderung und eine Raumforderung der rechten Nebenniere. Bioptisch wurde die Diagnose eines ACTH-produzierenden kleinzelligen Lungenkarzinoms gestellt. Therapie und Verlauf Unter Therapie mit Ketoconazol und Chemotherapie war der Tumor größenregredient, der Hyperkortisolismus konnte kontrolliert werden. Die Raumforderung der rechten Nebenniere war im Verlauf größenkonstant, sodass wir von einem inzidentellen Nebennierenadenom ausgingen. Folgerung Die Diagnose des paraneoplastischen Cushing-Syndroms kann eine Herausforderung sein, da klassische Cushing-Stigmata aufgrund des raschen Auftretens fehlen können. Bei neu aufgetretener, therapierefraktärer Hypokaliämie, metabolischer Alkalose und arterieller Hypertonie sollte man daher nicht zuletzt an Hyperkortisolismus denken.


Praxis ◽  
2003 ◽  
Vol 92 (9) ◽  
pp. 406-408
Author(s):  
Strub

Die 40-jährige Patientin stellt sich wegen neu aufgetretenen Unterschenkel- und Gesichtsödemen vor. Sie ist bereits seit Jahren wegen einer therapiebedürftigen HIV-Infektion bekannt, die antiretroviralen Medikamente nimmt sie jedoch unregelmässig ein. Im Blutbild finden sich eine deutliche Anämie und Thrombozytopenie. Wegen einer massiven Proteinurie wird eine Nierenbiopsie durchgeführt. Es zeigt sich eine thrombotische Mikroangiopathie und eine wahrscheinlich Hepatitis C-assoziierte proliferative Glomerulonephritis. Die thrombotische Mikroangiopathie ist eine seltene Erkrankung und kann alle Organe befallen, wobei es immer zu einer hämolytischen Anämie und einer Thrombozytopenie kommt, meist auch zu Fieber. Die Krankheitsinzidenz scheint durch die HIV-Infektion erhöht zu sein und die Prognose ist insbesondere bei fortgeschrittener AIDS-Erkrankung trotz Plasmapherese schlecht.


2019 ◽  
Vol 98 (10) ◽  
pp. 715-717
Author(s):  
Matthias Stadler
Keyword(s):  

Fallbeschreibung und klinischer BefundWir berichten über einen 22-jährigen Mann kaukasischer Herkunft, der an unserer Akutambulanz mit Einweisung vom Hausarzt aufgrund eines hochfieberhaften Infekts und Verdacht auf Meningitis vorstellig wurde. Der Patient präsentierte sich verwirrt und lichtempfindlich. Es bestanden immer wieder somnolente Phasen, Fieber konnte bei Novalgin-Einnahme zum Aufnahmezeitpunkt keines gemessen werden. Der Patient war zudem tachypnoisch, es bestand bei der klinisch-neurologischen Untersuchung ein deutlicher Meningismus. Zusätzlich war eine prominente Schwellung des rechten Oberlids ohne nennenswerte Rötung auffällig. Seit vier Tagen wurde eine vom Hausarzt verordnete orale Antibiose (Makrolid) eingenommen. Ansonsten bestanden keinerlei Vorerkrankungen und auch keine Dauermedikation.


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