Neue Therapieansätze bei progredienter Multipler Sklerose

2019 ◽  
Vol 87 (11) ◽  
pp. 653-671
Author(s):  
Simon Faissner ◽  
Ralf Gold

Die Therapie der Multiplen Sklerose hat sich in den letzten Jahren durch die Entwicklung neuer Medikamente für die schubförmige Phase der Erkrankung umfangreich gewandelt. Die Entwicklung von Medikamenten für Progression war bisher hingegen weniger erfolgreich. Neue Substanzen umfassen den in Europa und den USA zugelassenen B-Zell depletierenden Antikörper Ocrelizumab, der bei primär progredienter MS mit Krankheitsaktivität zugelassen ist, sowie den Sphingosin-1-Phosphat Modulator Siponimod, der aktuell in der Zulassungsphase für sekundär-chronisch progrediente MS ist. Progression ist durch chronische Inflammation mit Aktivierung von T- und B-Zellen sowie Mikroglia mit Freisetzung reaktiver Sauerstoffmetabolite, altersabhängige Akkumulation von Eisen und damit einhergehend neuronaler Degeneration gekennzeichnet. In dieser Arbeit soll eine Übersicht über das Verständnis der Pathogenese und vielversprechende Therapieansätze für Progression in unterschiedlichen Stadien der Entwicklung gegeben werden.

2012 ◽  
Vol 69 (9) ◽  
pp. 517-522 ◽  
Author(s):  
J. Seiffge ◽  
Nedeltchev ◽  
A. Lyrer
Keyword(s):  

Nach 60 Jahren der Monopolstellung von Vitamin-K Antagonisten (VKA) zur Primär- und Sekundärprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) haben nun neue Substanzen, Dabigatran, Rivaroxaban und Apixaban, den Beweis der gleicher Wirksamkeit bei geringer Rate von Blutungskomplikationen erbracht. Auch wenn die neuen Substanzen klare Vorteile gegenüber VKA zeigen (fixe Dosierung, keine Gerinnungskontrollen, weniger Interaktionen mit Lebensmitteln und anderen Medikamenten) lässt sich aktuell bei keiner der Substanzen ein klarer Vorteil erkennen. Welche Patienten sind Kandidaten für die neuen oralen Antikoagulanzien (oAK)? Die präsentierten Studiendaten beziehen sich ausschließlich auf die Primär- und Sekundärprävention bei VHF. Ideale Kandidaten für die neuen Substanzen sind aus heutiger Sicht Patienten mit VHF, deren Einstellung auf einen therapeutischen INR sich mit VKA als schwierig erweist bzw. die regelmäßige Blutentnahmen nicht wünschen oder aber deren Durchführung schwierig ist (z. B. weite Entfernung zum nächsten Arzt). Dies kann auch auf Patienten nach Hirnschlag infolge Vorhofflimmerns angewendet werden. Welche Patienten erhalten (weiterhin) VKA? Es besteht keine Indikation, Patienten die jahrelang unter VKA-Therapie stabil gewesen sind und insbesondere stabile INR-Werte innerhalb des therapeutischen Bereichs aufweisen auf eine der neuen Substanzen umzustellen. Auch wird weiterhin eine Therapie mit VKA notwendig sein bei Patienten mit einer schweren Niereninsuffizienz oder Patienten, die eine Therapie mit einem Medikament benötigen, welches mit den neuen oAK interagiert (z. B. Ketoconazol) oder eine weitere Indikation für VKA (z. B. ein mechanischer Herzklappenersatz) besitzen.


2010 ◽  
Vol 29 (05) ◽  
pp. 267-272
Author(s):  
O. Aktas ◽  
H.-P. Hartung

ZusammenfassungDie Multiple Sklerose (MS) ist die in unseren Breitengraden häufigste chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die bereits im jungen Erwachsenenalter zu deutlichen neurologischen Behinderungen führen kann. Obwohl eine ursächlich kurative Behandlung der MS nicht möglich ist, konnten in den letzten Jahren aus der grundlagenorientierten MS-Forschung neue therapeutische Konzepte entwickelt werden. Neuesten Erkenntnissen nach sind bereits in Anfangsstadien der MS ausgeprägte entzündlich-neurodegenerative Veränderungen vorhanden. Das Ausmaß der neuronalen Schädigung wird als ein wesentlicher Faktor für die tatsächlichen neurologischen Defizite der Patienten angesehen. Gleichzeitig legen klinische und experimentelle Befunde nahe, dass bestimmte Unterformen der MS immunologisch abgegrenzt werden können, so z. B. die Neuromyelitis optica (Devic-Syndrom). Der folgende Ausblick umreißt die wichtigsten Erkenntnisse zu diesen Bereichen und stellt neue Substanzen einschließlich oraler Therapieverfahren vor, die sich teilweise in fortgeschrittenen klinischen Studien bewährt haben und bald praktische Relevanz in der MS-Therapie gewinnen könnten.


2009 ◽  
Vol 28 (07) ◽  
pp. 440-447
Author(s):  
S. Evers

ZusammenfassungIn diesem Artikel wird eine aktuelle Übersicht über die Prinzipien der modernen Schmerztherapie gegeben. Folgende Neuerungen der letzten Jahre sind von besonderer Bedeutung. Bei der Therapie chronischer Schmerzen erzielt die Kombination medikamentöser und nicht medikamentöser Maßnahmen die besten Erfolge. Der Einsatz von Opioiden kann unter Beachtung der evidenzbasierten Leitlinien auch bei Nichttumorschmerzen erfolgen. Die neuen Opioide sind nebenwirkungsärmer geworden, insbesondere im gastrointestinalen Bereich. Neuerdings steht ein spezifisches Naltrexon-Analogon zur Behandlung der opioidinduzierten Obstipation zur Verfügung. Neue Substanzen gegen neuropathische Schmerzen sind Oxcarbazepin, Pregabalin, Duloxetin und Lacosamid. Akupunktur bei chronischen Schmerzen ist besser als Warteliste. Für die Diagnostik von Kopfschmerzen ist 2004 eine neue Klassifikation der International Headache Society erschienen. Vor allem das Konzept des Chronic Daily Headache ist dabei weiterentwickelt worden. In der Attackenbehandlung der Migräne erzielt der frühzeitige Einsatz von Triptanen den besten Therapieerfolg. Eine Kombination von Triptanen und NSAR ist in Einzelfällen insbesondere beim Wiederkehrkopfschmerz sinnvoll. Substanzen der ersten Wahl in der Migräneprophylaxe sind die Betablocker Propranolol und Metoprolol, Flunarizin, Valproat und Topiramat.


2018 ◽  
Vol 157 (03) ◽  
pp. 301-307 ◽  
Author(s):  
Philip Peter Roessler ◽  
Rahel Bornemann ◽  
Cornelius Jacobs ◽  
Robert Pflugmacher ◽  
Matthias Trost ◽  
...  

ZusammenfassungBislang gibt es keine eindeutigen Erklärungen der pathophysiologischen Zusammenhänge in der Entstehung der heterotopen Ossifikation (HO). Es gibt nur wenig experimentelle Daten, die sich mit der posttraumatischen Entzündungsreaktion in Bezug auf die Balance zwischen der Reparatur beschädigter Muskelzellen und der entgegengesetzten Reaktion bei ihrer Entstehung beschäftigen. Es gibt zahlreiche Hinweise in Bezug auf mögliche prädisponierende Faktoren wie das Vorliegen einer Hypoxie im umgebenden Gewebe oder die Funktion von proangiogenen (z. B. VEGF) und osteoinduktiven (z. B. BMP) Faktoren. Diese verschiedenen wissenschaftlichen Ansätze bieten die Möglichkeit, klinisch zu interventionieren. Aus unserer Sicht erscheint das frühe Eingreifen im Hinblick auf die Effektivität sowie das Wiederkehren der HO am sinnvollsten. Ein wichtiger Pathomechanismus scheint die chronische Inflammation zu sein. Derzeit sind die nicht steroidalen Antiphlogistika die am häufigsten verschriebenen Medikamente zur Prophylaxe. Die Effektivität und Wirksamkeit der nicht steroidalen Antiphlogistika ist nicht zuletzt auch durch die zeitlich begrenzte Freisetzung und das Nebenwirkungspotenzial limitiert. Daher ist es interessant, einen Fokus der zukünftigen Forschung in Richtung des Zusammenspiels zwischen immunsuppressiver Herunterregulierung der inflammatorischen Antwort sowie deren Effekt auf die Balance zwischen Muskelregeneration und Entstehung der HO zu richten.


Der Hausarzt ◽  
2012 ◽  
Vol 49 (14) ◽  
pp. 46-50
Author(s):  
Matthias Keidel ◽  
Irina Patranoiu
Keyword(s):  

Praxis ◽  
2004 ◽  
Vol 93 (23) ◽  
pp. 1003-1005
Author(s):  
Tsakiris
Keyword(s):  

Nach der Einführung des Aspirins in die kardiovaskuläre Medizin Ende der 40er Jahre konnten sich erst in den 90er Jahren neue Substanzen als äquivalente oder bessere Antiaggregantien etablieren. Es sind dies das orale Clopidogrel (Plavix®), welches die ADP-induzierte Plättchenaggregation hemmt und die intravenösen GPIIb/IIIa-Hemmer (ReoPro®, Aggrastat®, Integrilin®), welche den Fibrinogenrezeptor auf den Plättchen blockieren. Aspirin behält weiterhin seinen festen Platz in der primären und sekundären Prävention der kardiovaskulären Krankheiten. Clopidogrel kann Patienten mit Aspirin-Unverträglichkeit oder bei rezidivierenden kardiovaskulären Ereignissen unter Aspirin verabreicht werden. Für eine allgemeine Empfehlung zur Umstellung von Aspirin auf Clopidogrel bei allen Indikationen fehlt noch die komplette Evidenz. Die Kombination Aspirin plus Clopidogrel verspricht noch besseren Schutz vor kardiovaskulären Komplikationen in ausgewählten Indikationen. Die GPIIb/IIIa-Hemmer haben sich als intravenöse Therapie in der Behandlung von Patienten mit Katheterinterventionen der Koronararterien gut etabliert. Die Hoffnung, dass die oralen GPIIb/IIIa-Hemmer den gleichen Erfolg haben könnten, hat sich definitiv in mehreren Studien nicht bestätigt. Die Entwicklung der neuen Antiaggregantien signalisiert eine Optimierung der Therapie der Patienten mit atherosklerotischer Krankheit.


2020 ◽  
Vol 17 (03) ◽  
pp. 163-171
Author(s):  
Diana Lüftner ◽  
Andreas Schneeweiss ◽  
Andreas D. Hartkopf ◽  
Volkmar Müller ◽  
Achim Wöckel ◽  
...  

ZusammenfassungFür Patientinnen mit einem lokal fortgeschrittenen bzw. metastasierten Mammakarzinom wurden in den letzten Jahren neue und effektive Therapien wie CDK4/6-Inhibitoren, PARP-Inhibitoren und ein PD‑L1-Inhibitor eingeführt. In dieser Übersichtsarbeit wird ein Update zu den vorhandenen Studien mit ihrer Datenlage gegeben. Ebenso werden 2 innovative Anti-HER2-Therapien dargestellt (Trastuzumab-Deruxtecan und Tucatinib), für die die Ergebnisse aus neuen Studien berichtet worden sind. Molekulare Tests bieten die Möglichkeit, Patientinnenpopulationen zu definieren oder auch Therapieverläufe zu monitorieren. Dieses kann helfen, Patientinnen mit spezifischen Eigenschaften zu identifizieren, um diesen eine individuelle zielgerichtete Therapie im Rahmen von Studien zukommen zu lassen. In einer großen Studie konnte der Nutzen einer solchen Biomarker-Studie zum ersten Mal beschrieben werden.


2020 ◽  
Vol 45 (01) ◽  
pp. 10-10

Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung haben Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis ein erhöhtes Risiko, an Herz-Kreislauf-Komplikationen zu erkranken und zu versterben. Ursächlich für diesen Zusammenhang scheint die chronische Inflammation zu sein, die vermutlich das Lipidprofil der Betroffenen ungünstig beeinflusst. Wie wirkt sich die Behandlung mit dem oralen Januskinase-Inhibitor Tofacitinib auf das kardiovaskuläre Risiko aus?


2014 ◽  
Vol 17 (9) ◽  
pp. 78-81
Author(s):  
Birgit-Kristin Pohlmann
Keyword(s):  

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