Antithrombotische Therapie nach peripherer Revaskularisation

2021 ◽  
Vol 146 (03) ◽  
pp. 136-140
Author(s):  
Christine Espinola-Klein

Was ist neu? Gerinnungshemmende Therapie nach peripherer Intervention In Analogie zur Koronarintervention wird nach Katheterinterventionen peripherer Gefäße meist passager eine duale Thrombozytenaggregationshemmung (TZAH) mit ASS 100 mg und Clopidogrel 75 mg durchgeführt. Größere Studien zu diesem Vorgehen fehlten bisher und die Empfehlungen der aktuellen Leitlinien haben den Charakter eines Expertenkonsens. Gerinnungshemmende Therapie nach peripherer Bypassoperation Nach peripherer Bypassanlage empfehlen die aktuellen Leitlinien in der Regel die Monotherapie mit einem TZAH (ASS 100 mg oder Clopidogrel 75 mg). In Einzelfällen wird bei venösen Bypässen eine orale Antikoagulation oder bei Kunststoffbypässen eine duale TZAH eingesetzt. Diese Empfehlungen beruhen jedoch auf wenigen, teils kleinen Studien. Duale gerinnungshemmende Therapie mit niedrigdosiertem Rivaroxaban und ASS Die VOYAGER-PAD-Studie ist mit 6564 Patienten die größte randomisierte Studie zur gerinnungshemmenden Therapie nach Revaskularisation. Es wurde das Konzept einer niedrigdosierten Rivaroxaban-Gabe (2-mal 2,5 mg) plus ASS 100 mg nach erfolgreicher peripherer Revaskularisation untersucht. Die Studie zeigte unter der Kombinationstherapie im Vergleich zur Therapie mit ASS 100 mg allein eine signifikant niedrigere Inzidenz des kombinierten Endpunkts aus akuter Extremitätenischämie, Amputation, Myokardinfarkt, ischämischem Schlaganfall oder Tod aus kardiovaskulärer Ursache. Getriggert wurde dieses Ergebnis primär durch die Reduktion von akuten Gefäßverschlüssen. Es kam zwar insgesamt zu mehr klinisch relevanten Blutungen unter der Kombinationstherapie, eine Erhöhung von intrazerebralen oder vital bedrohlichen Blutungen zeigte sich jedoch nicht. Wenn man Risiko und Nutzen in Bezug setzt, dann verhindert in einer Population von 10 000 Patienten die zusätzliche Gabe von Rivaroxaban 2-mal 2,5 mg pro Jahr 181 primäre Endpunkte auf Kosten von 29 relevante Blutungen.

2018 ◽  
Vol 143 (15) ◽  
pp. 1060-1064
Author(s):  
Christine Espinola-Klein

Was ist neu? Antithrombotische Therapie bei stabiler PAVK Die aktuellen deutschen und europäischen Leitlinien empfehlen bei Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) die Monotherapie mit einem Thrombozytenaggregationshemmer (ASS 100 mg oder Clopidogrel 75 mg).In der COMPASS (Cardiovascular OutcoMes for People using Anticoagulation StrategieS) -Studie wurde Patienten mit PAVK 2 × 2,5 mg Rivaroxaban zusätzlich zu ASS 100 mg gegeben. Dies führte zur signifikanten Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse (MACE = Major Adverse Cardiovascular Events) wie kardiovaskulärer Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall. Ebenfalls signifikant reduziert wurden periphere Ereignisse (MALE = Major Adverse Limb Events) wie ischämiebedingte Major-Amputation und eine akute schwere Ischämie.Liegt bei Patienten mit einer PAVK die Indikation zur oralen Antikoagulation vor (z. B. bei Vorhofflimmern), empfehlen die aktuellen deutschen und europäischen Leitlinien die Monotherapie mit oralen Antikoagulantien ohne zusätzliche Thrombozytenaggregationshemmung. Antithrombotische Therapie nach peripherer Revaskularisation Nach peripherer Intervention wird in Analogie zur Koronarintervention meist passager eine duale Plättchenhemmung durchgeführt. Nach peripherer Bypass-Anlage wird in der Regel die Monotherapie mit einem Thrombozytenaggregationshemmer empfohlen. In Einzelfällen kann bei komplexem Venenbypass eine orale Antikoagulation und bei Kunststoffbypass eine duale Plättchenhemmung eingesetzt werden.


2019 ◽  
Vol 48 (03) ◽  
pp. 82-85
Author(s):  
Uwe Zeymer

ZUSAMMENFASSUNGDie derzeitigen Leitlinien empfehlen bei Patienten mit chronischer koronarer Herzkrankheit (KHK) eine antithrombotische Therapie mit Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel. Die orale Antikoagulation mit einem Vitamin-K-Antagonisten (VKA) ist wenigstens genauso effektiv, aber mit mehr Blutungskomplikationen assoziiert. Daher wird diese Therapie in der klinischen Praxis bei Patienten ohne Zusatzindikation (Vorhofflimmern, Kunstklappe, venöse Thrombembolie) nicht eingesetzt. Eine Kombinationstherapie von ASS und einem VKA im Vergleich zu ASS reduziert die Rate von Herzinfarkten und Schlaganfällen, ist aber am ehesten wegen der deutlich höheren Blutungsrate, nicht mit einer Reduktion der kardiovaskulären Sterblichkeit verbunden. In der COMPASS-Studie führte die Kombination einer niedrig dosierten Therapie mit dem Faktor-Xa-Hemmer und ASS zu einer Senkung der kardiovaskulären und auch Gesamt-Sterblichkeit bei Patienten mit chronischer KHK. Die Reduktion der Rate ischämischer Ereignisse war in dieser Studie sogar größer als die durch ASS alleine im Vergleich zu Placebo. Damit steht mit der Kombination von ASS und 2x2,5 mg Rivaroxaban eine neue antithrombotische Therapie bei Patienten mit chronischer KHK und erhöhtem Risiko für ischämische Ereignisse zur Verfügung.


2019 ◽  
Vol 48 (03) ◽  
pp. 96-101
Author(s):  
Wolfgang Bocksch ◽  
Martin Steeg ◽  
Antonios Kilias

ZUSAMMENFASSUNGDer Transkatheter-Aortenklappenersatz (TAVI) ist heute der häufigste Eingriff an der Aortenklappe in Deutschland, Tendenz steigend. Gegenüber der konservativen Therapie der Aortenklappenstenose bei inoperablen Patienten ist die TAVI hochüberlegen, bei operablen Hochrisiko-, Intermediärrisiko- und auch Niedrigrisiko-Patienten ist die TAVI gleichwertig oder sogar dem operativen Aortenklappenersatz überlegen. Die peri- und postinterventionelle antithrombotische Therapie ist in kontrollierten klinischen Studien vergleichsweise schlecht untersucht. Ziel einer effizienten antithrombotischen Therapie ist die Minimierung des Thrombembolierisikos respektive Schlaganfallrisikos nach TAVI sowie die Reduktion passagerer Klappenthrombosen bei vertretbarem Blutungsrisiko. Die Standardbehandlung nach TAVI ist derzeit die duale Plättchenhemmung mit 100 mg ASS und 75 mg Clopidogrel für 3–6 Monate (ESC IIaC), Patienten mit hohem Blutungsrisiko können auch vertretbar mit einer Monotherapie versorgt werden (ESC IIbC). Patienten mit Vorhofflimmern sollten konventionell antikoaguliert werden (Vitamin K-Antagonist mit Ziel-INR 2–3 oder NOAK) kombiniert mit einer antithrombozytären Monotherapie für 3–6 Monate. Im Fall einer diagnostizierten Klappenthrombose ist die orale Antikoagulation mit einem NOAK oder einem Vitamin-K-Antagonisten mit einer Ziel-INR 3–4 bis zur Normalisierung des transstenotischen Gradienten zu verordnen.


2016 ◽  
Vol 73 (12) ◽  
pp. 759-765
Author(s):  
Bettina Muggli ◽  
Christiane Gruner

Zusammenfassung. Die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) ist die häufigste hereditäre Kardiomyopathie und wird definiert durch eine unerklärte linksventrikuläre Hypertrophie mit normal grossen Ventrikeln ohne andere kardiale Ursachen oder systemische Erkrankungen. Die klinische Präsentation ist vielfältig und reicht vom asymptomatischen Familienmitglied bis hin zu Patienten mit Symptomen einer schweren Herzinsuffizienz. Häufige Probleme sind der plötzliche Herztod (’sudden cardiac death’ SCD) und die Risikostratifizierung der Patienten im Hinblick auf eine primärprophylaktische ICD-Implantation. Des Weiteren spielen natürlich die Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstrakts und deren Behandlung (medikamentös, kathetertechnisch mittels Septalalkoholablation, chirugische Myektomie), diastolische Dysfunktion, Vorhofflimmern und die Entwicklung einer Herzinsuffizienz mit systolischer linksventrikulärer Dysfunktion eine wichtige Rolle bei der Betreuung von Patienten mit HCM. Beim Vorhofflimmern muss unabhängig vom CHA2DS2Vasc Score eine orale Antikoagulation begonnen werden und aufgrund der diastolischen Dysfunktion sollte wenn möglich wieder ein Sinusrhythmus erreicht werden durch medikamentöse Massnahmen, elektrische Kardioversion und / oder Pulmonalvenenisolation. Kommt es zur Entwicklung einer Herzinsuffizienz ist eine übliche Herzinsuffizienztherapie indiziert. Bei terminaler Herzinsuffizienz sollte frühzeitig eine Herztransplantation evaluiert werden.


Praxis ◽  
2003 ◽  
Vol 92 (1) ◽  
pp. 33-33
Author(s):  
Cosmi ◽  
Rubboli ◽  
Castelvetri ◽  
Milandri

Author(s):  
Rupert Bauersachs ◽  
Christine Espinola-Klein ◽  
Holger Lawall ◽  
Martin Storck ◽  
Thomas Zeller ◽  
...  

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