Präoperative Medikation: aktuelle Herausforderungen in der Pharmakotherapie

Author(s):  
Katja S. Just

ZusammenfassungDie Analyse der präoperativen Medikation dient der Nutzen-Risiko-Abschätzung, ob die Dauermedikation perioperativ weitergegeben oder abgesetzt werden soll – die Risikobeurteilung sorgt aber oft für Unsicherheit. Typische Herausforderungen sind medikamentöse Unter- und Überversorgung, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und -interaktionen sowie individuelle Besonderheiten, die zu verlängerter Wirkdauer und erhöhter Dosisexposition führen können.

2011 ◽  
Vol 68 (6) ◽  
pp. 345-352 ◽  
Author(s):  
Christoph R. Meier

Orale Kontrazeptiva enthalten eine Kombination aus dem Östrogenderivat Ethinylöstradiol und einem Gestagenderivat (kombinierte orale Kontrazeptiva), oder ein Gestagen allein (Minipille). Von vielen Frauen wird die Pille sehr gut ertragen, und sie zeichnet sich durch einen tiefen Pearl-Index aus, was besagt, dass die Methode eine hohe kontrazeptive Sicherheit aufweist. Sowohl die Östrogendosis wie auch das in der Pille enthaltene Gestagenderivat beeinflussen das Risiko, gewisse unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) zu erleiden. Die am häufigsten berichteten UAW der Pille sind Spannungsgefühl in der Brust, Kopfschmerzen, gastrointestinale Unverträglichkeit oder Stimmungsschwankungen, welche aber oftmals vorübergehender Natur sind. Die vorhandene Angst vor Gewichtszunahme bei Einnahme oraler Kontrazeptiva ist Studien zufolge statistisch gesehen weitgehend unbegründet, wobei es im Einzelfall aber durchaus zu namhafter Gewichtszunahme kommen kann. Das Brustkrebsrisiko erhöht sich unter der Pille nicht nennenswert; orale Kontrazeptiva reduzieren das Risiko, an einem Ovarial- oder einem Endometriumskarzinom zu erkranken. Die am häufigsten diskutierte, insgesamt aber nicht sehr häufige UAW ist die venöse Thromboembolie. Das Risiko steigt mit höherer Östrogendosis an, ist im ersten Einnahmejahr am höchsten, und ist für orale Kontrazeptiva der 3. Generation etwas höher als für diejenigen der 2. Generation. Individuelle genetisch prädisponierte Gerinnungsstörungen erhöhen in Kombination mit der hormonellen Pille das Venenthromboserisiko stark, und auch Rauchen ist ein Risikofaktor. Es ist deshalb sehr wichtig, dass Neuanwenderinnen von oralen Kontrazeptiva sorgfältig über mögliche Risiken informiert werden und dass in der Anamnese abgeklärt wird, ob keine relevanten Kontraindikationen vorliegen.


2014 ◽  
Vol 71 (6) ◽  
pp. 366-373 ◽  
Author(s):  
Beate Wickop ◽  
Claudia Langebrake

Patienten ab einem Alter von 65 Jahren sind die bedeutendste Zielgruppe der Pharmakotherapie. Die im Alter häufig auftretende Multimorbidität bedingt oft eine Polymedikation. Eine leitliniengerechte Therapie aller Erkrankungen ist problematisch und selten in Studien an älteren Patienten geprüft. Zudem sind im Alter auftretende pharmakokinetische und pharmakodynamische Veränderungen zu beachten. Diese bedingen, dass bestimmte Medikamente für ältere Patienten potentiell inadäquat sind, weil sie ein hohes Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen bergen. Zur Identifikation von potentiell inadäquater Medikation wurden mehrere Negativlisten und Screening-Tools entwickelt. Im Artikel werden die START/STOPP-Kriterien, die PRISCUS-Liste, die Österreichische PIM-Liste sowie die FORTA-Einteilung näher erläutert. Der Einsatz dieser Tools kann die Qualität der medikamentösen Therapie im Alter verbessern. Zudem empfiehlt sich ein regelmäßiger Medikationsreview. Die Bestimmung der im Alter meist eingeschränkten Nierenfunktion und eine entsprechende Dosisanpassung der Medikation sowie die Wahl einer niedrigen Einstiegsdosis beim Ansetzen eines neuen Medikamentes bei älteren Patienten können ebenfalls einen Beitrag zur Arzneimitteltherapiesicherheit leisten.


2011 ◽  
Vol 68 (1) ◽  
pp. 47-53 ◽  
Author(s):  
Marion Hippius

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) und Interaktionen führen nicht nur zu Krankenhausaufnahmen, sondern verlängern auch den Aufenthalt der Patienten. Die daraus entstehenden Kosten belasten das Gesundheitssystem zusätzlich. Die meisten UAW sind dosisabhängig und treten immer wieder – auch bei lange bekannten Arzneimitteln – auf. Auch wenn UAW wie Rhabdomyolyse oder Arrhythmien seltene Nebenwirkungen darstellen, sind sie doch oft die Ursache dafür, dass Arzneimittel vom Markt genommen werden müssen. Die Erfassung und Analyse von UAW im Krankenhaus bietet die Möglichkeit, die Ursachen für schwere Zwischenfälle zu untersuchen und auch nach der Entlassung die Patienten vor weiteren Ereignissen zu schützen. Die wichtigsten klinisch relevanten Mechanismen von Interaktionen z. B. bei der Metabolisierung (CYP3A4, 1A2, 2D6) und beim Einfluss von Transportproteinen sollten dem Arzt bekannt sein. Durch Nutzung spezieller Software (AiDKlinik, ABDATA, ifap) können Nebenwirkungen und Interaktionen vermieden werden.


Author(s):  
Karin Egberts ◽  
Andreas Karwautz ◽  
Paul L. Plener ◽  
Claudia Mehler-Wex ◽  
Michael Kölch ◽  
...  

Die rationale Therapie mit Arzneimitteln stellt eine Herausforderung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie dar. Steigende Verordnungszahlen stehen im Kontrast zu erheblichen Unsicherheiten in Bezug auf die Arzneimittelsicherheit und Wirksamkeit. Der Mangel an (Zulassungs-)Studien führt häufig zu einem nicht altersspezifischen Gebrauch der Medikamente. Junge Patienten weisen jedoch besondere Stoffwechselbedingungen sowie eine höhere Vulnerabilität für unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) auf. Es ist daher notwendig, eigene Daten zur Pharmakokinetik, Wirkung und Sicherheit von Psychopharmaka bei Minderjährigen zu generieren. Auch die Gesetzgebung hat diese Situation erkannt und auf nationaler sowie europäischer Ebene entsprechende Vorschriften sowie wissenschaftliche Programme eingeführt. Ziel der unter dem Begriff der Pharmakovigilanz zusammengefassten Maßnahmen ist es, das Nutzen-Risiko-Verhältnis eines Arzneimittels kontinuierlich zu evaluieren, UAWs so schnell wie möglich zu entdecken und deren Risiken durch geeignete Maßnahmen, z. B. konsequentes Therapeutisches Drug Monitoring (TDM), zu minimieren. Der folgende Artikel erläutert die Notwendigkeit sowie Grundlagen der Pharmakovigilanz in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und stellt ein vom Bundesministerium für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gefördertes multizentrisches epidemiologisches Forschungsprojekt («TDM-VIGIL») vor, an dem zahlreiche kinder- und jugendpsychiatrische Zentren sowie Facharztpraxen aus dem deutschsprachigen Raum beteiligt sind. Ziel ist die systematischen Erfassung von Informationen zum Verordnungsverhalten und der Sicherheit von Psychopharmaka im Kindes- und Jugendalter mittels eines internetbasierten Patientenregisters.


2010 ◽  
Vol 222 (02) ◽  
Author(s):  
B Hefele ◽  
AK Schramm ◽  
N Naumann-Bartsch ◽  
A Neubert ◽  
W Rascher

2008 ◽  
Vol 28 (05) ◽  
pp. 387-399 ◽  
Author(s):  
J. Oldenburg ◽  
M. Barthels

ZusammenfassungIn diesem Überblick werden Indikationen und Einsatz von plasmatischen und rekombinanten Gerinnungsfaktorenkonzentraten beschrieben. Diese Substitutionstherapien sind differenziert anzuwenden. Wirksamkeit, lang- und kurzfristige unerwünschte Arzneimittelwirkungen müssen im Einzelfall sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.


2016 ◽  
Vol 35 (09) ◽  
pp. 559-569 ◽  
Author(s):  
B. J. Connemann ◽  
M. Cabanis ◽  
N. Denoix ◽  
M. Gahr

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Psychopharmakotherapie hat bei der Behandlung zahlreicher psychischer Störungen einen großen Stellenwert. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) beeinflussen dabei die Compliance und Verträglichkeit. Zunehmende Beachtung finden metabolische UAW. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die systematische Darstellung der Art und des Risikos metabolischer UAW von häufig verordneten Psychopharmaka. Material und Methoden: Auf der Basis des Arzneiverordnungs-Reports 2015 wurden die in Deutschland verordnungsstärksten Psychopharmaka (Haupt- und Subgruppen) identifiziert. Die Fachinformationen (FI) wurden im Hinblick auf Nennung und Häufigkeitsangaben metabolischer UAW (Appetitsteigerung, Körpergewichtszunahme, Hyperglykämie, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und metabolisches Syndrom) untersucht. Ergebnisse: Es wurden n = 65 FI untersucht. Am häufigsten wurden Gewichtszunahme (52,3%), gefolgt von gesteigertem Appetit (26,2%), Hyperglykämie (20,0%) und Fettstoffwechselstörungen (16,9%) aufgeführt. Metabolische UAW wurden am häufigsten bei den Antipsychotika (45,6%), Antidepressiva (26,0%), Mood stabilizern (25,0%) und Anxiolytika (20,0%) genannt. In den FI der fünf verordnungsstärksten Wirkstoffe (Citalopram > Venlafaxin > Mirtazapin > Sertralin > Amitriptylin) war jeweils Gewichtszunahme aufgeführt. Schlussfolgerung(en): Tendenziell besteht bei den in Deutschland häufig verordneten Antipsychotika, Antidepressiva, Mood stabilizern und Anxiolytika ein erhöhtes Risiko für metabolische UAW. Bei den Medikamenten zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen, Antidementiva, Hypnotika und Psychostimulantien sind metabolische Nebenwirkungen eher vernachlässigbar. Bei den fünf verordnungsstärksten Wirkstoffen handelte es sich um Antidepressiva und in den zugehörigen Fachinformationen war jeweils Gewichtszunahme aufgeführt. Klinische Relevanz: Bei der Wahl eines Wirkstoffs sollten gruppenspezifische Besonderheiten in Bezug auf metabolische UAW berücksichtigt werden.


2004 ◽  
Vol 24 (02) ◽  
pp. 48-53
Author(s):  
Gerhard Bach ◽  
Klau Förster

ZusammenfassungArthrosen sind in ihrer Ätiologie höchst unterschiedlich und in der Pathogenese letztlich noch ungeklärt, verlaufen oft langsam progredient und betreffen mit zunehmendem Alter nicht allein die Knorpel-, sondern auch die Knochenstruktur mit zunehmender Gelenkdeformierung. Arthrosen sind klinisch vor allem charakterisiert durch Schmerz, gelegentliche Entzündungszustände des Gelenks und Bewegungseinschränkung. Die konservative Behandlung ist auf eine Reduktion der Entzündung und die Beseitigung des Schmerzes ausgerichtet und erfolgt als Monotherapie oder als Kombination physikalischer, physiotherapeutischer, orthopädietechnischer und medikamentöser Maßnahmen. Im höheren Lebensalter sind sowohl eine alternsbedingt veränderte Pharmakodynamik zu berücksichtigen wie auch pharmakokinetische Besonderheiten, z.B. Abbauverzögerung bei zunehmend eingeschränkter Nierenfunktion bei Arzneimitteln, die vorwiegend renal eliminiert werden. Spezifische unerwünschte Arzneimittelwirkungen können letztlich zu weiteren Funktionseinschränkungen führen. Daher nimmt das Interesse an einer die Arthrose kausal angehenden, verträglichen medikamentösen Therapie zu. Hierzu gehören D-Glucosaminsulfat und Hyaluronsäure, die nachgewiesenermaßen symptomatisch wirken, darüber hinaus aber auch »strukturmodifizierend« im Sinne einer Hemmung der Arthrose-Progredienz. Hier liegen weitere Herausforderungen der zukünftigen Arthroseforschung.


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