Poststationäre Weiterbehandlung von Patienten mit ICD-Diagnosen F3 und F4 in Psychiatrie und Psychosomatik (PfAD-Studie)

2021 ◽  
Author(s):  
Dana Bichescu-Burian ◽  
Susanne Jaeger ◽  
Tilman Steinert ◽  
Carmen Uhlmann ◽  
Erich Flammer

Zusammenfassung Ziel Untersuchung poststationärer Behandlungswege und ihrer Prädiktoren. Methode In einer prospektiven naturalistischen Studie wurden 320 Erwachsene, die in 4 stationären Settings behandelt wurden, bei Aufnahme, Entlassung und zu 2 Nachbeobachtungszeitpunkten untersucht. Mit standardisierten Instrumenten wurden soziodemografische und klinische Daten sowie Wege im Versorgungssystem im Halbjahr vor und im Jahr nach der Indexbehandlung erhoben. Deskriptive Analysen und logistische Regressionsmodelle wurden angewandt. Ergebnisse Stationäre Behandlungen nach Entlassung aus der Indexbehandlung waren mehrheitlich geplante Weiterbehandlungen. Fast alle Patienten wurden ambulant nachbehandelt. Hauptprädiktoren für stationäre Behandlung nach Indexbehandlung und für ambulante Psychotherapie waren das Index-Setting (Psychiatrie/Psychosomatik) sowie vorbestehende und geplante Behandlungen. Schlussfolgerung Die Behandlungswege in Psychiatrie und Psychosomatik entsprechen der vorgegebenen Indikation, verlaufen aber meist getrennt voneinander und zeigen wenig Überschneidung.

2018 ◽  
Vol 66 (1) ◽  
pp. 48-60 ◽  
Author(s):  
Matthias Backenstrass ◽  
Markus Wolf

Zusammenfassung. Internet- und mobilbasierten Interventionen wird großes Potenzial in der Behandlung von Menschen mit depressiver Symptomatik zugeschrieben. Diese Einschätzung hat sich in den letzten Jahren vor dem Hintergrund mehrerer Programmentwicklungen und einer Vielzahl von Studien zur Wirksamkeitsprüfung der zumeist auf der kognitiven Verhaltenstherapie basierten Angebote etabliert. Ziel der vorliegenden Übersichtsarbeit ist es, zu prüfen, inwieweit sich aus der empirischen Befundlage wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für die Versorgungsbereiche Prävention, Primärversorgung, ambulante Psychotherapie, fachärztliche Versorgung sowie die stationäre Behandlung ableiten lassen. Hierfür werden die Ergebnisse ausgewählter Studien, die in den genannten Versorgungsbereichen angesiedelt sind und die Erhebung der Diagnose depressive Störung auf ein Expertenurteil stützen, kritisch bewertet. In der Schlussfolgerung ermöglicht die gegenwärtige Studienlage keine eindeutige Empfehlung zum Einsatz von internetbasierten Behandlungsprogrammen in den genannten Versorgungsbereichen.


Author(s):  
Anja Bischof ◽  
Christian Meyer ◽  
Gallus Bischof ◽  
Nadin Kastirke ◽  
Ulrich John ◽  
...  

Ziel: Die vorliegende Studie berichtet über die Inanspruchnahme von suchtspezifischen Hilfen bei Pathologischen Glücksspielern. Methode: Die Bevölkerungsstichprobe basiert auf 15 023 Probanden, deren Telefonnummern zufällig gezogen wurden. Zusätzlich wurden in 39 Glücksspielstätten 303 Spieler befragt. Mit einem computergestützten telefonischen Interview wurden Spielverhalten und Spielprobleme bezogen auf die Lebenszeit erfragt. In beiden Stichproben zusammen wurden 232 Probanden erfasst, die im Verlauf ihres Lebens pathologisch gespielt hatten. Von ihnen erhielten 105 Personen ein vertiefendes klinisches Interview. Ergebnisse: Von den Befragten berichteten 20 % Kontakt zum Hilfesystem im Verlauf ihres Lebens. Weitergehenden Kontakt berichteten 10,5 %, am häufigsten wurden Suchtberatungsstellen (5,7 %), Selbsthilfegruppen (4,8 %) und ambulante Psychotherapie (3,8 %) genannt. Inanspruchnahme formeller Hilfen war mit der Problemschwere assoziiert (p = .022). Außerdem zeigte sich ein Zusammenhang zwischen bestimmten DSM-IV Kriterien und dem Kontakt zum Hilfesystem. Schlussfolgerungen: Es ist von einer gravierenden Unterversorgung Pathologischer Glücksspieler auszugehen. Glücksspielspezifische Hilfeangebote scheinen die Betroffenen bislang nicht in ausreichendem Maße zu erreichen.


Author(s):  
Heribert Kirchner ◽  
Eva-Charlotte Kirchner-Overfeld ◽  
Georg Juckel ◽  
Martin Schäfer

Zusammenfassung. Einleitung: Das Ziel dieser Untersuchung war es, anhand eines 5-Jahres-Vergleiches in einer interdisziplinären Zentralen Notaufnahme (ZNA) mit psychiatrischer Vollversorgung bei alkoholbezogenen Patientenvorstellungen mögliche Veränderungen des Patientengutes herauszuarbeiten. Methodik: Hierzu erfolgte eine retrospektive Datenerhebung von alkoholbedingten ZNA-Vorstellungen in den Jahren 2009 und 2014. Patienten von mindestens 18 Jahren und mit einer alkoholassoziierten Vorstellung wurden in die Studie aufgenommen. In einem ersten Schritt erfolgte die Analyse der ZNA-Dokumentation. Danach wurde die digitale Klinikdokumentation hinsichtlich psychiatrischer und somatischer Komorbiditäten, erneuter C2-bedingter ZNA-Wiedervorstellungen und einer konsekutiven Inanspruchnahme eines suchtspezifischen stationären Behandlungsangebotes untersucht. Ergebnis: Im Jahr 2009 wurden in der Zentralen Notaufnahme 2267 psychiatrische Patientenvorstellungen erfasst. Davon konnten 596 (26.30 %) als alkoholassoziiert identifiziert werden. Im Jahr 2014 wurden 3.400 psychiatrische ZNA-Kontakte identifiziert, davon waren 1.021 Kontakte alkoholbedingt (30 %). Am Gesamtaufkommen aller ZNA-Kontakte machte die rein alkoholassoziierte Vorstellung im Jahr 2009 ca. 3,5 % aus, im Jahr 2014 lag der Anteil mit 4,2 % etwas höher. Es fand sich eine Erhöhung der produzierten Fälle pro Patient von 1,5 im Jahr 2009 auf 2 Fälle im Jahr 2014. Die Patientengruppen waren in beiden Jahren zu 70 % männlich und das Alter der Patienten, die sich alkoholassoziiert in der ZNA vorstellten, lag im Jahr 2009 im Mittel bei 45 Jahren (SD 11.7) und unterschied sich somit von Patienten aus dem Jahr 2014 mit einem Alter von 46 Jahren kaum (SD 13.1). Ein Großteil der Patienten nahm in den 12 Folgemonaten eine stationäre Behandlung wahr. Im Jahr 2009 waren hiervon 78,5 % der Pat. stationär im Jahr 2014 waren es 70,2 %. Es überwog im Jahr 2014 die kurze Verweildauer mit fast 50 % aller stationären Behandlungen (bis zu Zwei-Tage-Behandlung). Somatische Komorbidität hatte Einfluss auf die Verweildauer, psychiatrische Komorbidität erhöhte die Inanspruchnahme einer stationären Behandlung. Diskussion: Zwischen 2009 und 2014 hat sich die Charakteristik der alkoholbezogenen Patientenvorstellungen nicht wesentlich verändert. Jedoch konnte eine deutliche quantitative Veränderung i. S. einer Zunahme der alkoholassoziierten ZNA-Vorstellungen beobachtet werden.


Author(s):  
Frank Godemann ◽  
Jolante Tuchman ◽  
Ute Keller ◽  
David Mathar ◽  
Iris Hauth

Fragestellung: Die Behandlung von alkoholbezogenen Erkrankungen ist der häufigste Grund für eine stationäre psychiatrische Aufnahme. Die Behandlung erfolgt zumeist gestuft. Nach der Entzugsbehandlung folgt die qualifizierte Entzugsbehandlung. Behandlungsziel ist die Etablierung von Rahmenbedingungen, die eine langfristige Abstinenz bzw. zumindest eine Trinkphasenunterbrechung fördert. Die Untersuchung geht der Frage nach, ob Behandlungspfade helfen können, verschiedene suchtbezogene Therapieziele erfolgreich umzusetzen. Methodik: In einer naturalistischen Studie wurde untersucht, ob die Prozess- und Ergebnisqualität durch die Implementierung von Behandlungspfaden, die in ein bestehendes Krankenhausinformationssystem integriert sind, verbessert werden kann. Ergebnisse: Verschiedene Faktoren beeinflussen die Prozess- und Ergebnisqualität. Die individuelle Schwere der Erkrankung hat einen negativen, die Dauer der stationären Behandlung einen positiven Einfluss auf einzelne Variablen der Behandlungsqualität. Auch die Umsetzung von Behandlungspfaden trägt zur erfolgreichen Umsetzung von Behandlungszielen bei. Laboruntersuchungen und EKG werden nach Aufnahme zeitnaher durchgeführt, es gelingt häufiger, den Kontakt zur ambulanten Suchtberatungsstelle herzustellen. Schlussfolgerung: Behandlungspfade sind ein sinnvolles Instrument, um die stationäre Behandlung von alkoholbezogenen Störungen zu unterstützen.


2019 ◽  
Vol 28 (4) ◽  
pp. 230-241 ◽  
Author(s):  
Silke Naab ◽  
Markus Fumi ◽  
Sandra Schlegl ◽  
Ulrich Voderholzer

Zusammenfassung. Anorexia nervosa und Bulimia nervosa betreffen vor allem Jugendliche sowie junge Erwachsene, wobei das Ersterkrankungsalter sinkt, und bei Anorexia nervosa bereits 8-Jährige betroffen sein können. Häufig ist der Verlauf chronisch und kann sowohl schwere körperliche als auch psychische Komorbiditäten nach sich ziehen. Schlimmstenfalls enden Essstörungen tödlich (je nach Schweregrad der Erkrankung Mortalitätsraten bis zu 15 % bei Anorexia nervosa). Ein frühzeitiger Therapiebeginn geht mit einer verbesserten Prognose einher, weshalb die rasche Diagnosestellung von großer Bedeutung ist. Wesentlich hierfür ist die sichere Kenntnis der Diagnosekriterien sowie der essstörungstypischen Folgen. Es werden Aspekte der Symptomatik, Diagnostik, Differentialdiagnostik, Epidemiologie, Pathogenese, Funktionalität, sowie Therapiemöglichkeiten und eigene sowie internationale Studienergebnisse mit Schwerpunkt auf der stationären Therapie von Jugendlichen mit Anorexia nervosa und Bulimia nervosa ausgeführt.


2011 ◽  
Vol 40 (4) ◽  
pp. 283-297 ◽  
Author(s):  
Wolfgang Lutz ◽  
Jan R. Böhnke ◽  
Katharina Köck ◽  
André Bittermann

Zusammenfassung. Als erstes dieser Art in Deutschland zielt das Modellprojekt „Qualitätsmonitoring in der ambulanten Psychotherapie” darauf ab, ein modifiziertes Qualitätssicherungs- und Rückmeldeverfahren in der Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen hinsichtlich seiner Einsetzbarkeit zu untersuchen. Im vorliegenden Beitrag werden die Aspekte der Eingangsdiagnostik, des Rückmeldesystems, der Patientenzufriedenheit, der Therapiedauer und der Evaluation des Projektes durch die Patienten vorgestellt. In der Interventionsgruppe (IG) wurden Checklisten zur Diagnosestellung genutzt und im Gegensatz zur Kontrollgruppe (KG) ebenfalls kontinuierliche Rückmeldungen zum Therapiefortschritt im Verlauf gegeben. Daten zu Therapiebeginn lagen von 1708 Patienten (IG:1031; KG:677) und 245 Therapeuten vor. Die ambulante Psychotherapie stellte sich als effektives Verfahren bei klar psychisch belasteten Personen heraus. In der IG (Einsatz Diagnosechecklisten) wurden im Vergleich zur Kontrollgruppe (KG) insgesamt mehr Diagnosen pro Patient durch die Therapeuten vergeben. Der überwiegende Teil der Therapeuten nutzte die Rückmeldungen für die Therapie und besprach die Ergebnisse mit den Patienten. Konsistent mit der Literatur zu Rückmeldungen in die Psychotherapiepraxis ließen sich frühzeitig im Therapieverlauf durch das Feedbacksystem prädiktive Verlaufsmuster identifizieren. Ferner war die Patientenzufriedenheit in der IG höher (Effektstärke: d = 0.27). Die Behandlungsdauer der IG lag im Rahmen der sich in den unterschiedlichen Kontrollgruppen der Versorgungspraxis ergebenden Behandlungsdauer. Die Zufriedenheit mit dem Modellprojekt ist bei den Patienten am höchsten. Die Patienten erlebten den Einsatz der Rückmeldungen bei vertretbarem Zeitaufwand als wichtig und hilfreich und mit der eigenen Einschätzung übereinstimmend. Die Befunde unterstreichen die Bedeutung von Qualitätssicherungs- und Rückmeldesystemen in der ambulanten Psychotherapie.


Suchttherapie ◽  
2009 ◽  
Vol 10 (S 01) ◽  
Author(s):  
P Missel ◽  
P Kirchner ◽  
R Knufinke ◽  
B Schneider ◽  
N Bergemann

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