Ursachen, Diagnostik und Therapie neurogener Dysphagien

2021 ◽  
Vol 40 (11) ◽  
pp. 912-918
Author(s):  
Jonas Kolodziej ◽  
Saif Al Basri ◽  
Mimoun Azizi ◽  
Adrian Rombach ◽  
Felix Kirchhoff ◽  
...  

ZUSAMMENFASSUNGDie neurogene Dysphagie ist eines der häufigsten und lebensbedrohlichsten Symptome neurologischer Störungen wie Hirninfarkte oder neurodegenerative Erkrankungen. Da die durchschnittliche Lebenserwartung stetig steigt, ergibt sich prognostisch ebenfalls ein Anstieg an darunter leidenden Patienten. Entsprechend befasst sich die vorliegende Arbeit mit der Erläuterung und Bewertung der im klinischen Alltag durchgeführten Maßnahmen in Bezug auf Prognose, Diagnostik und Therapie bei neurogener Dysphagie. Es wurde in 2 Literaturdatenbanken (PUBMED; EMBASE) systematisch nach Studien zu Ursachen, Diagnostik und Behandlung von neurogenen Dysphagien gesucht und eine gezielte Auswahl von Studien getroffen, die sich mit Dysphagien in Folge neurologischer Erkrankungen befassten. Einzelfallberichte wurden ausgelassen, klinische Studien jeder sonstigen Art miteingeschlossen. Das Review fasst die Ergebnisse von 24 Studien zusammen. Es zeigte sich, dass mittels flexibler endoskopischer Bewertung des Schluckens (FEES), standardisierter Schluckuntersuchung (SSA), Anamnese und Bildgebung bereits früh eine Prognose zum Ausmaß der Dysphagie möglich war. Zudem zeigte sich die SSA als sinnvolle Maßnahme zur Detektion von Aspirationen, durch eine FEES konnten vermehrt stille Aspirationen erkannt werden und die videofluoroskopische Schluckuntersuchung (VFSS) hatte Vorteile in der Bewertung des Ablaufs der Schluckphasen. Therapeutisch erwiesen sich, je nach Ergebnissen der vorangegangenen Untersuchungen, Schlucktherapie und das Andicken von Flüssigkeiten als effizient, bei bestimmten Krankheitsbildern (Z. n. Hirninfarkt bei gleichzeitig bestehendem Z. n. Dekanülierung) ergab sich bei pharyngealer Elektrostimulation ein positives Bild.

Author(s):  
Sabine Loeber ◽  
Christina Dinter ◽  
Karl Mann

Fragestellung: Im Verlauf einer Suchterkrankung kommt es häufig zum Auftreten depressiver Störungen. Depressive Symptome, die auch nach Abschluss der Entzugsphase persistieren, erweisen sich als ein zentraler Prädiktor für einen Rückfall und sollten im Rahmen von Diagnostik und Therapie berücksichtigt werden. Methodik: In der vorliegenden Arbeit wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, um sowohl randomisierte Therapievergleichsstudien als auch weitere klinische Studien zu identifizieren, die die Effektivität einer integrativen Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen und Depression untersuchen. Ergebnisse: Die Ergebnisse der wenigen identifizierten Untersuchungen zeigen, dass durch ein integratives Behandlungskonzept, bei dem sowohl die Suchterkrankung als auch depressive Störungen behandelt werden, eine Reduktion depressiver Symptome und eine Steigerung der Abstinenzquote erzielt wird. Schlussfolgerungen: Methodische Mängel der vorliegenden Untersuchungen bzw. die noch ausstehende Replikation von Befunden schränken jedoch gegenwärtig die vorliegenden positiven Ergebnisse zur integrierten Behandlung ein. Ferner gestaltet sich die Etablierung integrierter Behandlungsansätze aufgrund der nach wie vor zu beobachtenden Trennung zwischen Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe und allgemein-psychiatrischen Einrichtungen schwierig.


2012 ◽  
Vol 31 (06) ◽  
pp. 409-418 ◽  
Author(s):  
G. Breithardt ◽  
M. Endres ◽  
K. G. Häusler

ZusammenfassungDie Diagnostik und Therapie des Vorhofflimmerns ist eine besondere klinische Herausforderung und besitzt große Bedeutung für die Primär- und Sekundärprävention des ischämischen Schlaganfalls. In den vergangenen zwei Jahren wurden relevante klinische Studien veröffentlicht, wobei insbesondere die multizentrischen und randomisierten Phase-III-Studien zu dem oral verfügbaren Thrombininhibitor Dabigatran und den Faktor-Xa-Antagonisten Rivaroxaban und Apixaban als Meilensteine anzusehen sind. Diese neuen Antikoagulanzien sind den verfügbaren Vitamin-K-Antagonisten im Hinblick auf die Prävention von Schlaganfällen ebenbürtig bzw. teilweise überlegen. Noch offene Fragen zu den neuen Antikoagulanzien werden diskutiert und erste Empfehlungen für die tägliche Praxis gegeben. Des Weiteren werden relevante Aspekte zur Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern mittels rhythmuserhaltender bzw. nicht medikamentöser Therapieverfahren dargestellt. Neben Studiendaten zu Dronedaron werden die Relevanz der linksatrialen Katheterablation sowie des interventionellen bzw. operativen Vorhofohrverschlusses diskutiert.


2020 ◽  
Vol 145 (03) ◽  
pp. 151-154
Author(s):  
Birte Friedrichs ◽  
Norbert Schmitz ◽  
Georg Lenz

Was ist neu? Molekulare Charakterisierung aggressiver Lymphome Die sogenannte „cell of origin“-Klassifikation von diffusen großzelligen B-Zell-Lymphomen (DLBCL) ist mittlerweile Bestandteil der revidierten WHO-Klassifikation von 2017. Dabei werden ABC- und GCB-DLBCL unterschieden. In der Praxis erfolgt diese Einteilung in der Regel unter Anwendung der Immunhistochemie, wobei meist der sogenannte Hans-Algorithmus eingesetzt wird. Erstlinientherapie von DLBCL-Patienten Die Hinzunahme verschiedener zielgerichteter Therapien konnte den Standard von 6–8 Zyklen R-CHOP-Chemoimmunotherapie bislang nicht verändern. Für junge Patienten bis 60 Jahre mit einem International Prognostic Index (IPI) von 0 kann die Therapie auf 4 Zyklen R-CHOP, gefolgt von 2 Applikationen Rituximab, reduziert werden. Prophylaxe von ZNS-Rezidiven bei DLBCL-Patienten Eine intrathekale Therapie mit chemotherapeutischen Substanzen hat keinen Einfluss auf die Verhinderung von Rezidiven im Bereich des zentralen Nervensystems (ZNS). Die Anwendung des ZNS-IPI zur Identifizierung von Patienten mit hohem Risiko für ein ZNS-Rezidiv erscheint sinnvoll, auch wenn es hierzu keine Daten aus randomisierten Studien gibt. Für Patienten mit einem hohen Risiko können 2 systemische Zyklen mit hochdosiertem Methotrexat zusätzlich zur Erstlinientherapie empfohlen werden. Behandlung von Patienten mit rezidiviertem oder therapierefraktärem DLBCL Patienten mit rezidiviertem und/oder refraktärem DLBCL erhalten eine Salvage-Chemotherapie, gefolgt von autologer oder allogener Stammzelltransplantation. Nach mindestens 2 Vortherapien sind aktuell 2 CAR-T-Zell-Produkte zugelassen. Dadurch erhalten auch ältere Patienten, die ggf. nicht für eine Transplantation infrage kommen, die Chance auf eine kurative Therapieoption. Ausblick Neue Substanzgruppen wie Antikörper-Medikamenten-Konjugate oder bispezifische Antikörper zeigen in Studien von Patienten mit rezidiviertem oder therapierefraktärem DLBCL sehr vielversprechende Ergebnisse. Aktuell laufende klinische Studien prüfen den Einsatz weiterer neuer Substanzen.


2019 ◽  
Vol 144 (11) ◽  
pp. 719-723
Author(s):  
Holger Cario ◽  
Stephan Lobitz

Therapie der Thalassämien 1. Schwere α-Thalassämie: Der intrauterine Beginn einer postnatal fortgeführten Transfusionstherapie (Alternative: postnatale allo-SZT) ermöglicht das Überleben mit Hb-Bart’s-Hydrops-fetalis-Syndrom. Einschränkend ist festzustellen, dass erhebliche Risiken sowohl für kindliche Fehlbildungen (skelettal, urogenital) als auch für maternale Komplikationen (z. B. Eklampsie) bestehen. 2. Gentherapie bei β-Thalassämie: Klinische Studien belegen den potenziellen Nutzen einer Gentherapie mit einem lentiviralen Vektor bei β-Thalassaemia major. Besonders erfolgreich ist die Therapie bisher bei mindestens einer β+-Mutation. Für den Erfolg der Gentherapie ist eine myeloablative Konditionierung erforderlich, die bisher mit Busulfan vorgenommen wird und das Nebenwirkungsprofil dominiert. 3. Medikamentöse Therapie bei β-Thalassämie: Die Medikamente Luspatercept und Sotatercept steigern die Effektivität der Erythropoese bei β-Thalassämie, mit dem Ergebnis einer wesentlichen Reduktion des Transfusionsbedarfs bei regelmäßig transfundierten Patienten sowie mit einem deutlichen Hämoglobinanstieg bei Thalassaemia intermedia. Mittelbar erfolgt damit auch eine Reduktion der Eisenüberladung. Therapie der Sichelzellkrankheit Kurzfristig sind die Zulassungen folgender Substanzen zu erwarten:Zudem ist davon auszugehen, dass insbesondere die SZT von einem haploidenten Spender in naher Zukunft für wesentlich mehr Patienten eine gute Therapieoption sein wird.


2001 ◽  
Vol 12 (4) ◽  
pp. 314-323
Author(s):  
Kerstin Konrad ◽  
Siegfried Gauggel

Zusammenfassung: In diesem Beitrag wird eine Übersicht über Störungen der Stimmung und des Antriebs bei Kindern und Jugendlichen mit erworbenen Hirnschädigungen unterschiedlicher Ätiologie (Hirntumoren, Schädel-Hirn-Trauma) gegeben. Obwohl es in den letzten Jahren immense Fortschritte im Bereich der Diagnostik und Therapie von kindlichen Depressionen gegeben hat, stellen die depressiven Symptome nach Hirnschädigungen im Kindesalter ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet dar. Ausgehend von den bislang vorhandenen empirischen Studien werden Vorschläge für Diagnostik und Therapie von organisch bedingten Stimmungs- und Antriebsstörungen im Kindesalter gemacht.


2007 ◽  
Vol 64 (6) ◽  
pp. 337-343 ◽  
Author(s):  
Riecher-Rössler

Die Früherkennung und Frühbehandlung von schizophrenen Psychosen ist von entscheidender Bedeutung zur weiteren Verbesserung des Verlaufs dieser bisher häufig chronisch verlaufenden und zur Frühberentung führenden Erkrankungen. Frauen erkranken im Durchschnitt etwa 4–5 Jahre später als Männer, oft noch nach dem 40. Lebensjahr. Diese «Spätschizophrenien», die bei Frauen immerhin etwa 20% aller Schizophrenien ausmachen, sollten nicht übersehen werden. Prodromi und andere Vorboten der Erkrankung sind bei Frauen ganz ähnlich wie bei Männern, auch die Verzögerung von Diagnostik und Therapie zeigt keine Geschlechtsunterschiede. Durch die Tatsache, dass Frauen im Mittel erst in höherem Alter erkranken als Männer, sind sie in ihren verschiedenen sozialen Rollen schon besser etabliert. Allerdings besteht offensichtlich die Gefahr, dass bei Frauen die berufliche Integration vernachlässigt wird. Früherkennung, Frühintervention und Frührehabilitation sollten aus den genannten Gründen immer auch geschlechtersensibel sein.


2018 ◽  
Vol 75 (1) ◽  
pp. 31-36
Author(s):  
Sebastian Walther ◽  
Katharina Stegmayer

Zusammenfassung. Motorische Auffälligkeiten gehören zum klinischen Bild der Schizophrenie-Spektrumsstörungen. Sie können sowohl spontan als auch in Folge der antipsychotischen Pharmakotherapie auftreten. Die vier wichtigsten Symptomgruppen sind abnorme unwillkürliche Bewegungen oder Dyskinesien, Parkinsonsymptome, Katatonie und neurologische Soft Signs. Daneben gibt es eine Reihe anderer Auffälligkeiten, die weniger gut operationalisiert sind. Bei der Ätiologie dieser motorischen Auffälligkeiten geht man von Hirnreifungsstörungen aus, die mit späteren Umwelteinflüssen zusätzlich verstärkt werden können. Obwohl vieles noch unklar ist, gibt es Hinweise auf subtile Störungen des Zusammenspiels zwischen kortikalen und subkortikalen Komponenten des motorischen Systems. Für die vier oben genannten Gruppen existieren klinische Untersuchungen und Skalen, die die Erfassung und die Bestimmung des Schweregrades erleichtern. Die Therapie ist dann notwendig, wenn subjektiver Leidensdruck besteht. Sie bleibt heute noch symptomatisch. Am ehesten muss die antipsychotische Pharmakotherapie evaluiert werden, wobei ein Wechsel auf Clozapin hilfreich sein kann. Aktuell werden spezifische Substanzen gegen tardive Dyskinesien sowie nicht-invasive Hirnstimulationstechniken auf ihre Wirksamkeit bei motorischen Störungen der Schizophrenie getestet.


2018 ◽  
Vol 75 (8) ◽  
pp. 478-488
Author(s):  
Kerstin A. Schürch ◽  
Sebastian Sixt ◽  
Christina Jeanneret ◽  
Corina R. Canova

Zusammenfassung. Die Prävalenz der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) steigt mit zunehmendem Alter an und nimmt aufgrund der demographischen Entwicklung insgesamt zu. Die Symptome schränken die Lebensqualität ein. Die 5-Jahresmortalität der pAVK-Patienten ist doppelt so hoch wie bei Patienten ohne pAVK und liegt höher als diejenige von Patienten mit einer isolierten koronaren oder zerebrovaskulären Verschlusskrankheit. Die Diagnosestellung ist bereits klinisch (Pulspalpation) oder mit einfachen apparatetechnischen Mitteln (Knöchel-Arm-Index = Ankle-Brachial-Index (ABI)) durch jeden Arzt zur Diagnosestellung – nicht zum Ausschluss – möglich. Fachärztliche Zusatzuntersuchungen sollen stufenweise eingesetzt werden. Die Behandlung der PAVK ist stadienabhängig. Wichtigster Therapiepfeiler in allen Stadien der pAVK ist die Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren mit strengen Ziel-Blutdruck und Zielcholesterinwerten für diese Hochrisikopatienten. Zusätzlich stehen Antiaggregations- und Antikoagulationsmöglichkeiten zur Diskussion. Als aktive Massnahmen wie das konservative Gehtraining sind heute kathetertechnische Verfahren häufig Therapie der ersten Wahl. Zudem steigt auch die Zahl kombinierter chirurgisch-kathetertechnischer Verfahren, sog. Hybrideingriffe. Gute Indikationen für chirurgische Verfahren stellen weiterhin langstreckige femorale bis popliteale Verschlüsse bei operablen jüngeren Patienten und Verschlussprozesse in der Femoralbifurkation dar. Die invasive Therapiewahl soll interdisziplinär getroffen werden.


2012 ◽  
Vol 69 (4) ◽  
pp. 231-237
Author(s):  
Reese

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind als Thema weder aus der Arztpraxis noch aus den Medien wegzudenken. Das diagnostische und therapeutische Denken ist geprägt von den Grundlagen der klassischen Nahrungsmittelallergie, obwohl die mengenabhängigen Nahrungsmittelunverträglichkeiten bei weitem überwiegen. Den Betroffenen werden häufig strenge Eliminationsdiäten empfohlen, die weder notwendig noch zielführend sind. Am Beispiel der Fructosemalabsorption und der Histaminintoleranz - sinngerechter als Histamin-Unverträglichkeit bezeichnet - werden zwei Krankheitsbilder vorgestellt, die trotz aller Unterschiede in Diagnostik und Therapie eine Gemeinsamkeit haben: Eine Ausrichtung der therapeutischen Ernährung allein an den Gehalten beider Auslöser ist nicht hilfreich. Beide Unverträglichkeiten erfordern ein individuelles ernährungstherapeutisches Vorgehen, um die Einschränkungen bei der Lebensmittelauswahl auf ein Minimum zu begrenzen und die Lebensqualität der Betroffenen weitgehend zu erhalten.


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