19 Akute und chronische Nierenerkrankungen

2015 ◽  
2014 ◽  
Vol 08 (02) ◽  
pp. 83-88
Author(s):  
M. Büttner ◽  
K. Benz ◽  
K. Amann

ZusammenfassungEpidemiologische Studien zeigen, dass Adipositas, unabhängig von dem Vorliegen eines Diabetes mellitus, einer arteriellen Hypertonie oder anderer Komorbiditäten, ein Risikofaktor für chronische Nierenerkrankungen ist. Weitere Befunde gibt es hinsichtlich einer Verbindung von chronischen Nierenerkrankungen bei Adipositas und Veränderungen der Adipokinsekretion (Hyperleptinämie, Adiponektinmangel), einer Aktivierung des Renin- Angiotensin-Systems, einer chronischen Inflammation, einer endothelialen Dysfunktion, einer Lipidakkumulation, einer beeinträchtigten renalen Hämodynamik und einer im Verhältnis zum Körpergewicht verminderten Nephronanzahl. Ganz allgemein aggraviert das Vorliegen einer Adipositas den Verlauf zahlreicher primärer Nierenerkrankungen, z.B. Glomerulonephritiden, aber sie beeinflusst auch die Nierenfunktion nach Nierentransplantation. Mikroalbuminurie, Proteinurie, Hyperfiltration und eingeschränkte Nierenfunktion sind mit Adipositas assoziiert. Histologisch findet sich eine spezielle Form einer sekundären fokal- segmentalen Glomerulosklerose, die bevorzugt bei Adipositas vorkommt. Klinisch relevant sind Beobachtungen, dass drastischer Gewichtsverlust entweder durch Modifikation des Lebensstils oder durch bariatrische Chirurgie die Nierenfunktionsstörungen, vor allem die Albuminurie und Hyperfiltration, bei ehemals adipösen Patienten verbessern kann, so dass davon auszugehen ist, dass Nierenerkrankungen bei Adipositas stringenten Präventionsprogrammen zugänglich sind. Die diabetische Nephropathie (DN) ist die führende Ursache für ein chronisches Nierenversagen bei Erwachsenen in der westlichen Welt. Typische morphologische Veränderungen umfassen eine Verbreiterung der glomerulären Basalmembranen, eine Expansion des Mesangiums mit diffuser oder nodulärer Glomerulosklerose (Kimmelstiel-Wilson-Knoten) und eine arterioläre Hyalinose. Normalerweise entsteht die DN nach einem ca. 10–15 jährigen Krankheitsverlauf und weist dann einen progressiven Verlauf auf bis hin zum terminalen Nierenversagen. Es gibt jedoch inzwischen Hinweise, dass glomeruläre und tubulointerstitielle Läsionen bei DN bis zu einem gewissen Maß nach Korrektur der Blutzuckerwerte reversibel sind. Die vorliegende Übersicht beschäftigt sich vor allem mit der Pathogenese und Morphologie der Nierenfunktions- und Strukturveränderungen bei Adipositas und assoziierter Nierenerkrankungen wie der diabetischen Nephropathie.


Author(s):  
Rolfdieter Krause ◽  
Irmgard Landthaler ◽  
Martin K. Kuhlmann

2013 ◽  
Vol 13 (06) ◽  
pp. 343-347
Author(s):  
K. Dittrich ◽  
V. Schuster

ZusammenfassungChronische Nierenerkrankungen und der Zustand nach Nierentransplantation gehen u. a. mit vermehrter Infektionsneigung einher. Betroffene Kinder und Jugendliche sollten daher alle empfohlenen Impfungen (Standardund Indikationsimpfung) in normaler Dosis zeitgerecht erhalten. Idealerweise ist der Impfstatus bereits vor der geplanten Nierentransplantation oder immunsuppressiven Therapie komplett. Wenn nicht, können bestimmte Impfungen vorgezogen werden. Nach der Nierentransplantation bzw. unter dauerhafter immunsuppressiver Behandlung können Totimpfstoffe gefahrlos verabreicht werden. Da die Impfantwort gegenüber einzelnen Impfstoffen reduziert sein kann, sind Antikörperbestimmungen und bei nicht ausreichender Impfantwort Boosterimpfungen sinnvoll. Unter immunsuppressiver Therapie sind Lebendimpfungen (z. B. Rotavirus- Impfung) meist kontraindiziert. Zum zusätzlichen indirekten Schutz sollten enge Kontaktpersonen komplett immunisiert werden, einschließlich der jährlichen inaktivierten Grippeschutzimpfung.


Author(s):  
Manfred Beutel ◽  
Fritz A. Muthny ◽  
Michael Broda

2017 ◽  
Vol 12 (03) ◽  
pp. 213-221
Author(s):  
Jens Drube ◽  
Petra Zürbig ◽  
Joachim Beige ◽  
Harald Mischak ◽  
Joachim Jankowski

ZusammenfassungChronische Nierenerkrankungen sind gekennzeichnet durch einen langsam fortschreitenden Verlust der Nierenfunktion, der schließlich zum Nierenversagen führt. Betroffene Patienten benötigen im Endstadium eine Nierenersatztherapie in Form der Dialyse und/oder Nierentransplantation mit erheblichen Konsequenzen sowohl für Mortalität als auch für die Lebensqualität der Patienten. Da die Prävalenz des Diabetes kontinuierlich deutlich steigt, nimmt gegenwärtig die diabetische Nephropathie (DN) als Dialyseursache zahlenmäßig den höchsten Rang ein. Die individuelle Behandlung der DN sowie der resultierenden kardiovaskulären Komplikationen in der frühen und damit einer Therapie zugänglichen Erkrankungsphase ist derzeit deutlich erschwert, da es an einer effektiven, nichtinvasiven, validen Routinediagnostik dieser Patienten mangelt. Die derzeit verwendeten Marker Serum-Kreatinin/eGFR und Albumin im Urin sind geeignet, um die DN in späteren Stadien abzubilden, jedoch sind sie von geringer Aussagekraft in der Erkennung von frühen Stadien. Eine neue diagnostische Methode ist die Analyse des Proteoms, der Gesamtheit aller Proteine und Peptide. Die Proteomanalyse hat die Identifikation von 273 Biomarkern im Urin zur Diagnostik chronischer Nierenerkrankungen ermöglicht. Ein auf diesen Biomarkern beruhender Klassifikator, CKD273, ermöglicht eine im Verhältnis zu den derzeit verwendeten Biomarkern signifikant bessere Identifizierung der DN. Die Daten zeigen vor allem eine Verbesserung der Früherkennung und Prognostik. Dies ermöglicht eine frühzeitige und gezielte Therapie und damit eine wesentlich verbesserte Option den fortschreitenden Verlust der Nierenfunktion aufzuhalten.


2020 ◽  
Vol 45 (02) ◽  
pp. 180-186
Author(s):  
Gabriele Lehmann ◽  
Alexander Pfeil ◽  
Peter Oelzner ◽  
Gunter Wolf

ZusammenfassungChronische Nierenerkrankungen weisen eine zunehmende Inzidenz und Prävalenz auf und verursachen Komplikationen an verschiedenen Organsystemen. Die Veränderungen des Mineralstoffwechsels bei chronischer Niereninsuffizienz bedingen Störungen des kardiovaskulären Systems und des Knochenstoffwechsels mit den klinischen Endpunkten Myokardinfarkt/Schlaganfall und Fraktur und münden in eine gesteigerte Mortalität. Die renale Osteodystrophie ist ein Teil der CKD-MBD. Der Terminus „renale Osteodystrophie“ ist den histologischen Knochengewebsveränderungen vorbehalten und erfordert zur Charakterisierung eine Knochenbiopsie. Die internationale Klassifizierung unterscheidet 4 Formen: sekundärer Hyperparathyreoidismus, Osteomalazie, gemischte urämische Osteodystrophie und adyname renale Knochenerkrankung. Die nicht invasiven Untersuchungen entsprechen denen, die zur Diagnostik der Osteoporose eingesetzt werden. Das Spektrum der therapeutischen Optionen ist begrenzt.


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