Evaluierung von Vorratsmilben in kommerziellem Hundetrockenfutter und in der Umgebung sowie ihre Bedeutung in der Tiermedizin

2007 ◽  
Vol 35 (05) ◽  
pp. 325-332 ◽  
Author(s):  
K. Henneveld ◽  
W. Beck ◽  
R. Müller

Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Dieser Artikel gibt eine Literaturübersicht über Vorratsmilben und ihre Bedeutung in der Tiermedizin. Weiterhin präsentiert er Ergebnisse aus einer eigenen Studie, deren Ziel es war herauszufinden, ob Vorratsmilben im Trockenfutter oder in der direkten Umgebung von Hunden vorkommen. Material und Methode: Im ersten Teil der Studie wurden 23 Hundefuttersäcke über einen Zeitraum von sechs Wochen mittels mikroskopischer Untersuchung auf eine Kontamination mit Vorratsmilben überprüft. Im zweiten Teil der Studie erfolgte eine Untersuchung von Staubproben aus 20 unterschiedlichen Haushalten mit gesunden Hunden auf eine Kontamination mit Vorratsmilben. Ergebnisse: In keiner Futterprobe fanden sich Vorratsmilben. In fünf der insgesamt 40 untersuchten Staubproben waren Milben verschiedener Spezies nachweisbar: Dermatophagoides pteronyssinus (4/40), kurzschwänzige Demodex-Milbe (1/40) und Vorratsmilbe (1/40). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Vorratsmilben kommerzielles Hundetrockenfutter nicht kontaminieren, aber im Hausstaub vorkommen können. Klinische Relevanz: Bei den meisten Hunden mit positiven Serum- oder Hauttestreaktionen gegen Futtermilben wird eine Änderung der Fütterung keinen Einfluss auf die klinische Symptomatik haben.

Praxis ◽  
2018 ◽  
Vol 107 (3) ◽  
pp. 117-124
Author(s):  
Jon-Duri Senn ◽  
Lars C. Huber ◽  
Jasmin Barman-Aksözen ◽  
Elisabeth Minder

Zusammenfassung. Unter dem Begriff «Porphyrie» wird eine Gruppe von acht Stoffwechselerkrankungen zusammengefasst, welche in Folge einer gestörten Hämbiosynthese entstehen. Die Einteilung der verschiedenen Formen erfolgt anhand der klinischen und biochemischen Merkmale. Dieser Artikel fokussiert auf die akuten (hepatischen) Porphyrien (AHP), die durch eine ähnliche Pathophysiologie und klinische Symptomatik gekennzeichnet sind. Typisch sind akute, das autonome Nervensystem betreffende Symptome; starke, kolikartige, teilweise ausstrahlende Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Hypertonie, Tachykardie, Obstipation und Hyponatriämie. Die Diagnose einer AHP wird aufgrund einer mindestens fünffach erhöhten Ausscheidung von Porphobilinogen (PBG) im Urin gestellt. Therapie der Wahl ist die Zufuhr von Kohlenhydraten, die Gabe von humanem Häm, die Elimination und Vermeidung von schubauslösenden Triggerfaktoren und eine begleitende symptomorientierte Therapie, im Besonderen eine suffiziente Analgesie.


2007 ◽  
Vol 35 (01) ◽  
pp. 37-40 ◽  
Author(s):  
T. Gerlach

Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Beschreibung einer Intoxikation mit Clostridium botulinum. Material und Methode: Fallbericht einer fünfjährigen Golden-Retriever-Hündin. Die Diagnose erfolgte durch den Toxinnachweis in verendeten Hähnchenkadavern, an denen das Tier geleckt hatte. Ergebnisse: Die Hündin entwickelte innerhalb von 24 Stunden eine schlaffe Tetraplegie, die nach drei Tagen unter symptomatischer Therapie eine beginnende Reversibilität zeigte. Schlussfolgerung: Botulismus sollte beim Hund differenzialdiagnostisch bei einer progressiven Nachhandschwäche, aszendierend bis zur Tetraplegie berücksichtigt werden. Klinische Relevanz: Neben der Fallbeschreibung wird eine Übersicht über Pathogenese und Klinik gegeben und die aktuellen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten aufgezeigt.


2019 ◽  
Vol 38 (09) ◽  
pp. 657-661
Author(s):  
Martin D. Ohlmeier

ZUSAMMENFASSUNGGegenstand und Ziel: Abhängigkeitserkrankungen sind bei Erwachsenen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) häufig. Insbesondere Abhängigkeit von Cannabis, Amphetaminen und Alkohol haben sowohl für die differenzialdiagnostische Einschätzung als auch für den differenzialtherapeutischen Entscheidungsprozess eine hohe klinische Relevanz. Eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie der Komorbidität spielt neben der „Selbstbehandlungshypothese“ und der „Dopaminmangelhypothese“ die oftmals bestehende erhöhte Risikobereitschaft bei ADHS-Patienten im Sinne eines „Sensation-Seekings“.Material und Methoden: In dem Artikel wird eine Übersicht über die Epidemiologie, Pathophysiologie sowie die sich daraus ergebenden klinischen Implikationen der ADHS und komorbiden Abhängigkeitserkrankungen gegeben.Ergebnisse, Schlussfolgerungen: Bei Erwachsenen mit ADHS ist die Komorbidität mit Abhängigkeitserkrankung häufig, insbesondere Cannabis, Amphetamine und Alkohol betreffend. In der Ätiopathogenese hat die „Selbstmedikationshypothese“ im Kontext der „Dopaminmangelhypothese“ eine wichtige Bedeutung. Auch die erhöhte Risikobereitschaft der betroffenen ADHS-Patienten hat im Sinne des „Sensation-Seekings“ eine große klinische Relevanz. Die Behandlung mit Psychostimulanzien ist bei Vorliegen einer komorbiden Suchterkrankung kritisch abzuwägen, da sie selbst ein Abhängigkeitspotenzial besitzen. Alternativ können Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer eingesetzt werden. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen hinsichtlich geeigneter Behandlungsmethoden erscheinen notwendig.


2012 ◽  
Vol 40 (03) ◽  
pp. 161-170
Author(s):  
W. Osthold ◽  
R. S. Mueller ◽  
C. Bouassiba

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Ein wichtiger Aspekt einer erfolgreichen Therapie der Otitis externa (OE) ist die Reinigung des Gehörgangs. Dafür stehen verschiedene Präparate zur Verfügung. Im Hinblick auf steigende Antibiotikaresistenzen wird eine Keimbekämpfung in Kombination mit Antiseptika angestrebt. Die plazebokontrollierte Doppelblindstudie überprüfte die In-vivo-Wirksamkeit eines Chlorhexidin (1500 μg/ml) und Tris-EDTA (48 μg/ml) enthaltenden kommerziellen Ohrreinigers anhand klinischer Symptomatik, zytologischer und bakteriologischer Untersuchung. Material und Methoden: An 64 Hunden mit OE wurde dieser Ohrreiniger (Gruppe A) bzw. das Plazebo (Gruppe B) zweimal täglich angewendet, einmal täglich gefolgt von der Applikation eines Marbofloxacin/Dexamethason/Clotrimazol enthaltenden Ohrmedikaments. Die Kontrolluntersuchung fand nach 14 Tagen statt. Die Auswertung erfolgte klinisch und zytologisch. Ferner wurde zu Beginn sowie nach 14 Tagen aus jedem Ohr eine Tupferprobe entnommen und bakteriologisch untersucht. Ergebnisse: Verglichen mit dem Plazebo kam es bei Anwendung des Ohrreinigers zu einer signifikanten Reduktion der Kokken, Stäbchen und neutrophilen Granulozyten. Die Hefenzahl verringerte sich in beiden Gruppen signifikant. Klinisch bestand kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen. Die Zahl Marbofloxacinresistenter Bakterien stieg in Gruppe A von 0 auf 44%, in Gruppe B von 8 auf 31%. Schlussfolgerung: Chlorhexidin und Tris-EDTA führten in Kombination mit Marbofloxacin/Dexamethason/Clotrimazol zu einer zytologisch verifizierbaren Keimreduktion. Die Zahl Marbofloxacin-resistenter Bakterien stieg unter dieser Therapie signifikant an. Klinische Relevanz: Die Ergebnisse lassen die Vermutung zu, dass eine Kombination von Chlorhexidin und Tris-EDTA zusammen mit antimikrobiellen Ohrentropfen zur Reduktion der bakteriellen Besiedelung einer bakteriell bedingten OE empfohlen werden kann, doch das Risiko der Resistenzentwicklung besteht. Basierend auf den Resultaten können lokale Nebenwirkungen erwartet werden.


2009 ◽  
Vol 37 (01) ◽  
pp. 14-32
Author(s):  
M. Unger ◽  
C. Schwedes ◽  
S. Bentele ◽  
S. Klumpp ◽  
M. Brückner

Zusammenfassung Gegenstand: Der Artikel beschreibt klinische Symptomatik, diagnostische Aufarbeitung und chirurgische Therapie eines intrapelvinen Lipoms. Verlauf und Ergebnisse: Die klinische Untersuchung, Röntgenaufnahmen des Abdomens und der zytologische Befund einer mittels Feinnadelaspiration gewonnenen Gewebeprobe ergaben die klinische Verdachtsdiagnose eines intrapelvinen Lipoms. Computertomographisch ließ sich eine klar begrenzte fettdichte Struktur im Beckenkanal ohne Beteiligung der umgebenden Gewebe darstellen, die anhand der Hounsfield-Einheiten als Fettgewebe anzusprechen war. Über einen perinealen Zugang erfolgten eine Teilresektion der Fettgeschwulst und eine Fettabsaugung. Die histopathologische Untersuchung bestätigte den klinischen Verdacht eines einfachen Lipoms. 22 Monate postoperativ ist der Hund symptomfrei. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Einfache Lipome finden sich typischerweise in der Unterhaut und nur in Ausnahmefällen in der Brust-, Bauch- oder Beckenhöhle, wo sie zu einer Funktionseinschränkung anderer Organe oder anatomischer Strukturen führen können. Nach einer exakten Diagnosestellung kann aufgrund des langsamen Wachstums der Lipome eine chirurgische Teilresektion in Verbindung mit einer Liposuktion unter Umständen ausreichen, um dem Patienten über längere Zeit Beschwerdefreiheit zu verschaffen.


2020 ◽  
Vol 48 (04) ◽  
pp. 245-248
Author(s):  
Teresa M. S. A. Boehm ◽  
Christoph J. Klinger ◽  
Laura Udraite ◽  
Ralf S. Mueller

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel Ein kommerziell erhältliches Arzneimittel mit homöopathischen Inhaltsstoffen zeigte erste Erfolge bei Hunden mit atopischer Dermatitis. Ziel dieser Fallserie war, die Wirkung des Arzneimittels bei einer größeren Anzahl von Hunden mit dieser Erkrankung zu bewerten. Material und Methoden Zehn Hunde mit atopischer Dermatitis erhielten das homöopathische Kombinationsarzneimittel täglich oral über 3 Wochen nach Herstellerangabe. Die Diagnose der atopischen Dermatitis wurde zuvor anhand von Anamnese, klinischer Untersuchung und Ausschluss von Differenzialdiagnosen gestellt. Ein Ausschluss von bakteriellen und mykotischen Hautinfektionen erfolgte durch die klinische Untersuchung und die zytologische Evaluierung von Abklatschpräparaten der Haut. Patienten mit zusätzlicher Futtermittel-allergie erhielten ab mindestens 2 Monate vor Beginn sowie während der gesamten Dauer der Studie eine Eliminationsdiät. Bei Hunden mit vermuteter oder bestätigter Flohspeichelallergie fand mindestens 1 Monat vor sowie während der Studie eine Flohprophylaxe statt. Die klinische Symptomatik wurde anhand eines validierten Juckreizscores (Pruritus Visual Analogue Scale, PVAS) und eines validierten Läsionsscores (Canine Atopic Dermatitis Lesion Index, CADLI) vor und nach der Therapie evaluiert. Zusätzlich beurteilten die Tierbesitzer die Fellqualität. Potenzielle Nebenwirkungen wurden bei dem Kontrolltermin vermerkt. Ergebnisse Im Verlauf der Behandlung ergaben sich keine signifikanten Veränderungen der Läsionen (Wilcoxon-Test, p = 1,0), des Pruritus (gepaarter t-Test, p = 0,34) und der Fellqualität (gepaarter t-Test, p = 0,34). Nur ein Patient zeigte eine geringgradige Verbesserung des Juckreizes und der Fellqualität. Nebenwirkungen traten nicht auf. Schlussfolgerung und klinische Relevanz In dieser Fallserie zeigte das getestete homöopathische Arzneimittel keinen positiven Einfluss auf die klinischen Anzeichen von kaniner atopischer Dermatitis.


2019 ◽  
Vol 47 (06) ◽  
pp. 373-379 ◽  
Author(s):  
Christian Schürmann ◽  
Melanie Loose ◽  
Klaus Failing ◽  
Axel Wehrend

Zusammenfassung Ziel Das Ziel dieser Studie war es, Daten aus Anamnese, Verlauf und Prognose von Stuten mit Nachgeburtsverhaltungen zu analysieren. Material und Methoden Die Auswertung umfasste Daten von 121 Stuten mit einer Nachgeburtsverhaltung, die stationär veterinärmedizinisch behandelt wurden. Bei 82 Stuten erfolgten zusätzlich Blutuntersuchungen. Ergebnisse Zwischen Alter, Parität und Geburtsverlauf der Stute und dem Auftreten einer Nachgeburtsverhaltung ließ sich kein signifikanter Zusammenhang darstellen. Bei der Aufnahmeuntersuchung zeigten 81 Stuten (66,9 %) ausschließlich eine Nachgeburtsverhaltung, 40 Tiere (33,1 %) zusätzliche Erkrankungen, am häufigsten Verletzungen der Labien, gefolgt von einer Lochiometra und Dammrissen. Während des Klinikaufenthalts entwickelten 50 Stuten (41,3 %) eine oder mehrere weitere Erkrankungen. Am häufigsten wurden Lochiometra (23 Stuten, 19,0 %), Hufrehe (17 Stuten, 14,0 %) und Thrombophlebitis (11 Stuten, 9,1 %) diagnostiziert. Acht Stuten (6,6 %) wurden aufgrund des Krankheitsverlaufs euthanasiert. Die Blutuntersuchung ergab eine Leukozytenkonzentration von 9,8 ± 3,9 G/l. Die Konzentration von ionisiertem Kalzium im Blut betrug 1,5 ± 0,2 mmol/l. Kein erhobener Parameter hatte einen signifikanten Einfluss auf klinische Symptomatik, Ausbildung von Komplikationen und Genesung. Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die Nachgeburtsverhaltung ist unter den Puerperalerkrankungen ein häufiges Krankheitsbild. Diese Erkrankung tritt selten isoliert auf bzw. im Verlauf der Behandlung kommen häufig weitere Erkrankungen hinzu, die im schlimmsten Fall zum Tod des Tieres führen. Anhand der erhobenen Daten konnten keine Risikofaktoren für die Entstehung und den Verlauf der Erkrankung dargestellt werden.


2014 ◽  
Vol 62 (4) ◽  
pp. 243-254 ◽  
Author(s):  
Daniel Schuepbach ◽  
Erich Seifritz

Die pharmakologische Therapie der bipolaren Störung stellt im Rahmen eines bio-psychosozialen Krankheitsmodells eine Herausforderung dar. Die klinische Symptomatik kann sich in akuter Manie, Hypomanie, bipolarer Depression und Mischzuständen manifestieren. Besondere Beachtung verdient die Adhärenz, welche sich ebenso vielschichtig äussern kann, und bei welcher Komorbiditäten eine wichtige Rolle spielen. In diesem Artikel wird eine Zusammenstellung wichtiger nationaler und internationaler Therapierichtlinien zu bipolaren Störungen diskutiert und wesentliche Resultate synoptisch präsentiert mit dem Ziel, der interessierten Leserschaft einen raschen Überblick über aktuelle pharmakologische Therapiemodalitäten zu erlauben.


2008 ◽  
Vol 36 (02) ◽  
pp. 95-98
Author(s):  
A. Nitzschke ◽  
K. Doll

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Beschrieben werden die klinische Symptomatik, die Therapie und der Krankheitsverlauf bei einem an Tetanus erkrankten Rind. Material und Methoden: Eine 19 Monate alte Färse der Rasse Deutsche Holsteins“ wurde wegen verminderter Futteraufnahme und Pansentympanie in die Klinik eingeliefert. Die Befunde der Eingangsuntersuchung sprachen für Tetanus: steifer Gang, leicht abduzierte Gliedmaßen, steif gestellte Ohren, Vorfall des dritten Augenlids, Strabismus divergens, Pansentympanie, harte Bauchdecke. Auffälligster Laborbefund war eine metabolische Alkalose (BE +12,0 mmol/l) mit leichter Hypokaliämie (K+ 2,9 mmol/l). Eine mögliche Eintrittspforte für die Erreger war nicht erkennbar. Ergebnisse: Zur Beseitigung der Pansentympanie und zur Eingabe von Flüssigkeit und Nährstoffen wurde eine temporäre Pansenfistel angelegt. Das Tier wurde 7 Tage lang mit Procain- Penicillin behandelt (einmal täglich 50000 IE/kg KM s. c.) und erhielt zur Verminderung der Muskelspasmen Xylazin (in den ersten 10 Tagen alle 4 Stunden, danach bis zum 24. Tag alle 6 Stunden jeweils 0,11 mg/kg KM s. c.). Am 30. Tag nach Behandlungsbeginn konnte die Färse geheilt entlassen werden. Schlussfolgerung: Pansentympanie stellt bei Rindern mit Tetanus ein häufiges Symptom dar. Insofern ist diese Erkrankung differenzialdiagnostisch als Ursache einer solchen Störung mit in Betracht zu ziehen. Klinische Relevanz: Selbst bei mäßig ausgeprägter Tetanussymptomatik und erfolgreichem Ansprechen auf die Therapie muss mit einer Krankheitsdauer von etwa 4 Wochen gerechnet werden. In Anbetracht des hohen Behandlungsaufwandes kommt daher ein Therapieversuch im Wesentlichen nur bei wertvolleren Rindern infrage.


2007 ◽  
Vol 35 (01) ◽  
pp. 75-80 ◽  
Author(s):  
M. May ◽  
A. Meister ◽  
W. Ohnmar Kyaw ◽  
T. Lobeck ◽  
A. Uhlig ◽  
...  

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Bei einem vierjährigen Vollbluthengst und einem 14-jährigen Fjordpferd-Wallach mit Leistungsdepression über sieben Monate bzw. mehrere Jahre und Ikterus wird eine primär kontinuierlich unkonjugierte Hyperbilirubinämie nachgewiesen. Material und Methoden: Im Blut wurden die unkonjugierte und konjugierte Bilirubinkonzentration sowie die Enzymaktivitäten bestimmt. Es erfolgte eine Überprüfung auf hämolytische Anämien (infektiöse Anämie, immunbedingte Erythrozytolyse, Babesiose, Ehrlichiose und primär intravaskuläre Hämolyse) und chronisch entzündliche Lebererkrankungen (Ultraschall und Biopsie). Der Wallach wurde mit 1 mg Phenobarbital/kg KM zweimal täglich p. o. über 20 Tage behandelt, um die Glucuronosyltransferase zu stimulieren und damit das unkonjugierte Bilirubin zu reduzieren. Ergebnisse: Die Konzentration des unkonjugierten Bilirubins beider Pferde lag bei Aufnahme zwischen 114,2 (konjugiert 8,3) und 76,4 (konjugiert 8,8) μmol/l und blieb ohne Therapie im Beobachtungszeitraum von vier bzw. fünf Monaten konstant zwischen 111,2 (konjugiert 10,8) und 58,1 (konjugiert 9,3) μmol/l. Der Coggins- Test (infektiöse Anämie) beider Pferde war negativ und der indirekte und direkte Coombs-Test konnten keine autoagglutinierenden Antikörper (immunbedingte Erythrozytolyse) nachweisen. Weder Zoiten (Babesia equi) in Erythrozyten noch Morula (Anaplasma phagocytophila) in neutrophilen Granulozyten waren nachweisbar. Die Konzentration des freien Hämoglobins im Serum lag beim Fjordpferd im Referenzbereich (zu Beginn 1,07 μmol/l; fünf Monate später 1,36 μmol/l). Beim Wallach ließ sich die Konzentration des unkonjugierten Bilirubins mit Phenobarbital von 76,4 auf 61,6 μmol/l senken. Der Hengst wies zu Beginn leicht erhöhte Aktivitäten der AST und γ-GT auf. Die monatliche Kontrolle der Enzyme AST, γ-GT, AP, GLDH und LDH beider Pferde ergab jedoch keine Abweichungen von den Referenzbereichen. Das Lebersonogramm des Hengstes zeigte eine normale Echogenität des Parenchyms und keine erweiterten Gefäße. Chronisch entzündliche Lebererkrankungen beim Hengst konnten mittels histologischer Untersuchung von Leberbioptaten ausgeschlossen werden. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die Absenkung der Konzentration an unkonjugiertem Bilirubin durch Phenobarbital bei einem Pferd sowie der kontinuierlich erhöhte Serumspiegel des unkonjugierten Bilirubins ohne Nachweis einer hämolytischen Anämie oder chronisch entzündlicher Lebererkrankungen bei beiden Pferden zeigt eine Ähnlichkeit zum hereditären Gilbert-Meulengracht-Syndrom des Menschen. Die Aufnahme des unkonjugierten Bilirubins in die Leberzelle ist bei diesem Syndrom durch eine geringe Aktivität der Glucuronosyltransferase vermindert. Wie in diesen Fällen mit mildem Ikterus ist die primäre von der sekundären unkonjugierten Hyperbilirubinämie (hämolytische Anämien, Lebererkrankungen) zu unterscheiden.


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