Sonographische Untersuchung des ovinen Euters

2009 ◽  
Vol 37 (03) ◽  
pp. 157-163 ◽  
Author(s):  
T. Hiepler ◽  
A. Schönfelder ◽  
A. Wehrend

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Entwicklung und Etablierung eines ultrasonographischen Untersuchungsganges am Schafeuter unter Abgleichung makroskopischer und histologischer Befunde. Material und Methoden: In einem ersten Versuch wurden 18 isolierte, nach Laktationsstadium eingeteilte Euter klinisch, sonographisch und histologisch untersucht. Im zweiten Versuch erfolgte bei 134 lebenden Schafen, eingeteilt in vier Gruppen, eine klinische und sonographische Untersuchung der Milchdrüsen. Die Tiere der Gruppe 1 mit unterschiedlichem Laktationsstadium (n = 8) wurden insgesamt zehnmal im Abstand von 2 Tagen untersucht, die Probanden der Gruppe 2 (n = 5; hochtragend bis 28 Tage post partum) zweimal wöchentlich und die Schafe der Gruppe 3 (n = 7; ante bzw. post partum mit und ohne Lämmer) alle 4 Tage untersucht. Bei den Schafen der Gruppe 4 mit unterschiedlichem Laktationsstadium (n = 114) fand eine einmalige Untersuchung in der Herde statt. Um eine größere Praxistauglichkeit zu erreichen, kamen drei verschiedene Ultraschallgeräte zum Einsatz. Ergebnisse: Sonographisch lassen sich am Schafeuter Drüsenparenchym, die Pars glandularis und papillaris der Zisterne mit Milchfüllung, die dazwischen gelegene Ringfalte, das Zentralband und die Blutgefäße darstellen und beurteilen. Bei der Herdenuntersuchung konnten sonographisch mehr Tiere mit pathologischen Euterbefunden detektiert werden als durch die klinische Untersuchung. Alle drei eingesetzten Ultraschallgeräte eigneten sich gut zur Untersuchung des ovinen Euters. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die sonographische Untersuchung des Schafeuters ergänzt die klinische Untersuchung und ist unter Praxisverhältnissen gut durchführbar. Tief im Euter liegende Prozesse (Abszesse), die mit Palpation und Milchkontrolle nicht erfasst werden, lassen sich durch die Ultraschalluntersuchung nachweisen.

2019 ◽  
Vol 47 (05) ◽  
pp. 281-284
Author(s):  
Fabian Kunz ◽  
Davut Koca ◽  
Klaus Failing ◽  
Axel Wehrend ◽  
Sait Sendag

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel Die Gabe von Schmerzmitteln an Kühe nach der Geburt hat im Rahmen der gesellschaftlichen verstärkten Beachtung von Tierwohl zugenommen. Von einigen nicht steroidalen Antiphlogistika ist bekannt, dass sie bei Applikation direkt nach der Geburt zu einer erhöhten Anzahl von Kühen mit Retentio secundinarum führen. Deshalb war es Ziel dieser Arbeit zu überprüfen, ob die Gabe von Meloxicam nach Dystokie die Inzidenz der Nachgeburtsverhaltung bei Kühen steigert. Material und Methoden Die Untersuchung erfolgte an 63 Holstein-Friesian-Kühen aus 4 Milchviehbetrieben nach einer Dystokie. Tieren der Behandlungsgruppe (n = 27) wurde innerhalb von 2–8 Stunden nach dem Kalben einmalig das nicht steroidale Antiphlogistikum Meloxicam (0,5 mg/kg) subkutan verabreicht. Die Tiere in der Kontrollgruppe (n = 36) erhielten subkutan das gleiche Volumen einer Infusionslösung für Rinder (Amynin®, Infusionslösung für Rinder, Boehringer Ingelheim). Die klinische Untersuchung der Kühe fand am Tag der Geburt und am 21. Tag post partum statt. Informationen über Befunde an den Tagen dazwischen wurden durch Befragung der Landwirte erhoben. Zur Überprüfung eines Unterschiedes zwischen der Behandlungs- und der Kontrollgruppe diente der Exakte Test nach Fisher. Ergebnisse Die behandelten Kühe entwickelten nicht häufiger eine Nachgeburtsverhaltung als die Kontrolltiere. Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die einmalige Gabe von Meloxicam an Kühe nach Dystokie steigert nicht die Inzidenz der Nachgeburtsverhaltung.


2005 ◽  
Vol 33 (06) ◽  
pp. 411-418 ◽  
Author(s):  
Stefanie Lesch ◽  
I. Alpers ◽  
Mareike Decker ◽  
A. Hüting ◽  
W. Baumgartner ◽  
...  

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Die Studie untersuchte das Auftreten der Gebärparese bei Milchkühen in verschiedenen Regionen Deutschlands. Material und Methoden: Im jeweiligen Einzugsgebiet von vier Tierarztpraxen (A–D) wurde ein Jahr lang das Auftreten der Gebärparese bei Milchkühen beobachtet. Nach einer eingehenden Anamnese erfolgte bei jeder festliegenden Kuh eine klinische Untersuchung. Vor der Therapie wurde eine Blutprobe genommen und die Serumkonzentrationen von Kalzium, Phosphor und Magnesium bestimmt. Ergebnisse: Die Gebärparese trat in allen Regionen am häufigsten bei Kühen im Alter von vier bis sechs Jahren auf. Dies bestätigt den Trend in der Altersentwicklung früherer Untersuchungen. In Praxis B in Nordniedersachsen gab es auffallend mehr Tiere mit einem gestörten Sensorium (88,0%) als in den anderen Praxen (15,2–21,0%). Entsprechend kamen in dieser Praxis auch mehr festliegende Tiere mit Untertemperatur vor (40,0%). In Praxis A in Baden-Württemberg ergaben sich Unterschiede zwischen Fleckvieh- (FV) und Holstein-Friesian-Kühen (HF). HF-Kühe zeigten häufiger Untertemperatur (p = 0,0035) sowie eine kühlere Körperoberfläche (p = 0,001). Zudem war bei ihnen häufiger (p = 0,006) ein kombinierter Abfall der Kalzium- und Phosphorkonzentrationen im Serum festzustellen als bei FV-Kühen (74,6 vs. 54,2%) und sie hatten statistisch gesichert niedrigere Kalzium- (p = 0,001) und Phosphorwerte (p = 0,015). Festliegende Kühe, die nur einen erniedrigten Phosphorspiegel aufwiesen, waren in den drei norddeutschen Praxen (B–D) in weit geringerem Ausmaß zu finden als in Praxis A. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die Gebärparese tritt zunehmend bei jüngeren Tieren auf. Dies kann durch die züchterische Fixierung auf eine hohe Milchleistung bedingt sein. Bei 80% aller Kühe lag ein deutlich verminderter Kalziumspiegel vor. Damit ist eine Hypokalzämie immer noch die Hauptursache für das Festliegen von Milchkühen im peripartalen Zeitraum.


2013 ◽  
Vol 41 (01) ◽  
pp. 7-14 ◽  
Author(s):  
J. Wilhelm ◽  
M. Fürll ◽  
K. Wilhelm

Zusammenfassung Ziel der Arbeit war, die zum Einfluss des Entnahmeortes auf verschiedene Blutparameter vorliegenden unterschiedlichen Angaben in der Literatur an einer größeren Tierzahl zu überprüfen. Ferner sollte die praktische Nutzbarkeit der Blutentnahme aus der Eutervene oder anderer zugänglicher Venen (z. B. Unterschenkel- oder Schwanzvene) im Vergleich zur Halsvene für Stoffwechseluntersuchungen verifiziert werden. Material und Methoden: Blutproben von 92 Kühen und Färsen wurden zu vier unterschiedlichen Zeitpunkten von 3 Wochen ante partum bis 8 Wochen post partum aus der V. jugularis (Halsvene), der V. subcutanea abdominis (Eutervene) sowie den Vv. saphenae externae (Unterschenkelvene) der linken und rechten Hintergliedmaße vergleichend untersucht. Ergebnisse: Für fünf der 16 untersuchten Parameter (freie Fettsäuren, β-Hydroxybutyrat Glukose, Kreatinkinase und Kalzium) zeigten sich abhängig vom Untersuchungszeitpunkt zum Teil hochsignifikante Unterschiede zwischen den Entnahmestellen. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Bei Stoffwechseluntersuchungen, die die oben genannten Parameter einschließen, hat der Blutentnahmeort entscheidenden Einfluss und muss bei der Auswertung berücksichtigt werden. Die Eutervene stellt bei hochleistenden Milchkühen keine Alternative zur Blutentnahme für Stoffwechseluntersuchungen dar. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, muss hierfür trotz des größeren arbeitstechnischen Aufwandes die Halsvene zur Blutentnahme genutzt werden. Eine Ausnahme bildet die Bestimmung der Kreatinkinaseaktivität. Da Abwehrbewegungen im Halsbereich des Tieres die lokale Aktivität zu beeinflussen scheinen, ist hier der Eutervene als Entnahmeort Vorzug zu geben.


2013 ◽  
Vol 41 (02) ◽  
pp. 88-94
Author(s):  
J. Gottschalk ◽  
A. Einspanier ◽  
L. Jäckel ◽  
M. Fürll ◽  
S. Ackermann

Zusammenfassung Ziel der Studie war, bei Kalbinnen die Beziehung zwischen peripartalem Stoffwechsel, Milchleistung, Fruchtbarkeit sowie Krankheiten und der späteren Nutzungsdauer (ND) zu prüfen. Material und Methoden: Es erfolgte eine retrograde Analyse von Befunden des peripartalen Stoffwechsels und Messwerten der Rückenfettdicke (RFD), die 2004 und 2005 in einem Holstein-Friesian-Milchkuhbestand erhoben worden waren. Anschließend wurden ND, Abgangs-, Fruchtbarkeits- und Milchleistungsdaten sowie Krankheiten der damaligen 207 Kalbinnen mithilfe des Herden-Bestandsprogramms ermittelt und mit den Laborbefunden ins Verhältnis gesetzt. Ergebnisse: Kalbinnen mit der kürzesten ND von < 12 Monaten hatten die signifikant (p < 0,0001) niedrigste Milchleistung. Die kürzeste ND von < 12 Monaten ging einher mit der signifikant (p < 0,0001) niedrigsten Östradiolkonzentration 3 Tage post partum (p. p.), der signifikant (p < 0,0001) geringsten Albuminkonzentration post partum und der signifikant (p < 0,0001) niedrigsten Cholesterolkonzentration 28 Tage ante partum (a. p.) sowie post partum. Ferner fanden sich bei Kalbinnen mit einer ND von < 12 Monaten tendenziell geringere RFD, tendenziell niedrigere Östradiolkonzentrationen 10 Tage a. p., eine tendenziell schlechtere Fruchtbarkeit (Besamungen/Tier) sowie ein gehäuftes Auftreten von Mastitiden, Totgeburten und Endometritiden. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die niedrigsten Albumin- und Cholesterolkonzentrationen der Kalbinnen mit der kürzesten ND von < 12 Monaten können auf eine ungenügende Futteraufnahme zurückzuführen sein. Die Östradiolkonzentration sinkt ebenfalls im Zustand des Energiemangels. Die niedrigen Östradiolkonzentrationen 10 Tage a. p. können zu den gehäuften Totgeburten solch kurzlebiger Kalbinnen führen, was wiederum die höhere Anzahl der klinischen Endometritiden bedingt. Auch die niedrige Milchleistung spricht für einen Energiemangel betreffender Tiere. Als Konsequenz daraus sollte für eine längere ND ein besonderes Augenmerk auf Kalbinnen im peripartalen Zeitraum gelegt werden, vor allem auf deren Futteraufnahme und Körperkondition.


2006 ◽  
Vol 34 (06) ◽  
pp. 450-457 ◽  
Author(s):  
R. Sassnau

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel Im Rahmen einer überwachenden epidemiologischen Untersuchung wurde die Prävalenz der felinen Hyperthyreose in einer großstädtischen Population in Deutschland geschätzt. Material und Methode Aus der Klientel einer Kleintierpraxis wurden die Besitzer aller Katzen mit einem Mindestalter von acht Jahren zu einer Vorsorgeuntersuchung ihrer Tiere eingeladen. Diese umfasste die Erhebung anamnestischer Daten, eine klinische Untersuchung sowie eine Screening-Blutuntersuchung. Innerhalb von sechs Monaten gingen 105 Katzen in die Untersuchung ein. Ergebnisse Die Prävalenz der Hyperthyreose für mindestens acht Jahre alte Katzen konnte in dieser Stichprobe auf 11,4% (95%-Konfidenzintervall: ± 6) geschätzt werden. Bei den hier diagnostizierten Fällen ergab sich ein Mindestalter der Patienten von 13 Jahren (Mittelwert: 15 Jahre), was die Bedeutung der felinen Hyperthyreose als im Alter vorkommende Krankheit belegt. Mit der Eingrenzung der Zielgruppe auf ein Mindestalter von 13 Jahren stieg die geschätzte Prävalenz der felinen Hyperthyreose für die Studienpopulation auf 25% (95%-Konfidenzintervall: ± 12). Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die feline Hyperthyreose kommt auch in Deutschland bei älteren Katzen häufig vor und bedarf differenzialdiagnostisch einer erhöhten Aufmerksamkeit.


2006 ◽  
Vol 34 (01) ◽  
pp. 05-14 ◽  
Author(s):  
C. Reinöhl-DeSouza ◽  
J. Kofler

Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Evaluierung der klinischen und orthopädischen Befunde sowie der Erkrankungsstadien und vorgefundenen Komplikationen bei Rinderpatienten mit infektiöser Interdigitalnekrose. Material und Methode: In einer retrospektiven Studie (1996-2004) an 66 Rindern mit infektiöser Interdigitalnekrose wurden Vorbehandlung, Trächtigkeitsstadium, innere Körpertemperatur, Lahmheitsgrad, Lokalisation, klinische und radiologische Befunde, Vorkommen und Art der Komplikationen ausgewertet. Ergebnisse: Bei 66 Rindern wurden 71 Fälle von infektiöser Interdigitalnekrose diagnostiziert, wobei die Erkrankung bei 62 Tieren (93,9%) an den Hintergliedmaßen lokalisiert war, fünf Patienten zeigten die Erkrankung gleichzeitig hinten beidseits. 42 Rinder (63,6%) waren acht bis zweiWochen ante bzw. eine bis acht Wochen post partum. Die klinischen Symptome bestanden in einer mittel- bis hochgradigen Lahmheit, einer mittel- bis hochgradigen Schwellung des Interdigitalbereichs,der Krone bzw. dergesamtenZehenregion, lokalen Hautne- krosen, Hautdefekten und Ansammlung von eitrigem Exsudat und demarkiertem nekrotischem Weichteilgewebe im Zwischenklauenbereich. In 17 Fällen (23,9%) lag ein Anfangsstadium, in 22 Fällen (31,0%) ein fortgeschrittenes Stadium der infektiösen Interdigitalnekrose vor. Bei 32 Fällen (45,1%) war es bereits zu Komplikationen wie Infektion des Klauen- und/oder Krongelenks, der Fesselbeugesehnenscheide, perakuter Form der Interdigitalnekrose (“Superfoul”), Abszedierungen bzw. septischer Endokarditis gekommen. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Auffällig in vorliegender Studie war die große Anzahlvon 30 aus insgesamt 66 Fällen von infektiöser Interdigitalnekrose mit sekundärer Infektion des Klauengelenks oder anderer synovialer Stukturen an der Zehe. Dies lässt darauf schließen, dass die Diagnostik dieser Erkrankung Schwierigkeiten bereitete und/oderdie Erstbehandlung nichtadäquatwar. Eine exakte Diagnosestellung ist erst nach gründlicher Reinigung derKlauen und desZwischenklauenspaltes und eingehender Untersuchung dieser Region möglich.


2014 ◽  
Vol 42 (01) ◽  
pp. 11-21 ◽  
Author(s):  
M. Hoedemaker ◽  
C. Furken

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Untersuchung der Wirkung des Futterzusatzstoffes Cholin auf den Energiestoffwechsel und die Milchleistung von Milchkühen. Material und Methoden: 298 Tiere einer hochleistenden Milchviehherde (mittlere Tagesmilchmenge: 32 l), randomisiert mit einer Stratifizierung nach Laktationsalter, wurden in zwei Gruppen eingeteilt und erhielten von Tag 21 ante partum (a. p.) bis Tag 21 post partum (p. p.) 0 oder 15 g pansengeschütztes Cholin (entspricht 0 bzw. 60 g ReaShure®/Tier/Tag). Blutmetaboliten wurden im peripartalen Zeitraum bei allen Tieren (Glukose, β-Hydroxybutyrat [BHB]) bzw. stichprobenartig (Insulin, Insulin-ähnlicher Wachstumsfaktor [IGF-1], freie Fettsäuren [NEFA]) untersucht. Ein Index für Insulinsensitivität (RQUICKI) wurde berechnet und Milchleistungsdaten (Milchleistungsprüfungen, 100-Tage-, 305-Tage-, Milchpeakleistungen, Kolostrumqualität) wurden ausgewertet. In der Statistik wurde zwischen den Fütterungsgruppen sowie der Parität unterschieden und deren Interaktionen untersucht. Ergebnisse: Bei den untersuchten Variablen ließen sich, außer einer niedrigeren 305-Tage-Leistung bei der Versuchsgruppe (p < 0,05), weder Unterschiede zwischen den Fütterungsgruppen noch Interaktionen nachweisen. Bei multiparen Kühen ergaben sich im Vergleich zu Erstlaktierenden weniger subklinische Ketosen ante partum und post partum (OR a. p.: 0,178; OR p. p.: 0,310), häufiger Grenzwertüberschreitungen bei der Gesamtzellzahl (OR 2,584–3,298) und eine höhere Milchleistung (p < 0,05). Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Eine Supplementierung mit Cholin beeinflusste in dieser Milchviehherde den Energiehaushalt und die Milchleistung nicht. Weitere Studien in unterschiedlichen Milchviehherden sollten diese Thematik vertiefen.


2018 ◽  
Vol 46 (01) ◽  
pp. 13-21
Author(s):  
Karl Rohn ◽  
Martina Hoedemaker ◽  
Pamela Oetting-Neumann

Zusammenfassung Ziel: Ermittlung der Verbreitung von chronischer Hypokalzämie, ge-steigerter Lipomobilisation und subklinischer Ketose als Herdenpro-blem in Milchkuhbetrieben und Identifizierung von Risikofaktoren. Material und Methode: In 51 Milchkuhbetrieben erfolgte eine Be-fragung zu Haltungs-, Fütterungs- und Managementaspekten, Tierge-sundheit und Prophylaxemaßnahmen. Bei 20% der Kühe und 30% der Färsen eines Betriebs (= Herdenstichprobe) wurden in der Woche ante partum (a. p.) die Serumkonzentrationen von Kalzium (Ca), Magne sium (Mg), Phosphor (P) sowie nicht veresterten freien Fettsäuren (NEFA) und post partum (p. p.) die Konzentration von p-Hydroxybuty-rat (BHB) bestimmt. Zur Beurteilung der Stichprobenergebnisse wurde der Prozentsatz der Tiere ermittelt, bei denen der Laborwert eines Parameters einen festgelegten Grenzwert überschritt. Lag eine Über-schreitung über einen bestimmten Schwellen-(Alarm-)wert vor, wurde von einer Herdenproblematik ausgegangen. Ergebnisse Bei den Mi-neralstoffen (Alarmwert 10%) gab es bei den Kühen eine Alarmwert-überschreitung in 13,7% der Herdenstichproben für Ca, in 13,7% für Mg und in 25,7% für P (zu niedrig) bzw. 7,8% P (zu hoch). Für NEFA a. p. und BHB p. p. (Alarmwert 30%) zeigte sich eine Alarmwertüber-schreitung in 47,1% (Kühe) und 51,0% (Färsen) der Stichproben für NEFA und in 33,3% (Kühe) und 13,7% (Färsen) der Stichproben für BHB. Risikofaktoren waren Haltung der Transitkühe in großen Gruppen (Ca, Mg), Weidehaltung (Ca, BHB), einphasige Fütterung der Trocken-steher (Mg, BHB) und keine separate Haltung der Trockensteher (BHB). Bei den Färsen ergaben sich als Risikofaktoren eine fehlende Weidehaltung der Nachzucht (NEFA) und das zu wenig häufige Heranschie-ben von Futter (BHB). Schlussfolgerung und klinische Relevanz Subklinische Ketose bei Kühen und gesteigerte Lipomobilisation bei Färsen sind häufig Probleme auf Herdenebene mit Bezug zu Haltung, Fütterung und Management. Im Rahmen der tierärztlichen Bestands-betreuung sollten diese Krankheitskomplexe daher über Etablierung von Prophylaxemaßnahmen besonders intensiv bearbeitet werden.


2014 ◽  
Vol 42 (04) ◽  
pp. 209-219
Author(s):  
M. Fürll ◽  
K. Obitz

Zusammenfassung Ziel war, das Verhalten der Vitamin-B12-Konzentration im Blutserum von Milchkühen post partum (p. p.) zu beschreiben und Beziehungen zu Stoffwechselparametern, dem Erythrogramm sowie zum Gesundheitsstatus der Kühe zu prüfen. Material und Methoden: Bei 157 Holstein-Friesian-Kühen wurden 2–6 Tage p. p. sowie 4–5 Wochen p. p. Blutproben zur Stoffwechselanalytik entnommen und klinische Daten zur Bewertung des Gesundheitsstatus (gesund/krank) erhoben. Ergeb nisse: Bei allen Tieren ergab sich 4 Wochen p. p. eine im Vergleich zu 2–6 Tage p. p. verminderte Vitamin-B12-Konzentration (p 0,05). Kühe beider Gruppen (gesund/krank) wiesen 2–6 Tage p. p. höhere Werte für die Parameter Erythrozytenzahl, Hämatokrit und Hämoglobinkonzentration auf als 4 Wochen p. p. Bei allen Kühen korrelierte die Aktivität der Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT) eng mit der Vitamin-B12-Konzentration (p 0,01). Ferner wurden bei allen Tieren 2–6 Tage p. p. infolge der partusbedingten gesteigerten Lipolyse höhere Konzentrationen an Betahydroxybutyrat, freien Fettsäuren und Bilirubin (p 0,05) bestimmt. Auffallend war der geringere Abfall der Vitamin-B12-Konzentration bei den kranken im Vergleich zu den gesunden Kühen (p 0,05). Schlussfolgerungen und klinische Relevanz: Die Vitamin-B12-Konzentration zeigt eine signifikante Laktationsdynamik und enge Beziehungen zur GGT-Aktivität und zu den Parametern des Energiestoffwechsels. Vitamin B12 kann eine Indikatorfunktion für gesteigerte Lipolyse und Cholestase besitzen. Höhere Vit amin-B12-Konzentrationen können auf klinische Probleme hinweisen. Beziehungen zur Hämatopoese werden durch die erythrozytären Mess werte erkennbar. Sinkende erythrozytäre Messwerte p. p. verbunden mit Leistungsdepression können in Zusammenhang mit einer niedrigen Vitamin-B12-Konzentration stehen. Aufgrund der engen Korrelation mit der GGT-Aktivität sowie der Bilirubinkonzentration kann Vitamin B12 bei einer Serumkonzentration 227 ng/l (3. Quartil 2–6 Tage p. p. in der Gruppe gesund) bei Milchkühen cholestatische Stoffwechselbelastungen anzeigen. Kranke Kühe lassen sich schon im subklinischen Stadium identifizieren.


2020 ◽  
Vol 48 (04) ◽  
pp. 228-238
Author(s):  
Franziska Hajek ◽  
Anne Reus ◽  
Simone Gruber ◽  
Stefan Plattner ◽  
Martin Kammer ◽  
...  

Zusammenfassung Ziel Untersuchung von Zusammenhängen zwischen der Haptoglobinkonzentration im Blut und dem Auftreten einer Ketose, ausgewählten klinischen Parametern und Lahmheit bei Milchkühen. Material und Methoden Die Datenerhebung fand in 39 bayerischen Milchviehbetrieben über 8 Monate statt. Bei den einbezogenen 712 Fleckvieh- und Braunviehkühen, deren Kalbung 10–30 Tage zurücklag, wurde eine klinische Untersuchung durchgeführt sowie eine Milch- und eine Blutprobe entnommen. Im Blut wurden die Konzentrationen von freien Fettsäuren (non-esterified fatty acids, NEFA), β-Hydroxybutyrat (BHB) und Haptoglobin (Hp) bestimmt, in der Milch die Milchinhaltsstoffe (Fett, Eiweiß, Harnstoff, Laktose, Azeton), BHB, NEFA und die somatische Zellzahl (SCC). Ergebnisse Signifikante Korrelationen ergaben sich zwischen erhöhten Hp-Konzentrationen einerseits und erhöhten NEFA-Konzentrationen in Blut und Milch (p < 0,001), erhöhter SCC (p < 0,001), Lahmheit (p < 0,001), vermindertem Laktosegehalt (p < 0,001) sowie vermindertem Proteingehalt der Milch (p = 0,001) andererseits. In den wärmeren Sommermonaten beprobte Tiere hatten signifikant höhere Hp-Konzentrationen (p < 0,001). Erstkalbinnen wiesen signifikant höhere Hp-Werte auf als multipare Tiere (p < 0,001). Durch die Einteilung der Tiere in 4 Cluster ließ sich ein Hp-Grenzwert bestimmen, der 0,18 mg/ml betrug. Kombiniert mit einem SCC-Grenzwert von 40 500 Zellen/ml Milch konnte der Großteil der subklinisch und klinisch auffälligen Tiere ermittelt werden. Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die Messung der Hp-Konzentration im Blut stellt einen praktikablen Ansatz zur Unterstützung des Tiergesundheitsmonitorings im postpartalen Zeitraum dar. Zusammen mit der Auswertung der Milchmenge und der Milchinhaltsstoffe können Abweichungen von physiologischen Zuständen erkannt und betroffene Tiere zeitnah behandelt werden. Haptoglobin kann für die Bewertung des Gesundheitsstatus des Einzeltieres wie auch als Indikator für die Herdengesundheit genutzt werden.


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