Nutzung der Haptoglobinkonzentration im Blutserum als Indikator im Tiergesundheitsmonitoring bei Milchkühen

2020 ◽  
Vol 48 (04) ◽  
pp. 228-238
Author(s):  
Franziska Hajek ◽  
Anne Reus ◽  
Simone Gruber ◽  
Stefan Plattner ◽  
Martin Kammer ◽  
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Zusammenfassung Ziel Untersuchung von Zusammenhängen zwischen der Haptoglobinkonzentration im Blut und dem Auftreten einer Ketose, ausgewählten klinischen Parametern und Lahmheit bei Milchkühen. Material und Methoden Die Datenerhebung fand in 39 bayerischen Milchviehbetrieben über 8 Monate statt. Bei den einbezogenen 712 Fleckvieh- und Braunviehkühen, deren Kalbung 10–30 Tage zurücklag, wurde eine klinische Untersuchung durchgeführt sowie eine Milch- und eine Blutprobe entnommen. Im Blut wurden die Konzentrationen von freien Fettsäuren (non-esterified fatty acids, NEFA), β-Hydroxybutyrat (BHB) und Haptoglobin (Hp) bestimmt, in der Milch die Milchinhaltsstoffe (Fett, Eiweiß, Harnstoff, Laktose, Azeton), BHB, NEFA und die somatische Zellzahl (SCC). Ergebnisse Signifikante Korrelationen ergaben sich zwischen erhöhten Hp-Konzentrationen einerseits und erhöhten NEFA-Konzentrationen in Blut und Milch (p < 0,001), erhöhter SCC (p < 0,001), Lahmheit (p < 0,001), vermindertem Laktosegehalt (p < 0,001) sowie vermindertem Proteingehalt der Milch (p = 0,001) andererseits. In den wärmeren Sommermonaten beprobte Tiere hatten signifikant höhere Hp-Konzentrationen (p < 0,001). Erstkalbinnen wiesen signifikant höhere Hp-Werte auf als multipare Tiere (p < 0,001). Durch die Einteilung der Tiere in 4 Cluster ließ sich ein Hp-Grenzwert bestimmen, der 0,18 mg/ml betrug. Kombiniert mit einem SCC-Grenzwert von 40 500 Zellen/ml Milch konnte der Großteil der subklinisch und klinisch auffälligen Tiere ermittelt werden. Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die Messung der Hp-Konzentration im Blut stellt einen praktikablen Ansatz zur Unterstützung des Tiergesundheitsmonitorings im postpartalen Zeitraum dar. Zusammen mit der Auswertung der Milchmenge und der Milchinhaltsstoffe können Abweichungen von physiologischen Zuständen erkannt und betroffene Tiere zeitnah behandelt werden. Haptoglobin kann für die Bewertung des Gesundheitsstatus des Einzeltieres wie auch als Indikator für die Herdengesundheit genutzt werden.

2009 ◽  
Vol 37 (03) ◽  
pp. 157-163 ◽  
Author(s):  
T. Hiepler ◽  
A. Schönfelder ◽  
A. Wehrend

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Entwicklung und Etablierung eines ultrasonographischen Untersuchungsganges am Schafeuter unter Abgleichung makroskopischer und histologischer Befunde. Material und Methoden: In einem ersten Versuch wurden 18 isolierte, nach Laktationsstadium eingeteilte Euter klinisch, sonographisch und histologisch untersucht. Im zweiten Versuch erfolgte bei 134 lebenden Schafen, eingeteilt in vier Gruppen, eine klinische und sonographische Untersuchung der Milchdrüsen. Die Tiere der Gruppe 1 mit unterschiedlichem Laktationsstadium (n = 8) wurden insgesamt zehnmal im Abstand von 2 Tagen untersucht, die Probanden der Gruppe 2 (n = 5; hochtragend bis 28 Tage post partum) zweimal wöchentlich und die Schafe der Gruppe 3 (n = 7; ante bzw. post partum mit und ohne Lämmer) alle 4 Tage untersucht. Bei den Schafen der Gruppe 4 mit unterschiedlichem Laktationsstadium (n = 114) fand eine einmalige Untersuchung in der Herde statt. Um eine größere Praxistauglichkeit zu erreichen, kamen drei verschiedene Ultraschallgeräte zum Einsatz. Ergebnisse: Sonographisch lassen sich am Schafeuter Drüsenparenchym, die Pars glandularis und papillaris der Zisterne mit Milchfüllung, die dazwischen gelegene Ringfalte, das Zentralband und die Blutgefäße darstellen und beurteilen. Bei der Herdenuntersuchung konnten sonographisch mehr Tiere mit pathologischen Euterbefunden detektiert werden als durch die klinische Untersuchung. Alle drei eingesetzten Ultraschallgeräte eigneten sich gut zur Untersuchung des ovinen Euters. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die sonographische Untersuchung des Schafeuters ergänzt die klinische Untersuchung und ist unter Praxisverhältnissen gut durchführbar. Tief im Euter liegende Prozesse (Abszesse), die mit Palpation und Milchkontrolle nicht erfasst werden, lassen sich durch die Ultraschalluntersuchung nachweisen.


2005 ◽  
Vol 33 (06) ◽  
pp. 411-418 ◽  
Author(s):  
Stefanie Lesch ◽  
I. Alpers ◽  
Mareike Decker ◽  
A. Hüting ◽  
W. Baumgartner ◽  
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Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Die Studie untersuchte das Auftreten der Gebärparese bei Milchkühen in verschiedenen Regionen Deutschlands. Material und Methoden: Im jeweiligen Einzugsgebiet von vier Tierarztpraxen (A–D) wurde ein Jahr lang das Auftreten der Gebärparese bei Milchkühen beobachtet. Nach einer eingehenden Anamnese erfolgte bei jeder festliegenden Kuh eine klinische Untersuchung. Vor der Therapie wurde eine Blutprobe genommen und die Serumkonzentrationen von Kalzium, Phosphor und Magnesium bestimmt. Ergebnisse: Die Gebärparese trat in allen Regionen am häufigsten bei Kühen im Alter von vier bis sechs Jahren auf. Dies bestätigt den Trend in der Altersentwicklung früherer Untersuchungen. In Praxis B in Nordniedersachsen gab es auffallend mehr Tiere mit einem gestörten Sensorium (88,0%) als in den anderen Praxen (15,2–21,0%). Entsprechend kamen in dieser Praxis auch mehr festliegende Tiere mit Untertemperatur vor (40,0%). In Praxis A in Baden-Württemberg ergaben sich Unterschiede zwischen Fleckvieh- (FV) und Holstein-Friesian-Kühen (HF). HF-Kühe zeigten häufiger Untertemperatur (p = 0,0035) sowie eine kühlere Körperoberfläche (p = 0,001). Zudem war bei ihnen häufiger (p = 0,006) ein kombinierter Abfall der Kalzium- und Phosphorkonzentrationen im Serum festzustellen als bei FV-Kühen (74,6 vs. 54,2%) und sie hatten statistisch gesichert niedrigere Kalzium- (p = 0,001) und Phosphorwerte (p = 0,015). Festliegende Kühe, die nur einen erniedrigten Phosphorspiegel aufwiesen, waren in den drei norddeutschen Praxen (B–D) in weit geringerem Ausmaß zu finden als in Praxis A. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die Gebärparese tritt zunehmend bei jüngeren Tieren auf. Dies kann durch die züchterische Fixierung auf eine hohe Milchleistung bedingt sein. Bei 80% aller Kühe lag ein deutlich verminderter Kalziumspiegel vor. Damit ist eine Hypokalzämie immer noch die Hauptursache für das Festliegen von Milchkühen im peripartalen Zeitraum.


2020 ◽  
Vol 19 (2) ◽  
pp. 217-221
Author(s):  
Maria Jesús Lisbona-González ◽  
Candela Reyes-Botella ◽  
Esther Muñoz-Soto ◽  
Maria Victoria Olmedo-Gaya, ◽  
Jorge Moreno-Fernandez ◽  
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Adipose tissue is an endocrine organ and has central role in interaction with other organs or tissues while propolis can induce lipolysis. Therefore, the aim of this study is to provide detailed information about adipose tissue homeostasis modifications and body composition during propolis supplement consumption. Twenty male Wistar albino rats (8 weeks) were divided into two groups of 10 animals each and fed for 90 days with two different types of diets: standard for the control group (diet C) and standard diet + 2% propolis (diet P). Thyroid hormones did not show differences, while ghrelin and adiponectin decreased in the group that was fed propolis. Insulin, leptin, and non-esterified fatty acids also increased along with reduced body weight and fat, in addition to increased lean mass when propolis was in the diet. We conclude that propolis could decrease ghrelin and adiponectin but increase non-esterified fatty acids and insulin secretion, which improves body composition.


2020 ◽  
Vol 98 (Supplement_3) ◽  
pp. 29-30
Author(s):  
Kirsten Nickles ◽  
Alejandro E Relling ◽  
Anthony J Parker

Abstract Beef calves express behaviors such as walking and vocalizing to a greater extend during weaning. These behaviors increase production costs due to compromised calf growth, health, and welfare. Oxytocin treatment reduces anxious behaviors and attenuates the HPA axis, thus the objective of this experiment was to evaluate the effects of oxytocin on calf growth, cortisol, and distance walked at weaning. A total of 20 Angus x Simmental heifer calves were randomly allotted to each treatment group (n = 10), intranasal oxytocin or saline (OXT, CON). All calves were administered the respective intranasal treatment at weaning (day 0), and then placed in the same pasture. Calves were weighed and blood sampled on days 0, 1, 7, and 14. Blood samples were used to quantify non-esterified fatty acids (NEFA), β-hydroxybutyrate, and cortisol. Each heifer was fitted with a global positioning system collar that recorded calf location every 10 seconds for 16 h on days 0, 7, and 14. To further evaluate calf behavior, observations were made on days 0, 7, and 14 using instantaneous scan sampling from 0730 to 0830, 1200 to 1300, and 1700 to 1800 h. Data were analyzed using a completely randomized design with repeated measures model (SAS 9.4). Providing calves with intranasal oxytocin on the day of weaning did not have an effect on the distance walked, observed behavior, body weight, β-hydroxybutyrate, or cortisol concentrations, however, there was a day effect (P &lt; 0.05) for these variables. Intranasal oxytocin treatment did affect NEFA concentrations, as calves in the CON group had greater NEFA concentrations on day 1 compared with calves in the OXT group (P &lt; 0.05). These data imply that intranasal oxytocin could have the capacity to decrease mobilization of NEFA, but this change was not enough to affect body weight 14 days after weaning.


2006 ◽  
Vol 34 (06) ◽  
pp. 450-457 ◽  
Author(s):  
R. Sassnau

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel Im Rahmen einer überwachenden epidemiologischen Untersuchung wurde die Prävalenz der felinen Hyperthyreose in einer großstädtischen Population in Deutschland geschätzt. Material und Methode Aus der Klientel einer Kleintierpraxis wurden die Besitzer aller Katzen mit einem Mindestalter von acht Jahren zu einer Vorsorgeuntersuchung ihrer Tiere eingeladen. Diese umfasste die Erhebung anamnestischer Daten, eine klinische Untersuchung sowie eine Screening-Blutuntersuchung. Innerhalb von sechs Monaten gingen 105 Katzen in die Untersuchung ein. Ergebnisse Die Prävalenz der Hyperthyreose für mindestens acht Jahre alte Katzen konnte in dieser Stichprobe auf 11,4% (95%-Konfidenzintervall: ± 6) geschätzt werden. Bei den hier diagnostizierten Fällen ergab sich ein Mindestalter der Patienten von 13 Jahren (Mittelwert: 15 Jahre), was die Bedeutung der felinen Hyperthyreose als im Alter vorkommende Krankheit belegt. Mit der Eingrenzung der Zielgruppe auf ein Mindestalter von 13 Jahren stieg die geschätzte Prävalenz der felinen Hyperthyreose für die Studienpopulation auf 25% (95%-Konfidenzintervall: ± 12). Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die feline Hyperthyreose kommt auch in Deutschland bei älteren Katzen häufig vor und bedarf differenzialdiagnostisch einer erhöhten Aufmerksamkeit.


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