Transkranielle Gleichstromstimulation in der Psychiatrie
ZusammenfassungZiel: Die transkranielle Gleichstromstimulation ist ein nicht invasives Verfahren zur Neuromodulation, das seit etwa zehn Jahren intensiv in der Behandlung von neuropsychia trischen Erkrankungen erforscht wird. Es wird ein Überblick über Einsatz und Entwicklung des Verfahrens bei psychiatrischen Erkrankungen gegeben. Material und Methoden: Eine Literaturrecherche wurde über die Literaturdatenbank des US-amerikanischen National Institute of Mental Health (Pubmed) durchgeführt mit den Stichworten “tDCS” bzw. “transcranial direct current stimulation” und dem jeweiligen gesuchten Krankheitsbild. Ergebnisse: Vor allem in der Behandlung der Depression liegen doppelblinde randomisierte klinische Studien vor, die eine Wirksamkeit der tDCS belegen konnten, wobei diese mit steigender Therapieresistenz abnimmt. In der Behandlung der Schizophrenie liegen wenige Studien zur Verbesserung von klinischer Symptomatik oder Kognition vor. Relativ gut erforscht ist der Einsatz der tDCS bei der Behandlung der Tabakabhängigkeit bezüglich Reduktion des Rauchverlangens, ebenso bei der Alkoholabhängigkeit. Die Modulation des Essverlangens konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden. Für die Behandlung der Alzheimer Demenz liegen gemischte Resultate aus Studien vor. Die Behandlung sonstiger psychiatrischer Erkrankungen, ebenso wie die Behandlung psychiatrischer Komorbidität bei neurologischen Erkrankungen, ist meist nur auf Ebene von Fallberichten beschrieben. Schlussfolgerung: Nur für wenige Krankheitsbilder besteht eine ausreichend gute Datenlage, um die tDCS als Zusatztherapie empfehlen zu können. Für eine Zulassung der tDCS als etablierte Therapie sind noch umfassende systematische Untersuchungen bei den meisten psychiatrischen Erkrankungen nötig. Insgesamt gilt die Anwendung als sicher und nebenwirkungsarm, selbst bei intensivierter Anwendung. Dennoch bedarf es weiterer Standardisierung des Verfahrens bezüglich Elektrodenpositionierung, Stromstärke, Dauer und Frequenz der Anwendung sowie Gesamtzahl der Anwendungen.