Obstruktives Schlafapnoesyndrom und Schwangerschaft

Pneumologie ◽  
2017 ◽  
Vol 72 (03) ◽  
pp. 187-196
Author(s):  
M. Orth ◽  
T. Schäfer ◽  
S. Schiermeier ◽  
K. Rasche

ZusammenfassungDie Schwangerschaft hat einen erheblichen Einfluss auf Atmungsregulation und Atemmechanik sowie auf die Schlafregulation: Durch seine Größenzunahme schränkt der Uterus zwar die maximale willkürliche Ventilation ein, das Schwangerschaftshormon Progesteron hingegen bewirkt eine kompensierende Bronchodilatation und eine markante Hyperventilation mit arteriellen PCO2-Werten der Schwangeren unter 30 mmHg. Die Schlafqualität nimmt in der Schwangerschaft ab, insbesondere aufgrund steigender Hormonspiegel des Progesterons, einer generellen Stoffwechselsteigerung, Nykturie, fetaler Bewegungen und wegen der Begünstigung schlafbezogener Atmungsstörungen. Beim Embryo entwickelt sich bereits in der 4. Woche die Lungenanlage und reift über ein pseudoglanduläres, kanalikuläres, sakkuläres zum alveolaren Stadium. Ab Schwangerschaftswoche 29 – 30 sezernieren Typ-2-Alveozyten Surfactant. Ab der Mitte des zweiten Trimenons sind fetale Atembewegungen nachweisbar. Ohne sie fehlt der Stimulus für ein adäquates Lungenwachstum. Sie sind abhängig vom Ruhe-/Aktivitätsrhythmus des Fetusses und antworten auf erhöhten Kohlendioxidpartialdruck, während sie durch Sauerstoffmangel inhibiert werden. Die innere Uhr entwickelt sich beim Fetus im letzten Trimester und wird durch Zeitgeber der Mutter, zum Beispiel durch den Melatoninspiegel synchronisiert. In den letzten 10 Wochen der Schwangerschaft lassen sich Phasen ruhigen (NREM-) und aktiven (REM-)Schlafes differenzieren. Schwangerschaft und intrauterine Entwicklung sind von erheblichen Veränderungen von Atmung und Schlaf bei Mutter und Kind begleitet, die Ansatzpunkte pathophysiologischer Entwicklungen sein können.Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) in Form von Schnarchen oder obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) sind auch bei Frauen insbesondere nach der Menopause häufige Schlafstörungen. Aber auch prämenopausal tritt das OSAS mit einer Häufigkeit von mehr als 2 % auf. Einige während der Schwangerschaft auftretende physiologische Veränderungen sind prinzipiell in der Lage, das Auftreten von obstruktiven SBAS zu fördern. Gerade jüngere Frauen haben aber oft eine nicht SBAS-typische Symptomatik. Screening-Fragebögen auf SBAS sind für jüngere Frauen und somit auch in der Schwangerschaft daher weniger geeignet. Die Prävalenzangaben von SBAS bei Schwangeren sind unterschiedlich je nach Definition, Methode und Untersuchungskollektiv. Schnarchen und OSA sind aber bei gesunden normalgewichtigen Frauen zu Beginn der Schwangerschaft eher selten. Übergewicht und Alter sind die entscheidenden Risikofaktoren für das Auftreten von pathologischem Schnarchen und OSAS zu Beginn der Schwangerschaft und für die Zunahme der Häufigkeit während der Schwangerschaft. Im 3. Trimenon muss mit einer Häufigkeit von SBAS von ca. 10 – 30 % gerechnet werden. Diese Schwangerschaften sind als Risikoschwangerschaften einzuschätzen und haben wahrscheinlich einen negativen Effekt auf maternal-fetale Morbidität und Mortalität.Die Koinzidenz von Schwangerschaft und OSAS stellt im Hinblick auf Schwangerschaftskomplikationen sowohl für die Schwangere als auch das Ungeborene ein gesundheitliches Risiko dar. Frauen, die in der Schwangerschaft schnarchen, haben ein signifikant höheres Risiko im Hinblick auf Erkrankungen wie Kardiomyopathie, Lungenembolie, Eklampsie und Präeklampsie sowie eine erhöhte Müttersterblichkeit. Zu den sog. „adverse effects“ bei Ungeborenen bzw. Neonaten von Müttern mit OSAS zählen die vorzeitige Geburt, häufigere Entbindung per Sectio caesarea, ein niedriges bzw. nicht altersentsprechendes Geburtsgewicht sowie ein signifikant niedrigerer 1- und 5-Minuten-APGAR-Wert.Aufgrund der potenziellen und verhältnismäßig häufigen Koinzidenz von Schwangerschaft und OSAS sowie der genannten Gefährdung von Mutter und Kind müssen nicht nur Schlafmediziner, sondern auch insbesondere Gynäkologen diesem Umstand zunehmend Beachtung schenken.

Schlaf ◽  
2013 ◽  
Vol 2 (03) ◽  
pp. 148-153
Author(s):  
Cornelia Gottschalk ◽  
Alfred Wiater ◽  
Susanne Müller

Obstruktive schlafbezogene Atmungsstörungen sind ein häufiges Phänomen im Kindesalter. Die Symptomatik ist in der Regel gekennzeichnet durch habituelles Schnarchen, die Ausprägungsgrade reichen über das Upper Airway Resistance Syndrome bis zum obstruktiven Schlafapnoesyndrom (OSAS).


Author(s):  
Nestor J. Zaluzec

The application of electron energy loss spectroscopy (EELS) to light element analysis is rapidly becoming an important aspect of the microcharacterization of solids in materials science, however relatively stringent requirements exist on the specimen thickness under which one can obtain EELS data due to the adverse effects of multiple inelastic scattering.1,2 This study was initiated to determine the limitations on quantitative analysis of EELS data due to specimen thickness.


Praxis ◽  
2002 ◽  
Vol 91 (46) ◽  
pp. 1997-1998
Author(s):  
M. Puhan
Keyword(s):  

Author(s):  
Dirk K. Wolter

Zusammenfassung. Zielsetzung: Übersicht über Suchtpotenzial und andere Risiken von Opioidanalgetika im höheren Lebensalter. Methodik: Narrativ review. Literaturrecherche in PubMed (Suchbegriffe: opioid analgesics UND abuse; opioid analgesics UND dependence; opioid analgesics UND addiction; opioid analgesics UND adverse effects; jeweils UND elderly) sowie aktuellen einschlägigen Standardwerken; Auswahl nach altersmedizinischer Relevanz und Aktualität. Ergebnisse: Die Verordnung von Opioidanalgetika (OA) hat in den letzten 25 Jahren massiv zugenommen, die weitaus meisten Verordnungen entfallen auf alte Menschen und Menschen mit chronischen Nicht-Tumorschmerzen (CNTS). Die diagnostischen Kriterien für die Opiatabhängigkeit in ICD-10 und DSM-5 sind für die OA-Behandlung von CNTS ungeeignet. Bei langfristiger OA-Behandlung bei CNTS kann eine spezifische Form von Abhängigkeit entstehen, die nicht mit der illegalen Opiat-(Heroin-)Sucht gleichzusetzen ist. Vorbestehende Suchterkrankungen und andere psychische Störungen sind die wesentlichsten Risikofaktoren. Weitere Nebenwirkungen sind zu beachten. Schmerztherapie bei Suchtkranken stellt eine besondere Herausforderung dar. Schlussfolgerungen: Die Anwendung von OA bei CNTS verlangt eine sorgfältige Indikationsstellung. Die besondere Form der Abhängigkeit von OA ist nicht ausreichend erforscht und wird zu wenig beachtet.


2018 ◽  
Vol 32 (4) ◽  
pp. 182-190 ◽  
Author(s):  
Kenta Matsumura ◽  
Koichi Shimizu ◽  
Peter Rolfe ◽  
Masanori Kakimoto ◽  
Takehiro Yamakoshi

Abstract. Pulse volume (PV) and its related measures, such as modified normalized pulse volume (mNPV), direct-current component (DC), and pulse rate (PR), derived from the finger-photoplethysmogram (FPPG), are useful psychophysiological measures. Although considerable uncertainties exist in finger-photoplethysmography, little is known about the extent of the adverse effects on the measures. In this study, we therefore examined the inter-method reliability of each index across sensor positions and light intensities, which are major disturbance factors of FPPG. From the tips of the index fingers of 12 participants in a resting state, three simultaneous FPPGs having overlapping optical paths were recorded, with their light intensity being changed in three steps. The analysis revealed that the minimum values of three coefficients of Cronbach’s α for ln PV, ln mNPV, ln DC, and PR across positions were .948, .850, .922, and 1.000, respectively, and that those across intensities were .774, .985, .485, and .998, respectively. These findings suggest that ln mNPV and PR can be used for psychophysiological studies irrespective of minor differences in sensor attachment positions and light source intensity, whereas and ln DC can also be used for such studies but under the condition of light intensity being fixed.


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