Stationäre Palliativmedizin – Analyse der medizinischen Versorgung onkologischer und nichtonkologischer Patienten einer universitären Palliativstation

2018 ◽  
Vol 19 (01) ◽  
pp. 39-46
Author(s):  
Marcus Geist ◽  
Jens Keßler ◽  
Hubert Bardenheuer

Zusammenfassung Hintergrund Palliativstationen stellen die Akutversorgung von Palliativpatienten mit besonders komplexer Symptomatik sicher. Die Anzahl der Palliativstationen hat in den vergangenen Jahren in Deutschland deutlich zugenommen. Um der wachsenden Nachfrage an Palliativbetten für die Akutversorgung adäquat zu begegnen und optimale Bedingungen für eine klinische Palliativversorgung zu gewährleisten, ist die differenzierte Analyse der aktuellen Versorgungsstrukturen zwingend erforderlich. Ziel dieser Untersuchung war es, mit den Daten einer 10 Jahre bestehenden universitären Palliativstation Diagnosen, Mortalität, Verlegungsorte und Liegedauer der auf der Station behandelten Patienten zu untersuchen. Darüber hinaus sollte geprüft werden, ob sich onkologische von nichtonkologischen Patienten bezüglich ihres Alters und des Allgemeinzustands unterscheiden. Methodik Im Rahmen einer retrospektiven epidemiologischen Untersuchung wurden Diagnosen, Mortalität, Verlegungsorte und Liegedauer der von 2007 bis 2016 auf der Station behandelten Patienten mittels deskriptiver Statistik ausgewertet. Darüber hinaus wurden Unterschiede onkologischer und nichtonkologischer Patienten in den Jahren 2015 und 2016 bezüglich ihres Alters sowie des Karnofsky- und Barthel-Index bei Klinikaufnahme betrachtet und mittels ungepaartem t-Test auf statistische Signifikanz geprüft. Ergebnisse Insgesamt konnten 2360 Patienten untersucht werden. Davon waren 94 % Tumorpatienten und 6 % Nichttumorpatienten. Die Gesamtmortalität betrug 55 %, wobei nichtonkologische eine sehr viel höhere Sterberate als onkologische Patienten hatten (73 % vs. 54 %). Nichtonkologische Patienten waren um 11,9 Jahre älter und zeigten bei Aufnahme einen 13,2 % niedrigeren Karnofsky-Index sowie einen um 23,4 Punkte erniedrigten Barthel-Index. Von den entlassenen Patienten konnten 61 % im häuslichen Umfeld weiter versorgt werden, 23 % wurden in ein Hospiz verlegt. Die mittlere Liegedauer aller Patienten betrug 11 Tage. Schlussfolgerungen Obwohl auf der untersuchten Palliativstation außerordentlich viele Tumorpatienten behandelt wurden, ist der in den letzten Jahren gestiegene Versorgungsbedarf von Nichttumorpatienten deutlich identifizierbar. Nichtonkologische Patienten benötigten eine merklich komplexere palliativmedizinische Versorgung, da diese im Vergleich zu Tumorpatienten erst in einem weitaus fortgeschritteneren Krankheitsstadium in die Palliativbetreuung integriert werden.

2018 ◽  
Vol 19 (03) ◽  
pp. 149-155
Author(s):  
Marcus Geist ◽  
Jens Keßler ◽  
Hubert Bardenheuer
Keyword(s):  
T Test ◽  

Zusammenfassung Hintergrund Neben der Behandlung von Tumorpatienten spielt die Versorgung nichtonkologischer Patienten in der SAPV eine immer größere Rolle. Um der wachsenden Nachfrage zu begegnen, ist eine differenzierte Analyse der aktuellen Versorgungsstrukturen und Charakteristiken onkologischer und nichtonkologischer Palliativpatienten erforderlich. Methodik Im Rahmen einer retrospektiven epidemiologischen Untersuchung wurden Diagnosen, Symptome, Alter, Allgemeinzustand, Versorgungsdauer sowie die für die Beendigung der Betreuung zugrunde liegende Ursache aller in den Jahren 2015 und 2016 durch ein SAPV-Team betreuten Patienten analysiert. Die Auswertung erfolgte mithilfe einer deskriptiven Statistik. Unterschiede zwischen onkologischen und nichtonkologischen Patienten wurden mittels ungepaartem t-Test auf statistische Signifikanz geprüft. Ergebnisse Insgesamt wurden 315 Patienten untersucht. Davon waren 9 % Nichttumorpatienten. Fatigue war in beiden Gruppen das am häufigsten vorkommende Symptom. Deutlich mehr Tumor- als Nichttumorpatienten litten an Schmerzen (47,6 % vs. 17,2 %). Nichtonkologische Patienten waren um 5 Jahre älter, zeigten einen 8,9 % niedrigeren ersten erhobenen Karnofsky-Index und wurden 16,5 Tage kürzer betreut. In beiden Gruppen verstarb der überwiegende Anteil der Patienten während der aktiven Versorgung. Schlussfolgerungen Obgleich durch das untersuchte SAPV-Team außerordentlich viele Tumorpatienten versorgt wurden, sollte dem Betreuungsbedarf von Nichttumorpatienten in der ambulanten Palliativversorgung zukünftig vermehrt Beachtung geschenkt werden. Nichtonkologische Patienten können sich bezüglich der symptombezogenen Therapie von Tumorpatienten unterscheiden. Im Vergleich zu Patienten mit malignen Erkrankungen werden Nichttumorpatienten erst in einem weitaus fortgeschritteneren Krankheitsstadium in die Palliativbetreuung integriert.


Author(s):  
M. Palzer ◽  
U. Meyer ◽  
L. A. Abderhalden ◽  
A. Gazzotti ◽  
C. Hierholzer ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Die geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung (GFK) wird bei hochbetagten hospitalisierten Patienten eingesetzt, um die Selbstversorgungsfähigkeit wiederherzustellen und eine Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Ziel der Arbeit Ziel der Arbeit war es, die Veränderungen von Mobilität und Selbsthilfefähigkeit bei alterstraumatologischen Patienten* im Rahmen der GFK zu beschreiben. Material und Methoden Mobilität, Ganggeschwindigkeit und Selbsthilfefähigkeit von 164 hospitalisierten Alterstraumatologiepatienten wurde zu Beginn und bei Abschluss der GFK erfasst. Wir analysierten die Veränderungen der Mobilität während GFK (t-Test), und welche Mobilitätsmerkmale mit einer Entlassung nach Hause vs. einer Entlassung in die Langzeitpflege assoziiert sind (alters- und geschlechtsadjustiertes Regressionsmodell). Ergebnisse Die Patienten verbesserten ihre Mobilität gemessen mittels Short Physical Performance Battery (SPPB) um 1,8 ± 2,1 Punkte, die Ganggeschwindigkeit um 0,10 ± 0,14 m/s und den Barthel-Index um 13 ± 16 Punkte (alle p < 0,001). Die Zahl nichtgehfähiger Patienten verringerte sich von 43 auf 14 % (p = 0,003). Die Mehrzahl (73 %) der vor der Hospitalisation zu Hause lebenden Patienten wurde direkt oder nach einer überbrückenden spitalexternen Rehabilitation nach Hause entlassen. Schlussfolgerung Die Datenanalyse zeigt signifikante und klinisch relevante Verbesserungen in den Bereichen Mobilität und Selbstständigkeit bei Alterstraumatologiepatienten. Die Mehrzahl der Patienten konnte wieder nach Hause austreten.


2002 ◽  
Vol 15 (4) ◽  
pp. 205-209
Author(s):  
Hans-Werner Wahl

Zusammenfassung: Psychologische Variablen werden allgemein als bedeutsam für den Verlauf und Ausgang geriatrischer Rehabilitation angesehen, jedoch liegen nur wenige empirische Studien zu dieser Thematik vor. In der vorliegenden Arbeit wurden N = 90 ältere Menschen (M = 78.8; 84 % Frauen) vor und nach Ende einer geriatrischen Rehabilitation mit einem Instrumentarium untersucht, das sowohl im engeren Sinne “geriatrische” Verfahren (wie Barthel-Index) wie auch psychologische Maße beinhaltete. Ein besonderes Auswertungsanliegen war die Untersuchung der Frage, ob sich das korrelative Gefüge der Variablen vor und nach der Rehabilitation bedeutsam unterscheidet. Hier zeigte sich, dass dieses vor allem im Kontext der Variable Autonomie, jedoch nicht hinsichtlich des subjektiven Wohlbefindens der Fall war. So ko-variierten nach Abschluss der Rehabilitationn psychologische Maße wie z. B. Ängstlichkeit und verhaltensbezogene Bewältigung stärker mit der Variable Autonomie als vor Beginn der Rehabilitation. Eine Erklärung hierfür könnte darin liegen, dass psychische Variablen (wieder) eine größere Rolle für die Aufrechterhaltung von Autonomie spielen, wenn gegen Ende der Rehabilitation die physischen Potenziale reaktiviert sind.


2013 ◽  
Vol 70 (10) ◽  
pp. 607-611
Author(s):  
Stefan Greuter

In der Onkologie existieren hunderte Scores und dutzende Stadieneinteilungen. Diese geben zum Beispiel Auskunft über die Ausdehnung und Prognose einer Tumorerkrankung oder werden bei Therapieentscheidungen mitberücksichtigt. Da bei der vorhandenen Vielfalt eine Beschreibung sämtlicher onkologischer Codes den Umfang dieser Arbeit bei weitem übersteigen würde, fokussiert der folgende Artikel im ersten Teil auf einige beispielhafte und weniger bekannte Scores und im zweiten Teil auf bedeutende Stadieneinteilungen in der Onkologie. Internet-Seiten wie Wikipedia oder Onkopedia bieten Antworten auf viele weitere Fragen rund um onkologische Scores und Stadien. Als Beispiel einer Tumorgraduierung wird der Gleason-Score beim Prostatakarzinom beschrieben. Dieser gibt nicht nur Auskunft über die Prognose der Erkrankung, sondern beeinflusst auch die Primärtherapie. Im Falle einer Metastasierung ist bei der Frage, ob eine (weitere) Systemtherapie durchgeführt werden soll, der Allgemeinzustand des Patienten entscheidend. Dieser wird mit dem Karnofsky-Index und noch häufiger dem ECOG- oder WHO-Performancestatus klassifiziert. Während einer Therapie wird bei soliden Tumoren das Ansprechen nach den RECIST-Kriterien beurteilt und mittels Kürzel in der onkologischen Diagnoseliste festgehalten. Die Ausbreitung solider Malignome wird nach der TNM-Klassifikation dokumentiert. Diese Klassifikation wird regelmäßig nach neusten prognostischen und therapeutischen Ergebnissen aktualisiert. Im Gegensatz dazu hat sich die Stadieneinteilung der Lymphome nach den klassischen Ann Arbor-Kriterien seit der Erstbeschreibung praktisch nicht verändert.


Pflege ◽  
2005 ◽  
Vol 18 (1) ◽  
pp. 39-42 ◽  
Author(s):  
Tom Krause

In der Geriatrie ist eine höhere Sturz-Inzidenz als in anderen medizinischen Fachbereichen feststellbar. Über die Sturzfolgen bei geriatrischen Patienten ist wenig bekannt. Ziel war die Beschreibung von Verletzungsfolgen nach Sturzereignissen, die Lokalisation von Verletzungen und die Auswirkungen auf die stationäre Verweildauer. Methoden: Es wurden die Daten eines standardisierten Sturzprotokolls für alle Sturzereignisse des Jahres 2003 einer geriatrischen Klinik ausgewertet. Zusätzlich lagen Angaben aus dem Krankenhaus-Informationssystem vor. Ergebnisse: Im Berichtsjahr 2003 konnten 345 Sturz-Patienten (506 Stürze) und 1763 Nicht-Stürzer verzeichnet werden. Verletzungen oder Schmerzen waren bei 37,2% der Stürze die Folge. Nur 5 Patienten (1,4%) erlitten eine Fraktur. Unterschiede zwischen Stürzern und Nicht-Stürzern waren bei den Variablen «Verweildauer» (28,8 Tage vs 19,5 Tage), «weibliches Geschlecht» (61,4% vs 69,4%) und «Barthel-Index» (40,2 Punkte vs 48,5 Punkte im Mittel) feststellbar. Schlussfolgerungen: Stürze sind ein Indikator für komplizierte Behandlungsverläufe im Sinne einer längeren Verweildauer. Der Vermeidung schwerer Verletzungen sollte ein ebenso großer Stellenwert wie der Sturzvermeidung beigemessen werden.


2005 ◽  
Vol 16 (1) ◽  
pp. 27-31 ◽  
Author(s):  
Katrin Weiss ◽  
Marianne Buttstädt ◽  
Susanne Singer ◽  
Reinhold Schwarz

Zusammenfassung. Eine Krebserkrankung greift in vielfältiger Weise in das familiäre Beziehungsgefüge ein. Die Belastungen der Kinder durch eine schwere Erkrankung der Eltern werden dabei oft unterschätzt. In Abhängigkeit vom Vorhandensein oder Fehlen protektiver Faktoren entwickeln die Kinder chronisch kranker Eltern häufiger depressive Symptome, Verhaltensstörungen und Ängste als die Kinder gesunder Eltern. Durch eine angemessene Kommunikation über die Erkrankung und deren Folgen können Verarbeitungsprozesse bei den Kindern gefördert und der Entwicklung psychischer Auffälligkeiten entgegenwirkt werden. Vielen Krebskranken fällt es jedoch schwer, über Probleme im Zusammenhang mit der Erkrankung zu sprechen. Es ist deshalb Anliegen des von uns entwickelten Gestaltungskurses, die Ausdrucksmöglichkeiten betroffener Eltern zu erweitern, Krankheitsverarbeitung zu fördern sowie Kommunikationsprozesse in den Familien anzuregen. Der Gestaltungskurs enthält stützende und kreativitätsanregende Elemente und gliedert sich in die drei aufeinander aufbauenden Phasen: Lernen, Transformieren, Produzieren. Im dritten Kursabschnitt gestaltet jeder Teilnehmer ein persönliches Buch, welches als vermittelndes Medium Gespräche erleichtern soll.


2004 ◽  
Vol 15 (1) ◽  
pp. 16-23 ◽  
Author(s):  
Andreas Zeuch ◽  
Thomas Hillecke
Keyword(s):  

Zusammenfassung. In diesem Artikel werden die qualitativ-quantitativen Ergebnisse einer Orientierungsstudie (2000-2002) zur Wirkung und Wirkungsweise musiktherapeutischer Entspannung im (sozialtherapeutischen) Strafvollzug vorgestellt. Die Untersuchungsgruppe umfasste n = 11 Teilnehmer, die jeweils über einen Zeitraum von einem halben Jahr mit Interviews zu drei Messzeitpunkten befragt wurden. Darüber hinaus kam in jeder Behandlungsstunde ein Prä-Post-Fragebogen zur Anwendung, der statistisch mit einem t-Test für abhängige Daten analysiert wurde. Als Ergebnis ergab sich ein Modell zur besonderen Wirkungsweise und Bedeutung von Musik als Entspannungsmedium im Strafvollzug sowie ein erster Signifikanznachweis der Wirkung der musiktherapeutischen Entspannung.


2007 ◽  
Vol 18 (1) ◽  
pp. 33-40 ◽  
Author(s):  
Heide Götze ◽  
Kristina Geue ◽  
Marianne Buttstädt ◽  
Susanne Singer

Zusammenfassung. Hintergrund: Für krebskranke Menschen bieten Kunsttherapien die Möglichkeit, mit sich und der Umwelt in Dialog zu treten, das heißt künstlerisches Tätigsein eröffnet neue Ausdrucksmöglichkeiten. Fragestellung: Unbekannt ist, ob die Wirkungen von Kunsttherapien, die während der stationären onkologischen Behandlung und in Rehabilitationskliniken erreicht wurden, auch während der ambulanten Nachsorge erzielt werden können und wie ein solches Angebot gestaltet sein sollte. Stichprobe und Methodik: In unserer Abteilung wurde ein Gestaltungskurs für den ambulanten psychoonkologischen Bereich entwickelt. Mittels qualitativer Leitfadeninterviews wurde erhoben, welche Erwartungen onkologische PatientInnen an den Kurs haben und welche Wirkungen sie ihm Anschluss an die Intervention beschreiben. Ergebnisse: Aus den insgesamt 240 Aussagen der TeilnehmerInnen bezüglich der Wirkungen wurden folgende fünf Bedeutungsbereiche extrahiert: Persönliches Wachstum, Emotionale Stabilisierung, Krankheitsverarbeitung, Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeit und Kommunikation. Im Vordergrund steht hierbei das persönliche Wachstum (v.a. Selbstreflexion, Schaffung persönlicher Freiräume), was ¾ der KursteilnehmerInnen als Kurswirkung angaben. Die Kategorien Emotionale Stabilisierung, Kommunikation und Krankheitsverarbeitung sind für ca. die Hälfte der KursteilnehmerInnen wesentlich. Diskussion: Unsere Ergebnisse zeigen, dass kunsttherapeutische Interventionen auch in der ambulanten psychosozialen Nachsorge einen entscheidenden Beitrag für das psychische Wohlbefinden und die Unterstützung der Krankheitsverarbeitung von onkologischen Patienten leisten können.


1975 ◽  
Vol 20 (9) ◽  
pp. 758-758
Author(s):  
Donald H. Kausler
Keyword(s):  

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