ZusammenfassungProtein C oder Autoprothrombin II-A ist ein Vitamin-K-abhängiges Glykoprotein mit einem Molekulargewicht von etwa 62000 Dalton. Seine Aminosäurensequenz und andere physikalisch-chemische Eigenschaften haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Faktor X. Es kann in vitro durch Thrombin, Trypsin und das Gift der Russell-Viper in seine enzymatische Form, Protein Ca, umgewandelt werden. In seiner aktiven Form ist Protein C ein doppelkettiges Protein, das das aktive enzymatische Zentrum mit Serin in der schweren Kette hat und eine Anzahl γ-Karboxyglutaminsäure-residuen an der leichten Kette.Die In-vivo-Aktivierung des Protein C durch Thrombin bedarf der Anwesenheit eines gefäßwandständigen Proteins, Thrombomodulin. Das an Thrombomodulin gebundene Thrombin (äquimolare Komplexe) verliert seine Gerinnungsaktivität und seine Plättchenwirkung, nimmt jedoch eine neue Aktivität an, nämlich Protein C in Ca umzuwandeln. Diese Aktivierung erfolgt in Gegenwart von Kalziumionen an Oberflächen. Antithrombin III kann auch das an Thrombomodulin gebundene Thrombin inaktivieren. Eine alternative, jedoch langsamere Protein-C-Aktivie-rung scheint durch Thrombin und Faktor Va möglich zu sein.Protein Ca hemmt die Gerinnung, indem es proteolytisch die Faktoren Va und Villa zerstört. In dieser Reaktion übernimmt ein weiteres Vitamin-K-abhängiges Protein, Protein S, eine Kofaktorfunktion. Protein Ca aktiviert auch das fibrinolytische System, indem es den Plasminogengewebsakti-vator von der Gefäßwand freisetzt.Protein Ca wird durch einen spezifischen Protein-Ca-Inhibitor im Plasma inaktiviert, wobei eine ähnliche Komplexbildung zustande kommt, wie sie für Antithrombin und seine zu inaktivierenden Enzyme bekannt ist.Protein C kann immunologisch (Laureil und ELISA-Technik) und funktionell (synthetische Substrate) bestimmt werden, wobei das Fehlen von Thrombomodulin die funktionellen Methoden unsicher macht.Protein S, das als Kofaktor für Protein Ca dient, ist auch ein Vitamin-K-abhängiges Glykoprotein mit einem Molekulargewicht von etwa 69000 Dalton. Neben seiner Kofak-toraktivität für Protein Ca kann es offenbar das hochmolekulare C4b-Bindeprotein an Oberflächen binden und somit die Aktivierung des Komplementsystems an Zelloberflächen steuern.Angeborene und erworbene Pro-tein-C-Mangelzustände führen zu schweren rezidivierenden venösen Thromboembolien, die klinisch dem Antithrombinmangel ähneln. Der angeborene Protein-C-Mangel hat einen autosomal dominanten Erbgang, und die meisten beschriebenen Fälle waren heterozygot. Homozygote Pro-tein-C-Mangelzustände führen zu massiven, tödlichen Thrombosen. Heterozygote Patienten können mit oralen Antikoagulantien und mit Heparin behandelt werden. Einige Patienten erlitten Haut- und Fettnekrosen während der Einleitung der Therapie mit oralen Antikoagulantien. Diese beruhen möglicherweise auf dem schnellen Aktivitätsabfall von Protein C im Plasma.Der erste Fall von angeborenem Protein-S-Mangel ist ebenfalls durch rezidivierende venöse Thromboembolien gekennzeichnet.Die Hypothese, daß die autosomal dominanten Faktor-V/VIII-Kombina-tionsdefekte auf einem Mangel von Protein-C-Inhibitor beruhen, hat sich als nicht richtig erwiesen.