Die Unterscheidung von fragend-entwickelnden Unterrichtsmustern (Initiation-Response-Evaluation, IRE) und diskursiven Formen geht zumeist mit einem von zwei gegenläufigen normativen Momenten einher: der Präferenz für diskursive Muster oder der Legitimation fragend-entwickelnder Muster als Anerkennung des Faktischen. Zur ausschließlich deskriptiven empirischen Erfassung dieser beiden Modi schlägt der Beitrag auf systemtheoretischer Grundlage den Begriff der Lernkonflikte vor. Das zentrale empirische Unterscheidungsmerkmal zwischen IRE-Mustern und Lernkonflikten ist die Frage, ob Beiträge von Schüler*innen stets unmittelbar evaluiert werden oder die Evaluation retardiert wird und damit zeitweise ungeklärt ist, welcher der Beiträge der Schüler*innen als richtig anerkannt wird. Die These lautet, dass sich dahinter zwei unterschiedliche Bauweisen des Unterrichts verbergen. Anhand von empirischen Beispielen wird sowohl dieser Begriffsvorschlag der Lernkonflikte in seiner Differenzierungsmöglichkeit veranschaulicht als auch der Frage nachgegangen, wie Unterricht, in dem wiederholt Lernkonflikte auftreten, strukturiert ist.