In der neueren Forschung werden drei Funktionen des autobiographischen Gedächtnisses unterschieden: Autobiographische Erinnerungen können ein Gefühl von Selbst-Kontinuität unterstützen, aktuelles oder zukünftiges Handeln leiten (direktiv) und soziale Interaktionen erleichtern. Bislang gibt es kaum Untersuchungen, in denen die Nutzung dieser Funktionen über verschiedene Altersgruppen hinweg betrachtet wird. In der vorliegenden Studie wurden 227 junge und 185 ältere Erwachsene mit dem Thinking About Life Experiences Questionnaire (TALE) befragt, mit dem sich die drei Funktionen des autobiographischen Gedächtnisses situationsübergreifend erfassen lassen. Aus entwicklungstheoretischer Sicht ist anzunehmen, dass im jungen Erwachsenenalter die Selbst- und die direktive Funktion häufiger genutzt werden, da in dieser Lebensphase das eigene Selbstbild gefestigt und Pläne für die Zukunft gemacht werden. Für die soziale Funktion werden keine Unterschiede erwartet. In Übereinstimmung mit den theoretischen Annahmen und bisherigen Befunden gaben die jungen Erwachsenen an, die Selbst- und die direktive Funktion häufiger zu nutzen als ältere Teilnehmer das taten. Dasselbe Ergebnis zeigte sich aber auch für die soziale Funktion.