Von der Großstadtfeindschaft zum Nazikiez? Warum ein urbaner Populismus von rechts eine reelle Gefahr ist
Zusammenfassung Die reaktionären Bewegungen der Vergangenheit verteufelten das vermeintlich sündhafte, wurzellose und degenerierte Leben in der Großstadt und glorifizierten die Genügsamkeit und Fruchtbarkeit des ‚Bauernstandes‘. Zwar waren städtische Räume immer auch der Ort rechter Hegemoniebestrebungen, die von der Monumentalarchitektur der Nazis bis hin zu den ‚national befreiten Zonen‘ der NPD reichten. Die Stadt war aber in der Regel nicht ihr Thema. Mit der Krise der liberalen Demokratie droht sich das Politikfeld Stadt für die Rechte zu öffnen. Der Aufsatz illustriert anhand der Wohnungsfrage und der Sicherheitspolitik, wie Stadtentwicklung eine populistische Lücke hinterlässt, in die rechte Parteien und Bewegungen hineindrängen (können). Anhand eines Falls aus der empirischen Forschung wird darüber hinaus diskutiert, wie sich politische Nachfrage und rechtspopulistisches Angebot zueinander verhalten. Abstract: From Anti-Urbanism to Urban Populism? The Upcoming Danger of an Urban-Based Radical Right Reactionary movements of the past demonized city life for nurturing dissolute, rootless and degenerated habits. On the contrary, they praised the frugality and fertility of rural people. The city has always been a site of hegemonic politics by the radical right, ranging from National-Socialist architecture to no-go areas established by neo-Nazis in East German towns after the reunification. It has, however, usually not been a matter of rightist politics. The crisis of liberal democracy, that came about the last years, runs the risk of providing the radical right with access to urban development. By analyzing issues on the housing market and in urban security politics the paper points out a ‘populist gap’ in urban development that could be filled by the right. Furthermore, an empirical case study reveals tensions between the demand site and supply side of urban populism.