ZusammenfassungPneumologen sollten immer auch an das Herz denken, wenn sie Patienten mit pulmonalen Erkrankungen diagnostizieren und therapieren. Dies gilt besonders für die COPD, aber auch eine ganze Reihe anderer pneumologischer Krankheitsbilder. Auf dem Workshop „Luftschlösser“, der wieder im Februar 2019 in Wiesbaden abgehalten wurde, diskutierten die Teilnehmer die vielfältigen Interaktionen von Lunge und Herz und deren Bedeutung für die Therapie. Ausgehend von pathophysiologischen Überlegungen wurden die psychosozialen Auswirkungen des Kardinalsymptoms Dyspnoe für Patienten sowohl mit Lungen- als auch Herzerkrankungen deutlich. Eine besondere diagnostische und therapeutische Herausforderung liegt im simultanen Auftreten von pulmonalen und kardialen Krankheiten beim individuellen Patienten. So wurde gezeigt, wie häufig die Komorbidität Herzinfarkt bei COPD übersehen wird – und vice versa. Dass auch Asthmatiker häufiger eine koronare Herzerkrankung oder eine Herzinsuffizienz aufweisen, ist im klinischen Alltag nicht immer präsent. Die Überblähung der Lunge beim Emphysem beeinträchtigt die kardiale Funktion auch beim Herzgesunden. Die medikamentöse Verminderung der Überblähung verbessert so die kardiale Funktion. Biomarker helfen bei der Differenzialdiagnose. Ihre Rolle wird in der großen deutschen Kohorte COSYCONET untersucht. Der schwerergradig herzkranke Lungenpatient stellt therapeutisch eine große Herausforderung dar, insbesondere wenn er intensiv- und beatmungspflichtig wird und das Weaning prolongiert verläuft. Ein „klassisches“ Beispiel der Interaktion von Lunge und Herz stellen die Lungengefäßerkrankungen dar. Sowohl bei der pulmonal-arteriellen Hypertonie als auch der chronisch-thromboembolischen pulmonalen Hypertonie vergeht nicht selten eine zu lange Zeit bis zur Diagnosestellung. Die therapeutischen Möglichkeiten haben sich für beide Gruppen von Lungengefäßerkrankungen in den letzten Jahren erheblich verbessert und stellen eine wichtige Aufgabe für Pneumologen dar. Schlafbezogene Atmungsstörungen und die kardiale Funktion stehen in einer Wechselbeziehung, die nach der SERVE-HF-Studie einer besonderen Aufmerksamkeit bedarf. Unstrittig bleibt, dass die obstruktive Schlafapnoe ein unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen ist und leitlinienkonform behandelt werden muss.Der Workshop zeigte eindrucksvoll die vielfältigen Wechselwirkungen von Herz und respiratorischem System, die zu Problemen in Diagnostik und Therapie führen können. Pneumologische Leitlinien sollten den Aspekt der kardialen Komorbidität stärker in den Fokus nehmen.