Expertentreffen COPD: Lunge und Herz – ziemlich oft gemeinsam krank!

Pneumologie ◽  
2019 ◽  
Vol 73 (11) ◽  
pp. 651-669
Author(s):  
B. Jany ◽  
R. Bals ◽  
M. Dreher ◽  
M. Held ◽  
L. Jany ◽  
...  

ZusammenfassungPneumologen sollten immer auch an das Herz denken, wenn sie Patienten mit pulmonalen Erkrankungen diagnostizieren und therapieren. Dies gilt besonders für die COPD, aber auch eine ganze Reihe anderer pneumologischer Krankheitsbilder. Auf dem Workshop „Luftschlösser“, der wieder im Februar 2019 in Wiesbaden abgehalten wurde, diskutierten die Teilnehmer die vielfältigen Interaktionen von Lunge und Herz und deren Bedeutung für die Therapie. Ausgehend von pathophysiologischen Überlegungen wurden die psychosozialen Auswirkungen des Kardinalsymptoms Dyspnoe für Patienten sowohl mit Lungen- als auch Herzerkrankungen deutlich. Eine besondere diagnostische und therapeutische Herausforderung liegt im simultanen Auftreten von pulmonalen und kardialen Krankheiten beim individuellen Patienten. So wurde gezeigt, wie häufig die Komorbidität Herzinfarkt bei COPD übersehen wird – und vice versa. Dass auch Asthmatiker häufiger eine koronare Herzerkrankung oder eine Herzinsuffizienz aufweisen, ist im klinischen Alltag nicht immer präsent. Die Überblähung der Lunge beim Emphysem beeinträchtigt die kardiale Funktion auch beim Herzgesunden. Die medikamentöse Verminderung der Überblähung verbessert so die kardiale Funktion. Biomarker helfen bei der Differenzialdiagnose. Ihre Rolle wird in der großen deutschen Kohorte COSYCONET untersucht. Der schwerergradig herzkranke Lungenpatient stellt therapeutisch eine große Herausforderung dar, insbesondere wenn er intensiv- und beatmungspflichtig wird und das Weaning prolongiert verläuft. Ein „klassisches“ Beispiel der Interaktion von Lunge und Herz stellen die Lungengefäßerkrankungen dar. Sowohl bei der pulmonal-arteriellen Hypertonie als auch der chronisch-thromboembolischen pulmonalen Hypertonie vergeht nicht selten eine zu lange Zeit bis zur Diagnosestellung. Die therapeutischen Möglichkeiten haben sich für beide Gruppen von Lungengefäßerkrankungen in den letzten Jahren erheblich verbessert und stellen eine wichtige Aufgabe für Pneumologen dar. Schlafbezogene Atmungsstörungen und die kardiale Funktion stehen in einer Wechselbeziehung, die nach der SERVE-HF-Studie einer besonderen Aufmerksamkeit bedarf. Unstrittig bleibt, dass die obstruktive Schlafapnoe ein unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen ist und leitlinienkonform behandelt werden muss.Der Workshop zeigte eindrucksvoll die vielfältigen Wechselwirkungen von Herz und respiratorischem System, die zu Problemen in Diagnostik und Therapie führen können. Pneumologische Leitlinien sollten den Aspekt der kardialen Komorbidität stärker in den Fokus nehmen.

Schlaf ◽  
2014 ◽  
Vol 03 (01) ◽  
pp. 22-25
Author(s):  
Matthias Boentert

Die Obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist ein klinisch hoch relevanter Risikofaktor für den ischämischen Schlaganfall. Patienten mit OSA haben ein signifikant erhöhtes Risiko, eine arterielle Hypertonie, Vorhofflimmern, eine koronare Herzerkrankung und eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, die allesamt zum ischämischen Schlaganfall prädisponieren. Unabhängig von bekannten kardiovaskulären Risikofaktoren erhöht das Vorliegen einer OSA das relative Risiko für den ischämischen Insult erheblich. In der Akutphase nach einem ischämischen Schlaganfall oder einer intrakraniellen Blutung treten schlafbezogene Atmungsstörungen mit hoher Prävalenz auf.


Author(s):  
Klaus Hennicke

Zusammenfassung: Fragestellung: Versorgungssituation geistig behinderter Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten durch die Kliniken der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland im Jahre 2003. Methodik: Postalische Befragung aller Kinder- und Jugendpsychiatrischen Kliniken (N = 136); 68 überwiegend geschlossene Fragen mit Antwortvorgaben; Rücklauf: 54,4%. Ergebnisse: Der durchschnittliche Anteil geistig behinderter Patienten liegt ambulant wie stationär bei 6%. N = 6 (8%) verfügen über ein spezialisiertes ambulantes und stationäres Angebot, N = 4 (5%) haben entweder nur eine entsprechende Station oder eine Spezialambulanz. Die Versorgung erfolgt überwiegend nur im Rahmen der kinder- und jugendpsychiatrischen Grundversorgung. Diagnostik und Therapie erfolgen nach den üblichen Standards des Fachgebietes. Die übermäßige Verwendung von Psychopharmaka ist nicht nachweisbar. Auf einer Schulnotenskala wird die ambulante wie stationäre Versorgung mit etwas schlechter als 4, die psychotherapeutische Versorgung als mangelhaft (Note: 5) bewertet. 83% der Klinikchefs fordern spezialisierte Schwerpunktkliniken in jedem Bundesland. Schlussfolgerungen: Die insgesamt defizitäre Versorgungssituation wurde bestätigt. Mit den wenigen Schwerpunktkliniken und -ambulanzen ist selbst eine annehmbar überregionale Versorgungsstruktur nicht zu leisten. Die versorgungspolitische Forderung der Klinikleitungen ist insofern eindeutig, diesen Mangel durch spezialisierte Kliniken und Ambulanzen aufzuheben. Die Qualität der Diagnostik und Behandlung genügt offensichtlich den fachlichen und ethischen Standards der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Umgekehrt sind die oftmals sehr schwierigen diagnostischen und therapeutischen Probleme grundsätzlich mit den Methoden unseres Fachgebiets lösbar.


2007 ◽  
Vol 7 (06) ◽  
pp. 321-327 ◽  
Author(s):  
Martin Ptok

ZusammenfassungDie auditorische Neuropathie (AN) zeichnet sich durch nachweisbare evozierbare otoakustische Emissionen (EOAE) und nicht ableitbare bzw. nur mit erhöhten Schwellen ableitbare auditorisch evozierte Hirnstammpotenziale aus. Als Ursache mus eine Funktionsstörung der inneren Haarzellen und/oder eine Störung der neuronalen Reizweiterleitung bei intakten äußeren Haarzellen angenommen werden.Betroffene Patienten verhalten sich in schweren Fällen wie Schwerhörige mit einer hochgradigen kochleären Schwerhörigkeit, in milderen Fällen kann das Tonschwellenaudiogramm weitgehend normal sein, das Sprachverständnis ist meistens jedoch deutlich eingeschränkt.Die auditorische Neuropathie scheint häufiger zu sein als noch vor einiger Zeit angenommen. Bei anamnestisch zu vermutender Schwerhörigkeit, insbesondere bei Kindern mit einem Sprachentwicklungsrückstand – gerade, wenn ein Sprachaudiogramm noch nicht durchführbar erscheint – gutem Tonschwellenaudiogramm und nachweisbaren EOAE ist die auditorische Neuropathie immer diffenzialdiagnostisch zu berücksichtigen.


2021 ◽  
Author(s):  
F. G. Holz ◽  
C. Heinz ◽  
A. Wolf ◽  
H. Hoerauf ◽  
U. Pleyer

ZusammenfassungDer VEGF(„vascular endothelial growth factor“)-Inhibitor Brolucizumab ist seit Oktober 2019 in den USA und seit Februar 2020 in Europa zur Behandlung der neovaskulären altersabhängigen Makuladegeneration (nAMD) zugelassen. Grundlage der Zulassung bildeten die randomisierten, doppel-blinden Phase-III-Studien HAWK und HARRIER mit insgesamt 1817 Patienten. Hierbei zeigte Brolucizumab 6 mg (je nach Krankheitsaktivität alle 12 oder alle 8 Wochen verabreicht) eine nichtunterlegene Wirksamkeit in Bezug auf den bestkorrigierten Visus gegenüber Aflibercept 2 mg (alle 8 Wochen verabreicht). Erste Rückmeldungen zum Einsatz von Brolucizumab nach der Marktzulassung in den USA haben einzelne, z. T. schwerwiegende Fälle behandlungsassoziierter intraokularer Entzündungen mit retinaler Vaskulitis und/oder retinaler, vaskulärer Okklusion beschrieben, die teilweise zu einem schweren Visusverlust führten. Die Daten der Zulassungsstudien wurden daraufhin durch ein Safety Review Committee (SRC) unabhängig retrospektiv analysiert. Ziel der vorliegenden Publikation ist es, Anwendern eine Orientierungshilfe aus Autorensicht bei der Therapie einer Brolucizumab-assoziierten intraokularen Entzündung zu bieten. Von zentraler Bedeutung ist hierbei auch eine erweiterte Aufklärung der Patienten über Symptome einer intraokularen Entzündung. Obwohl die Fallserien und die HAWK/HARRIER-Daten es nicht abschließend beantworten, bleiben eine zu späte Detektion, eine unterdosierte antientzündliche Therapie oder eine unbedachte Wiederbehandlung mit Brolucizumab dem Verdacht ausgesetzt, Komplikationen zu verstärken. Ein Stopp der Brolucizumab-Therapie sollte grundsätzlich erfolgen, sobald es nach Gabe des Medikaments zu intraokularen Entzündungen mit oder ohne retinalen Vaskulitiden und oder Gefäßverschluss kam. Abhängig vom Schwerpunkt der Entzündung werden dem Behandler an die Leitlinien und Stellungnahmen angelehnte Empfehlungen für Diagnostik und Therapie dargestellt. Diese Übersichtsarbeit ersetzt nicht die fachgesellschaftlichen Stellungnahmen.


2014 ◽  
Vol 08 (01) ◽  
pp. 32-36
Author(s):  
J. Jordan ◽  
S. Engeli

ZusammenfassungIm Juni 2013 veröffentlichten die europäischen Hypertensiologen und Kardiologen ihre 3. gemeinsamen Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der Hypertonie mit einigen grundlegenden Änderungen gegenüber den vorhergehenden Versionen. Diese europäischen Leitlinien sind für Deutschland von besonderer Bedeutung, da sie in minimal modifizierter Fassung von der Deutsche Hochdruckliga übernommen und übersetzt werden.Die Diagnose Hypertonie wird bei Blutdruckwerten >140/>90 mmHg gestellt. Geringe Überschreitungen dieser Werte rechtfertigen aber noch keine medikamentöse antihypertensive Therapie, sofern nicht gravierende Begleiterkrankungen oder Organschäden vorliegen. Bestimmend für den medikamentösen Therapiebeginn ist das Gesamtrisiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Leitlinien heben die Bedeutung von Blutdruckmessungen außerhalb der Praxis für die Diagnostik hervor und verstärken die Empfehlungen zur Initiierung von Lebensstiländerungen vor Beginn der antihypertensiven Therapie. Empfohlen werden insbesondere Kochsalzrestriktion, Gewichtsreduktion, Reduktion des Alkoholkonsums und verstärkte körperliche Aktivität.Grundsätzliches Therapieziel ist ein Blutdruck <140/<90 mm Hg, nur für Patienten mit Diabetes werden Werte <140/<85 mmHg empfohlen. Thiaziddiuretika, ACE-Hemmer, AT1-Rezeptorblocker und Kalziumantagonisten sind Antihypertensiva der ersten Wahl und bevorzugte Bestandteile einer antihypertensiven Kombinationstherapie. β-Blocker, obwohl formal auch noch Erstlinien-Antihypertensiva, werden in ihrer Bedeutung für die blutdrucksenkende Therapie deutlich herabgestuft. Einer frühen Kombinationstherapie wird der Vorzug vor einer Monotherapie gegeben.


2018 ◽  
Vol 16 (01) ◽  
pp. 10-13
Author(s):  
Ovidiu Stirban

Diabetesspezifische Komplikationen sind in der Regel mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität der Betroffenen sowie hohen Kosten assoziiert. Kaum eine dieser Komplikationen hat jedoch eine so ausgeprägte psychologische Komponente wie die sexuelle Dysfunktion. Die Diskrepanz zwischen fehlenden morphologischen Veränderungen und den verstörenden funktionellen Einschränkungen macht die Diagnose schwierig – vor allem, weil es Betroffenen oft schwerfällt, über ihr Leiden zu sprechen. Aus diesem Grund ist eine aktive Diagnose von großer Bedeutung, um eine spezifische Therapie einleiten zu können. Diese ist nicht nur deshalb so wichtig, um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen, sondern auch um potenzielle zugrunde liegende, bislang aber unbekannte diabetische Komplikationen oder eine asymptomatische koronare Herzerkrankung aufzudecken.


2000 ◽  
Vol 57 (7) ◽  
pp. 430-434 ◽  
Author(s):  
Ullmer ◽  
Solèr

Durchschnittlich 40% der Erwachsenen im Alter von 30 bis 60 Jahren schnarchen regelmäßig. 2% derFrauen und 4% der Männer weisen zusätzlich Atemstörungen im Schlaf auf. Anatomisch enge Rachenverhältnisse oder eine Hypotonie der dilatierenden Pharynxmuskeln begünstigen einen Kollaps. Zwischen einfachem und krank machendem Schnarchen bestehen fließende Übergänge. Während gewohnheitsmäßiges Schnarchen im Wesentlichen eine Geräuschbelästigung darstellt, führen Atemwegsobstruktionen im Schlaf zu Weckreaktionen und einem nicht mehr erholsamen Schlaf. Die daraus resultierende Tagesmüdigkeit vermindert das Leistungsvermögen, schafft berufliche und soziale Probleme und birgt Unfallrisiken. Daneben fördern diese Weckreaktionen die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen. Liegt ein obstruktives Schlafapnoe Syndrom vor, sind pulsoximetrisch fassbare repetitive Entsättigungen im Schlaf charakteristisch. Eine Quantifizierung der Apnoen sowie Hypopnoen ist mittels respiratorischer Polygraphie möglich. Eine Widerstandserhöhung in den oberen Atemwegen mit nur partieller Pharynxobstruktion (UARS = Upper Airway Resistance Syndrome) führt nicht zu Sauerstoffabfällen, kann aber Weckreaktionen auslösen und zu ähnlichen Symptomen wie das obstruktive Schlafapnoe Syndrom führen. Zum Nachweis eines UARS ist daher eine Polysomnographie notwendig, welche auch EEG-, EOG- und EMG-Ableitungen zur Beurteilung von Schlafarchitektur und Schlaffragmentation einschließt.


2014 ◽  
Vol 71 (9) ◽  
pp. 559-564
Author(s):  
Henriette Heinrich ◽  
Stephan R. Vavricka

Das Auftreten einer blutigen Diarrhoe ist immer ein Warnzeichen, das eine genaue Anamnese über die Dauer, Begleiterscheinungen, Medikamenteneinnahme (Antibiotika, NSAR) und auch über mögliche Vorerkrankungen des Patienten (HIV, Transplantatempfänger, CED) notwendig macht. In diesem Übersichtsartikel wird auf die häufigsten bakteriellen, viralen und parasitären Erreger einer blutigen Diarrhoe sowie auf weitere wichtige Ursachen, wie die Strahlencolitis oder eine ischämische Colitis eingegangen. Zusätzlich werden notwendige diagnostische Schritte wie das Abnehmen von Stuhlkulturen bei möglichen infektiösen Ursachen, die Bestimmung von Calprotektin bei entzündlichen Darmkrankheiten oder die Durchführung einer Bildgebung (CT und Endoskopie) bei der ischämischen Colitis diskutiert. Zusätzlich werden die häufigsten Ursachen, einer blutigen Diarrhoe bei immunsupprimierten Patienten besprochen und ein besonderer Fokus auf die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen als Ursache einer blutigen Diarrhoe gelegt.


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