scholarly journals Screening auf psychische Komorbiditäten in der Dermatologie

Der Hautarzt ◽  
2020 ◽  
Author(s):  
Felix-Wilhelm Köster ◽  
Sebastian Kohlmann ◽  
Siobhan Loeper ◽  
Bernd Löwe ◽  
Stefan W. Schneider

Zusammenfassung Hintergrund Ängstlichkeit und Depressivität sind bei Patienten im Bereich der stationären somatischen Versorgung weit verbreitet. Gerade in der Dermatologie, wo oft eine Behandlung von chronischen Erkrankungen erfolgt und die Gefahr der Stigmatisierung durch die Gesellschaft besonders groß ist, treten psychische Störungen bei fast jedem dritten Patienten auf. Dermatologische Erkrankungen und psychische Störungen stehen oft in negativer Wechselwirkung und führen zu gesteigerter Morbidität. Obwohl dermatologische Leitlinien eine Früherkennung empfehlen, wird dies in der Praxis oft unzureichend umgesetzt. Methodik Wir demonstrieren die Etablierung eines einfachen Screenings im Bereich der stationären dermatologischen Versorgung auf psychische Komorbiditäten anhand eines kurzen Fragebogens, dem sog. Patient Health Questionnaire‑4 (PHQ-4), der 4 Fragen zur Ängstlichkeit und Depressivität stellt. Wird hierbei ein bestimmter Punktwert erreicht, erfolgt die automatische Anforderung eines psychosomatischen Konsils. Dadurch können eine Entlastung des Patienten sowie die notwendige ganzheitliche Behandlung erfolgen. Ergebnisse Im Jahr 2019 wurden in unserer Klinik 83 % aller stationären Patienten mittels PHQ‑4 gescreent und 98 psychosomatische Konsile generiert. Diskussion Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen den Nutzen des Screenings bei geringem zeitlichem Mehraufwand, sodass wir eine flächendeckende Einführung in der stationären dermatologischen Versorgung empfehlen.

2010 ◽  
Vol 58 (3) ◽  
pp. 165-171 ◽  
Author(s):  
Ricarda Mewes ◽  
Winfried Rief ◽  
Alexandra Martin ◽  
Heide Glaesmer ◽  
Elmar Brähler

Hintergrund: Gegenüberstellende epidemiologische Studien zur psychischen Gesundheit bei verschiedenen Migrantengruppen in Deutschland fehlen weitgehend. Sie sind jedoch von großer Wichtigkeit, um den Therapiebedarf für diese Gruppen zu bestimmen und Angebote entsprechend auszurichten. Die vorliegende Studie möchte die Ausprägung einer depressiven, somatoformen und angstbezogenen Symptomatik bei osteuropäischen, türkischen und Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion in der Allgemeinbevölkerung miteinander vergleichen und untersuchen, ob es Unterschiede in der Bereitschaft gibt, für verschiedene Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Methode: 43 osteuropäische Migranten (beide Eltern in Polen, Rumänien, Slowakischer Republik, Tschechischer Republik oder Ungarn geboren), 49 Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion (beide Eltern in Russland, Ukraine, Weißrussland oder Kasachstan geboren; Russlanddeutsche Personen fallen auch in diese Gruppe) und 42 Personen mit türkischem Migrationshintergrund wurden mit dem Patient-Health-Questionnaire auf depressive, somatoforme und angstbezogene Symptome untersucht und mit einem Fragebogen zu ihrer Bereitschaft befragt, für verschiedene Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Die Gruppen wurden mit Varianzanalysen unter Kontrolle möglicher konfundierender Variablen miteinander verglichen. Ergebnisse: Unter Kontrolle von Geschlecht, Alter, Partnerschaft und Erwerbstätigkeit zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in depressiver, somatoformer und ängstlicher Symptomatik zwischen den drei Gruppen. Unter Kontrolle für Alter und Geschlecht zeigten sich ebenfalls keine Unterschiede in der Bereitschaft, für verschiedene Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Frauen berichteten mehr somatoforme Beschwerden als Männer und zeigten eine höhere Bereitschaft, einen Arzt zu konsultieren. Diskussion: Es lassen sich keine kulturellen Einflüsse in Bezug auf die psychische Gesundheit und den Umgang mit verschiedenen Beschwerden bei diesen eher gut integrierten Migranten feststellen. Weitere Studien zu dieser Fragestellung mit größeren Stichproben und unter Einbezug schlechter Deutsch sprechender Migranten wären wünschenswert.


2016 ◽  
Vol 64 (1) ◽  
pp. 25-36 ◽  
Author(s):  
Eric Hahn ◽  
Ronald Burian ◽  
Annegret Dreher ◽  
Georg Schomerus ◽  
Michael Dettling ◽  
...  

Zusammenfassung. Studien in der Allgemeinbevölkerung zeigen uneinheitliche Ergebnisse bezüglich häufigerer Somatisierung bei Migranten. Vergleichende Untersuchungen fanden bei depressiven Patienten ostasiatischer Herkunft geringere Angaben von psychologischen Symptomen und häufigere somatische Beschwerden, als bei Patienten westlicher Herkunft. Aufgrund einer geringen Inanspruchnahme psychiatrischer Versorgungsangebote in Deutschland, insbesondere durch vietnamesische Migranten der ersten Generation, existieren bisher keine Studien zu einer psychischen und somatischen Symptomausprägung bei Patienten vietnamesischer Herkunft im Vergleich zu deutschen Patienten ohne Migrationshintergrund. Im Kontext kultursensibler Diagnostik von Migranten in Deutschland wurde als ausreichend messäquivalentes Selbstbeurteilungsinstrument insbesondere der Patient Health Questionnaire bzw. der Gesundheitsfragebogen für Patienten als ein valides und einfach verwendbares Instrument für eine Erfassung von Symptomen und Schweregraden häufiger psychischer Störungen, wie der Depression empfohlen. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden bei 66 vietnamesischen Patientinnen der ersten Generation und 83 deutschen Patientinnen während des erstmaligen psychiatrischen Kontaktes psychische Symptome einer Depression mittels des PHQ-9 und somatische Symptome mittels des PHQ-15 in der jeweiligen Muttersprache erfasst. Für beide Gruppen fand sich für beide Instrumente eine zufriedenstellende interne Konsistenz. Ein möglicher Zusammenhang zwischen der Herkunft und dem Schweregrad der Ausprägung psychischer depressiver und somatischer Symptome bei diagnostizierter depressiver Episode erfolgte mittels einer multivariaten Analyse. Für die Selbstbeurteilung mittels des PHQ-9 fanden sich keine Gruppenunterschiede hinsichtlich des Gesamtsummenwertes und des Schweregrades psychischer depressiver Symptome. Dagegen berichteten vietnamesische Patientinnen in der Selbstwahrnehmung anhand des PHQ-15 von einem insgesamt höheren Schweregrad von somatischen Symptomen. Insbesondere waren bei depressiven vietnamesischen Patientinnen die Mittelwerte der Einzelitems Kopfschmerzen, Glieder- und Gelenkschmerzen, Schmerzen im Brustbereich sowie Schwindel und Ohnmachtsanfälle gegenüber deutschen Patientinnen deutlich erhöht. Entgegen der Untersuchungshypothese und früherer Studien ging die häufigere Selbstbeurteilung oder Aufmerksamkeit auf somatische Symptome bei vietnamesischen Patientinnen nicht mit einer verminderten Eigenwahrnehmung von psychischen Symptomen einer depressiven Episode anhand des PHQ-9 einher.


2011 ◽  
Vol 59 (2) ◽  
pp. 155-165 ◽  
Author(s):  
Sören Schmidt ◽  
Franz Petermann ◽  
Manfred E. Beutel ◽  
Elmar Brähler

Zusammenfassung. Die Erfassung von Beschwerden und der Befindlichkeit sind wesentlicher Teil eines klinisch-diagnostischen Prozesses. Da Angststörungen und Depressionen in hohem Maße mit verschiedenen psychischen und körperlichen Belastung einhergehen, wurden in dieser Studie primär die prädiktiven Eigenschaften der Beschwerden-Liste (B-LR) und der Befindlichkeits-Skala (Bf-SR) in revidierter Form mittels Regressionsanalysen (linear und hierarchisch) an einer Stichprobe von N = 2504 untersucht. Als abhängiges Kriterium galt die Ausprägung von Angst- und Depressionssymptomen, ermittelt über das Kurzscreening Patient-Health-Questionnaire-4 (PHQ-4). Da vermutet wurde, dass entsprechende Symptome auch einen Einfluss auf die Qualität sozialer Beziehungen des Betroffenen haben und die globale Lebenszufriedenheit beeinflussen, wurden zudem das Quality of Personal Relationships Inventory (QRI) sowie der Fragebogen zur Lebenszufriedenheit (FLZM) eingesetzt. Sowohl B-LR als auch Bf-SR verfügten über alle Altersgruppen und geschlechtsinvariant über hohe prädiktive Eigenschaften. Die Qualität sozialer Beziehung (QRI) eignet sich nicht zur Vorhersage von Angst und Depressionen. Globale Lebenszufriedenheit nimmt in der Altersgruppe 14–74 gegenläufig zum Anstieg von Angst- und Depressionssymptomen signifikant ab, in der Altersgruppe der ⩾ 75-jährigen Männern leistet diese jedoch keinen signifikanten Beitrag zur Varianzaufklärung. Bei den Frauen dieser Altersgruppe geht eine Erhöhung der Lebenszufriedenheit mit der Zunahme von Angst- und Depressionssymptomen einher. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass der Einsatz von B-LR und Bf-SR eine gute Informations- und Handlungsbasis für Forschung und klinische Praxis darstellen. Die unterschiedlichen Tendenzen innerhalb der Analysen zwischen Männern und Frauen weisen auf geschlechtsspezifische Verarbeitungsmechanismen hin. In höherem Alter sollte die Ausprägung von Beschwerden Indikator für die Ermittlung weiterer Ressourcen darstellen, um einen positiven Einfluss auf die Lebenszufriedenheit auszuüben.


2018 ◽  
Author(s):  
Leslie Pertz ◽  
Missy Plegue ◽  
Kathleen Diehl ◽  
Philip Zazove ◽  
Michael McKee

2019 ◽  
Vol 88 (02) ◽  
pp. 95-104
Author(s):  
Dana Churbaji ◽  
Nico Lindheimer ◽  
Laura Schilz ◽  
Kerem Böge ◽  
Shaymaa Abdelmagid ◽  
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Zusammenfassung Ziel der Studie Trotz des erheblichen Bedarfs nach einer schnellen und effizienten Diagnostik aufgrund von aktuellen humanitären Krisen in der arabischen Welt, steht bisher keine validierte, hocharabische Version des Mini International Neuropsychiatric Interview (MINI) für die Versorgungsforschung zur Verfügung. Das Ziel der vorliegenden Pilotstudie war es daher, eine Übersetzung und kultursensible Adaptation des MINI ins Hocharabische zur Verfügung zu stellen sowie erste Validierungsversuche in einer arabischsprachigen Geflüchtetenstichprobe vorzunehmen.Methodik An dem mehrstufigen Adaptationsprozess waren mehrere psychiatrisch-psychotherapeutische ExpertInnen beteiligt, die sowohl mit der westlichen als auch der arabischen Kultur vertraut sind. N = 20 arabischsprachige geflüchtete PatientInnen nahmen an der Pilotstudie teil, die an der Clearingstelle der Charité, Universitätsmedizin Berlin rekrutiert werden konnten. Für die Feststellung der Kriteriumsvalidität wurden Diagnosen von ExpertInnen, die gegenüber den MINI Diagnosen ‚verblindet’ waren und Screeninginstrumente für Depression (Patient Health Questionnaire 9, PHQ-9) und die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) (Harvard Trauma Questionnaire, HTQ) herangezogen.Ergebnisse Aufgrund der ausführlichen Dokumentation kann der Prozess der kulturellen Adaptation detailliert nachvollzogen werden. Kappa Werte zeigten keine Übereinstimmung der MINI Diagnosen mit den ExpertInnendiagnosen, jedoch konnten hohe Übereinstimmungen zwischen den MINI Diagnosen und dem PHQ-9 (κ = .69) und dem HTQ (κ = .68) festgestellt werden. Schlussfolgerungen Die Ergebnisse der Pilotstudie werden als erste Hinweise für die Validität der hocharabischen Übersetzung des MINI gewertet und bilden die Grundlage für weitere, ausführliche Validierungsstudien. Darüber hinaus zeigt diese Studie einen Modellprozess für die kulturelle Adaptation psychometrischer Instrumente auf.


2020 ◽  
Author(s):  
Thomas Berger ◽  
Sylvia Meuret ◽  
Christoph Engel ◽  
Mandy Vogel ◽  
Wieland Kiess ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Eine gesunde Stimme dient uns als Basis für Kommunikation und unverzichtbares Werkzeug in einer modernen Gesellschaft mit einer wachsenden Anzahl an stimmintensiven Berufen. Es gibt Hinweise, dass sich die mittlere Sprechstimmlage von Frauen in den letzten Jahren gesenkt hat und sich im Sinne einer Soziophonie der von Männern annähert. Im Rahmen einer epidemiologischen prospektiven Kohortenstudie sollen die Einflüsse des Alters, soziodemografischer Faktoren und von Persönlichkeitsmerkmalen auf die Sprechstimme von Frauen untersucht werden. Material und Methoden Im Rahmen eines standardisierten Untersuchungsablaufs wurde bei 2478 stimmgesunden weiblichen Teilnehmerinnen zwischen 5 und 83 Jahren die Sprechstimme in 4 unterschiedlichen Intensitätsstufen (leiseste Stimme, Gesprächsstimme, Vortragsstimme und Rufstimme) registriert. Anschließend wurden Assoziationen zwischen den erhobenen Werten für die Frequenz und Lautstärke der unterschiedlichen Intensitätsstufen und dem Lebensalter sowie Befunden aus Fragebögen zur Persönlichkeit (FFFK und BFI-10), zur (mentalen) Gesundheit (Patient-Health-Questionnaire, PHQ) sowie dem sozioökonomischen Status (SES) untersucht. Ergebnisse Es konnten für alle Stimmintensitäten signifikante altersbedingte Einflüsse auf die Sprechstimme gezeigt werden. Für die untersuchten Persönlichkeitsmerkmale zeigten sich signifikant positive Zusammenhänge zwischen der Lautstärke der Ruf- und Vortragsstimme und Extraversion. Für die Frequenz der leisesten Stimme und Gesprächsstimme ergaben sich signifikante Zusammenhänge mit den Persönlichkeitsmerkmalen Extraversion und Verträglichkeit. Während sich bei der Betrachtung der Stimmparameter der Sprechstimme mit dem PHQ keine signifikanten Assoziationen beobachten ließen, zeigte sich, dass der SES einen signifikanten Einfluss sowohl auf die Frequenz als auch auf die Intensität hat. Schlussfolgerung Neben altersbedingten Veränderungen bestätigen sich relevante Einflüsse von Persönlichkeitsmerkmalen und dem SES auf Parameter der Sprechstimme der Frau, die in der klinischen Betreuung von Patientinnen mit Stimmstörungen Berücksichtigung finden sollten.


2019 ◽  
Vol 19 (1) ◽  
Author(s):  
María Urtasun ◽  
Federico Manuel Daray ◽  
Germán Leandro Teti ◽  
Fernando Coppolillo ◽  
Gabriela Herlax ◽  
...  

Abstract Background The Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9) is a brief tool to assess the presence and severity of depressive symptoms. This study aimed to validate and calibrate the PHQ-9 to determine appropriate cut-off points for different degrees of severity of depression in Argentina. Methods We conducted a cross-sectional study on an intentional sample of adult ambulatory care patients with different degrees of severity of depression. All patients who completed the PHQ-9 were further interviewed by a trained clinician with the Mini International Neuropsychiatric Interview (MINI) and the Beck Depression Inventory-II (BDI-II). Reliability and validity tests, including receiver operating curve analysis, were performed. Results One hundred sixty-nine patients were recruited with a mean age of 47.4 years (SD = 14.8), of whom 102 were females (60.4%). The local PHQ-9 had high internal consistency (Cronbach’s alpha = 0.87) and satisfactory convergent validity with the BDI-II scale [Pearson’s correlation = 0.88 (p < 0.01)]. For the diagnosis of Major Depressive Episode (MDE) according to the MINI, a PHQ-9 ≥ 8 was the optimal cut-off point found (sensitivity 88.2%, specificity 86.6%, PPV 90.91%). The local version of PHQ-9 showed good ability to discriminate among depression severity categories according to the BDI-II scale. The best cut off points were 6–8 for mild cases, 9–14 for moderate and 15 or more for severe depressive symptoms respectively. Conclusions The Argentine version of the PHQ-9 questionnaire has shown acceptable validity and reliability for both screening and severity assessment of depressive symptoms.


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