scholarly journals Krankheitsmodifizierende Therapieansätze bei der Huntington-Krankheit

2021 ◽  
Author(s):  
Wiebke Frank ◽  
Katrin S. Lindenberg ◽  
Alzbeta Mühlbäck ◽  
Jan Lewerenz ◽  
G. Bernhard Landwehrmeyer

ZusammenfassungDie Huntington-Krankheit (HK) ist die häufigste monogenetische neurodegenerative Erkrankung und kann bereits im präklinischen Stadium zweifelsfrei diagnostiziert werden, zumindest in allen Fällen, bei denen die CAG-Expansionsmutation im Huntingtin-Gen (HTT) im Bereich der vollen Penetranz liegt. Wichtige Voraussetzungen für eine früh im Krankheitsprozess einsetzende und deshalb den weiteren Verlauf der Krankheit in klinisch relevanter Weise modifizierende Therapie sind damit gegeben und machen die HK zu einer Modellerkrankung für neuroprotektive Behandlungsansätze. In der Vergangenheit lag der Schwerpunkt auf dem Ausgleich vermuteter Neurotransmitterdefizite (GABA) analog zur Parkinson-Erkrankung und auf klassischen neuroprotektiven Strategien zur Beeinflussung hypothetischer gemeinsamer Endstrecken neurodegenerativer Erkrankungen (z. B. Exzitotoxizität, mitochondriale Dysfunktion, oxidativer Stress etc.). Mit der Entdeckung der krankheitsverursachenden HTT-Mutation im Jahr 1993 fokussierte sich die Therapieforschung zunehmend darauf, soweit proximal wie möglich in die pathophysiologische Ereigniskette einzugreifen. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist hier die HTT-mRNA mit dem Ziel, die Nachproduktion mutierter Huntingtin-Genprodukte zu senken und damit den Körper von deren schädigenden Auswirkungen zu entlasten; zu diesem Zweck sind verschiedene Behandlungsmodalitäten (einzelsträngige DNA und RNA, divalente RNA und Zinkfinger-Repressorkomplexe, oral verfügbare Spleißmodulatoren) entwickelt worden, die sich in der klinischen Prüfung (Phase I–III) oder in späten Stadien der präklinischen Entwicklung befinden. Zudem zeichnet sich ab, dass es möglich sein könnte, die Länge der somatisch instabilen, d. h. über die Lebenszeit v. a. im Hirngewebe zunehmende CAG-Mutation selbst zu beeinflussen und die Progression der HK hierdurch zu bremsen.

e-Neuroforum ◽  
2006 ◽  
Vol 12 (4) ◽  
Author(s):  
Jochen Weishaupt ◽  
Friederike von Lewinski ◽  
Mathias Bähr ◽  
Bernhard U. Keller

ZusammenfassungDie amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch eine selektive Zerstörung von Motoneuronen gekennzeichnet ist. Untersuchungen der letzten Jahre haben neue Einblicke in die molekularen und zellulären Ursachen der ALS ermöglicht, wobei die Analyse der familär bedingten Erkrankungsformen besonders wertvolle Erkenntnisse gebracht hat. Aus heutiger Sicht haben Störungen der glutamatergen synaptischen Übertragung, oxidativer Stress, mitochondriale Dysfunktion und eine gestörte Proteinfaltung eine zentrale Bedeutung für die Pathogenese der ALS-Erkrankung. Der vorliegende Artikel zeigt auf, wie das Zusammenspiel verschiedenartiger Störungen zur selektiven Degeneration von Motoneuronen führen kann. Trotz beeindruckender Fortschritte in der Grundlagenforschung haben klinische Studien bisher noch keine befriedigende medikamentöse Behandlung identifizieren können. Dabei zeichnet sich ab, dass eine effektive Therapie nicht durch einen einzelnen Wirkstoff, sondern erst durch eine Kombination verschiedenartiger neuroprotektiver Maßnahmen erreicht werden kann. Darüber hinaus versprechen gentherapeutische Ansätze und eine Stammzellbehandlung neue Therapiemöglichkeiten, die allerdings bisher auf vorklinische Studien beschränkt sind. Neben der Identifikation neuer therapeutischer Ansätze ist es wichtig, effiziente Marker für die ALS zu identifizieren, um schon im frühen Stadium der Erkrankung neuroprotektive Maßnahmen einleiten zu können.


2020 ◽  
Vol 18 (02) ◽  
pp. 4-10
Author(s):  
Hans-Peter Friedrichsen ◽  
Uwe Gröber

ZusammenfassungDie altersbedingte Makuladegeneration (AMD) betrifft mittlerweile jeden 3. Deutschen über 60 Jahre. Das Alter, genetische Faktoren, starke UV-Exposition und Rauchen sind wichtige Risikofaktoren. Wesentliche Pathomechanismen der AMD sind oxidativer Stress, Inflammation und mitochondriale Dysfunktion. Da Therapiemöglichkeiten begrenzt sind, hat die Prävention einen hohen Stellenwert. Verschiedene Studien belegen positive Wirkungen bspw. von Glutathion, Ubiquinon/Ubiquinol, α-Liponsäure, Lutein, Zeaxanthin, Astaxanthin und Curcumin sowie von Vitaminen, ω-3-Fettsäuren, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen. Für den erfolgreichen Einsatz ist eine sinnvolle Kombination und Dosierung ausschlaggebend.


e-Neuroforum ◽  
2005 ◽  
Vol 11 (4) ◽  
Author(s):  
Jörg B. Schulz

ZusammenfassungDie Parkinson Erkrankung ist eine progressive neurodegenerative Bewegungsstörung, die im Wesentlichen durch den Verlust dopaminerger Neurone in der Substantia Nigra hervorgerufen wird. Zwar die sind Ätiologie und Pathogenese der Erkrankung bisher nur unvollständig aufgeklärt, jedoch hat die Identifizierung von verantwortlichen Genen, die mit monogen vererbten Formen der Erkrankung assoziiert sind, zu einem sprunghaften Wissenszuwachs über die molekulare Pathogenese der Parkinsonerkrankung geführt. Genetische, molekularbiologische und biochemische Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine Störung des Ubiquitin-Proteasomen-Systems, die Akkumulation unlöslicher Proteine, eine mitochondriale Dysfunktion und oxidativer Stress wesentliche Faktoren in der Pathogenese sporadischer und familiärer Formen der Parkinsonerkrankung sind.


2020 ◽  
Vol 39 (09) ◽  
pp. 565-571
Author(s):  
Barbara Dillenburger ◽  
Hanns Häberlein ◽  
Christiane Kolb

ZUSAMMENFASSUNGAus dem Zusammenspiel von neurobiologischen und psychosozialen Faktoren kennt man 3 für die Pathologie der Depression wesentliche Mechanismen. Neben der gut bekannten gestörten Neurotransmission resultiert die chronische Aktivierung der HPA-Achse in einer deregulierten Stressantwort, oxidativer Stress im Rahmen der Depression bedingt zusätzlich Inflammation und neurodegenerative Prozesse. In diesem Review wird der aktuelle Wissensstand zum Wirkspektrum des pflanzlichen Antidepressivums Johanniskrautextrakt dargelegt und mit synthetischen Antidepressiva verglichen. Auf der Basis aktueller Forschung lässt sich so ein Modell aus 3 wesentlichen Wirkmechanismen von Johanniskrautextrakt ableiten, über die – häufig analog zu klassischen chemisch-synthetischen Antidepressiva – in die Pathologie und Entwicklung der Depression eingegriffen werden kann.


2009 ◽  
Vol 28 (05) ◽  
pp. 274-280
Author(s):  
T. Klopstock ◽  
A. Bender

ZusammenfassungDie mitochondriale Hypothese des Alterns basiert auf der Annahme eines molekularen Teufelskreises aus oxidativer Schädigung und Mutationen der mitochondrialen DNA (mtDNA). Diese Mutationen führen bei Überschreiten eines Schädigungsschwellenwertes zur Störung der Energiegewinnung und letztlich zum Zelltod. Für alle Einzelkomponenten dieser Hypothese konnte in den vergangenen Jahrzehnten genügend wissenschaftliche Evidenz gesammelt werden, jedoch ist unklar, in wie weit es sich um kausale Zusammenhänge oder nur um Assoziationen handelt. Mutationen der mtDNA allein können im Tiermodell bereits einen Alterungsphänotyp hervorrufen. Ob oxidativer Stress tatsächlich eine notwendige Voraussetzung für die Akkumulation dieser mtDNA-Schäden ist, bleibt umstritten. Wir diskutieren in dieser Übersichtsarbeit auf dem Boden der vorhandenen Evidenz die Argumente für und wider die Gültigkeit der mitochondrialen Hypothese.


2004 ◽  
Vol 42 (01) ◽  
Author(s):  
S Hegedüsch ◽  
J Mangin ◽  
A Welker ◽  
D Rost ◽  
HD Riedel ◽  
...  

2005 ◽  
Vol 222 (S 5) ◽  
Author(s):  
A Wolf ◽  
D Kook ◽  
S Priglinger ◽  
H Schmid ◽  
UC Welge-Lüssen

2008 ◽  
Vol 3 (S 1) ◽  
Author(s):  
MM Hettich ◽  
M Udelhoven ◽  
B Bertram ◽  
U Leeser ◽  
W Krone ◽  
...  

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