Rehabilitation psychisch Kranker

2014 ◽  
Vol 22 (1) ◽  
Author(s):  
Thomas Winter

EinleitungPsychische Erkrankungen betreffen häufig Adoleszente und junge Erwachsene. Damit verbunden sind mitunter erhebliche Konsequenzen für die die soziale Integration. Die Rehabilitation psychisch Kranker ist dabei ein kontinuierlicher Prozeß, der ausreichend Zeit im passenden Umfeld unter qualifizierter Betreuung mit störungsspezifischen Behandlungsangeboten erfordert. Kürzere Verweildauern in der Akutpsychiatrie mit nicht immer abgeschlossener Stabilisierung der Patienten beeinflussen den Zugang zur Rehabilitation, der für chronisch Kranke besonders erschwert ist, da die Rehabilitationsindikation einen aktuellen Anlaß, typischerweise ein vorausgehendes akutes Erkrankungsereignis mit zu erwartender Besserung unterstellt. Zudem wäre ein Ausbau der Kapazitäten indikationsspezifischer Rehabilitationsangebote für psychisch Kranke sinnvoll.

2007 ◽  
Vol 20 (2-3) ◽  
pp. 89-97
Author(s):  
Lutz Michael Drach ◽  
Brigitte Terner

Zusammenfassung: Ein Mangel an sozialen Aktivitäten ist ein wesentlicher Risikofaktor für psychische Erkrankungen im Alter, insbesondere für Depressionen. Ältere psychisch Kranke haben krankheitsbedingt häufig ihre sozialen Beziehungen stark eingeschränkt und erleben dies oft als schwere Beeinträchtigung. Außerdem hängt die Prognose der psychischen Erkrankung nach der Entlassung von der erfolgreichen Wiederaufnahme der sozialen Aktivitäten ab. Zwei Umfragen in den 60 gerontopsychiatrischen Tageskliniken in Deutschland ergaben, dass im überwiegenden Teil soziale Aktivierung fester Bestandteil des Therapieprogramms ist. Dabei zeigten sich aber erhebliche Unterschiede im Vorgehen. Die große Mehrheit der antwortenden Tageskliniken nutzte hierzu entweder ausschließlich offene Seniorenangebote am Wohnort des Patienten, oder in Kombination mit dem Besuch sozialpsychiatrischer Einrichtungen. Nur eine kleine Minderheit aktivierte ausschließlich in sozialpsychiatrischen Einrichtungen. Dabei begleitete der überwiegende Teil der Tageskliniken die Patienten entweder ständig oder mindestens initial. Dagegen praktizierten fünf überwiegend verhaltenstherapeutisch orientierte Tageskliniken schon von Anfang an eine Aktivierung ohne therapeutische Begleitung. Die möglichen Gründe für diese Varianz könnten in Unterschieden bei den Patienten, dem lokalen Angebot an Senioreneinrichtungen oder anderen örtlichen Besonderheiten liegen.


2008 ◽  
Vol 21 (1) ◽  
pp. 11-19 ◽  
Author(s):  
Johannes Wancata ◽  
Gerda Kaiser

Aufgrund der zunehmend älter werdenden Bevölkerung werden ältere Menschen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung eine immer größere Rolle spielen. Da für Demenzen und Depressionen die umfassendsten Daten vorliegen, berücksichtigt der vorliegende Beitrag vor allem diese beiden Krankheitsbilder. Demenzerkrankungen werden in den nächsten Jahrzehnten deutlich zunehmen, während die erwerbsfähige Bevölkerung zahlenmäßig zurückgehen wird. Die Unterstützung und Hilfe für betreuende Angehörige ist häufig nicht ausreichend. Generell werden psychische Erkrankungen älterer Menschen oft nicht rechtzeitig erkannt und behandelt. Das zeigt die Notwendigkeit einer umfassenden Weiterbildung all jener Berufsgruppen, die in diesem Bereich arbeiten. Manche Arbeitsweisen und Modelle (z. B. Case Management), die für jüngere psychisch Kranke entwickelt wurden, scheinen auch für ältere Menschen sinnvoll zu sein.


2019 ◽  
Vol 87 (01) ◽  
pp. 5-6

Menschen, die unter psychischen Störungen leiden, haben ein höheres Risiko Straftaten zu begehen. Weit weniger erforscht ist, dass psychisch Kranke nicht nur häufiger Täter, sondern vermehrt auch Opfer von Straftaten werden können. In einer nationalen Registerstudie haben dänische Forscher jetzt untersucht, wie stark verschiedene psychische Erkrankungen die Inzidenzrate für erlittene Straftaten und Gewaltverbrechen erhöhen.


2001 ◽  
Vol 14 (1) ◽  
pp. 29-34
Author(s):  
Rainer Kortus

Zusammenfassung: 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahren leiden an einer psychischen Erkrankung. Dies ist keine Randgruppe sondern ein erheblicher Teil der Bevölkerung. Sind diese Menschen wirklich bedroht? - Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt zumindest große Gefahren der Unterversorgung und der Ausgrenzung auf: Gesundheitsreformgesetze mit der klaren Absicht zu Einsparungen, Zuzahlungen an auch für chronisch Kranke, Rationierung von Leistungen und Medikamenten durch feste Budgets, Leistungsverweigerung nach dem Pflegeversicherungsgesetz für psychisch Kranke und Behinderte. Die derzeitigen Folgen des gesellschaftlichen Umbruches bestehen in Triage und Selektion, ungenügender und falscher Behandlung bis hin zu sozial erwünschtem Suizid und Wiederaufleben einer fehlgeleiteten Euthanasiediskussion. Die demographische Entwicklung unserer Bevölkerung erfordert zwingend eine Berücksichtigung und Akzeptanz der Altersproblematik. Bei aktivem Herangehen ließen sich Lösungsmöglichkeiten finden: Solidaritätsnetze älterer Menschen untereinander sowie lebendige Hilfebeziehungen innerhalb der Generationen, z.B. als Patenschaften. Ohne einen gesellschaftlichen Wertewandel werden bei dem erkennbaren Sozialdarwinismus die Alten und Kranken einen schweren Stand haben.


2009 ◽  
Vol 06 (01) ◽  
pp. 36-41
Author(s):  
A. Riecher-Rössler

ZusammenfassungObwohl die Lebenszeitprävalenz psychischer Erkrankungen insgesamt bei beiden Geschlechtern gleich hoch ist, kommen bestimmte psychische Erkrankungen häufiger bei Frauen vor, andere wiederum häufiger bei Männern. Die Ursachen dieser Unterschiede sind vielfältig. Zum einen handelt es sich nur um vermeintliche Unterschiede; doch es gibt auch zahlreiche echte Geschlechtsunterschiede. Diese sind meist multifaktoriell bedingt - durch das biologische Geschlecht, das sogenannte „sex“, einerseits, durch das psychosoziale Geschlecht, das sogenannte „gender“, mit all den zugeschriebenen und übernommenen Rollen in Partnerschaft, Familie, Beruf, Politik, etc. andererseits. Eine ”geschlechtersensible” Psychiatrie berücksichtigt all diese Einflüsse sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie.


2007 ◽  
Vol 38 (2) ◽  
pp. 85-94
Author(s):  
Eric Kearney

Zusammenfassung: Im Kontext von Fußballteams im Amateurbereich untersucht die vorliegende Arbeit den Einfluss von “Diversity” bezüglich Nationalität auf das Ausmaß an sozialer Integration und emotionalen Konflikten. Eine querschnittliche Studie an 42 Teams zeigt, dass die Teamzusammengehörigkeitsdauer den Zusammenhang zwischen “Diversity” bezüglich Nationalität und sozialer Integration moderiert: Bei geringer Teamzugehörigkeitsdauer war dieser Zusammenhang negativ, bei langer Teamzugehörigkeitsdauer dagegen nicht mehr signifikant. Eine analoge Hypothese hinsichtlich des Ausmaßes an emotionalen Konflikten bestätigte sich nicht. Die Ergebnisse werden dahingehend interpretiert, dass der negative Einfluss von demographischer Team-“Diversity” auf die soziale Integration unter bestimmten Voraussetzungen im Laufe der Zeit abnimmt.


2014 ◽  
Vol 71 (11) ◽  
pp. 687-694 ◽  
Author(s):  
Dieter Riemann

Chronische Insomnie, d. h. Klagen über Ein- und Durchschlafstörungen, frühmorgendliches Erwachen und damit verbundene Beeinträchtigung der Befindlichkeit während des Tages betreffen etwa 10 % der Bevölkerung in den meisten westlichen Industrienationen. Ursächlich für chronische Schlaflosigkeit können körperliche Erkrankungen, psychische Erkrankungen, die Einnahme von Medikamenten, Genussmittel oder Drogen sein. Ein Drittel aller chronischen Insomnien wird als primäre Insomnie oder insomnische Störung bezeichnet, wenn keiner der oben genannten Faktoren ursächlich identifiziert werden kann. Üblicherweise werden chronische Insomnien in der ärztlichen Praxis medikamentös mit Hypnotika oder anderen sedierenden Substanzen, wie etwa sedierenden Antidepressiva behandelt. In den letzten 20 Jahren hat sich gezeigt, dass kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze (KVT) bei chronischen Insomnien auch unabhängig von der Ursache erfolgreich eingesetzt werden können. Zu den Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie gehört die Aufklärung über Schlaf und Schlafhygiene (Psychoedukation), Entspannungstechniken wie etwa die progressive Muskelentspannung, spezifische verhaltenstherapeutische Techniken wie etwa die Stimuluskontrolle oder die Schlafrestriktion sowie kognitive Techniken zur Reduktion nächtlicher Grübeleien. Aufgrund von mehreren, in den letzten Jahren veröffentlichten Meta-Analysen können diese Techniken insbesondere in ihrer Applikation als Kombinationstherapie, als evidenz-basiert und der pharmakologischen Therapie als kurzzeitig gleichwertig und langfristig überlegen angesehen werden. Die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Techniken der Insomniebehandlung können von darin geschulten Ärzten und Psychotherapeuten mit Erfolg eingesetzt werden.


2017 ◽  
Vol 74 (2) ◽  
pp. 45-50
Author(s):  
Diana Meier-Allmendinger

Zusammenfassung. Psychisch Kranke sind in verstärktem Masse gefährdet auch körperlich zu erkranken. Umgekehrt können Krankheiten mit lebensbedrohlichem Charakter zu psychischen Krisen und Erkrankungen führen. Im Akutspital werden körperliche und psychische Komorbiditäten und ihre möglichen Folgen auf Behandlungsverlauf und –entscheide häufig nicht diagnostiziert und angemessen behandelt. Auch im Bereich der Psychoonkologie und dem noch jungen Gebiet der Psychokardiologie stellt sich die Frage, ob alle Patientinnen und Patienten entsprechend erfasst und ihre Bedürfnisse nach psychologischer Unterstützung und Behandlung ausreichend erkannt sind. Eine besondere Herausforderung im klinischen Alltag und speziell auf der Intensivstation stellt die Einschätzung der Urteils- und Einwilligungsfähigkeit dar. Diese anspruchsvolle Aufgabe kann nicht im professionellen Alleingang erfolgen, sondern erfordert einen interdisziplinären Zugang. Es ist Aufgabe der Ethik für die Gewährleistung einer ausreichenden Diagnostik und angemessenen Behandlung psychisch Kranker im Akutspital einzustehen und die Interdisziplinarität – für psychisch Kranke häufig in der Person des Konsiliarpsychiaters – einzufordern. Für Behandlungsentscheide gelten aus juristischer und ethischer Sicht die Gleichbehandlung aller Patientinnen und Patienten und das Diskriminierungsverbot. Unabhängig von einer körperlichen oder psychischen Erkrankung bedarf jede therapeutische Massnahme der Zustimmung des Patienten. Orientierend am Prinzip der Selbstbestimmung ist es Rolle der Ethik für eine patientengerechte Entscheidungsfindung bei psychisch Kranken zu sensibilisieren. Behandlungsentscheide entstehen hier häufig als Ergebnis therapeutischer Prozesse, die zugleich die Befähigung zur Einwilligung anstreben und zeitintensiv sind. Situationen beeinträchtigter Urteils-und Entscheidungsfähigkeit und Erfahrungen der Abhängigkeit weisen auf die grundsätzliche Sorgebedürftigkeit des Menschen hin. Nur eingebettet in einer Kultur der Sorge als Grundlage ärztlichen und pflegerischen Handelns kann eine Haltung des Respekts gegenüber psychisch Kranken und ihrer (beeinträchtigten) Selbstbestimmung zum Tragen kommen. Als Ausdruck dieser Kultur ist zu wünschen, dass „die Sprache der Sorge“ wiedererlernt, eingeübt und dauerhaft angewendet wird.


Author(s):  
Poldi Kuhl ◽  
Aleksander Kocaj ◽  
Petra Stanat
Keyword(s):  

Zusammenfassung. Im Zuge schulischer Inklusionsbemühungen werden Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) zunehmend gemeinsam mit Kindern ohne SPF an allgemeinen Schulen unterrichtet. Während die damit verbundenen Auswirkungen auf Kinder mit SPF bereits vielfach untersucht wurden, hat die Forschung Konsequenzen des gemeinsamen Unterrichts auf Kinder ohne SPF in Deutschland bislang kaum systematisch analysiert. Sich dieser Forschungslücke annähernd, geht der vorliegende Beitrag daher der Frage nach, inwieweit sich schulische Kompetenzen (Lesen und Zuhören im Fach Deutsch, Mathematik), Merkmale der schulischen Motivation (akademisches Selbstkonzept, Lernfreude und Langeweile) und die soziale Integration von Kindern ohne SPF in Abhängigkeit davon unterscheiden, ob in ihrer Klasse auch Kinder mit SPF lernen. Zudem wurde untersucht, ob die Ergebnisse zwischen den verschiedenen Förderschwerpunkten ( Lernen, Sprache, Emotionale und soziale Entwicklung) der Kinder mit SPF variieren. Mehrebenenanalysen von Daten des am Ende der vierten Jahrgangsstufe durchgeführten IQB-Ländervergleichs 2011 weisen darauf hin, dass der gemeinsame Unterricht von Kindern mit und Kindern ohne SPF förderschwerpunktübergreifend nicht mit differenziellen Kompetenzständen und Ausprägungen motivationaler sowie sozio-emotionaler Merkmale einhergeht. Allerdings ergaben sich förderschwerpunktspezifisch Hinweise darauf, dass insbesondere der gemeinsame Unterricht mit Kindern, die einen SPF im Bereich Emotionale und soziale Entwicklung aufweisen, in ungünstiger Weise mit einigen der untersuchten Outcomes von Kindern ohne SPF zusammenhängt, wobei die Effektstärken jedoch gering waren.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document