Die Prostatitis – eine häufig verkannte Männerkrankheit
Der Ausdruck «Prostatitis» umschreibt eine Reihe von Erkrankungen, die von der akuten bakteriellen Entzündung bis hin zum chronischen Beckenschmerzsyndrom reichen. Da die akute und chronische bakterielle Prostatitis durch den kulturellen Nachweis der ätiopathogenetisch involvierten Erreger klar definiert sind, lässt sich daraus eine standardisierte antibiotische Therapie mit vorhersehbarer Eradikationsrate ableiten. Weitaus häufiger ist jedoch die nicht-infektiöse Form der Prostatitis, die gemäß der neuen Nomenklatur als chronisches Beckenschmerzsyndrom (CBSS) bezeichnet und in eine entzündliche und eine nicht-entzündliche Form unterteilt wird. Das CBSS betrifft Männer jeden Alters, ist bei unter 50-Jährigen aber die häufigste urologische Diagnose. Ätiologisch werden neben infektiösen Ursachen auch neuromuskuläre Faktoren, funktionelle Störungen des unteren Harntraktes, Hochdruckmiktion mit intraprostatischem Reflux und Autoimmunprozesse diskutiert. Da sich die Genese des CBSS nicht immer vollständig erklären lässt, erfolgt die Behandlung oft empirisch und kann bei fehlendem Erfolg sowohl für den Patienten als auch für den behandelnden Arzt frustrierend sein. Die Komplexität des Prostatitissyndroms verlangt deshalb ein anspruchsvolles diagnostisches und therapeutisches Vorgehen.