Untersuchung der Lungen – Nutzen und Grenzen

2006 ◽  
Vol 63 (7) ◽  
pp. 471-474 ◽  
Author(s):  
Russi

Obwohl die Sensitivität und Spezifität pulmonaler Untersuchungsbefunde in der Diagnostik von Lungenerkrankungen alles andere als optimal sind und die Test-Charakteristika gewisser Befunde nie systematisch untersucht wurden, ist die klinische Untersuchung unerlässlich. Immer wieder können diagnostisch eindeutige und wegweisende Befunde erhoben werden. Zudem wird durch eine präzise Anamnese und eine gründliche Untersuchung das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt gefördert, was in einer Zeit der zunehmend apparativ geprägten Medizin nicht vernachlässigt werden darf.

2016 ◽  
Vol 73 (11) ◽  
pp. 695-700
Author(s):  
Dieter Conen

Zusammenfassung. Traditionell stellen Anamneseerhebung mit genauer Charakterisierung der Symptome und klinische Untersuchung die Grundlage der Diagnostik dar. Die rasche technologische Entwicklung sowohl bei den labortechnischen als auch bei den bildgebenden Verfahren haben die diagnostischen Möglichkeiten dramatisch verändert und den Druck, jedem Symptom eine fassbare Diagnose zuzuordnen, erhöht. Krankheiten insbesondere maligne Leiden sollen bei Screeninguntersuchungen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt entdeckt und entsprechend behandelt werden, unabhängig davon, ob der so diagnostizierte Tumor tatsächlich zum Tode führt oder nur ein indolenter Tumor ist. Parallel dazu haben sich die Interventionsmöglichkeiten erhöht, die den Einsatz der therapeutischen Optionen bei symptomatischen Personen ebenso möglich macht wie bei asymptomatischen. Das führt zu einem Verwischen der Grenzen zwischen Gesundheit, vorhandenem Risiko für eine Erkrankung und der Krankheit selbst. Diese Entwicklungen werden durch Überdiagnostik gefördert, die dadurch definiert ist, dass bei asymptomatischen Personen oder bei Personen mit uncharakteristischen Beschwerden Diagnosen gestellt werden, die in der Regel keine Symptome machen oder gar zum Tode führen. Die Überdiagnostik als Ursache einer «modernen Epidemie». Die Ursachen der Überdiagnostik liegen in der technologischen Entwicklung, in der Technikgläubigkeit, in der irrigen Vorstellung absolute diagnostische Sicherheit sei möglich, in einer defensiven Medizin, die einerseits aus medikolegalen Gründen andererseits aus übertriebener Sorge, eine Diagnose zu verpassen, zur Überdiagnostik führt. Im weiteren kann sie begünstigt werden durch die Vorstellung, dass negative Testergebnisse besorgte Patienten beruhigen können. Falsch gesetzte Anreize können ebenso zur Überdiagnostik beitragen, wie mangelndes Wissen über Sensitivität und Spezifität verschiedener Tests und die Wahrscheinlichkeit für das Zutreffen oder Nicht-Zutreffen einer bestimmten Diagnose in einem konkreten klinischen Setting. Massnahmen, die Überdiagnostik zu reduzieren, werden diskutiert.


2000 ◽  
Vol 20 (01) ◽  
pp. 22-25
Author(s):  
M. Aschwanden ◽  
K.-H. Labs ◽  
K. A. Jäger

ZusammenfassungDie mögliche Lungenembolie und das postthrombotische Syndrom als Komplikationen der falsch-negativen Thrombosediagnostik sowie das Blutungsrisiko bei falsch-positivem Befund unterstreichen weiterhin die Bedeutung der Diagnostik bei Bein- und Beckenvenenthrombose (TVT). Da die klinische Untersuchung alleine nicht ausreicht, wurden nicht-invasive Techniken wie die CW-Doppler-Sonographie und die Plethysmographie entwickelt. Ihre Treffsicherheit ist beim symptomatischen Patienten mit proximaler Thrombose ausreichend, nicht jedoch bei distaler oder asymptomatischer Thrombose. Die Ultraschalldiagnostik wird als B-Bild-Kompressionssonographie mit punktueller Untersuchung inguinal und popliteal durchgeführt. Daneben bietet sich die eigentliche Duplexsonographie mit weitergehender Analyse der Doppler-Spektren und allfälliger Farbkodierung an. Bei Verdacht auf proximale TVT sollte ein geschulter Untersucher mindestens eine Sensitivität und Spezifität sowie PPV und NPV von 97% erzielen. Die Treffsicherheit ist geringer bei isolierter Unterschenkelvenenthrombose und vor allem beim Screening. Das rationelle Zusammenspiel von strukturierter klinischer Untersuchung und D-Dimer-Test ermöglicht neuerdings vor der Ultraschalldiagnostik eine klare Bewertung der Thrombosewahrscheinlichkeit. Gemeinsam erlauben sie bei etwa einem Drittel der Patienten bereits den Ausschluß der TVT. Angesichts der geringen Prävalenz von 25-30% bei den wegen TVT-Verdacht Untersuchten erweist sich dieses Vorgehen als kosteneffizient.


2003 ◽  
Vol 31 (01) ◽  
pp. 17-22
Author(s):  
I. Schneider ◽  
H. Neu ◽  
M. Schneider

ZusammenfassungZiel der Studie war, die Exaktheit der konventionellen Untersuchungsverfahren (klinische Untersuchung, Elektrokardiographie und Röntgenuntersuchung) in der Diagnostik von kongenitalen Herzerkrankungen des Hundes zu prüfen. Eine Gesamtzahl von 132 Junghunden (≤ 2 Jahre) mit dem Verdacht auf eine kongenitale Herzerkrankung wurde in diese dreijährige Studie aufgenommen. Anhand von Anamnese, klinischer Untersuchung, Elektrokardiogramm-Auswertung und Röntgenuntersuchung wurden eine oder mehrere Herzmissbildungen diagnostiziert bzw. ausgeschlossen. Diese Resultate wurden mit den Ergebnissen einer echokardiographischen und Doppler-echokardiographischen Untersuchung verglichen. Bei 24/132 Hunden war keine Missbildung vorhanden. Die Sensitivität und Spezifität für den sicheren Ausschluss einer Missbildung mittels der konventionellen Untersuchungsverfahren war 8% bzw. 100%. Bei 108 Hunden wurden mittels Ultraschall insgesamt 132 kongenitale Defekte festgestellt. Von diesen wurden 86 (65%) in der konventionellen Untersuchung richtig erkannt und 46 (35%) übersehen. Bei 15 Fällen wurde eine falsche Diagnose gestellt. Die häufigsten Missbildungen und die Sensitivität bzw. Spezifität der konventionellen Untersuchung waren: Aortenstenose, 53 Fälle (77% bzw. 89%); Pulmonalstenose, 42 Fälle (43% bzw. 100%); persistie-render Ductus arteriosus, 17 Fälle (100% bzw. 100%) und Mitralklappendysplasie mit Insuffizienz, neun Fälle (33% bzw. 98%). Korrekt erkannt wurden bei den weniger häufigen Missbildungen zwei von vier Trikuspidalklappendysplasien mit Insuffizienz, zwei von vier Atriumseptumdefekten, zwei von zwei Ventrikelseptumdefekten, eine von einer Fallot-Tetralogie sowie null von einer Mitralklappendysplasie mit Stenose.


2006 ◽  
Vol 63 (5) ◽  
pp. 333-337
Author(s):  
Weber

Das kolorektale Karzinom (KRK) ist die dritthäufigste Tumorerkrankung in den industrialisierten Ländern. Mortalität und Inzidenz des Kolonkarzinoms können durch Screeningverfahren effektiv gesenkt werden. Vor dem Screening muss der Risikostatus des Patienten erfasst werden. Für Personen ohne Risikofaktoren ist ein KRK-Screening ab dem 50. Lebensjahr sinnvoll. Abhängig von der individuellen Situation des Patienten sind mehrere Screeningverfahren möglich. Die vollständige Koloskopie bietet die höchste Sensitivität und Spezifität zur Detektion von Adenomen und Karzinomen im Colon und sollte daher primär angeboten werden. Alternativ sind die Sigmoidoskopie und der Test auf okkultes Blut möglich. Trotz vielversprechender Entwicklungen auf dem Gebiet der Schnittbildverfahren kann die virtuelle Koloskopie aktuell nicht zum Screening empfohlen werden.


2016 ◽  
Vol 73 (4) ◽  
pp. 183-188
Author(s):  
Paul Kessler

Zusammenfassung: Die Anamnese ist bei Patienten, die unter Schwindel und Gleichgewichtsproblemen leiden, weiterhin das wichtigste Instrument. Sie umfasst Art, Richtung, Dauer, Schwere und beeinflussende Faktoren des Schwindels sowie otologische und neurologische Begleitsymptome. Eine Einteilung in a)akuten anhaltenden Schwindel, b)episodischen Schwindel unter Einbezug der Positionsabhängigkeit und c)chronisch anhaltenden Schwindel erlaubt bereits eine erste diagnostische Unterteilung. Die klinische Untersuchung umfasst eine Hals-Nasen-Ohren- sowie eine neurologische Untersuchung. Spezielles Augenmerk ist hierbei auf Okulomotorik, Nystagmusprüfung, Kopfimpulstest, Koordinationsprüfung, Geh-/Stehversuche und die Lagerungsprüfung zu richten. An apparativen Untersuchungen sind Orthostasetestung, Tonaudiogramm, kalorische Prüfung, Video-Kopfimpulstest und bei speziellen Fragestellungen Video-Nystagmographie und die Ableitung vestibulär-evozierter Muskelpotentiale hilfreich. Oft muss trotz aller funktionellen Diagnostik eine Magnetresonanztomografie des Neurokraniums hinzugefügt werden. In manchen Fällen empfiehlt sich ein multidisziplinärer Abklärungsgang. Die Therapie kann physikalische Massnahmen wie Repositionsmanöver oder vestibuläres Training, Pharmaka oder chirurgische Massnahmen beinhalten, wobei die Evidenzsituation einiger gängiger Therapien zu wünschen übrig lässt.


2013 ◽  
Vol 70 (7) ◽  
pp. 399-402
Author(s):  
Olivier Pittet ◽  
Nicolas Demartines ◽  
Dieter Hahnloser

Anale Schmerzen sind häufig in der Proktologie. Eine detaillierte Anamnese der Schmerzen und die klinische Untersuchung führen meistens zur Diagnose und damit zur unmittelbaren Therapie. Die akute Perianalvenenthrombose soll innerhalb 72 Stunden exzidiert werden. Akute Analfissuren werden konservativ mit Stuhlregulation und sphinktertonus-senkender Medikation sehr erfolgreich therapiert. Die chronische Analfissur muss meistens operiert werden. Perinalabaszesse können häufig in Lokalanästhesie abgedeckelt werden. Die proctalgia fugax und das levator ani syndrome sind Auschlussdiagnosen und werden symptomatisch therapiert.


2011 ◽  
Vol 68 (2) ◽  
pp. 65-70
Author(s):  
Micha T. Maeder ◽  
Hans Rickli

Die Diagnose der Herzinsuffizienz beruht auf typischen Symptomen und Zeichen der Stauung und/oder des verminderten Herzminutenvolumens und dem Nachweis einer kardialen Funktionsstörung. Klinische Untersuchung, EKG und Thoraxröntgenbild stellen die wichtigsten Basisuntersuchungen dar, wobei kein Befund absolut sensitiv oder spezifisch für eine Herzinsuffizienz ist. Ein tiefer Wert des B-type natriuretic peptide macht eine Herzinsuffizienz als Ursache für eine akute Dyspnoe unwahrscheinlich. Die Echokardiografie ist ein unentbehrliches Werkzeug, um das Vorhandensein einer kardialen Funktionsstörung und den Mechanismus der Herzinsuffizienz zu erfassen. Dies ist für die Therapie entscheidend.


2012 ◽  
Vol 69 (7) ◽  
pp. 394-400 ◽  
Author(s):  
Odermatt ◽  
Furrer

Zufällig entdeckte solitäre Lungenrundherde (Solitary pulmonary nodule, SPN) nehmen aufgrund des vermehrten Einsatzes von hochauflösenden CTs zu. Sie werden definiert als bis zu 3cm große Verdichtungen ohne Hinweise auf vergrößerte Lymphknoten. Radiologische Morphologiekriterien und Wachstumsdynamik sowie das Patientenrisikoprofil (Alter, Raucheranamnese, Malignomanamnese) dienen zur Einteilung des Malignomrisikos in gering, mittel oder hoch. Bei geringer Malignitätswahrscheinlichkeit wird der SPN beobachtet. Bei mittlerer Malignitätswahrscheinlichkeit wird eine transthorakale oder bronchoskopische Biopsie empfohlen. Diese ist aber nur aussagekräftig, wenn eine maligne oder eindeutig benigne Entität diagnostiziert wird. In allen anderen Fällen bleibt der SPN undeterminiert und die chirurgische Resektion ist angezeigt. Zunehmend wird bei mittlerem Malignitätsrisiko oder Patienten mit hohem Operationsrisiko das FDG-PET zur Bestimmung der Vortest-Wahrscheinlichkeit eingesetzt. Die Sensitivität ist etwa 80%. SPN mit hoher Malignitätswahrscheinlichkeit werden primär reseziert. Die chirurgische Resektion gilt als Goldstandard mit Sensitivität und Spezifität von praktisch 100%. Im Falle von Metastasen ist die Exzisionsbiopsie therapeutisch. Als chirurgisches Verfahren hat sich die videoassistierte thorakoskopische (VATS) Keilexzision etabliert. Hierfür geeignet sind periphere Herde von 1 - 2 cm Größe, die nicht tiefer als ihr Eigendurchmesser im Lungenparenchym liegen. Konzeptionell ist im Falle eines intraoperativ nachgewiesenen nicht-kleinzelligen Bronchuskarzinoms (NSCLC) die zweizeitige oder einzeitige Operation möglich. Beim einzeitigen Verfahren wird Diagnostik und onkologische Resektion in der gleichen Operation durchgeführt. Aufgrund der meist vorliegenden Frühstadien kann die Lobektomie videoassistiert erfolgen. Die diagnostische Thorakotomie mit offener Biopsie ist selten zur Klärung der Diagnose nötig. Zur Planung einer effizienten und individuellen Abklärung ist ein interdisziplinärer Approach essentiell.


2013 ◽  
Vol 70 (9) ◽  
pp. 503-508
Author(s):  
Marcel Weber

Auch wenn das Symptom „Kreuzschmerzen“ alltäglich und oft „banal“ ist (zweithäufigster Grund für eine Arztkonsultation [1], 3.15 % aller Personen in amerikanischen Notfallstationen [2]), dürfen konsequenzenreiche Differenzialdiagnosen nicht übersehen werden. Das Hauptaugenmerk liegt dabei, neben dem Wissen um diese Differenzialdiagnosen, auf dem genauen Zuhören und einigen Zusatzfragen zur Abrundung einer präzisen Anamnese. Die klinische Untersuchung wird die vermuteten Diagnosen erhärten und mögliche Differenzialdiagnosen ausschließen. Zusatzuntersuchungen sind selten notwendig, können aber bei begründetem Verdacht, beispielsweise auf eine Spondylodiszitis oder eine Arteriendissektion, lebensrettend sein. Therapeutisch steht die Motivation zu Alltagsaktivitäten und die hausärztliche Führung im Vordergrund.


2013 ◽  
Vol 70 (11) ◽  
pp. 653-660
Author(s):  
Mascha K. Rochat ◽  
Mario Gehri

Für den Allgemeinmediziner kann die Einschätzung einer Notfallsituation beim Kind schwierig sein, da die Anamnese häufig von den Eltern erzählt wird, die klinische Untersuchung wegen fehlender Kooperation anspruchsvoll sein kann und die Vitalzeichen wegen Alters-Variationen schwierig zu interpretieren sind. Das „Pädiatrische Beurteilungs-Dreieck“ (PBD) ist eine schnelle und einfache Beobachtungshilfe um den ersten Eindruck, unabhängig von der zu Grunde liegenden Diagnose, zu standardisieren. Es benützt nur optische und auditive Hinweise und wird innert Sekunden durchgeführt. Es erlaubt Klinikern zu beurteilen ob Notfallmaßnahmen nötig sind oder Zeit für eine gründliche Anamnese und klinische Untersuchung zur Verfügung steht. Atemnot, Magendarmgrippe mit Dehydratation, Fieberkrämpfe und leichtes Schädelhirntrauma sind vier häufige pädiatrische Notfälle die diskutiert werden.


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