Der geeignete Zeitpunkt für eine Herzklappenintervention – Zusammenfassung der europäischen Richtlinien

Praxis ◽  
2014 ◽  
Vol 103 (8) ◽  
pp. 445-451 ◽  
Author(s):  
Simon H. Sündermann ◽  
Diana Reser ◽  
Martin Czerny ◽  
Volkmar Falk

Die häufigsten Herzklappenvitien in den westlichen Industrienationen sind die Aortenklappenstenose und die Mitralklappeninsuffizienz. Seltener liegt eine Aortenklappeninsuffzienz oder eine Mitralklappenstenose vor. Noch seltener sind Vitien der Trikuspidalklappe oder der Pulmonalklappe. Die einzig kurative Therapie – im Sinn einer Sanierung der Grunderkrankung – ist bei Vorliegen einer schweren Herzklappenerkrankung die chirurgische Intervention. Der richtige Zeitpunkt des Eingriffes ist vor allem bei asymptomatischen Patienten entscheidend für das Ergebnis, da bei fehlenden Beschwerden das Krankheitsbewusstsein naturgemäss nicht ausgeprägt ist. 2012 wurden von der Europäischen Gesellschaft für Herz-Thoraxchirurgie (EACTS) und der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) Leitlinien zur Therapie der Herzklappenvitien publiziert. In diesem Artikel werden die Empfehlungen der Guidelines zu den häufigsten Vitien bezüglich des Zeitpunkts der Operation zusammengefasst.

2003 ◽  
Vol 60 (1) ◽  
pp. 43-47
Author(s):  
Rüfer ◽  
Wuillemin

Unter dem Begriff der venösen Thromboembolie werden in der aktuellen Literatur tiefe Venenthrombose und Lungenembolie zusammengefasst. Dies trägt der Ansicht einer vergleichbaren Pathogenese, Therapie und Prognose Rechnung. Als wichtigste Behandlung hat sich die Antikoagulation durchgesetzt. Die initiale Therapie wird mit einem Heparin durchgeführt, welches mindestens an fünf Tagen verabreicht werden soll. Aufgrund pharmakokinetischer Vorteile sind dafür die niedermolekularen Heparine Mittel der Wahl. Diese sind ebenso effizient und sicher wie unfraktioniertes Heparin und erlauben bei den meisten Patienten eine gewichtsadaptierte Dosierung mit täglich einer bis zwei subkutanen Injektionen. Auch sind regelmäßige Laborkontrollen bei niedermolekularen Heparinen bis auf wenige Ausnahmen nicht notwendig. So ist bei den meisten Patienten eine ambulante oder verkürzte stationäre Therapie der tiefen Venenthrombose möglich. Trotz vielversprechender Daten kann die ambulante Therapie der Lungenembolie außerhalb von Studien dagegen (noch) nicht generell empfohlen werden. Überlappend zur Heparintherapie kann schon am ersten Tag nach Diagnosestellung einer venösen Thromboembolie mit der oralen Antikoagulation mit Cumarinen begonnen werden. Dabei sollte mit Ausnahme spezieller Indikationen der angestrebte INR in einem Bereich zwischen 2.0 und 3.0 liegen. Bei massiven, hämodynamisch relevanten oder fulminant verlaufenden venösen Thromboembolien kann eine Thrombolyse oder eine chirurgische Intervention indiziert sein. Das Risiko der Entwicklung eines postthrombotischen Syndromes nach einer tiefen Venenthrombose wird durch das konsequente Tragen adäquat angepasster Kompressionsstrümpfe vermindert.


2007 ◽  
Vol 64 (4) ◽  
pp. 211-215
Author(s):  
Degen

Die Beschwerden der chronischen Obstipation können die Lebensqualität eines Patienten erheblich beeinträchtigen. Das Krankheitsempfinden ist dabei nicht nur von objektiven Parametern sondern auch von der subjektiven Wahrnehmung geprägt. Dies wird in den sogenannten Rom-III-Kriterien zur Diagnose der chronischen Obstipation mitberücksichtigt. In der Mehrzahl der Patienten mit Obstipation findet sich keine eindeutige Pathologie. In einer kleineren Patientengruppe lässt sich aber isoliert oder in Kombination ein zugrunde liegender verzögerter Kolontransit oder eine Beckenbodendysfunktion nachweisen. Sekundäre extraintestinale Ursachen sind vor allem bei einer erstmaligen Evaluation zu suchen. Neben den allgemeinen klinischen Untersuchungen allenfalls verbunden mit einer Koloskopie, bieten sich zur Diagnostik spezifische Funktionsuntersuchungen (Transitmessungen, Defäkographie) an. Therapeutisch stehen in erster Linie die unterschiedlichen stuhlregulierenden Medikamente im Vordergrund. In ausgewählten Fällen können Biofeedbacktraining oder eine chirurgische Intervention erfolgreich sein.


Praxis ◽  
2005 ◽  
Vol 94 (21) ◽  
pp. 879-882
Author(s):  
Kubat ◽  
Berger ◽  
Willi ◽  
Huisman

Bei Patienten mit einer Meningitis nach Schädel-Hirn-Trauma sollte an einen traumatisch bedingten persistierenden ossären Defekt im Bereich der Schädelbasis gedacht werden. Unser Fall demonstriert, dass die Zeitspanne zwischen Trauma und Infekt erheblich sein kann. Ein hochauflösendes CT ist notwendig um einen Defekt auszuschliessen oder zu lokalisieren. Da weder Antibiotikaprophylaxe noch Impfung einen sicheren Schutz bieten, scheint eine chirurgische Intervention indiziert, sobald ein ossärer Defekt diagnostiziert wird. Eine fehlende Rhinoliquorrhoe schliesst eine Fraktur nicht aus. Zeigt das hochauflösende CT keinen Defekt und treten weitere Meningitiden auf, sollte gegebenenfalls ein CT mit intrathekaler Kontrastmittelgabe oder eine Liquorszintigraphie diskutiert werden.


1999 ◽  
Vol 56 (6) ◽  
pp. 330-333
Author(s):  
Dummer ◽  
Nestle ◽  
Hofbauer ◽  
Burg

Das metastasierende Melanom (MM) gehört zu den schwierig behandelbaren Malignomen, wobei Allgemeinzustand und Motivation des Patienten neben Zahl und Lokalisation der Metastasen das therapeutische Vorgehen bestimmen. Solitäre Metastasen in Lunge, ZNS, Weichteilen und Lymphknoten sollten primär chirurgisch entfernt werden. Multiple Metastasen, insbesondere abdominal, werden nur in Ausnahmefällen chirurgisch angegangen. Hier ist vielmehr ein systemische Chemoimmuntherapie angebracht. Aussichtsreiche Behandlungskonzepte beinhalten Interleukin-2, Interferon, und verschiedenen Zytostatika wie DTIC, Temozolamid, Vindesine oder Cisplatin. Bei ZNS- und Skelettfiliae ist die Radiotherapie einzusetzen. Durch diese Chemoimmuntherapien hat sich die Prognose des metastasierenden Melanoms bezüglich des Überlebens verbessert. Langfristig wird aber nur eine Kombination von zeitraubenden Multicenterstudien und experimentellen Ansätzen in der Lage sein, uns langsam an eine kurative Therapie heranzuführen.


2006 ◽  
Vol 63 (9) ◽  
pp. 579-584 ◽  
Author(s):  
Simonetti ◽  
Konrad
Keyword(s):  

Die Urindiagnostik bei Kindern ist komplex und die Schwierigkeiten beginnen insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern bereits bei der Uringewinnung. Mittelstrahlurin ist eine gute Methode für Kinder mit Blasenkontrolle, bei Säuglingen ist zum Nachweis von Harnwegsinfektionen meist eine Blasenkatheterisierung oder eine suprapubische Blasenpunktion notwendig. Die Uringewinnung mittels Urinsäckli darf nur zum Ausschluss und nicht für die Diagnose von Harnwegsinfektionen angewendet werden. Eine Urinkultur sollte auf keinen Fall von einem Urinsäckli abgenommen werden. Die oft gewünschte 24-Stunden-Urinsammlung muss im Säuglingsalter durch die Einzelprobe ersetzt werden, wobei die gemessenen Konzentrationen im Verhältnis zur Kreatinin-Konzentration angegeben werden.


2017 ◽  
Vol 74 (10) ◽  
pp. 535-541 ◽  
Author(s):  
Christoph Dehnert ◽  
Peter Bärtsch

Zusammenfassung. Wenn unakklimatisierte Personen zu schnell in grosse Höhen aufsteigen, drohen höhenbedingte Erkrankungen wie akute Bergkrankheit (ABK), Höhenhirnödem (HHÖ) oder Höhenlungenödem (HLÖ). Am häufigsten tritt die ABK auf, die grundsätzlich harmlos und in der Regel selbstlimitierend ist. Relativ selten, aber potenziell lebensbedrohlich sind HHÖ und HLÖ. In diesem Artikel wird auf ABK und HHÖ eingegangen. Ob es sich bei ABK und HHÖ um unterschiedliche Ausprägungen der gleichen Erkrankung handelt, ist noch nicht abschliessend geklärt. Die ABK äussert sich 4 – 8 Stunden nach Aufstieg in Höhen über 2300 m durch die unspezifischen Symptome Kopfschmerzen, Inappetenz, Übelkeit, Schwindel und Schlafstörungen. Ein HHÖ deutet sich bei therapieresistenten Kopfschmerzen oder wiederholtem Erbrechen an. Wenn Bewusstseinstrübungen oder zentralneurologische Symptome wie Ataxie auftreten, liegt ein manifestes HHÖ vor. Die ABK kann mit dem Lake-Louise-Score sehr gut erfasst werden. Beste Prophylaxe aller Höhenerkrankungen sind langsamer Aufstieg und gute Vorakklimatisation. Im Allgemeinen sollte die durchschnittliche Steigerung der Schlafhöhe nicht über 300 – 500 m pro Nacht liegen. Bei hoher Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer ABK kann auch eine medikamentöse Prophylaxe mit Acetazolamid (2 × 125 – 250 mg / Tag) oder Corticosteroiden (Dexamethason 2 – 3 × 4 mg / Tag oder eine Äquivalenzdosis anderer Corticosteroide) erfolgen. Die leichte ABK kann symptomatisch mit gängigen nichtsteroidalen Antirheumatika und / oder Antiemetika behandelt werden, ohne dass ein Abstieg zwingend erforderlich ist. Wenn sich die Symptome dabei verschlechtern, primär eine schwere ABK oder ein HHÖ vorliegt, ist ein sofortiger Abstieg um mindestens 1000 m Therapie der Wahl. Parallel dazu sind Corticosteroide indiziert, initial 4 – 8 mg / Tag, gefolgt von 4 mg alle 6 – 8 Stunden in Abhängigkeit von der Symptomatik.


2012 ◽  
Vol 69 (9) ◽  
pp. 517-522 ◽  
Author(s):  
J. Seiffge ◽  
Nedeltchev ◽  
A. Lyrer
Keyword(s):  

Nach 60 Jahren der Monopolstellung von Vitamin-K Antagonisten (VKA) zur Primär- und Sekundärprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) haben nun neue Substanzen, Dabigatran, Rivaroxaban und Apixaban, den Beweis der gleicher Wirksamkeit bei geringer Rate von Blutungskomplikationen erbracht. Auch wenn die neuen Substanzen klare Vorteile gegenüber VKA zeigen (fixe Dosierung, keine Gerinnungskontrollen, weniger Interaktionen mit Lebensmitteln und anderen Medikamenten) lässt sich aktuell bei keiner der Substanzen ein klarer Vorteil erkennen. Welche Patienten sind Kandidaten für die neuen oralen Antikoagulanzien (oAK)? Die präsentierten Studiendaten beziehen sich ausschließlich auf die Primär- und Sekundärprävention bei VHF. Ideale Kandidaten für die neuen Substanzen sind aus heutiger Sicht Patienten mit VHF, deren Einstellung auf einen therapeutischen INR sich mit VKA als schwierig erweist bzw. die regelmäßige Blutentnahmen nicht wünschen oder aber deren Durchführung schwierig ist (z. B. weite Entfernung zum nächsten Arzt). Dies kann auch auf Patienten nach Hirnschlag infolge Vorhofflimmerns angewendet werden. Welche Patienten erhalten (weiterhin) VKA? Es besteht keine Indikation, Patienten die jahrelang unter VKA-Therapie stabil gewesen sind und insbesondere stabile INR-Werte innerhalb des therapeutischen Bereichs aufweisen auf eine der neuen Substanzen umzustellen. Auch wird weiterhin eine Therapie mit VKA notwendig sein bei Patienten mit einer schweren Niereninsuffizienz oder Patienten, die eine Therapie mit einem Medikament benötigen, welches mit den neuen oAK interagiert (z. B. Ketoconazol) oder eine weitere Indikation für VKA (z. B. ein mechanischer Herzklappenersatz) besitzen.


2010 ◽  
Vol 67 (1) ◽  
pp. 39-43
Author(s):  
Christian T. Hamel ◽  
Walter R. Marti

Die fäkale Inkontinenz wird in ihrer Häufigkeit deutlich unterschätzt. In den meisten Fällen von leichter Inkontinenz ist die konservative Therapie erfolgreich. Schwere Formen der Inkontinenz sollen in einem Interdisziplinären Ansatz formal abgeklärt werden, damit die Patienten den geeigneten Therapieoptionen zugeführt werden können. Ob allenfalls eine chirurgische Intervention indiziert ist, kann erst nach einem entsprechenden Abklärungsprozerdere bestimmt werden. Das Ziel der chirurgischen Intervention zur Verbesserung der Kontinenzleistung kann erstens die Reparatur eines Defektes, die Augmentation des Beckenbodens oder sogar die Formation eines Neosphinkters sein. Bei verletztem Musculus sphincter ani externus kann die Sphinkerplastik zum Erfolg führen. Während bei der dynamisierten Grazilisplastik ein eigener Muskel als Sphinkterersatz verwendet wird, wird das gleiche Ziel bei dem Artificial bowel sphincter durch einen auffüllbaren Cuff erreicht. Bei intakter Muskulatur und neuraler Störung kommt heute die sakrale Nervenstimmulation zum Einsatz. Es ist entscheidend, die richtige Therapiemethode basierend auf der zu Grunde liegenden Pathologie zu wählen.


2020 ◽  
Vol 77 (10) ◽  
pp. 511-516
Author(s):  
Markus Knupp ◽  
Sjoerd A. Stufkens

Zusammenfassung. Die Arthrose am oberen Sprunggelenk ist in der Bevölkerung weit verbreitet und häufig auf vorgängige Traumata zurückzuführen. Am häufigsten tritt sie nach Frakturen und rezidivierenden Distorsionen auf. Im fortgeschrittenen Stadium stellt die Sprunggelenksprothese eine sichere Behandlungsoption für den Patienten dar, welche die Lebensqualität nur wenig einschränkt. Ob im konkreten Fall eine Sprunggelenksprothese oder eine Arthrodese durchgeführt wird, hängt vom Gelenk (Bänder- und Knochenqualität), dem Zustand der Nachbargelenke (unteres Sprunggelenk, Kniegelenke) sowie vom generellen Gesundheitszustand des Patienten ab. Da in vielen Fällen neben der Destruktion des Gelenkes eine Mitbeteiligung der benachbarten Gelenke, der Bänder und Sehnen vorgefunden wird, sollten die Prothesen am oberen Sprunggelenk nur von ausgewiesenen Spezialisten implantiert werden.


2012 ◽  
Vol 69 (12) ◽  
pp. 667-671 ◽  
Author(s):  
Henzen

Insulinome sind mit einer Inzidenz von 4 pro 100'000 eine seltene Erkrankung, vermeintliche Hypoglykämie-Symptome werden dagegen häufig auch von Menschen ohne Diabetes mellitus beschrieben. Die Liste der möglichen Ursachen ist sehr umfangreich, weshalb mittels Anamnese, Klinik und laborchemischen Untersuchungen der Verdacht auf ein Insulinom erhärtet werden bzw. ausgeschlossen werden muss. Wie bereits vor über 70 Jahren der New Yorker Chirurge Allen Whipple gefordert hat, ist eine strikte Beachtung der Trias: dokumentierte Hypoglykämie und Neuroglykopenie und Besserung auf Glukosezufuhr Voraussetzung für weitere diagnostische und therapeutische Schritte. Die hyperinsulinämische Hypoglykämie wird im Fastentest bewiesen, Ziel der bildgebenden Methoden ist die Lokalisation des Insulinoms für die chirurgische Resektion bzw. die Abgrenzung zur nicht-Insulinom bedingten pankreatogenen Hypoglykämie (Nesidioblastose). Als neue und hochsensitive Methode hat sich die GLP-1 Rezeptor Szintigraphie erwiesen, womit auch im vorliegenden Fallbeispiel eine zielgerichtete chirurgische Intervention möglich war.


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