Von der Geburt bis 25

1999 ◽  
Vol 8 (1) ◽  
pp. 59-68 ◽  
Author(s):  
Bernhard Meyer-Probst ◽  
Olaf Reis

Zusammenfassung. Die Rostocker Längsschnittstudie entstammt der Kinderpsychiatrie und trat 1970/71 mit dem Ziel an, die Interaktion zwischen perinatologischen Risikofaktoren und Umweltverhältnissen für die Persönlichkeitsentwicklung durchschaubarer zu machen. Sie verfolgt prospektiv seit der Geburt 294 Kinder mit weiteren Querschnittserhebungen im Alter von zwei, sechs, zehn, 14, 20 und 25 Jahren und konnte zum letzten MZP noch 72 % der Ausgangsstichprobe erfassen. Der vorliegende Beitrag berichtet zusammenfassend über Verlaufsbefunde zu den Leitlinien: Wirkungen biologischer und psychosozialer Risikofaktoren, Stabilität und Veränderung von Intelligenzmeßwerten, Schulerfolg und seelische Gesundheit, Problemverhalten und psychische Störungen, Familienklima und Persönlichkeitsentwicklung und als Beispiel für Reanalysen über Scheidungskinder. Abschließend wird die Entwicklungsdynamik als Störfaktor prognostischer Aussagen, der schwierige Umgang mit vernetzten Daten und die maßgebliche Entwicklungsrelevanz von zwischenmenschlichen Erfahrungen herausgestellt.

1999 ◽  
Vol 28 (2) ◽  
pp. 95-104 ◽  
Author(s):  
Christa Winkler Metzke ◽  
Hans-Christoph Steinhausen

Zusammenfassung. Im Zürcher Adoleszenten-Psychopathologie-Projekt (ZAPP) wurden für Jungen und Mädchen allgemeine Risikofaktoren bzw. kompensatorische Faktoren für Indikatoren psychischer Störungen (internalisierende und externalisierende Störungen) sowie Protektions- und Vulnerabilitätsfaktoren bei N = 1110 10-17jährigen Probanden einer schulbasierten Quotenstichprobe erhoben. Dieser zweite Bericht behandelt die Beziehung von Belastungen durch Lebensereignisse mit dem perzipierten Erziehungsverhalten der Eltern, Faktoren der Schulumwelt und dem sozialen Netzwerk. Allgemeine kompensatorische Faktoren für beide Geschlechter waren Wärme und Unterstützung durch die Eltern sowie die Anerkennung durch Gleichaltrige, allgemeine Risikofaktoren für beide Geschlechter waren die wahrgenommene Ablehnung und psychischer Druck durch die Eltern, Konkurrenzverhalten zwischen den Schülern, Leistungsdruck und Kontrolle durch die Lehrperson. Ebenfalls für beide Geschlechter hatten die Faktoren des elterlichen Erziehungsverhaltens ‘Wärme/Unterstützung’ sowie ‘Regeln/Kontrolle’, die Anerkennung durch Gleichaltrige und die Effizienz des sozialen Netzwerkes einen protektiven Effekt, Ablehnung durch die Eltern einen Vulnerabilitätseffekt auf internalisierende Störungen. Nur für die Mädchen zeigte die Ablehnung durch die Eltern, nur für die Jungen der schulische Leistungsdruck einen Vulnerabilitätseffekt jeweils auf externalisierende Störungen.


1999 ◽  
Vol 28 (1) ◽  
pp. 45-53 ◽  
Author(s):  
Christa Winkler Metzke ◽  
Hans-Christoph Steinhausen

Zusammenfassung. Im Zürcher Adoleszenten-Psychopathologie-Projekt (ZAPP) wurden für Jungen und Mädchen allgemeine Risikofaktoren bzw. kompensatorische Faktoren für Indikatoren psychischer Störungen (internalisierende und externalisierende Störungen) sowie Protektions- und Vulnerabilitätsfaktoren bei N = 1110 10-17jährigen Probanden einer schulbasierten Quotenstichprobe erhoben. Dieser erste Bericht analysiert die Beziehung der Belastung durch Lebensereignisse mit Bewältigungsstrategien und selbstbezogenen Kognitionen. Allgemeine Risikofaktoren für beide Geschlechter waren problemmeidendes Verhalten und erhöhte Selbstaufmerksamkeit. Ein allgemeiner kompensatorischer Faktor ebenfalls für beide Geschlechter war das Selbstwertgefühl. Aktive Bewältigungsstrategien stellten bei den Mädchen einen Protektionsfaktor für internalisierende Störungen dar. Problemmeidendes Verhalten erwies sich bei Jungen und Mädchen als Vulnerabilitätsfaktor für internalisierende Störungen. Darüberhinaus zeigte sich, daß problemmeidendes Verhalten bei den Jungen mit einer stärkeren Zunahme an externalisierenden Störungen einhergeht als bei den Mädchen.


2004 ◽  
Vol 33 (4) ◽  
pp. 251-260 ◽  
Author(s):  
Frank Jacobi ◽  
Jürgen Hoyer ◽  
Hans-Ulrich Wittchen

Zusammenfassung. Hintergrund: Bisher vorliegende Studien zur Häufigkeit psychischer Probleme und psychischer Störungen in den alten und neuen Bundesländern zeigen widersprüchliche Befunde: während einige über keine bedeutsamen Unterschiede berichten, haben andere auf eine bedeutsam schlechtere seelische Gesundheitslage in den neuen Bundesländern hingewiesen. Fragestellung: 1. Haben Personen in den neuen Bundesländern häufiger psychische Störungen? 2. Weisen Personen in den neuen Bundesländern eine schlechtere Lebensqualität und geringere Lebenszufriedenheit auf? Methode: Die Ergebnisse beruhen auf einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe von N = 4181 Personen der erwachsenen Durchschnittsbevölkerung im Alter von 18-65 Jahren (Bundesgesundheitssurvey 1998/99). Psychische Störungen nach DSM-IV wurden mit einem standardisierten diagnostischen Interview (M-CIDI), die gesundheitsbezogene Lebensqualität mit dem SF-36 beurteilt. Ergebnisse: Die 12-Monatsprävalenz psychischer Störungen beträgt 28% (neue Bundesländer), bzw. 32% (alte Bundesländer); das Lebenszeitrisiko beträgt 38,5% gegenüber 44%. Auch nach Kontrolle soziodemographischer und körperlicher Morbiditätsvariablen bestätigt sich insgesamt sowie für die Einzeldiagnosen die tendenziell höhere Morbiditätsrate in den alten Bundesländern: Substanzstörungen, unipolare Depressionen, somatoforme Störungen, soziale Phobien und Essstörungen waren zum Erhebungszeitpunkt in den alten Bundesländern signifikant häufiger als in den Neuen. Hingegen ergab sich für die neuen Bundesländern eine geringfügig schlechtere Zufriedenheit in mehreren Lebensbereichen, während die subjektive gesundheitsbezogene Lebensqualität in den neuen Bundesländern signifikant besser beurteilt wird. Schlussfolgerungen: Die psychische Gesundheit (definiert als Abwesenheit manifester psychischer Störungen) der Bevölkerung in den neuen Bundesländern ist entgegen den Befunden früherer Fragebogenstudien besser als die in den alten Bundesländern; lediglich die Lebenszufriedenheit ist tendenziell schlechter! Diese Befunde unterstreichen, dass die Prävalenzrate psychischer Störungen relativ robust gegenüber regionalen und gesellschaftlichen Einflüssen ist.


PPH ◽  
2017 ◽  
Vol 23 (04) ◽  
pp. 183-185
Author(s):  
Birgit Oehmcke

Zusammenfassung Aktionsbündnis Seelische Gesundheit Seit über zehn Jahren setzt sich das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit mit seiner Anti-Stigma-Arbeit für die soziale Integration und Akzeptanz von psychisch erkrankten Menschen in Deutschland ein. Dazu wurden in den letzten Jahren umfassende Aufklärungskampagnen in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen entwickelt und umgesetzt. Ziel ist es, der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass psychische Störungen therapierbar sind und jeden betreffen können. Menschen sollen ermuntert werden, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig sollen Ängste und Vorurteile gegenüber den Betroffenen abgebaut werden.


2001 ◽  
Vol 22 (3) ◽  
pp. 155-172 ◽  
Author(s):  
Peter Becker

Zusammenfassung: An einer Stichprobe von 115 Erwachsenen wurden fünf Hypothesen zur Struktur von Emotionen und zu den Beziehungen zwischen Emotionen und Persönlichkeitseigenschaften überprüft. Die umfangreiche Batterie von Messvariablen umfasste: 3 Verfahren zur Messung der Big Five; das Trierer Inventar zur Verhaltenskontrolle zur Messung des Big Six-Faktors “Hedonismus/Spontaneität”; 7 Skalen von Watson und Clark (1992) sowie 12 neu entwickelte Skalen zur differenzierten Erfassung von Emotionen (in Anlehnung an Davitz, 1969 ). Es wurde eine hierarchische Struktur der Emotionen mit den beiden orthogonalen Faktoren 2. Ordnung “negative Affektivität vs. innere Harmonie” und “Aktiviertheit” sowie den vier Faktoren 1. Ordnung “Missbefinden”, “freudige Aktiviertheit”, “Ängstlichkeit” und “Verärgerung” ermittelt. Das von Watson und Tellegen (1985) postulierte Circumplexmodell der Emotionen ließ sich nicht bestätigen. Zwischen den Big Six sowie den beiden Faktoren 2. Ordnung “Seelische Gesundheit” und “Verhaltenskontrolle” und den Emotionen zeigten sich zum Teil enge Zusammenhänge. Diese wurden vor dem Hintergrund zweier theoretischer Grundpositionen diskutiert.


Author(s):  
Manfred Schmitt ◽  
Jürgen Maes ◽  
Ulrich Seiler
Keyword(s):  

Zusammenfassung: An einer Stichprobe von 1268 Ostdeutschen und 925 Westdeutschen werden drei Thesen zur Meßäquivalenz und strukturellen Invarianz von Indikatoren der seelischen Gesundheit untersucht: (1) Belastungssensible Indikatoren der seelischen Gesundheit haben im Osten eine geringere Trennschärfe, da dort aufgrund des gesellschaftlichen Umbruchs die interindividuelle Belastungsvarianz im Vergleich zur Varianz der Bewältigungskompetenz größer ist als im Westen. (2) Indikatoren der seelischen Gesundheit sind bei Ostdeutschen längsschnittlich weniger stabil, da die Lebensbedingungen und die daraus entstehenden Be- und Entlastungen im Osten stärkeren intraindividuellen Veränderungen unterliegen als im Westen. (3) Kognitiv-evaluative Komponenten des Wohlbefindens (Lebenszufriedenheit) korrelieren bei Ostdeutschen geringer mit emotionalen und psychosomatischen Aspekten des Wohlbefindens (seelische Gesundheit, Depressivität, Selbstwertgefühl) als bei Westdeutschen, jedoch nur in Lebensbereichen, die vom gesellschaftlichen Umbruch stark betroffen sind. Begründet wird diese Erwartung mit der verzögerten Wirkung evaluativer Komponenten auf emotionale und somatische Komponenten der seelischen Gesundheit. Alle drei Hypothesen konnten empirisch bestätigt werden.


2001 ◽  
Vol 12 (4) ◽  
pp. 336-349 ◽  
Author(s):  
U. Müller

Zusammenfassung: Emotionale Störungen sind häufige und klinisch bedeutsame Folgeerscheinungen nach erworbener Hirnschädigung. In den letzten Jahren sind zahlreiche Original- und Übersichtsarbeiten zu epidemiologischen, pathophysiologischen und therapeutischen Aspekten neuro-psychiatrischer Störungen erschienen. Ausgehend von diagnostischen Überlegungen gibt die vorliegende Arbeit eine aktuelle Übersicht zur Pharmakotherapie von Depressionen, emotionaler Instabilität (pathologisches Weinen), organischer Manie (bipolarer Störung), Angststörungen und Antriebsstörungen (Apathie). Patienten mit Schlaganfall und traumatischer Hirnschädigung stehen im Mittelpunkt, so wie in der Forschungs- und Lehrbuch-Literatur. Psychische Störungen bei neurodegenerativen und systemischen Erkrankungen des Gehirns werden nur am Rande erwähnt. Ausführlich werden differentielle Indikationen und Nebenwirkungen neuartiger Antidepressiva diskutiert. Ausblickend werden innovative Therapiestrategien wie CRH-Antagonisten und die präventive Behandlung mit Antidepressiva vorgestellt.


1999 ◽  
Vol 12 (2) ◽  
pp. 106-113
Author(s):  
Anke Bramesfeld ◽  
Georg Adler

Zusammenfassung: Das Konzept der Tagesklinik findet zunehmend Verbreitung in bundesdeutschen Gerontopsychiatrien. Studien über die Qualität der Behandlung in Altentageskliniken liegen jedoch bisher nicht vor. Als Parameter sind für derartige Studien auf der Ebene der Ergebnisqualität die psychopathologische Symptomatik, der funktionelle Status, die soziale Situation und vor allem die Lebensqualität relevant. Die Qualitätsmessung sollte longitudinal erfolgen und auch Behandlungseffekte nach Beendigung der teilstationären Therapie erfassen können. An der Datenerhebung sollten alle an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen, Patienten und Angehörige beteiligt werden. Unter diesen Gesichtspunkten wurde am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim ein Erhebungsprotokoll entwickelt, mit dem in einer naturalistischen Studie die Ergebnisqualität der Behandlung in unserer Altentagesklinik untersucht wird.


2000 ◽  
Vol 57 (2) ◽  
pp. 59-61
Author(s):  
Schöpf

Eingangs wird die Wichtigkeit betont, Depressionen in der klinischen Praxis festzustellen. Der Autor weist auf die moderne Diagnostik mit operationalisierten Kriterien hin und zeigt Schwierigkeiten auf, die sich bei der Diagnosestellung ergeben können. Besonders atypische Symptome und komorbide psychische Störungen können dazu führen, daß das depressive Syndrom übersehen wird. Gelegentlich bleibt es unsicher, ob eine Depression vorliegt oder nicht. In solchen Fällen soll man im allgemeinen eine Depressionsbehandlung versuchen.


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