Einfluß der Gerontopsychiatrischen Tagesklinik auf die seelische Gesundheit ihrer Patienten

1999 ◽  
Vol 12 (2) ◽  
pp. 106-113
Author(s):  
Anke Bramesfeld ◽  
Georg Adler

Zusammenfassung: Das Konzept der Tagesklinik findet zunehmend Verbreitung in bundesdeutschen Gerontopsychiatrien. Studien über die Qualität der Behandlung in Altentageskliniken liegen jedoch bisher nicht vor. Als Parameter sind für derartige Studien auf der Ebene der Ergebnisqualität die psychopathologische Symptomatik, der funktionelle Status, die soziale Situation und vor allem die Lebensqualität relevant. Die Qualitätsmessung sollte longitudinal erfolgen und auch Behandlungseffekte nach Beendigung der teilstationären Therapie erfassen können. An der Datenerhebung sollten alle an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen, Patienten und Angehörige beteiligt werden. Unter diesen Gesichtspunkten wurde am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim ein Erhebungsprotokoll entwickelt, mit dem in einer naturalistischen Studie die Ergebnisqualität der Behandlung in unserer Altentagesklinik untersucht wird.

2001 ◽  
Vol 22 (3) ◽  
pp. 155-172 ◽  
Author(s):  
Peter Becker

Zusammenfassung: An einer Stichprobe von 115 Erwachsenen wurden fünf Hypothesen zur Struktur von Emotionen und zu den Beziehungen zwischen Emotionen und Persönlichkeitseigenschaften überprüft. Die umfangreiche Batterie von Messvariablen umfasste: 3 Verfahren zur Messung der Big Five; das Trierer Inventar zur Verhaltenskontrolle zur Messung des Big Six-Faktors “Hedonismus/Spontaneität”; 7 Skalen von Watson und Clark (1992) sowie 12 neu entwickelte Skalen zur differenzierten Erfassung von Emotionen (in Anlehnung an Davitz, 1969 ). Es wurde eine hierarchische Struktur der Emotionen mit den beiden orthogonalen Faktoren 2. Ordnung “negative Affektivität vs. innere Harmonie” und “Aktiviertheit” sowie den vier Faktoren 1. Ordnung “Missbefinden”, “freudige Aktiviertheit”, “Ängstlichkeit” und “Verärgerung” ermittelt. Das von Watson und Tellegen (1985) postulierte Circumplexmodell der Emotionen ließ sich nicht bestätigen. Zwischen den Big Six sowie den beiden Faktoren 2. Ordnung “Seelische Gesundheit” und “Verhaltenskontrolle” und den Emotionen zeigten sich zum Teil enge Zusammenhänge. Diese wurden vor dem Hintergrund zweier theoretischer Grundpositionen diskutiert.


Author(s):  
Manfred Schmitt ◽  
Jürgen Maes ◽  
Ulrich Seiler
Keyword(s):  

Zusammenfassung: An einer Stichprobe von 1268 Ostdeutschen und 925 Westdeutschen werden drei Thesen zur Meßäquivalenz und strukturellen Invarianz von Indikatoren der seelischen Gesundheit untersucht: (1) Belastungssensible Indikatoren der seelischen Gesundheit haben im Osten eine geringere Trennschärfe, da dort aufgrund des gesellschaftlichen Umbruchs die interindividuelle Belastungsvarianz im Vergleich zur Varianz der Bewältigungskompetenz größer ist als im Westen. (2) Indikatoren der seelischen Gesundheit sind bei Ostdeutschen längsschnittlich weniger stabil, da die Lebensbedingungen und die daraus entstehenden Be- und Entlastungen im Osten stärkeren intraindividuellen Veränderungen unterliegen als im Westen. (3) Kognitiv-evaluative Komponenten des Wohlbefindens (Lebenszufriedenheit) korrelieren bei Ostdeutschen geringer mit emotionalen und psychosomatischen Aspekten des Wohlbefindens (seelische Gesundheit, Depressivität, Selbstwertgefühl) als bei Westdeutschen, jedoch nur in Lebensbereichen, die vom gesellschaftlichen Umbruch stark betroffen sind. Begründet wird diese Erwartung mit der verzögerten Wirkung evaluativer Komponenten auf emotionale und somatische Komponenten der seelischen Gesundheit. Alle drei Hypothesen konnten empirisch bestätigt werden.


2015 ◽  
Vol 72 (4) ◽  
pp. 225-231
Author(s):  
Irene Bopp-Kistler

Vor der Diagnoseeröffnung geht sowohl für die Demenzerkrankten, wie aber auch für ihre Angehörigen eine lange Zeit der Unsicherheit, der Verunsicherung, der Angst, der Zweifel, aber auch von Konflikten voraus. Der Beginn einer neurodegnerativen Erkrankung ist immer mit sehr vielen offenen Fragen verbunden. Wenn jüngere Patienten noch im Berufsleben stehen, löst bereits das Stadium des Mild Cognitive Impairment Fehlleistungen, Burnout, Mobbing, Depression und Krankschreibung aus. In der Partnerschaft entstehen Konflikte und Schuldzuweisungen. Es ist viel zu wenig bekannt, dass meist diese Probleme auf Beziehungsebene belastender sind als die typischen Defizite, die auf die Demenzerkrankung zurückzuführen sind. Es besteht leider immer noch die Meinung, dass sich eine Abklärung und Diagnosestellung nur bei Krankheiten lohnt, die auch behandelbar sind. Ziel jeder evidenzbasierten Medizin sollte es aber sein, den Patienten und ihren Angehörigen eine möglichst gute Lebensqualität zu geben. Und diese Forderung ist besonders bezüglich Demenzdiagnose zu stellen. Ein offenes Diagnoseeröffnungsgespräch ermöglicht es den Patienten und ihren Angehörigen, sich mit der Situation auseinander zu setzen, miteinander Lösungsstrategien zu suchen in der herausfordernden Situation einer Demenzerkrankung, die immer das ganze familiäre und soziale System betrifft. Der Patient hat das Recht auf Information über seine Diagnose, das gilt auch für die Demenzerkrankten. Das Diagnosegespräch erfordert Zeit und höchste Professionalität, das Wissen um die individuellen Defizite und Ressourcen, die soziale Situation und die Biographie und Persönlichkeit der Patienten, aber auch ihrer Angehörigen. Das Diagnosegespräch löst viele Emotionen aus, es ist wichtig auf diese einzugehen und diese auch aufzunehmen. Primär sollte mit dem Patienten gesprochen werden, aber möglichst im Beisein der Angehörigen, wichtig dabei ist die Wertschätzung des Demenzerkrankten auch bei Anosognosie. Den Angehörigen sollten nicht Ratschläge gegeben werden, sondern es sollte in einem therapeutischen Gespräch auf ihre Gefühle des permanenten Abschiednehmens der geliebten Person eingegangen werden, auf ihre Trauer und Wut. Erst dann wird die Grundlage gelegt, damit gemeinsam im Sinne eines verhaltenstherapeutisch-systemischen Settings Lösungsstrategien gefunden werden können. Begleitung von Demenzerkrankten und ihren Angehörigen bedeutet somit nicht nur Case-Management und Beratung, wobei auch dies von großer Wichtigkeit ist, sondern sich Einlassen auf die veränderte Beziehung und Situation. Dann kann Resilienz entstehen, welche Voraussetzung dafür ist, dass die langdauernde Krankheit, die mit einem permanenten Abschiednehmen verbunden ist, gemeistert werden kann.


1999 ◽  
Vol 8 (1) ◽  
pp. 59-68 ◽  
Author(s):  
Bernhard Meyer-Probst ◽  
Olaf Reis

Zusammenfassung. Die Rostocker Längsschnittstudie entstammt der Kinderpsychiatrie und trat 1970/71 mit dem Ziel an, die Interaktion zwischen perinatologischen Risikofaktoren und Umweltverhältnissen für die Persönlichkeitsentwicklung durchschaubarer zu machen. Sie verfolgt prospektiv seit der Geburt 294 Kinder mit weiteren Querschnittserhebungen im Alter von zwei, sechs, zehn, 14, 20 und 25 Jahren und konnte zum letzten MZP noch 72 % der Ausgangsstichprobe erfassen. Der vorliegende Beitrag berichtet zusammenfassend über Verlaufsbefunde zu den Leitlinien: Wirkungen biologischer und psychosozialer Risikofaktoren, Stabilität und Veränderung von Intelligenzmeßwerten, Schulerfolg und seelische Gesundheit, Problemverhalten und psychische Störungen, Familienklima und Persönlichkeitsentwicklung und als Beispiel für Reanalysen über Scheidungskinder. Abschließend wird die Entwicklungsdynamik als Störfaktor prognostischer Aussagen, der schwierige Umgang mit vernetzten Daten und die maßgebliche Entwicklungsrelevanz von zwischenmenschlichen Erfahrungen herausgestellt.


2001 ◽  
Vol 30 (4) ◽  
pp. 259-267 ◽  
Author(s):  
Stefan Klingberg ◽  
Georg Wiedemann ◽  
Gerhard Buchkremer

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Die Evidenz für die Wirksamkeit kognitiver Verhaltenstherapie mit schizophrenen Patienten ist stetig verbessert worden, die Wirksamkeit unter Routinebedingungen ist jedoch noch ungeklärt. Fragestellung: Wir untersuchen die Patientenselektion und kurzfristigen Effekte der stationären Therapiephase eines kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlungsprogramms. Methode: Wir führen eine randomisierte klinische Studie durch und berichten über Prozess- und Erfolgsmaße einer Teilstichprobe von n = 124 Patienten. Ergebnisse: Die Stichprobe ist in wesentlichen Merkmalen für die Grundgesamtheit repräsentativ. Das Therapieprogramm wird von den Patienten gut angenommen. Medikation, Nebenwirkungen, Verweildauer und soziale Situation sind in beiden Studienbedingungen vergleichbar. Beide Gruppen stabilisieren sich während der stationären Behandlung. Unmittelbare Therapieeffekte ergeben sich hinsichtlich der Veränderung der Medikamentencompliance, der Krankheitskonzepte sowie der Bewertung der Familienatmosphäre. Schlussfolgerung: Es bestehen gute Voraussetzungen für die Beurteilung des Therapieergebnisses anhand der geplanten 12- und 18-Katamnesen.


2005 ◽  
Vol 4 (4) ◽  
pp. 195-199 ◽  
Author(s):  
Elisabeth Prechtl

Zusammenfassung. Das “Interaktive System zur Identifikation sozialer Kompetenzen (ISIS)” erfasst fünf Facetten interpersonaler und führungsbezogener Kompetenzen für die Zielgruppe Mitarbeiter mit Führungsfunktion. Die computergestützte Multimedia-Umsetzung folgt dem Grundprinzip situativer Beurteilungstests. Eine soziale Situation aus dem beruflichen Alltag wird geschildert und die Antwort mit Hilfe von Multiple-Choice-Alternativen erhoben. Für die Situationsvorgabe werden neben Textbeschreibungen auch Video-, Audio- und Bilddateien eingesetzt. Da zum jetzigen Zeitpunkt wichtige empirische Güteprüfungen mit nicht-studentischen Stichproben noch ausstehen und die Normstichprobe noch unzureichend ist, sollte ISIS nicht als alleinige Informationsgrundlage für Personalentscheidungen eingesetzt werden.


2019 ◽  
Vol 48 (4) ◽  
pp. 204-218
Author(s):  
Veronika Müller-Bamouh ◽  
Martina Ruf-Leuschner ◽  
Katalin Dohrmann ◽  
Thomas Elbert ◽  
Maggie Schauer

Zusammenfassung. Hintergrund: Über die seelische Gesundheit von minderjährigen Flüchtlingen, die ohne sorgeberechtigte Person nach Deutschland gereist sind, liegen bisher kaum Daten und keinerlei längsschnittliche Untersuchungen vor. Fragestellung: Ziel ist es daher, die psychische Gesundheit im Zusammenhang mit stressvollen Erfahrungen (insbesondere familiäre und organisierte Gewalterfahrungen) sowie deren Entwicklung nach etwa zwei Jahren bei unbegleiteten minderjährig Geflüchteten in Deutschland zu untersuchen. Methode: In einer Querschnittsstudie wurden belastende Erlebnisse sowie posttraumatische, depressive und psychosomatische Symptome bei 57 unbegleiteten und 22 begleiteten minderjährig eingereisten Flüchtlingen mittels strukturierter klinischer Interviews untersucht. Nach durchschnittlich 20 Monaten wurde eine Subgruppe der unbegleiteten Minderjährigen erneut untersucht. Ergebnisse: Ein Drittel der Teilnehmer erfüllte die Kriterien einer PTBS-Diagnose nach DSM-IV. Nach Einbezug einer Gruppe begleiteter minderjähriger Flüchtlinge zeigte sich, dass vor allem organisierte und familiäre Gewalterfahrungen sowie die Dauer der Flucht bedeutsame Prädiktoren hinsichtlich der PTBS-Symptomschwere waren. Für das psychische Wohlbefinden insgesamt waren die erfahrene Gewalt in der Herkunftsfamilie, bestehende Freundschaften und das Vorhandensein von Privatsphäre relevant. Ergebnisse einer Folgeuntersuchung mit einer Teilgruppe der UMF etwa 20 Monate später zeigten, dass die psychische Beeinträchtigung im Durchschnitt unverändert hoch geblieben war. Fazit: Die Möglichkeit einer frühzeitigen psychischen Untersuchung mit Erfassung kindlicher Gewalterlebnisse sowie ein verbesserter Zugang zu einer traumafokussierten Behandlung mit Sprachmittlern sind wichtig, um Leid zu reduzieren und Integration zu ermöglichen.


2014 ◽  
Vol 76 (08/09) ◽  
Author(s):  
NI Fassnacht ◽  
A Galante-Gottschalk ◽  
HO Tropp ◽  
B Szagun

2003 ◽  
Vol 03 (05) ◽  
pp. 176-181
Author(s):  
Claudia Bittner ◽  
Wolfgang von Schütz ◽  
Thomas Danne ◽  
Karin Lange

ZusammenfassungDie Diabetestherapie stellt im Alltag erhebliche Anforderungen an Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Die gleichzeitig zu bewältigenden normalen Entwicklungsaufgaben können es jedoch schwer machen, eine intensivierte Insulintherapie erfolgreich umzusetzen. Psychosoziale Faktoren, z. B. sozioökonomische Probleme, Familienkonflikte oder psychische Erkrankungen, können die Therapie zusätzlich beeinträchtigen. Eine gute Stoffwechseleinstellung lässt sich deshalb nur erreichen, wenn alle Familienmitglieder umfassend über die praktische Umsetzung der Therapie informiert sind. Verschiedene psychosoziale Interventionen tragen dazu bei, die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu erhalten. Multiprofessionelle pädiatrische Diabetesteams haben die Aufgabe, Familien darin zu unterstützen, eine gute Diabetesbehandlung mit einem normalen kindgerechten Alltag zu verbinden. Die medizinische Behandlung sollte dabei durch eine psychologisch fundierte Betreuung der Familien begleitet werden.


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