Trauma- und belastungsbezogene Störungen

2015 ◽  
Vol 24 (3) ◽  
pp. 131-136 ◽  
Author(s):  
Rita Rosner ◽  
Maria Hagl ◽  
Ulrike Petermann

Mit der Einführung des DSM-5 wurden die Traumafolgestörungen in einem neuen Kapitel „Trauma- und belastungsbezogene Störungen” gruppiert. Außerdem sollte einer Entwicklungsperspektive mehr Rechnung getragen werden, z. B. mit der Einführung spezifischer Kriterien für die posttraumatische Belastungsstörung bei Kindern unter sechs Jahren. Auch in der geplanten elften Auflage der ICD wird es ein derartiges Kapitel geben, wobei hier aller Voraussicht nach neue Diagnosen inkludiert werden, nämlich die komplexe posttraumatische Belastungsstörung und die anhaltende Trauerstörung. Neben der weiteren Adaption dieser Diagnosen auf Kinder und Jugendliche sollten die zukünftigen Forschungsbemühungen verstärkt spezielle Patientengruppen berücksichtigen und die Dissemination der als wirksam evaluierten traumafokussierten Therapieverfahren vorantreiben.

2021 ◽  
Vol 30 (3) ◽  
pp. 144-153 ◽  
Author(s):  
Rebekka Eilers ◽  
Rita Rosner

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Die ICD-11 enthält reformulierte Kriterien für die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und die neue Diagnose komplexe PTBS (kPTBS). Fragestellung: Wie wirken sich die Neuerungen auf die Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen aus? Methode: In dieser Übersichtsarbeit werden die neuen Kriterien vorgestellt und mit früheren Diagnosemanualen verglichen. Bisherige Forschungsergebnisse zu PTBSICD-11 und kPTBS bei Kindern und Jugendlichen werden zusammengefasst und diskutiert. Ergebnisse: Die PTBSICD-11-Kriterien führen eher zu geringeren Prävalenzraten verglichen mit PTBSICD-10, PTBSDSM-IV und PTBSDSM-5. Erste Studien weisen darauf hin, dass evidenzbasierte traumafokussierte Therapiemanuale auch zur Behandlung der kPTBS geeignet sind. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Anwendung neuer Kriterien stellt Praktiker_innen und Forscher_innen vor Herausforderungen. Bisherige Ergebnisse deuten an, dass die kPTBS gut behandelbar ist.


Author(s):  
Franka Metzner ◽  
Kristina Dahm ◽  
Hertha Richter-Appelt ◽  
Silke Pawils ◽  
Miriam Juliane Moulaa-Edmondson ◽  
...  

Zusammenfassung. Fragestellung: Kinder und Jugendliche entwickeln nach interpersonellen Typ-2-Traumata häufig Symptome, die über die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) hinausreichen. Zur Umschreibung der Symptomatik wurde die bisher wenig untersuchte Entwicklungstraumastörung (ETS; van der Kolk et al., 2009) vorgeschlagen. Methodik: Die Arztbriefe von n = 161 1- bis 18-jährigen Patienten (61 % weiblich) einer Spezialsprechstunde für traumatisierte Kinder und Jugendliche einer Kinder- und Jugendpsychiatrie wurden anhand eines strukturierten Codierungsbogens geratet und über einen adaptierten ETS-Algorithmus analysiert. Ergebnisse: 77 % der PatientInnen erlebten interpersonelle Typ-2-Traumata; 6 % erfüllten die adaptierte ETS-Diagnose. Alle ETS-Kriterien lagen bei Kindern und Jugendlichen mit interpersonellen Typ-2-Traumata häufiger vor als bei PatientInnen mit akzidentiellem bzw. Typ-1-Trauma, wobei die Unterschiede für die ETS-Kriterien B (Affektive und physiologische Dysregulation) und G (Teilhabebeeinträchtigungen) statistische Signifikanz auf dem angepassten Signifikanzniveau von 0.2 % erreichten. Signifikante Alters- oder Geschlechtsunterschiede wurden nicht gefunden. Die Gruppe der Kinder unter 7 Jahren wurde hinsichtlich ihrer posttraumatischen Symptomatik deskriptiv analysiert. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass zwar viele Kinder und Jugendliche über die PTBS hinausreichende Symptome entwickelt haben, aber nur ein geringer Teil die ETS-Diagnose erfüllt hat. Angesichts der teilweise unspezifischen und widersprüchlichen Befunde erscheinen weitere Studien mit größeren Stichproben, den vollständigen ETS-Kriterien und diagnosespezifischen Instrumenten zu der bisher wenig empirisch erforschten ETS als sinnvoll und notwendig.


2020 ◽  
Vol 15 (04) ◽  
pp. 40-45
Author(s):  
Marie Wortberg

SummaryMenschen mit Traumaerfahrungen fällt es zu Beginn einer Therapie oft schwer, sich bezüglich ihres Traumas zu öffnen, weshalb in der Therapie zunächst ein Vertrauensverhältnis geschaffen wird. Im Fall von Johanna B. haben Traumaerfahrungen aus ihrer Kindheit eine Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (K-PTBS) mit dissoziativen Symptomen und Angststörungen ausgelöst. In der Therapie mit Patienten mit Traumaerfahrungen können Körperspürübungen, individuell gemischte spagyrische Mittel und Gemmotherapeutika die traumatherapeutische Begleitung unterstützen.


2019 ◽  
Vol 69 (12) ◽  
pp. 480-480

Die komplexe posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS) wird erstmals im ICD-11 beschrieben und umfasst neben den Symptomen der PTBS Zeichen einer gestörten Selbstorganisation. Da für die Symptome eine Netzwerkstruktur angenommen wird, für die der Beleg einer Generalisierbarkeit für sämtliche Bevölkerungsgruppen bis heute fehlt, haben Knefel und Team nun die Symptomstrukturen von Patienten aus 4 verschiedenen Ländern miteinander verglichen.


2008 ◽  
Vol 17 (4) ◽  
pp. 205-209 ◽  
Author(s):  
Rita Rosner ◽  
Maria Hagl

Bei der Posttraumatischen Belastungsstörung handelt es sich um eine vieldiskutierte Diagnose. Aktuell erörtert werden dabei die Unterschiede zwischen den beiden Diagnosesystemen DSM-IV-TR und ICD-10, deren Auswirkungen auf die klinische Praxis und spezifisch die Anwendbarkeit der Diagnosekriterien auf Kinder und Jugendliche. Außerdem werden Vorschläge zur Klassifikation im Bereich chronischer und schwerer Traumatisierung, der aktuelle Stand zur Berücksichtigung entwicklungspsychologischer Aspekte in der Modellbildung sowie Diskrepanzen zwischen Therapieforschung und Praxis dargestellt.


2018 ◽  
Vol 87 (06) ◽  
pp. 364-371 ◽  
Author(s):  
Sandy Krammer ◽  
Martin grosse Holtforth ◽  
Michael Soyka ◽  
Michael Liebrenz

Zusammenfassung Theoretischer Hintergrund Diese Studie überprüfte die Anwendbarkeit des revidierten Trauma Symptom Inventory (TSI-2) als Diagnoseverfahren für die komplexe posttraumatische Belastungsstörung (KPTBS) nach der Betaversion des ICD-11. Bislang wurde dafür kein Verfahren etabliert. Methode Auf Basis des TSI-2 wurde ein diagnostischer Algorithmus entwickelt. Dieser wurde in einer Stichprobe von 100 psychiatrisch hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit aversiven und/oder traumatischen Erfahrungen getestet. Es werden die Häufigkeit der KPTBS eingeschätzt, Geschlechts- und Altersunterschiede überprüft, sowie Gruppenunterschiede zwischen traumatisierten und nicht-traumatisierten Studienteilnehmern und solchen mit und ohne KPTBS berichtet. Ergebnisse Nach dem hier angewandten TSI-2-Algorithmus für KTPSB lag die Häufigkeit bei 5%. Es wurden tendenzielle Geschlechtsunterschiede bezüglich der KPTBS-Symptomatik zum Nachteil der Frauen beobachtet und jüngere Patienten waren häufiger als ältere betroffen. Traumatisierte wiesen gegenüber nicht-traumatisierten Personen ein erhöhtes Ausmass an psychopathologischer Symptomatik auf. Schlussfolgerung Diese Ergebnisse sind erste Hinweise dafür, dass es eventuell möglich ist einige Skalen des TSI-2 zu kombinieren und auf dieser Basis die wahrscheinliche Diagnose der KPTBS nach der Betaversion des ICD-11 zu stellen.


Author(s):  
Sefik Tagay ◽  
Sonja Düllmann ◽  
Enno Hermans ◽  
Nevena Repic ◽  
Regina Hiller ◽  
...  

Fragestellung: Angesichts der klinischen und wissenschaftlichen Bedeutung traumatischer Ereignisse und posttraumatischer Störungen hatte unsere Studie die Entwicklung und Überprüfung des Essener Trauma-Inventars für Kinder und Jugendliche (ETI-KJ) zum Ziel. Das neue Instrument erfasst ein breites Spektrum an potenziell traumatischen Ereignissen und soll ein geeignetes Screeningverfahren zur Identifikation der beiden Traumafolgestörungen Akute Belastungsstörung und Posttraumatische Belastungsstörung nach DSM-IV darstellen. Methodik: Das ETI-KJ wurde an einer Stichprobe von 276 Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren im Hinblick auf seine psychometrischen Kennwerte an klinischen und nicht klinischen Gruppen überprüft. Ergebnisse: Es fanden sich gute bis sehr gute Reliabilitätskennwerte, insbesondere für die Gesamtskala des ETI-KJ ergab sich eine sehr hohe interne Konsistenz. Die a priori angenommene Vier-Faktoren-Struktur (Intrusion, Vermeidung, Hyperarousal, Dissoziation) fand empirische Bestätigung. Hinweise auf eine sehr gute Konstruktvalidität zeigten sich durch signifikante Korrelationen des ETI-KJ mit weiteren Traumaskalen, Maßen der psychischen Befindlichkeit und der Ressourcenausstattung. Schlussfolgerungen: Mit dem ETI-KJ liegt im deutschen Sprachraum erstmals ein ökonomisches, reliables und valides Screeninginstrument zur differenzierten Erfassung traumatischer Ereignisse und posttraumatischer Störungen vor, dessen Einsatz sich sowohl im Forschungs- als auch im klinischen Kontext empfiehlt.


Author(s):  
Frauke Schultze-Lutter ◽  
Franz Resch ◽  
Eginhard Koch ◽  
Benno G. Schimmelmann

Die Früherkennung und Frühbehandlung von Personen mit erhöhtem Psychoserisiko gilt derzeit als vielversprechende Strategie, die weitreichenden negativen Konsequenzen psychotischer Störungen zu reduzieren. Die beiden derzeitigen Risikokriteriensätze, die «ultra-high risk» und die Basissymptom-Kriterien, wurden vorwiegend an Erwachsenenstichproben entwickelt. Erste Studien sprechen dafür, dass diese Kriterien nur eingeschränkt auf Kinder und Jugendliche übertragbar sein könnten. Für die «ultra-high risk»-Kriterien gibt es Hinweise, dass einige attenuierte psychotische Symptome im Jugendalter möglicherweise nicht ausreichend spezifisch und, wenn beobachtbare Verhaltenskorrelate fehlen, kurze intermittierende psychotische Symptome im Kindesalter schwer klassifizierbar sind. Auch für die Basissymptom-Kriterien liegen nur sehr vorläufige Hinweise auf ihre Eignung bei Kindern und Adoleszenten vor. Da entwicklungsbezogene Besonderheiten auch bei der Erhebung von Basissymptomen berücksichtigt werden sollten, wurde eine Kinder- und Jugendversion des Schizophrenia Proneness Instrument (SPI-CY) entwickelt, die in der vorgelegten Arbeit vorgestellt wird. Somit sind gezielte Studien zur Validierung und ggf. Adaptation der Risikokriterien für Kinder und Jugendliche dringend erforderlich, insbesondere wenn ein «Prodromal Risk Syndrome for Psychosis» oder «Attenuated Psychotic Symptoms Syndrome» in das DSM-5 aufgenommen wird. In diesem Fall müsste betont werden, dass die klinisch-prognostische Validität dieses Risikosyndroms für Kinder und Jugendliche noch unzureichend geklärt ist.


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