Das Essener Trauma-Inventar für Kinder und Jugendliche (ETI-KJ)

Author(s):  
Sefik Tagay ◽  
Sonja Düllmann ◽  
Enno Hermans ◽  
Nevena Repic ◽  
Regina Hiller ◽  
...  

Fragestellung: Angesichts der klinischen und wissenschaftlichen Bedeutung traumatischer Ereignisse und posttraumatischer Störungen hatte unsere Studie die Entwicklung und Überprüfung des Essener Trauma-Inventars für Kinder und Jugendliche (ETI-KJ) zum Ziel. Das neue Instrument erfasst ein breites Spektrum an potenziell traumatischen Ereignissen und soll ein geeignetes Screeningverfahren zur Identifikation der beiden Traumafolgestörungen Akute Belastungsstörung und Posttraumatische Belastungsstörung nach DSM-IV darstellen. Methodik: Das ETI-KJ wurde an einer Stichprobe von 276 Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren im Hinblick auf seine psychometrischen Kennwerte an klinischen und nicht klinischen Gruppen überprüft. Ergebnisse: Es fanden sich gute bis sehr gute Reliabilitätskennwerte, insbesondere für die Gesamtskala des ETI-KJ ergab sich eine sehr hohe interne Konsistenz. Die a priori angenommene Vier-Faktoren-Struktur (Intrusion, Vermeidung, Hyperarousal, Dissoziation) fand empirische Bestätigung. Hinweise auf eine sehr gute Konstruktvalidität zeigten sich durch signifikante Korrelationen des ETI-KJ mit weiteren Traumaskalen, Maßen der psychischen Befindlichkeit und der Ressourcenausstattung. Schlussfolgerungen: Mit dem ETI-KJ liegt im deutschen Sprachraum erstmals ein ökonomisches, reliables und valides Screeninginstrument zur differenzierten Erfassung traumatischer Ereignisse und posttraumatischer Störungen vor, dessen Einsatz sich sowohl im Forschungs- als auch im klinischen Kontext empfiehlt.

2008 ◽  
Vol 17 (4) ◽  
pp. 205-209 ◽  
Author(s):  
Rita Rosner ◽  
Maria Hagl

Bei der Posttraumatischen Belastungsstörung handelt es sich um eine vieldiskutierte Diagnose. Aktuell erörtert werden dabei die Unterschiede zwischen den beiden Diagnosesystemen DSM-IV-TR und ICD-10, deren Auswirkungen auf die klinische Praxis und spezifisch die Anwendbarkeit der Diagnosekriterien auf Kinder und Jugendliche. Außerdem werden Vorschläge zur Klassifikation im Bereich chronischer und schwerer Traumatisierung, der aktuelle Stand zur Berücksichtigung entwicklungspsychologischer Aspekte in der Modellbildung sowie Diskrepanzen zwischen Therapieforschung und Praxis dargestellt.


Author(s):  
Kathrin Rothmann ◽  
Jana-Mareike Hillmer ◽  
Daniela Hosser

Fragestellung: Die vorliegende Studie überprüft die Wirksamkeit des Musikalischen Konzentrationstrainings mit Pepe (MusiKo mit Pepe) für fünf- bis zehnjährige Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen. Methodik: In einem Prä-Post-Kontrollgruppendesign (N = 108) wurden Veränderungen der Aufmerksamkeitsleistung mittels der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung für Kinder (KiTAP) sowie Veränderungen der kindlichen Lebensqualität mittels des Fragebogens für Kinder (KINDL-R) erfasst. Zusätzlich wurden Fremdbeurteilungsbögen zur Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (FBB-ADHS) sowie zur Störung des Sozialverhaltens (FBB-SSV) des Diagnostik-Systems für psychische Störungen nach ICD-10 und DSM-IV für Kinder und Jugendliche II und der Eltern- und der Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen (CBCL, TRF) eingesetzt. Ergebnisse: Es zeigen sich für die am Training teilnehmenden Kinder im Vergleich zu der Kontrollgruppe über die Zeit signifikante Verbesserungen der Aufmerksamkeitsleistung sowie der Lebensqualität. Darüber hinaus ergibt sich eine signifikante Reduktion der ADHS-Symptomatik im Eltern- und Lehrerurteil sowie eine Verminderung der Internalisierenden Probleme im Elternurteil. Die Behandlungseffektivität ist unabhängig von Alter, Geschlecht, Intelligenz und Migrationshintergrund der teilnehmenden Kinder. Schlussfolgerung: Das musikbasierte Trainingsprogramm MusiKo mit Pepe stellt eine wirkungsvolle Maßnahme zur Behandlung von Aufmerksamkeitsproblemen dar, sollten sich diese Effekte in Replikationsstudien bestätigen.


Author(s):  
Franka Metzner ◽  
Kristina Dahm ◽  
Hertha Richter-Appelt ◽  
Silke Pawils ◽  
Miriam Juliane Moulaa-Edmondson ◽  
...  

Zusammenfassung. Fragestellung: Kinder und Jugendliche entwickeln nach interpersonellen Typ-2-Traumata häufig Symptome, die über die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) hinausreichen. Zur Umschreibung der Symptomatik wurde die bisher wenig untersuchte Entwicklungstraumastörung (ETS; van der Kolk et al., 2009) vorgeschlagen. Methodik: Die Arztbriefe von n = 161 1- bis 18-jährigen Patienten (61 % weiblich) einer Spezialsprechstunde für traumatisierte Kinder und Jugendliche einer Kinder- und Jugendpsychiatrie wurden anhand eines strukturierten Codierungsbogens geratet und über einen adaptierten ETS-Algorithmus analysiert. Ergebnisse: 77 % der PatientInnen erlebten interpersonelle Typ-2-Traumata; 6 % erfüllten die adaptierte ETS-Diagnose. Alle ETS-Kriterien lagen bei Kindern und Jugendlichen mit interpersonellen Typ-2-Traumata häufiger vor als bei PatientInnen mit akzidentiellem bzw. Typ-1-Trauma, wobei die Unterschiede für die ETS-Kriterien B (Affektive und physiologische Dysregulation) und G (Teilhabebeeinträchtigungen) statistische Signifikanz auf dem angepassten Signifikanzniveau von 0.2 % erreichten. Signifikante Alters- oder Geschlechtsunterschiede wurden nicht gefunden. Die Gruppe der Kinder unter 7 Jahren wurde hinsichtlich ihrer posttraumatischen Symptomatik deskriptiv analysiert. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass zwar viele Kinder und Jugendliche über die PTBS hinausreichende Symptome entwickelt haben, aber nur ein geringer Teil die ETS-Diagnose erfüllt hat. Angesichts der teilweise unspezifischen und widersprüchlichen Befunde erscheinen weitere Studien mit größeren Stichproben, den vollständigen ETS-Kriterien und diagnosespezifischen Instrumenten zu der bisher wenig empirisch erforschten ETS als sinnvoll und notwendig.


Diagnostica ◽  
2011 ◽  
Vol 57 (2) ◽  
pp. 84-98 ◽  
Author(s):  
Annette F. Bölter ◽  
Julia Lange ◽  
Bernd Anger ◽  
Christian Geiser ◽  
Heinz-Martin Süß ◽  
...  

Zusammenfassung. Nach DSM-IV können lebensbedrohliche Erkrankungen wie Krebs eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) auslösen. Der Erfassung mit üblichen PTSD-Diagnoseinstrumenten wie der Impact-of-Event-Scale (IES-R) mangelt es jedoch an Validität. Methodik: Ein krebsspezifisches PTSD-Konzept wurde theoriebasiert entwickelt und über die IES-R sowie neu formulierte Items erfasst. 400 Rehabilitationspatienten mit heterogenen Tumordiagnosen und Diagnosestellung vor max. einem Jahr wurden untersucht. Faktorenanalytisch (CFA) wurde ein Screeninginstrument, der Fragebogen zur krebsspezifischen posttraumatischen Belastung (PTB-KS), entwickelt. Der Reliabilitätsanalyse folgte eine Konstruktvalidierung. Ergebnis: Die statistischen Analysen unterstützen die Modellannahmen (χ2/df = 2.28; CFI = .960; RMSEA = .057). Der PTB-KS umfasst auf vier Skalen Intrusionen und Vermeidung (IES-R), krebsspezifische Belastung sowie Fehlanpassung. Reliabilität und konvergente Validität sind zufriedenstellend, die diskriminante Validität ist nicht hinreichend gesichert. Diskussion: Das erweiterte diagnostische Modell verbessert die Erfassung von posttraumatischer Belastung bei Krebspatienten. Aus klinischer Sicht eignet es sich trotz methodischer Einschränkungen als Screeninginstrument.


2015 ◽  
Vol 24 (3) ◽  
pp. 131-136 ◽  
Author(s):  
Rita Rosner ◽  
Maria Hagl ◽  
Ulrike Petermann

Mit der Einführung des DSM-5 wurden die Traumafolgestörungen in einem neuen Kapitel „Trauma- und belastungsbezogene Störungen” gruppiert. Außerdem sollte einer Entwicklungsperspektive mehr Rechnung getragen werden, z. B. mit der Einführung spezifischer Kriterien für die posttraumatische Belastungsstörung bei Kindern unter sechs Jahren. Auch in der geplanten elften Auflage der ICD wird es ein derartiges Kapitel geben, wobei hier aller Voraussicht nach neue Diagnosen inkludiert werden, nämlich die komplexe posttraumatische Belastungsstörung und die anhaltende Trauerstörung. Neben der weiteren Adaption dieser Diagnosen auf Kinder und Jugendliche sollten die zukünftigen Forschungsbemühungen verstärkt spezielle Patientengruppen berücksichtigen und die Dissemination der als wirksam evaluierten traumafokussierten Therapieverfahren vorantreiben.


2006 ◽  
Vol 35 (1) ◽  
pp. 12-20 ◽  
Author(s):  
Ulrike Gäbel ◽  
Martina Ruf ◽  
Maggie Schauer ◽  
Michael Odenwald ◽  
Frank Neuner

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Posttraumatische Belastungsstörungen (PTSD) spielen in der Asylverfahrenspraxis eine zunehmende Rolle. Dennoch liegen bislang keine Daten zur Prävalenz unter Asylbewerbern in Deutschland vor. Auch ist nicht bekannt, inwieweit Einzelentscheider des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (BAFl) Anzeichen auf eine Traumatisierung bei der Anhörung erkennen können. Fragestellungen: Stellt PTSD eine relevante Größe unter Asylbewerbern in Deutschland dar? Können Einzelentscheider mit Hilfe von Kurzinstrumenten Anzeichen auf eine PTSD erkennen? Methode: eigens geschulte Einzelentscheider befragten 76 Asyl-Erstantragsteller mit der eng am DSM-IV orientierten PDS (Posttraumatic Diagnostic Scale). 42 dieser Personen wurden in einem klinisch strukturierten Interview anhand der Sektion N des M-CIDI ausführlich nachuntersucht. Ergebnisse: Bei Asylsuchenden beträgt die PTSD-Punkt-Prävalenz ca. 40%. Es ergab sich keine überzufällige Erkennung dieser psychischen Erkrankung durch die Einzelentscheider. Schlussfolgerungen: Die Posttraumatische Belastungsstörung tritt bei Asylbewerbern in Deutschland deutlich häufiger auf als bisher angenommen. Die Schwierigkeit, traumatische Erfahrungen und resultierende PTSD-Symptome im Rahmen der Erstanhörung durch geschulte Mitarbeiter des BAFl zu erkennen, weist auf eine gewisse Verbesserungswürdigkeit der Verfahrensökononie des Asylverfahrens hin.


2011 ◽  
Vol 30 (01/02) ◽  
pp. 59-65
Author(s):  
K. E. Buchmann ◽  
J. Kepplinger ◽  
S. Rösch ◽  
F. A. Muthny ◽  
E. Bayard

ZusammenfassungHintergrund: 2002 waren über dem Bodensee eine amerikanische Frachtmaschine und ein russisches Passagierflugzeug kollidiert und 71 Tote zu beklagen, darunter 45 Kinder. Methodik: Polizeibeamte, die an dem Einsatz beteiligt waren, wurden ein Jahr danach per Fragebogen anonym auf eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) untersucht, wobei primär die PTBS-Symptom-Scale-Self-Report (PSS-SR) eingesetzt wurde. Ziel der vorliegenden Arbeit war eine Reanalyse des Datensatzes durch eine multivariate Analyse möglicher Einflussfaktoren und im Hinblick auf Kennzeichen von Risikoclustern. Die PSS-SR erfasst anhand von 17 Items die Kriterien des DSMIV in den Bereichen Wiedererleben, Übererregung und Vermeidung. Die Datenbasis bildeten Antworten einer Stichprobe von 1 103 Polizeibeamten. Ergebnisse: Die Kriterien des Vollbildes einer PTBS nach dem DSM-IV erfüllten ein Jahr nach dem Ereignis 3,1% der Beamten; nach der ICD-10 waren es 7,0%; subsyndromale Scores wurden wesentlich häufiger gemessen. Bivariate Zusammenhänge mit dem PSS-Gesamtscore zeigten vor allem Alter, Gesamtzeit des Einsatzes und die Zahl berichteter belastender Einzelergebnisse: allerdings wurden nur Korrelationen von maximal r = 0,25 erreicht. Die Clusteranalyse ergab ein belastetes Risikocluster (ca. 20% der Beamten) mit hohen PTBS-Werten (MW = 4,4), das durch die relativ längsten Einsatzzeiten (und eine entsprechend höchste Zahl belastender Ereignisse), vor allem aber durch eine intensive Konfrontation mit Leichen charakterisiert ist. Die Ergebnisse zeigen eine ausgeprägte Dosis- Wirkungsbeziehung im Hinblick auf einsatzspezifische Belastungen und die Entwicklung einer PTBS. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse sprechen klar für besondere Nachbetreuungsangebote für Beamte mit dieser Risikokonstellation, unabhängig, ob persönlicher Betreuungsbedarf geäußert bzw. im Screening- Fragebogen angegeben wird.


2012 ◽  
pp. 7-21
Author(s):  
Andrea Epifani
Keyword(s):  
A Priori ◽  

Il problema della struttura latente dei costrutti è centrale in psicologia clinica e in psichiatria. Spesso queste discipline si avvalgono di etichette diagnostiche create arbitrariamente, le quali vengono considerate a priori come indicative di reali differenze qualitative tra i soggetti. Il DSM-IV-TR rappresenta un esempio di questa tendenza. Tuttavia la struttura latente di un costrutto dovrebbe essere esaminata empiricamente, tramite strumenti statistici che siano in grado di valutare se un campione di soggetti, esaminati in base a un determinato costrutto, mostra differenze quantitative (continue) oppure qualitative (categoriali) tra i soggetti. Nel primo caso il campione avrà un'unica classe latente dimensionale; nel secondo avrà almeno due classi latenti, una definita taxonica, l'altra complemento. Una delle metodologie più affidabili per testare la struttura latente è il metodo tassometrico, il quale comprende una serie di tecniche che si basano sull'analisi della relazione tra gli indicatori di un costrutto, esaminandone il comportamento matematico. L'ispezione delle curve generate dalle tecniche tassometriche permette di trarre conclusioni circa la struttura latente, che può essere categoriale oppure dimensionale. Il metodo tassometrico ha ricevuto diverse validazioni ed è stato ampiamente utilizzato negli ultimi anni, proponendosi come una metodologia potente e affidabile nello studio della struttura latente.


PPH ◽  
2020 ◽  
Vol 26 (01) ◽  
pp. 41-48
Author(s):  
Anja Maria Reichel

ZusammenfassungTraumatische Erfahrungen, wie körperliche oder sexuelle Gewalt, aber auch Krieg und Unfälle, können dazu beitragen, dass sich eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt. Um traumatisierte Menschen auf ihrem Genesungsweg begleiten zu können, müssen Pflegende wissen, was die Betroffenen brauchen. Unsere Autorin hat deshalb ein traumaspezifisches Behandlungskonzept entwickelt, das sich am Bedarf der Betroffenen orientiert und individuell zugeschnittene Hilfe ermöglicht.


2009 ◽  
Vol 24 (S1) ◽  
pp. 1-1
Author(s):  
P. Michalopoulou ◽  
P. Oulis ◽  
G. Konstantakopoulos ◽  
L. Lykouras

Several shortcomings of the current psychodiagnostic manuals (DSM-IV, ICD-10) with respect to obsessive-compulsive disorder, such as the diagnostic parity of obsessions and compulsions and the deficient conceptualization of compulsions might artificially inflate the clinical prevalence of obsessive-compulsive (OC) symptoms in the course of schizophrenic disorders. Still, one cannot exclude on purely a priori grounds the possibility of a genuine coexistence of OC symptoms along with delusions in patients with schizophrenia. the aim of the present study was to provide a contrastive conceptual analysis of typical features of obsessions versus those of delusions and correlatively of compulsions versus delusionally-motivated repetitive behaviours, supplemented by four relevant vignettes as clinical tests of its adequacy. Although preliminary, the results of our conceptual and illustrative analyses suggest that General Psychopathology can afford the conceptual resources for the accurate differential diagnosis obsession/compulsions from delusions/delusionally-motivated repetitive behaviours. in turn, this would provide a more solid clinical ground for the investigation of the epidemiology and the pathophysiology of OC symptoms in schizophrenic disorders.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document