Evaluation eines Pilotprojekts zur strukturierten Fortbildung pädagogischer Fach- und Lehrkräfte im Umgang mit Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen in Rheinland-Pfalz

2019 ◽  
Vol 14 (02) ◽  
pp. 124-131
Author(s):  
Raphael Gutzweiler ◽  
Marlies Neese ◽  
Dorothea Reichert ◽  
Laura Kraus ◽  
Tina In-Albon

Zusammenfassung Einleitung Typ-1-Diabetes (T1D) im Kindes- und Jugendalter ist eine häufige und zunehmende chronische Erkrankung. Um Bedürfnissen Betroffener in Kindergarten und Schule gerecht zu werden, sind strukturierte Fortbildungen für pädagogische Fach- und Lehrkräfte erforderlich. In Deutschland gibt es bislang keine standardisierten Seminare zum Umgang mit T1D bei Kindern und Jugendlichen, die in Weiterbildungsveranstaltungen für pädagogische Fach- und Lehrkräfte aufgenommen wurden. Initiiert durch den Verein „Hilfe für Kinder und Jugendliche bei Diabetes mellitus e. V.“, fanden im Rahmen eines Pilotprojekts 41 Seminare in Rheinland-Pfalz statt. Material und Methoden Die teilnehmenden pädagogischen Fach- und Lehrkräfte (N = 825) füllten vor und nach dem Seminar sowie nach 6 Monaten Fragebögen zum Kompetenzerleben und zum Wissensstand aus. Zudem wurde direkt nach dem Seminar eine Einschätzung der Seminarinhalte erhoben. Ergebnisse Es zeigte sich eine hohe Akzeptanz der Seminare durch die Teilnehmer*innen. Im Vergleich zum Stand vor dem Seminar verfügten die pädagogischen Fach- und Lehrkräfte im Anschluss über mehr diabetesspezifisches Wissen (Cohens d = 1,34), das nach sechs Monaten (d = 1,3) auf einem stabil hohen Niveau blieb. Die selbsteingeschätzte Kompetenz im Umgang mit T1D stieg mit dem Besuch des Seminars deutlich an (d = 1,67), nahm im Katamnesezeitraum ab (d = – 0,38), blieb jedoch weiterhin auf einem höheren Niveau als vor Beginn des Seminars (d = 1,17). Diskussion Die Ziele des Pilotprojekts können mit der Steigerung des diabetesspezifischen Wissens und der selbsteingeschätzten Kompetenz im Umgang mit T1D bei den teilnehmenden pädagogischen Fach- und Lehrkräften als erreicht angesehen werden. Die Aufnahme von Seminaren in die Regelfortbildung der pädagogischen Fach- und Lehrkräfte kann diese im Umgang mit T1D unterstützen und zur besseren Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit T1D beitragen.

2005 ◽  
Vol 5 (04) ◽  
pp. 198-200 ◽  
Author(s):  
Angela Galler ◽  
Wieland Kiess ◽  
Thomas Kapellen

ZusammenfassungDurch eine gemeinsame genetische Suszeptibilität haben Kinder und Jugendliche mit einem Typ-1-Diabetes mellitus ein deutlich höheres Risiko an einer Schilddrüsenautoimmunerkrankung zu erkranken. Dabei ist die Prävalenz einer manifesten Hypothyreose etwa 2– bis 5-mal höher als bei gleichaltrigen gesunden Kindern und Jugendlichen. Häufiger noch sind eine subklinische Hypothyreose oder ein positiver Nachweis von Antikörpern (TPO oder Thyreoglobulin). Daher wird derzeit ein Screening (TSH, TPO-AK) alle 1–2 Jahre empfohlen. Bei subklinischer Thyreoiditis (mehrfach erhöhtes TSH oder sonographische Auffälligkeiten plus Nachweis von Antikörpern) sollte eine Behandlung mit L-Thyroxin begonnen werden.


2001 ◽  
Vol 21 (04) ◽  
pp. 159-166 ◽  
Author(s):  
H. U. Häring ◽  
B. M. Balletshofer

ZusammenfassungEndotheliale Funktionsstörungen zeigen eine hohe Korrelation sowohl zu atherosklerotischen Gefäßerkrankungen als auch zu isoliert vorliegenden kardiovaskulären Risikofaktoren. Bei Patienten mit Diabetes mellitus, gestörter Glukosetoleranz und bereits bei normoglykämischen insulinresistenten Nachkommen von Typ-2-Diabetikern findet sich eine erhöhte Prävalenz endothelabhängiger Funktionsstörungen. Im Sinne antiatherosklerotischer Schutzmechanismen der Gefäßwand scheint vor allem der endothelabhängigen Stickoxid-(NO-)Produktion eine wesentliche Rolle zuzukommen. NO ist involviert in Schlüsselereignisse in der Pathogenese der Atherosklerose, wie z.B. Störungen der Vasotonusregulation, der Thrombozyten-Gefäßwand-Interaktion, der Monozytenadhäsion und der Proliferationshemmung der glatten Gefäßmuskulatur. Deshalb könnte die nachweisbare Reduktion der endothelialen NO-Bioverfügbarkeit bei Patienten mit Insulinresistenz zum beschleunigten Ablauf atherosklerotischer Gefäßveränderungen beitragen. Der Mangel an NO stellt am ehesten einen Summationseffekt aus metabolisch induzierter Hemmung der NO-Synthase-Aktivität (z.B. durch nicht veresterte Fettsäuren) und parallel beschleunigtem NO-Abbau durch oxidativen Stress dar. Die vermehrte Bildung reaktiver Sauerstoffverbindungen resultiert u.a. aus einer gesteigerten NAD(P)H-Oxidase-Aktivität, Interaktionen sog. »advanced glycosylated end products« (AGE) und einer Erhöhung der Aldose-Reduktaseaktivität bei Hyperglykämie mit einer Verarmung an NAD(P)H, einem Kosubstrat der NO-Synthese aus L-Arginin. Auf der anderen Seite lassen sich bei Diabetikern Störungen antioxidativer Abwehrsysteme nachweisen, wie z.B. im Sinne einer verminderten Superoxid-Dismutase-Aktivität. Somit entsteht bereits in der Phase des Prädiabetes ein Circulus vitiosus mit relevant pro-atherosklerotischem Potenzial. Interventionsstudien belegen eine potenzielle Reversibilität dieser funktionellen Gefäßschäden.


Author(s):  
Manuel Schabus ◽  
Esther-Sevil Eigl

ZusammenfassungDie Umfrage „Jetzt Sprichst Du!“ veranschaulicht eindrücklich die psychosozialen Belastungen und die Beeinträchtigung von Kindern und Jugendlichen in Österreich während der aktuellen Coronapandemie. Im Rahmen einer Online-Umfrage wurden 5483 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren bezüglich ihrer Gefühle, Ängste, Sorgen und Einschätzungen im Zusammenhang mit der Coronapandemie befragt. Es zeigt sich, dass die Kinder und Jugendlichen durch die Situation geängstigt sind und Mädchen hierbei über alle Altersgruppen hinweg stärker belastet sind. In diesem Zusammenhang wird auch deutlich, dass das Risiko einer COVID-19-assoziierten Hospitalisierung ähnlich wie bei Erwachsenen von den Kindern wie Jugendlichen massiv überschätzt wird. Auch macht sich in allen Altersgruppen eine hohe Perspektivenlosigkeit aufgrund der anhaltend herausfordernden Situation bemerkbar. Ferner häufen sich Gefühle von Wut, Ärger, Einsamkeit und Traurigkeit und es zeigt sich eine alarmierende Verschlechterung der Schlafqualität und eine Zunahme der Schlafproblematiken. Die Daten der Umfrage „Jetzt Sprichst Du!“ betonen die Notwendigkeit eines unabdingbaren und raschen Handelns, um sowohl die psychosozialen, entwicklungspsychologischen als auch gesundheitlichen Kollateralschäden in dieser jungen Altersgruppe einzudämmen, soweit dies heute noch möglich ist.


Author(s):  
Wiebke Hoffmann ◽  
Monika Heinzel-Gutenbrunner ◽  
Katja Becker ◽  
Inge Kamp-Becker

Fragestellung: Zum Screening von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) stehen verschiedene Fragebogenverfahren zur Verfügung. Leider zeigen neuere Studien, dass diese Verfahren zwar tatsächlich in der Lage sind, betroffene Personen mit ASS zu identifizieren, aber bezüglich der differentialdiagnostischen Abgrenzung zu anderen komplexen Störungsbildern (z. B. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung [ADHS], emotionale Störungen, Persönlichkeitsstörungen), insbesondere bei Personen ohne deutliche kognitive Beeinträchtigung, Probleme aufweisen (niedrige Spezifität). Methodik: In der vorliegenden Studie wurde an einer großen Inanspruchnahme-Stichprobe aus 309 Patienten (153 mit ASS, 156 mit sonstigen psychischen Störungen, IQ > 70) geprüft, inwiefern ausgewählte Items des ADI-R im Screening-Prozess von hochfunktionalen ASS eingesetzt werden können. Ergebnisse: Bei einem Cut-off von 5 zeigte sich eine hohe Sensitivität (0.93), bei einem Cut-off von 6 eine gute Spezifität (0.74). Dieses Ergebnis blieb für verschiedene Untergruppen (Einteilung nach Diagnose/Alter/IQ/Geschlecht) stabil. Schlussfolgerung: Insgesamt hat sich gezeigt, dass acht Interviewfragen des ADI-R dazu dienen können, Kinder und Jugendliche mit hochfunktionaler ASS von solchen mit anderen psychischen Störungen zu unterscheiden. Die Kombination aus früh beginnenden, ausgeprägten Auffälligkeiten im sozialen Kontakt mit stereotypen oder zwanghaft-ritualisierten Verhalten oder Interessen kann anhand weniger Fragen zu Screening-Zwecken ermittelt werden. Jedoch ist im weiteren Verlauf eine ausführliche und spezifische weitere kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik notwendig.


Author(s):  
Esther Müller-Godeffroy ◽  
Kirsten Mönkemöller ◽  
Eggert Lilienthal ◽  
Bettina Heidtmann ◽  
Marianne Becker ◽  
...  

Zusammenfassung Fragestellung Assoziation zwischen Bildungsstand (BldS) der Eltern und diabetesbezogenen Outcomes bei Kindern mit Typ-1-Diabetes in Deutschland und Vergleich mit deren sozioökonomischem Status (SES). Material und Methode 1781 Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes mellitus unter 18 Jahren aus 13 deutschen Diabeteszentren wurden von Juni 2013 bis Juni 2014 in die Studie eingeschlossen und Assoziationen des familiären BldS mit verschiedenen Diabetesoutcomes analysiert. Die Analyse wurde als Sekundäranalyse anhand des Datensatzes der DIAS-Studie durchgeführt. Diese hatte Assoziationen eines niedrigen SES (gemessen mit einem Index aus BldS, beruflicher Stellung und Haushaltseinkommen der Eltern) mit ungünstigen Diabetes- und Versorgungsoutcomes ermittelt. Die vorliegende Sekundäranalyse untersuchte Assoziationen derselben Outcomes mit dem BldS der Eltern, um zu prüfen, ob sich der BldS als vereinfachter Indikator für die Routinemessung des SES eignet.Die Daten wurden mittels der DPV-Software (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation) erfasst, die Analysen erfolgten je nach Verteilungscharakteristika der Outcomes mittels linearer, logistischer, negativ-binomialer oder Poisson-Modellen unter Adjustierung für Alter, Geschlecht, Diabetesdauer, jeweils mit und ohne zusätzliche Adjustierung für Migrationshintergrund. Ergebnisse Niedriger familiärer BldS war im Vergleich zu mittlerem/hohem BldS mit einer schlechteren glykämischen Einstellung (HbA1c) (8,1 % versus 7,8 %, p < 0,0001/7,6 %, p < 0,0001) und einem geringeren prozentualen Anteil an Insulinpumpennutzung (42,7 % versus 56,3 %, p < 0,0001/52,5 %, p < 0,01) assoziiert. Weiterhin zeigten die Gruppen mit niedrigem im Vergleich zu mittlerem/hohem BldS seltenere tägliche Blutzuckerselbstmessungen, einen höheren Body-Mass-Index und längere stationäre Aufenthalte. Schwere Hypoglykämien und Ketoazidosen traten bei Patienten mit niedrigem BldS nicht häufiger auf. Der BldS der Eltern differenzierte dabei mindestens genauso gut zwischen den sozialen Gruppen wie der mit einem komplexen Indikator gemessene SES. Zusammenfassung Der BldS der Eltern ist ein bedeutsamer Prädiktor für Gesundheits- und Versorgungsoutcomes bei Kindern mit Typ-1-Diabetes und sollte in der personalisierten Diabetestherapie von Kindern und Jugendlichen mehr Berücksichtigung erfahren. Als kurzer und leicht zu erhebender Indikator bildet er einen guten Näherungswert für die Routineerhebung der individuellen Stellung der Patientinnen und Patienten in der Sozialhierarchie in Diabetes-Standarddokumentationen.


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