Verbesserung der psychischen Gesundheit und Bindung bei postpartal psychisch erkrankten Frauen – Evaluation einer interaktionszentrierten Therapie in einer Mutter-Kind-Tagesklinik

Author(s):  
Kerstin Weidner ◽  
Juliane Junge-Hoffmeister ◽  
Anne Coenen ◽  
Ilona Croy ◽  
Antje Bittner

Zusammenfassung Ziele Frauen mit postpartalen psychischen Störungen zeigen häufig eine verzögerte Bindungsentwicklung zum Kind mit negativen Folgen für die kindliche Entwicklung. In mehreren Ländern wurde nachgewiesen, dass eine spezifische Mutter-Kind-Behandlung positiv auf die mütterliche Psychopathologie und die Bindungsentwicklung wirkt. Daten für den deutschsprachigen Raum sind rar, auch aufgrund der fehlenden Angebote bei unzureichender Finanzierung. Patientinnen einer psychosomatisch-psychotherapeutischen Mutter-Kind-Tagesklinik werden mit dieser Studie charakterisiert und die Behandlung evaluiert. Methodik 270 Patientinnen wurden bei Aufnahme und Entlassung aus der Tagesklinik befragt. Die Begleitevaluation umfasste die klinischen Haupt- und Nebendiagnosen nach ICD-10, Angaben zur Behandlungsdauer, Medikation, Angaben zum Kind sowie psychometrische Fragebögen zu mütterlicher Psychopathologie sowie zur wahrgenommenen Bindung zum Kind und dem elterlichen Kompetenzerleben. Ergebnisse 75% der behandelten Frauen wiesen mehr als eine, im Mittel 2,3 psychische Diagnosen auf. Die häufigsten Hauptdiagnosen waren affektive Störungen (38,5%), neurotische, Belastungs-und somatoforme Störungen (30,7%) sowie Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (20,4%). Ca. 56% berichteten Störungen der Mutter-Kind-Bindung. Die durchschnittliche Therapiedauer betrug 32 Behandlungstage. Zwischen Aufnahme und Entlassung zeigte sich eine hochsignifikante Symptomverbesserung mit sehr hoher Effektstärke [F=288,557 (df=1), p<0,001, Eta²=0,549]. Zur Entlassung wiesen 86,6% unserer Patientinnen keine Mutter-Kind-Bindungsstörung mehr auf. Diskussion Die Ergebnisse weisen auf potentiell hohe therapeutische Effekte der bindungsfokussierten und interaktionszentrierten Behandlung für die seelische Gesundheit der Mutter, ebenso wie die für die Bindungsentwicklung zum Kind hin. Schlussfolgerung Die gemeinsame Behandlung von Mutter und Kind sollte ein fester und finanzierter Bestandteil des Versorgungssystems sein, um Chronifizierung und negative Entwicklungsfolgen für das Kind zu verhindern.

2018 ◽  
Vol 47 (3) ◽  
pp. 175-185 ◽  
Author(s):  
Julia Velten ◽  
Anne-Kathrin Bräscher ◽  
Lydia Fehm ◽  
Anne-Katharina Fladung ◽  
Thomas Fydrich ◽  
...  

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Im Jahr 2013 entstand die Initiative, Daten der universitären Psychotherapieambulanzen zusammenzuführen, um so eine deutschlandweite Forschungsdatenplattform zu schaffen. Der Forschungsverbund KODAP (Koordination der Datenerhebung und -auswertung an Forschungs-‍, Lehr- und Ausbildungsambulanzen für psychologische Psychotherapie) organisiert dieses komplexe Vorhaben. Fragestellung / Methode: In der vorliegenden Studie wird die technische und organisatorische Machbarkeit einer solchen Forschungskooperation im Hinblick auf die Übermittlung und Zusammenführung der Daten dargestellt. Gleichzeitig wird die im Jahr 2016 in den Ambulanzen behandelte Patient_innenpopulation beschrieben und es werden erste Vergleichsdaten zur Häufigkeit ICD-10-basierter Diagnosen in diesem Versorgungssegment generiert. Ergebnisse: Insgesamt stellten 16 Ambulanzen Daten von 4504 Patientinnen und Patienten (MAlter = 37.87; SD = 13.47; Range = 15 bis 86; 65.3 % weiblich) aus dem Jahr 2016 zur Verfügung. Trotz der unterschiedlichen Systeme und Formate, in denen Patient_innen- und therapiebezogene Forschungsdaten verwaltet werden, erwies sich die Übermittlung und Zusammenführung der Datensätze als machbar. Affektive Störungen (F3) und Neurotische, Belastungs- und Somatoforme Störungen (F4) machten den Großteil der vergebenen Diagnosen aus. Bei mehr als der Hälfte der Patient_innen lag mehr als eine Störungsdiagnose vor (M = 1.84; SD = 0.99; Range = 0 bis 7). Schlussfolgerungen: Diese Studie konnte zeigen, dass die Aufbereitung, Zusammenführung und Auswertung von Forschungsdaten über Ambulanzen hinweg möglich ist. Der Forderung nach einer stärkeren Ausrichtung der Psychologie in Richtung kumulativer und kooperativer Forschungsprojekte kommt das KODAP-Projekt in besonderem Maße nach.


2015 ◽  
Vol 63 (3) ◽  
pp. 181-186 ◽  
Author(s):  
Paul L. Plener ◽  
Rebecca C. Groschwitz ◽  
Cindy Franke ◽  
Jörg M. Fegert ◽  
Harald J. Freyberger

Die Adoleszenz ist häufig die Lebensphase, in der sich psychiatrische Phänomene des Erwachsenenalters erstmals manifestieren. Darüber hinaus stellt sie auch eine Phase des Übergangs zwischen den Versorgungssystemen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und dem der Psychiatrie und Psychotherapie des Erwachsenenalters dar. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der stationären psychiatrischen Versorgungssituation der Adoleszenten in Deutschland. Berichtet wird eine Analyse der stationären psychiatrischen Versorgung in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen in Deutschland in den Jahren 2003 bis 2012, basierend auf Krankenhaus Entlassdiagnosen. Trotz stagnierender Bevölkerungszahlen in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen findet sich eine deutliche Zunahme der stationären Behandlungen im Verlauf der letzten 10 Jahre. Es finden sich deutliche Unterschiede in der Häufigkeit der Behandlung von Störungsbildern der Kategorie F8 und F9 in der Altersgruppe der 15- bis unter 20-Jährigen im Vergleich zu den 20- bis unter 25-Jährigen. Die Brüche in den stationären Behandlungsraten der ICD-10 Kategorien F8 und F9 können als Hinweis auf eine mangelhaft ausgebaute Schnittstelle zwischen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Psychiatrie und Psychotherapie des Erwachsenenalters gesehen werden. Eine durchgängig über Versorgungssysteme gedachte Adoleszenzpsychiatrie könnte es schaffen diesen Übergang zu erleichtern.


2011 ◽  
Vol 30 (11) ◽  
pp. 902-907
Author(s):  
P. Schönknecht ◽  
A.-K. Allgaier ◽  
V. Henkel ◽  
U. Hegerl ◽  
R. Mergl
Keyword(s):  
Icd 10 ◽  

ZusammenfassungPatienten mit depressiven Syndromen bei starker Beeinträchtigung des psychosozialen Funktionsniveaus, die aber die nach ICD-10 oder DSM-IV-TR erforderlichen Kriterien einer depressiven Störung nur teilweise erfüllen, sind in nervenärztlichen Praxen häufig anzutreffen. Im Folgenden werden wichtige therapeutische Ansätze bei derartigen minoren Depressionen präsentiert und deren klinische Signifikanz diskutiert. Da die Evidenzbasis für eine spezifische Pharmakooder Psychotherapie unzureichend ist, kommen aktives Monitoring oder unspezifische Beratungsund Betreuungsangebote in Betracht. Spezifische Behandlungsangebote (Antidepressiva, Psychotherapie) müssen in Erwägung gezogen werden bei Suizidalität, Suizidversuchen in der Anamnese, hohem Leidensdruck, früheren depressiven Episoden, Residualsymptomatik nach majorer Depression oder positiver Familienanamnese für affektive Störungen.


2020 ◽  

Kommen Sie mit der anwendergerechten Aufbereitung und Kommentierung der Deutschen Kodierrichtlinien 2020 schneller zum Ziel! Dieses praxisnahe Handbuch erleichtert Ihnen das Erlernen und die Durchführung einer sachgerechten Kodierung der Diagnosen und Prozeduren nach den Regeln der Deutschen Kodierrichtlinien 2020, der ICD-10-GM 2020 und des OPS 2020. Die nach medizinischen Gesichtspunkten gegliederten Zusammenfassungen nach Themenbereichen, wie z.B. Tumore oder Geburtshilfe, bieten Ihnen umfangreiches Schulungsmaterial, viele Beispiele, Tipps und Kommentare aus der Praxis. Auf diese Weise profitieren Sie von der jahrelangen Praxiserfahrung des Autorenteams. Ihre Vorteile im Überblick: ▪ Mit wichtigen Aktualisierungen zu den Themen Maschinelle Beatmung, Bakteriämie, Sepsis, SIRS und Corona-Viruskrankheit ▪ Viele praxisorientierte Tipps und Beispiele ▪ Umfangreiche Lern- und Schulungsmaterialien wie Übersichten, Flussdiagramme, Tabellen und Abbildungen ▪ Kompetente Autoren, die im Krankenhaus arbeiten, ärztliche Mitarbeiter schulen und genau wissen, worauf es beim Verschlüsseln ankommt. Über den Herausgeber: Dr. med. Dipl.-Math. Albrecht Zaiß, ehemaliger Leiter der Abteilung Medizincontrolling des Universitätsklinikums Freiburg, Arbeitsschwerpunkte: medizinische Klassifikation, Basisdokumentation und Kodierung, Krankenhausinformationssysteme. Damit erarbeiten Sie sich eine solide und nachhaltige Arbeitsgrundlage, die Ihnen das rechtsverbindliche Verschlüsseln jeden Tag ein bisschen leichter macht.


2008 ◽  
Vol 37 (1) ◽  
pp. 33-42 ◽  
Author(s):  
Tina In-Albon ◽  
Andrea Suppiger ◽  
Barbara Schlup ◽  
Sascha Wendler ◽  
Jürgen Margraf ◽  
...  

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Das “Diagnostische Interview bei psychischen Störungen“ (DIPS für DSM-IV-TR; Schneider & Margraf, 2006 ) ist ein strukturiertes Interview, welches erweitert und an die DSM-IV-TR Kriterien angepasst wurde. Fragestellung: Ziel dieser Studie ist die Validierung des DIPS für DSM-IV-TR. Methode: Die Validität der DIPS-Diagnosen wurde mit einer Fragebogenbatterie an einer Stichprobe von 194 Patienten aus unterschiedlichen klinischen Einrichtungen überprüft. Ergebnisse: Die Ergebnisse sprechen für eine gute Validität der Oberklassen Angststörungen, Affektive Störungen, Somatoforme Störungen, Essstörungen, Substanz- und Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit sowie einzelner, überprüfbarer Störungskategorien und für den Ausschluss psychischer Störungen. Eine ungenügende Validität ergab sich für die Oberklasse Schlafstörungen und der Generalisierten Angststörung. Schlussfolgerungen: Das DIPS für DSM-IV-TR zeigt außer bei der Generalisierten Angststörung und den Schlafstörungen eine gute Validität bei Patienten ambulanter sowie stationärer psychiatrischer Einrichtungen.


2008 ◽  
Vol 08 (01) ◽  
pp. 18-23 ◽  
Author(s):  
Kai von Klitzing

ZusammenfassungAffektive Störungen mit Depressions- und/oder Angstsymptomen sind klinisch häufig vorkommende Phänomene im Kindes- und Jugendalter. Im Säuglings- und Kleinkindesalter äußern sie sich vorwiegend in verminderter Aktivität, Anhedonie und Entwicklungsverzögerung. Im Vorschulund Schulalter stehen Spielunlust und Spielhemmung, später Lernhemmung sowie psychosomatische Beschwerden und Verhaltensstörungen im Vordergrund. In der Adoleszenz stellen sich dann die typischen Symptome phasisch verlaufender depressiver Störungen oder länger anhaltender Dysthymien ein mit dem typischen Verhältnis von 2 : 1 weiblichen gegenüber männlichen Jugendlichen. Als ätiologische Faktoren spielen soziale Beziehungsbeeinträchtigungen sowie psychologische und biologische Faktoren eine Rolle, die auf komplexe Weise miteinander interagieren. Entsprechend der Multikausalität richtet sich eine adäquate Behandlung multimodal aus und bezieht soziale (Familien- und Gleichaltrigen-) Interventionen, psychotherapeutische Maßnahmen und in schweren Fällen die psychopharmakologische Behandlung in ein integratives Behandlungskonzept ein.


2012 ◽  
Vol 31 (07/08) ◽  
pp. 510-514
Author(s):  
E. Schulz ◽  
C. Fleischhaker

ZusammenfassungSchizophrene Psychosen sind mit einer Lebenszeitprävalenz von ca. 1% keine seltenen Erkrankungen. Jeder fünfte Erkrankungsfall beginnt vor dem vollendeten 18. Lebensjahr. Von der Klassifikation hat sich eine Untergliederung der Frühmanifestationen schizophrener Psychosen mit Beginn vor dem 12./14. Lebensjahr als Very Early Onset Schizophrenia (VEOS) und mit Beginn vor dem 18. Lebensjahr als Early Onset Schizophrenia (EOS) durchgesetzt. Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis werden im Kindes- und Jugendalter in den Klassifikationsschemata (ICD-10 und DSM-IV) anhand der im Erwachsenenalter bekannten Symptomatik diagnostiziert und klassifiziert. Als Risikofaktoren für einen chronischen Verlauf gelten ein junges Erkrankungsalter, das Vorhandensein von Entwicklungsstörungen und eine schlechte soziale Adaptation. Der Verlauf von im Kindes- und Jugendalter beginnenden schizophrenen Psychosen hat sich in den letzten 20 bis 30 Jahren verbessert. Unter Ausnutzung aller therapeutischen Möglichkeiten (psychotherapeutische, psychopharmakologische und psychosoziale Behandlung) kann mit einem guten psychosozialen Outcome bei zwischen 20 und 50% der Patienten gerechnet werden.


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