Die Sonografie des Sehnervs: ein neues bettseitiges Diagnostikum in der Intensivmedizin?
Zusammenfassung Anamnese und klinische Befunde Ein 76-jähriger Patient erlitt aufgrund eines infarktbedingten kardiogenen Schocks einen beobachteten Herz-Kreislauf-Stillstand. Aufgrund einer nicht durchgeführten Laienreanimation ergab sich eine No-flow-Zeit von ungefähr 10 Minuten. Nach 25-minütigen Reanimationsmaßnahmen konnte ein Spontankreislauf etabliert werden, sodass der Patient umgehend einer Notfallkoronarangiografie zugeführt wurde. Nach Koronarstenting wurde der Patient auf die kardiologische Intensivstation aufgenommen und entsprechend den Leitlinien des infarktbedingten kardiogenen Schocks versorgt. Therapie und Verlauf Nach zielgerichtetem Temperaturmanagement und anschließender Beendigung der Analgosedierung kam es zu einer verzögerten Aufwachreaktion. In der Laborchemie zeigte sich ein deutlicher Anstieg der neuronenspezifischen Enolase als Marker für hypoxischen Hirnschaden, sodass eine fokussierte Sonografie des Nervus opticus erfolgte. Die sonografische Messung des Durchmessers des Nervus opticus ergab mit 7 mm Hinweise für einen erhöhten intrakraniellen Druck. In der unmittelbar durchgeführten kranialen Computertomografie waren Zeichen einer schweren globalen Hypoxie mit vor allem parieto-okzipito-temporal aufgehobener Mark-Rinden-Differenzierung sichtbar. Folgerung Die bettseitige Sonografie in der Intensivmedizin sollte bei klinischen und/oder laborchemischen Zeichen für eine anoxische Hirnschädigung und/oder Hirndruckerhöhung die Beurteilung des Nervus opticus beinhalten. In der Zusammenschau der Befunde sollte gegebenenfalls frühzeitig eine weitere apparative neurologische Diagnostik initiiert werden.