Gesellschaft als Differenz
Zusammenfassung Betrachtet man die modernen Gesellschaftsbeschreibungen, so kann man auf einer wissenssoziologischen Ebene der Beobachtung 2. Ordnung feststellen, dass diese im Unterschied zur alteuropäischen Tradition die Einheit der Gesellschaft ihrer internen Differenzierung entgegengesetzt, also Einheit trotz Differenz behauptet haben. Dies gilt bei allen Unterschieden sowohl für die Selbstbeschreibungen der stratifikatorisch differenzierten Gesellschaft wie für die Gesellschaftsmodelle der funktional differenzierten Gesellschaft. Von diesen Vorstellungen unterscheidet sich eine Theorie der Gesellschaft, die Gesellschaft nicht mehr als eine (intern differenzierte) Einheit, sondern als (je unterschiedliche) Differenz zur Umwelt versteht und dabei nicht annimmt, dass es eine Übereinstimmung von Differenzen in System und Umwelt gibt. Dazu wird auf die Formentheorie Spencer Browns, das Autopoiesistheorem (operationale Geschlossenheit) und das re-entry-Konzept zurückgegriffen, die als Grundbegriffe einer solchen Gesellschaftstheorie den der Kommunikation als dreistellige Differenz und Sinn als Medium/Form-Unterscheidung nahelegen. Auf dieser Basis kann die Gesellschaftstheorie die Selbstbeschreibungen der Gesellschaft beschreiben, indem sie Frage nach dem Beobachter bzw. nach der anderen Seite der Unterscheidung stellt: wovon unterscheidet sich die Gesellschaft?