scholarly journals “Great Blue Hole” (Lighthouse Reef, Belize, Central America) : a late Holocene high-resolution storm and climate archive

2021 ◽  
Author(s):  
◽  
Dominik Schmitt

Paläoklimarekonstruktionen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Klima-Mensch Interaktionen auf lange Zeitreihen betrachtet zu erforschen, nehmen begünstigt durch die aktuell intensiv geführte Klimadebatte, einen immer größer werdenden Stellenwert in der öffentlichen und wissenschaftlichen Wahrnehmung ein. Denn trotz aller wissenschaftlicher Fortschritte, die in den vergangenen Jahrzehnten im Bereich der modernen Klimaforschung gemacht wurden, bleibt die zuverlässige Vorhersage und Modellierung von zukünftigen Klimaveränderungen noch immer eine der größten Herausforderungen unser heutigen Zeit. Betrachtet man die Karibik exemplarisch in diesem Rahmen, dann prognostizieren viele Modellrechnungen, infolge steigender Ozeantemperaturen, ein deutlich häufigeres Auftreten von tropischen Stürmen und Hurrikanen sowie eine Verschiebung hin zu höheren Sturmstärken. Dieser Trend stellt für die Karibik und viele daran angrenzende Staaten eine der größten Gefahren des modernen Klimawandels dar, den es wissenschaftlich über einen langen Zeitrahmen zu erforschen gilt. Klimaprognosen stützen sich meist vollständig auf hoch-aufgelöste instrumentelle Datensätze. Diese sind aber alle durch einen wesentlichen Aspekt limitiert. Aufgrund ihrer eingeschränkten Verfügbarkeit (~150 Jahre) fehlt ihnen die erforderliche Tiefe, um die auf langen Zeitskalen operierenden Prozesse der globalen Klimadynamik adäquat abbilden zu können. Betrachtet man das Holozän in seiner Gesamtheit, so wurde die globale Klimadynamik über die vergangenen ~11,700 Jahre von periodisch auftretenden Prozessen und Abläufen gesteuert. Diese wirken grundsätzlich über Zeiträume von mehreren Jahrzehnten, teilweise Jahrhunderten und in einigen Fällen sogar Jahrtausenden. Viele dieser natürlichen Prozesse, können in der kurzen Instrumentellen Ära nicht gänzlich identifiziert und angemessen in Klimamodellen berücksichtig werden. Die alleinige Berücksichtigung der Instrumentellen Ära bietet daher nur eine eingeschränkte Perspektive, um die Ursachen und Abläufe von vergangenen sowie mögliche Folgen von zukünftigen Klimaveränderungen zu verstehen. Um diese Einschränkung zu überwinden, ist es somit erforderlich, dass die geowissenschaftliche Forschung mit Proxymethoden ein zusammenfassendes und mechanistisches Verständnis über alle Holozänen Klimaveränderungen erlangt. Wenn man sich diese Limitierung, die ansteigenden Ozeantemperaturen und das in der Karibik in den vergangen 20 Jahren vermehrte Auftreten von starken tropischen Zyklonen ins Gedächtnis ruft, ist es nachvollziehbar, dass im Rahmen dieser Doktorarbeit ein zwei Jahrtausende langer und jährlich aufgelöster Klimadatensatz erarbeitet werden soll, der spät Holozäne Variationen von Ozeanoberflächenwasser-temperaturen (SST) und daraus resultierende lang-zeitliche Veränderungen in der Häufigkeit tropischer Zyklone widerspiegelt. In Zentralamerika wird das Ende der Maya Hochkultur (900-1100 n.Chr.) mit drastischen Umweltveränderungen (z.B. Dürren) assoziiert, die während der Mittelalterlichen Warmzeit (MWP; 900-1400 n.Chr.) durch eine globale Klimaveränderung hervorgerufen wurde. Die aus einem „Blue Hole“ abgeleiteten Informationen über Klimavariationen der Vergangenheit können als Referenz für die gegenwärtige Klimakriese verwendet werden. Als „Blue Hole“ wird eine Karsthöhle bezeichnet, die sich subaerisch während vergangener Meeresspiegeltiefstände im karbonatischen Gerüst eines Riffsystems gebildet hat und in Folge eines Meeresspiegelanstiegs vollständig überflutet wurde. In einigen wenigen marinen „Blue Holes“ treten anoxische Bodenwasserbedingungen auf. Die in diesen anoxischen Karsthöhlen abgelagerten Abfolgen mariner Sedimente können als einzigartiges Klimaarchiv verwendet werden, da sie aufgrund des Fehlens von Bioturbation eine jährliche Schichtung (Warvierung) aufweisen. In dieser kumulativen Dissertation über das „Great Blue Hole“ werden die Ergebnisse eines 3-jährigen Forschungsprojekts vorgestellt, dass das Ziel verfolgte einen wissenschaftlich herausragenden spät Holozänen Klimadatensatz für die süd-westliche Karibik zu erzeugen. Beim „Great Blue Hole“ handelt es sich um ein weltweit einzigartiges marines Sedimentarchiv für diverse spät Holozäne Klima-veränderungen, das im Zuge dieser Dissertation sowohl nach paläoklimatischen als auch nach sedimentologischen Fragestellungen untersucht wurde. Die vorliegende Doktorarbeit befasst sich im Einzelnen mit (1) der Ausarbeitung eines jährlich aufgelösten Archives für tropische Zyklone, (2) der Entwicklung eines jährlich aufgelösten SST Datensatzes und (3) einer kompositionellen Quantifizierung der sedimentären Abfolgen sowie einer faziell-stratigraphischen Charakterisierung von Schönwetter-Sedimenten und Sturmlagen. Zu jedem dieser drei Aspekte, wurde jeweils ein Fachartikel bei einer anerkannten wissenschaftlichen Fachzeitschrift mit „peer-review“ Verfahren veröffentlicht. Der insgesamt 8.55 m lange Sedimentbohrkern („BH6“), der für diese Dissertation untersucht wurde, stammt vom Boden des 125 m tiefen und 320 m breiten „Great Blue Holes“, das sich in der flachen östlichen Lagune des 80 km vor der Küste von Belize (Zentralamerika) gelegenen „Lighthouse Reef“ Atolls befindet. Durch seine besondere Geomorphologie wirkt das, innerhalb des atlantischen „Hurrikan Gürtels“ positionierte, „Great Blue Hole“ wie eine gigantische Sedimentfalle. Die unter Schönwetter-Bedingungen kontinuierlich abgelagerten Abfolgen feinkörniger karbonatischer Sedimente, werden von groben Sturmlagen unterbrochen, die auf „over-wash“ Prozesse von tropischen Zyklonen zurückzuführen sind. ...

2020 ◽  
Vol 13 (1-2020) ◽  
pp. 100-123
Author(s):  
Cornelia Schendzielorz ◽  
Martin Reinhart
Keyword(s):  

Dieser Beitrag widmet sich der fallvergleichenden Analyse des unübersichtlichen Evaluierungsphänomens Peer Review. Ausgehend von der Vielfalt des Peer Review als Gegenstand der Soziologie des Bewertens wird eine Untersuchungsperspektive entwickelt, die Peer Review als Entscheidungsmechanismus über knappe Ressourcen in seiner Verfahrensförmigkeit und Steuerungsfunktion einer empirisch vergleichenden Verfahrensanalyse zugänglich macht. Der Forschungsansatz kombiniert die praxeologischen (Stefan Hirschauer) und funktionalistischen Verfahrensanalysen (Niklas Luhmann) mit konzeptionellen Ansätzen aus der Soziologie des Bewertens und ermöglicht es, relevante Parameter zur Differenzierung und Typologisierung von Peer Review in der Wissenschaft zu bestimmen. Anhand dessen werden spezifische Tätigkeiten herausgearbeitet, die als elementare Bestandteile von Peer-Review-Verfahren identifizierbar sind. Unterschiedliche Peer-Review-Prozesse lassen sich damit anhand ihres Komplexitätsgrades bestimmen und im Spannungsverhältnis von Selbst- und Fremdsteuerung als Evaluationspolitik verorten.


2017 ◽  
Vol 13 (12) ◽  
pp. 1771-1790 ◽  
Author(s):  
Ny Riavo Gilbertinie Voarintsoa ◽  
Loren Bruce Railsback ◽  
George Albert Brook ◽  
Lixin Wang ◽  
Gayatri Kathayat ◽  
...  

Abstract. Petrographic features, mineralogy, and stable isotopes from two stalagmites, ANJB-2 and MAJ-5, respectively from Anjohibe and Anjokipoty caves, allow distinction of three intervals of the Holocene in NW Madagascar. The Malagasy early Holocene (between ca. 9.8 and 7.8 ka) and late Holocene (after ca. 1.6 ka) intervals (MEHI and MLHI, respectively) record evidence of stalagmite deposition. The Malagasy middle Holocene interval (MMHI, between ca. 7.8 and 1.6 ka) is marked by a depositional hiatus of ca. 6500 years. Deposition of these stalagmites indicates that the two caves were sufficiently supplied with water to allow stalagmite formation. This suggests that the MEHI and MLHI intervals may have been comparatively wet in NW Madagascar. In contrast, the long-term depositional hiatus during the MMHI implies it was relatively drier than the MEHI and the MLHI. The alternating wet–dry–wet conditions during the Holocene may have been linked to the long-term migrations of the Intertropical Convergence Zone (ITCZ). When the ITCZ's mean position is farther south, NW Madagascar experiences wetter conditions, such as during the MEHI and MLHI, and when it moves north, NW Madagascar climate becomes drier, such as during the MMHI. A similar wet–dry–wet succession during the Holocene has been reported in neighboring locations, such as southeastern Africa. Beyond these three subdivisions, the records also suggest wet conditions around the cold 8.2 ka event, suggesting a causal relationship. However, additional Southern Hemisphere high-resolution data will be needed to confirm this.


2018 ◽  
Vol 61 (1) ◽  
pp. 111-128 ◽  
Author(s):  
Elodie Brisset ◽  
Morteza Djamali ◽  
Edouard Bard ◽  
Daniel Borschneck ◽  
Emmanuel Gandouin ◽  
...  

Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document