ZusammenfassungDas vorliegende Kapitel nimmt das elterliche schulbezogene verbale Motiverungshandeln in den Blick. Dazu werden zuerst die intramentalen Prozesse beim Kind beleuchtet, welche die Eltern zu beeinflussen versuchen: Erwartungswert-theoretischen Konzeptionen der Leistungsmotivation und -emotion (Pekrun & Perry, 2014; Wigfield, Eccles, et al., 2015) zufolge sind es namentlich die Kontroll- und Wertüberzeugungen des Kindes, die darüber entscheiden, welchen schulischen Aktivitäten und Zielen es sich zuwendet sowie mit welcher Qualität und welchem Erfolg es sich diesen widmet. Kontrollüberzeugungen, generalisierte subjektive Vorstellungen davon, inwieweit man in bestimmten Domänen sein Handeln und die Handlungsergebnisse selbst beeinflussen kann (vgl. Preiser & Sann, 2010, S. 387), bestimmen die situative Erfolgszuversicht beim Planen und Durchführen eigener Lernhandlungen und werden ihrerseits durch Erfolgs- und Misserfolgserfahrungen und deren subjektive Deutungen – sogenannte Kausalattribuierungen (vgl. Abschnitt 5.3.3.1) – geprägt. Eltern können vor, während und nach Lern- und Leistungssituation mittels Feedbacks auf die Kontrollkognitionen des Kindes Einfluss nehmen, indem sie es auf gelingende und misslingende Aspekte seines Tuns hinweisen und dafür mehr oder weniger explizit Gründe geltend machen. Wertüberzeugungen – individuelle Präferenzen für bestimmte Verhaltensklassen, Konzepte und Ziele – bestimmen dahingegen, welche subjektive Bedeutung man einer bestimmten Aufgabe zumisst. In Abschnitt 5.5 wird die Theorie des Subjective Task Value von Eccles, Wigfield und Kolleg*innen (Eccles, 2005; Wigfield & Eccles, 1992) erörtert, welche vier Beweggründe für die Wahl einer Aktivität postuliert. In ähnlicher Art wie bei den evaluativen Feedbacks können Eltern vor, während und nach Lern- und Leistungssituationen versuchen, auf die task values des Kindes Einfluss zu nehmen, indem sie vor diesem ihre eigenen aktivitätsbezogenen Bedeutsamkeitszuschreibungen verbalisieren. Der letzte Teil des Kapitels widmet sich nochmals detaillierter der Frage, welche kommunikativen Bedingungen verbale Kontroll- und Wertregulationen erfüllen sollten, damit die von den Eltern intendierte Botschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Kind aufgenommen und internalisiert wird.