Ambulante Gesundheitsversorgung von Patienten mit Anorexia nervosa und Bulimia nervosa in Sachsen
Zusammenfassung Hintergrund Anorexia nervosa (AN) und Bulimia nervosa (BN) sind schwere Erkrankungen, die vorwiegend junge Frauen betreffen und häufig mit gravierenden psychischen, somatischen und sozialen Folgen einhergehen. Behandlungsstandard beider Erkrankungen ist eine Richtlinienpsychotherapie. Ziel der Arbeit Zielsetzung dieser Studie ist es, die Behandlungsprävalenzen und Versorgungssituation von Patienten mit AN oder BN in Sachsen abzubilden sowie aufzuzeigen, welche Fachrichtungen die Erstdiagnose dieser Krankheiten stellen, und welche Faktoren die Vermittlung in eine psychotherapeutische Behandlung beeinflussen. Material und Methoden Basierend auf Routinedaten der gesetzlichen Krankenkasse AOK PLUS wurde unter allen Versicherten in Sachsen die Prävalenz von ambulant behandelten Patienten mit AN und BN im Zeitraum von 2009 bis 2014 ermittelt sowie nach Alter, Geschlecht und Wohnort des Patienten untersucht. Weiterhin wurden die Fachärzte, die die Diagnosen erstmalig kodierten, sowie die Inanspruchnahme einer ambulanten Psychotherapie nach ambulanter Erstdiagnose betrachtet. Ergebnisse und Diskussion Die Behandlungsprävalenzen der AN und BN zeigen für Patientinnen von 2009 bis 2014 einen signifikanten Anstieg, während die deutlich niedrigeren Behandlungsprävalenzen für Patienten stabil blieben. In den Großstädten waren die Behandlungsprävalenzen für beide Diagnosen signifikant höher als in den übrigen Regionen. Fast die Hälfte der Essstörungen wurde von Fachärzten für Allgemeinmedizin diagnostiziert, weitere 20–25 % von Fachärzten für psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Lediglich 25 % der AN-Patienten und 33 % der BN-Patienten nahmen im ersten Jahr nach der Diagnosestellung eine Richtlinienpsychotherapie wahr.