scholarly journals Naturalistische Studie zur Wirksamkeit stationärer psychodynamischer Psychotherapie

Author(s):  
Joachim Frank ◽  
Dorothea Huber

ZusammenfassungDie naturalistische Studie mit 552 Patienten erfasst die Wirksamkeit stationärer psychodynamischer Psychotherapie auf Symptombelastung, Mentalisierungsfähigkeit und strukturelle Beeinträchtigung mit dem Gesundheitsfragebogen für Patienten (deutsche Übersetzung des Patient Health Questionnaire, PHQ‑D), dem Mentalisierungsfragebogen (Mentalization Questionnaire, MZQ) sowie mit der 16-Item-Version des Inventars der Persönlichkeitsorganisation (IPO-16). Alle Fragebogen wurden von den Patienten vor und nach der Behandlung ausgefüllt. Im Ergebnis zeigten sich auf allen Skalen hochsignifikante Verbesserungen vom Beginn zum Ende der Therapie. Dabei verbesserten sich Patienten mit emotional instabiler Persönlichkeitsstörung („borderline personality disorder“, BPD) am Behandlungsende um das Doppelte, verglichen mit Patienten ohne BPD, bezüglich Mentalisierungsfähigkeit und struktureller Beeinträchtigung. Die Wirksamkeit stationärer psychodynamischer Psychotherapie auf Symptombelastung, Mentalisierungsfähigkeit und strukturelle Beeinträchtigung konnte eindrücklich gezeigt werden. Die Effektstärken liegen im Bereich ähnlicher Untersuchungen. Zwischen Beeinträchtigung der Mentalisierungsfähigkeit und struktureller Beeinträchtigung wurden starke Zusammenhänge gefunden. Ebenso hängen die Veränderungen im MZQ und IPO-16 mit den Symptomveränderungen zusammen. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Relevanz stationärer psychodynamischer Therapie.

2010 ◽  
Vol 58 (3) ◽  
pp. 165-171 ◽  
Author(s):  
Ricarda Mewes ◽  
Winfried Rief ◽  
Alexandra Martin ◽  
Heide Glaesmer ◽  
Elmar Brähler

Hintergrund: Gegenüberstellende epidemiologische Studien zur psychischen Gesundheit bei verschiedenen Migrantengruppen in Deutschland fehlen weitgehend. Sie sind jedoch von großer Wichtigkeit, um den Therapiebedarf für diese Gruppen zu bestimmen und Angebote entsprechend auszurichten. Die vorliegende Studie möchte die Ausprägung einer depressiven, somatoformen und angstbezogenen Symptomatik bei osteuropäischen, türkischen und Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion in der Allgemeinbevölkerung miteinander vergleichen und untersuchen, ob es Unterschiede in der Bereitschaft gibt, für verschiedene Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Methode: 43 osteuropäische Migranten (beide Eltern in Polen, Rumänien, Slowakischer Republik, Tschechischer Republik oder Ungarn geboren), 49 Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion (beide Eltern in Russland, Ukraine, Weißrussland oder Kasachstan geboren; Russlanddeutsche Personen fallen auch in diese Gruppe) und 42 Personen mit türkischem Migrationshintergrund wurden mit dem Patient-Health-Questionnaire auf depressive, somatoforme und angstbezogene Symptome untersucht und mit einem Fragebogen zu ihrer Bereitschaft befragt, für verschiedene Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Die Gruppen wurden mit Varianzanalysen unter Kontrolle möglicher konfundierender Variablen miteinander verglichen. Ergebnisse: Unter Kontrolle von Geschlecht, Alter, Partnerschaft und Erwerbstätigkeit zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in depressiver, somatoformer und ängstlicher Symptomatik zwischen den drei Gruppen. Unter Kontrolle für Alter und Geschlecht zeigten sich ebenfalls keine Unterschiede in der Bereitschaft, für verschiedene Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Frauen berichteten mehr somatoforme Beschwerden als Männer und zeigten eine höhere Bereitschaft, einen Arzt zu konsultieren. Diskussion: Es lassen sich keine kulturellen Einflüsse in Bezug auf die psychische Gesundheit und den Umgang mit verschiedenen Beschwerden bei diesen eher gut integrierten Migranten feststellen. Weitere Studien zu dieser Fragestellung mit größeren Stichproben und unter Einbezug schlechter Deutsch sprechender Migranten wären wünschenswert.


2016 ◽  
Vol 64 (1) ◽  
pp. 25-36 ◽  
Author(s):  
Eric Hahn ◽  
Ronald Burian ◽  
Annegret Dreher ◽  
Georg Schomerus ◽  
Michael Dettling ◽  
...  

Zusammenfassung. Studien in der Allgemeinbevölkerung zeigen uneinheitliche Ergebnisse bezüglich häufigerer Somatisierung bei Migranten. Vergleichende Untersuchungen fanden bei depressiven Patienten ostasiatischer Herkunft geringere Angaben von psychologischen Symptomen und häufigere somatische Beschwerden, als bei Patienten westlicher Herkunft. Aufgrund einer geringen Inanspruchnahme psychiatrischer Versorgungsangebote in Deutschland, insbesondere durch vietnamesische Migranten der ersten Generation, existieren bisher keine Studien zu einer psychischen und somatischen Symptomausprägung bei Patienten vietnamesischer Herkunft im Vergleich zu deutschen Patienten ohne Migrationshintergrund. Im Kontext kultursensibler Diagnostik von Migranten in Deutschland wurde als ausreichend messäquivalentes Selbstbeurteilungsinstrument insbesondere der Patient Health Questionnaire bzw. der Gesundheitsfragebogen für Patienten als ein valides und einfach verwendbares Instrument für eine Erfassung von Symptomen und Schweregraden häufiger psychischer Störungen, wie der Depression empfohlen. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden bei 66 vietnamesischen Patientinnen der ersten Generation und 83 deutschen Patientinnen während des erstmaligen psychiatrischen Kontaktes psychische Symptome einer Depression mittels des PHQ-9 und somatische Symptome mittels des PHQ-15 in der jeweiligen Muttersprache erfasst. Für beide Gruppen fand sich für beide Instrumente eine zufriedenstellende interne Konsistenz. Ein möglicher Zusammenhang zwischen der Herkunft und dem Schweregrad der Ausprägung psychischer depressiver und somatischer Symptome bei diagnostizierter depressiver Episode erfolgte mittels einer multivariaten Analyse. Für die Selbstbeurteilung mittels des PHQ-9 fanden sich keine Gruppenunterschiede hinsichtlich des Gesamtsummenwertes und des Schweregrades psychischer depressiver Symptome. Dagegen berichteten vietnamesische Patientinnen in der Selbstwahrnehmung anhand des PHQ-15 von einem insgesamt höheren Schweregrad von somatischen Symptomen. Insbesondere waren bei depressiven vietnamesischen Patientinnen die Mittelwerte der Einzelitems Kopfschmerzen, Glieder- und Gelenkschmerzen, Schmerzen im Brustbereich sowie Schwindel und Ohnmachtsanfälle gegenüber deutschen Patientinnen deutlich erhöht. Entgegen der Untersuchungshypothese und früherer Studien ging die häufigere Selbstbeurteilung oder Aufmerksamkeit auf somatische Symptome bei vietnamesischen Patientinnen nicht mit einer verminderten Eigenwahrnehmung von psychischen Symptomen einer depressiven Episode anhand des PHQ-9 einher.


2011 ◽  
Vol 59 (2) ◽  
pp. 155-165 ◽  
Author(s):  
Sören Schmidt ◽  
Franz Petermann ◽  
Manfred E. Beutel ◽  
Elmar Brähler

Zusammenfassung. Die Erfassung von Beschwerden und der Befindlichkeit sind wesentlicher Teil eines klinisch-diagnostischen Prozesses. Da Angststörungen und Depressionen in hohem Maße mit verschiedenen psychischen und körperlichen Belastung einhergehen, wurden in dieser Studie primär die prädiktiven Eigenschaften der Beschwerden-Liste (B-LR) und der Befindlichkeits-Skala (Bf-SR) in revidierter Form mittels Regressionsanalysen (linear und hierarchisch) an einer Stichprobe von N = 2504 untersucht. Als abhängiges Kriterium galt die Ausprägung von Angst- und Depressionssymptomen, ermittelt über das Kurzscreening Patient-Health-Questionnaire-4 (PHQ-4). Da vermutet wurde, dass entsprechende Symptome auch einen Einfluss auf die Qualität sozialer Beziehungen des Betroffenen haben und die globale Lebenszufriedenheit beeinflussen, wurden zudem das Quality of Personal Relationships Inventory (QRI) sowie der Fragebogen zur Lebenszufriedenheit (FLZM) eingesetzt. Sowohl B-LR als auch Bf-SR verfügten über alle Altersgruppen und geschlechtsinvariant über hohe prädiktive Eigenschaften. Die Qualität sozialer Beziehung (QRI) eignet sich nicht zur Vorhersage von Angst und Depressionen. Globale Lebenszufriedenheit nimmt in der Altersgruppe 14–74 gegenläufig zum Anstieg von Angst- und Depressionssymptomen signifikant ab, in der Altersgruppe der ⩾ 75-jährigen Männern leistet diese jedoch keinen signifikanten Beitrag zur Varianzaufklärung. Bei den Frauen dieser Altersgruppe geht eine Erhöhung der Lebenszufriedenheit mit der Zunahme von Angst- und Depressionssymptomen einher. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass der Einsatz von B-LR und Bf-SR eine gute Informations- und Handlungsbasis für Forschung und klinische Praxis darstellen. Die unterschiedlichen Tendenzen innerhalb der Analysen zwischen Männern und Frauen weisen auf geschlechtsspezifische Verarbeitungsmechanismen hin. In höherem Alter sollte die Ausprägung von Beschwerden Indikator für die Ermittlung weiterer Ressourcen darstellen, um einen positiven Einfluss auf die Lebenszufriedenheit auszuüben.


Crisis ◽  
2020 ◽  
pp. 1-7
Author(s):  
Jacqueline M. Frei ◽  
Vladimir Sazhin ◽  
Melissa Fick ◽  
Keong Yap

Abstract. Psychiatric hospitalization can cause significant distress for patients. Research has shown that to cope with the stress, patients sometimes resort to self-harm. Given the paucity of research on self-harm among psychiatric inpatients, a better understanding of transdiagnostic processes as predictors of self-harm during psychiatric hospitalization is needed. The current study examined whether coping styles predicted self-harm after controlling for commonly associated factors, such as age, gender, and borderline personality disorder. Participants were 72 patients (mean age = 39.32 years, SD = 12.29, 64% male) admitted for inpatient treatment at a public psychiatric hospital in Sydney, Australia. Participants completed self-report measures of coping styles and ward-specific coping behaviors, including self-harm, in relation to coping with the stress of acute hospitalization. Results showed that younger age, diagnosis of borderline personality disorder, and higher emotion-oriented coping were associated with self-harm. After controlling for age and borderline personality disorder, higher levels of emotion-oriented coping were found to be a significant predictor of self-harm. Findings were partially consistent with hypotheses; emotion-oriented but not avoidance-oriented coping significantly predicted self-harm. This finding may help to identify and provide psychiatric inpatients who are at risk of self-harm with appropriate therapeutic interventions.


2017 ◽  
Vol 33 (2) ◽  
pp. 123-128 ◽  
Author(s):  
Anne van Alebeek ◽  
Paul T. van der Heijden ◽  
Christel Hessels ◽  
Melissa S.Y. Thong ◽  
Marcel van Aken

Abstract. One of the most common personality disorders among adolescents and young adults is the Borderline Personality Disorder (BPD). The objective of current study was to assess three questionnaires that can reliably screen for BPD in adolescents and young adults (N = 53): the McLean Screening Instrument for BPD (MSI-BPD; Zanarini et al., 2003 ), the Personality Diagnostic Questionnaire 4th edition – BPD scale (PDQ-4 BPD; Hyler, 1994 ), and the SCID-II Patient Questionnaire – BPD scale (SCID-II-PQ BPD). The nine criteria of BPD according to the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders-IV (DSM-IV; APA, 1994 ) were measured with the Structural Clinical Interview for DSM-IV Axis II disorders – BPD scale (SCID-II; First, Spitzer, Gibbon, Williams, & Benjamin, 1995 ). Correlations between the questionnaires and the SCID-II were calculated. In addition, the sensitivity and specificity of the questionnaires were tested. All instruments predicted the BPD diagnosis equally well.


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