Die Faktorenstruktur des Autismus Diagnostischen Interviews-Revision (ADI-R): Eine Untersuchung zur dimensionalen versus kategorialen Klassifikation autistischer Störungen
Zusammenfassung:Fragestellung: Ziel dieser explorativen Studie war es zu untersuchen, ob die in erster Linie inhaltsvalide konstruierten Verhaltensbereiche des Autismus nach ICD-10 und DSM-IV (soziale Interaktion, Kommunikation und begrenzte, repetitive, stereotype Verhaltensmuster) mit statistisch generierten Verhaltensdimensionen konsistent sind. Methodik: Aus dem Autismus Diagnostischen Interview-Revision (ADI-R) gewonnene Daten von N = 262 Probanden mit Autismus oder autistischen Zügen wurden in einer Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation und Faktorenextraktion nach dem Scree-Kriterium verrechnet. Ergebnisse: Die Dimensionierung der Algorithmusitems des ADI-R ergab nur eine vage Übereinstimmung der latenten Variablen mit den postulierten Verhaltensbereichen nach ICD-10 und DSM-IV. Eine 3-Faktorenlösung mit 46,1% Varianzaufklärung ergab zwei sozio-kommunikative und eine sprachbezogene Dimension. Die Items zur Erfassung repetitiven, stereotypen Verhaltens luden nur schwach auf diesen Faktoren. Schlussfolgerungen: Die faktorenanalytische Vorgehensweise legt eine von ICD-10 und DSM-IV abweichende Organisation des Autismuskonstrukts nahe, in der repetitive, stereotype Symptome der Störung eine eingeschränkte Bedeutung haben.