Screening, diagnosis, and management of diabetes mellitus and diabetes-associated complications

2000 ◽  
Vol 57 (1) ◽  
pp. 12-21
Author(s):  
Lehmann ◽  
Spinas

Diabetes mellitus umfaßt eine Gruppe von metabolischen Störungen, welche durch eine Hyperglykämie charakterisiert ist. Die amerikanische Diabetesgesellschaft (ADA) hat 1997 neue diagnostische Kriterien und eine neues Klassifikationsschema für den Diabetes ausgearbeitet. Diese Diagnosekriterien wurden von der WHO weitgehend übernommen. Die ADA empfiehlt, die Diabetesdiagnose mittels der Nüchtern Plasmaglukose (NPG) zu stellen und rät eigentlich vom klinischen Gebrauch des 75 g oralen Glukosetoleranztestes (OGTT) ab, während die WHO empfiehlt, die NPG nur zu verwenden, falls ein OGTT nicht durchzuführen ist. Die neue Klassifikation teilt den Diabetes mellitus aufgrund der Ätiologie ein. Verschiedene pathogenetische Prozesse sind bei der Entwicklung des Diabetes involviert. Sie reichen von einer autoimmunen Zerstörung der Betazellen mit konsekutivem absolutem Insulinmangel bis zu Störungen, welche durch eine Insulinresistenz in Kombination mit einem Insulinsekretionsdefekt definiert sind. Die neue Klassifikation umfaßt vier Diabetes Hauptgruppen: Typ-1, Typ-2 Diabetes mellitus, spezifische Diabetestypen und Schwangerschaftsdiabetes. Für das Screening und für die Diagnose können die NPG oder der Zweistunden-Wert nach OGTT verwendet werden. Trotz zum Teil widersprüchlicher Aussagen ist das HbA1c sowohl für das Screening als auch für die Diagnose eines Diabetes nicht geeignet. Die eindeutige Evidenz, daß eine chronische Hyperglykämie für diabetesbedingte Folgeerkrankungen verantwortlich ist, wurde erst in den letzten Jahren mit zwei großangelegten Studien geliefert: Der Diabetes Control and Complications Trial (DCCT; 1993) und die United Kingdom Prospective Study (UKPDS; 1998) lieferten für Typ-1 und Typ-2 Diabetes den eindeutigen Beweis, daß eine möglichst normoglykämische Diabeteseinstellung das Auftreten diabetesbedingter Komplikationen verhindert, beziehungsweise das Fortschreiten verlangsamt. Die diabetischen Folgeerkrankungen müssen gesucht und bei jedem Patienten mit Diabetes in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Aufgrund der Ergebnisse der UKPDS und anderer Studien können evidenzbasierte Therapieziele für die Betreuung von Patienten mit Typ-2 Diabetes formuliert werden. Eine multifaktorielle Intervention mit vermehrter körperliche Aktivität, Nikotinstop, Aspirineinnahme, Senkung von HbA1c, Blutdruck und Lipiden bei Typ-2 Diabetes senkt das Risiko, eine diabetische Nephropathie zu entwickeln oder kardiovaskuläre Komplikationen zu erleiden, drastisch. Folgendes Vorgehen für die Behandlung von Typ-2 Diabetikern empfiehlt sich in der Praxis: 1) Die Therapie sollte auf jeden Patienten individuell zugeschnitten werden. 2) Die Therapieeinleitung sollte schrittweise erfolgen, um den Therapieerfolg einer Intervention zu dokumentieren und die Compliance zu verbessern. 3) Da es keine HbA1c- und Blutdruck- Schwellenwerte gibt, lohnt es sich vor allem bei jungen Typ-2 Diabetikern (bis 70 Jahre), den Blutzucker beziehungsweise den Blutdruck möglichst in den Normbereich zu senken. 4) Das Erreichen des Therapieziels sollte alle 3–6 Monate überprüft werden. 5) Falls die Therapieziele nicht erreicht werden, sollte die Therapie intensiviert werden, wozu meist eine Kombinationstherapie mit verschiedenen Medikamenten notwendig sein wird. 6) Falls die Therapieziele über zwei Quartale nicht erreicht werden können, sollte ein Konsilium beim Facharzt angefordert werden.

2019 ◽  
Vol 131 (S1) ◽  
pp. 61-66 ◽  
Author(s):  
Claudia Francesconi ◽  
Josef Niebauer ◽  
Paul Haber ◽  
Raimund Weitgasser ◽  
Christian Lackinger

2020 ◽  
Vol 24 (05/06) ◽  
pp. 212-221
Author(s):  
Martin Busch ◽  
Gunter Wolf

ZUSAMMENFASSUNGIn der deutschen Bevölkerung leiden 8–9 % an Diabetes mellitus. Vor allem die ältere Bevölkerung ist betroffen, häufiger in den neuen Bundesländern. Die Gesamtprävalenz einer Nierenerkrankung bei Diabetikern wird in Deutschland mit 15 % angegeben. Bis zu 40 % der Patienten mit Diabetes mellitus entwickeln im Verlauf eine Nephropathie. Diabetesdauer, höheres Alter, Blutzucker- und Blutdruckeinstellung sind Einflussfaktoren, auch bislang nicht vollständig charakterisierte (poly)genetische Faktoren. Die Verdachtsdiagnose einer diabetischen Nephropathie erfolgt beim Nachweis einer Mikroalbuminurie und/oder anderweitig nicht erklärbarer Einschränkung der geschätzten („estimated“) glomerulären Filtrationsrate (eGFR). Beweisend ist nur eine Nierenbiopsie, die jedoch selten indiziert ist. Andere oder Koentitäten sind dennoch häufig. Zur Prävention und Progressionshemmung einer Nephropathie sollte ein individualisierter HbA1c-Korridor von 6,5–7,5 % angestrebt werden. Basierend auf einer Metformintherapie sind bei Typ-2-Diabetes dann SGLT-2-Hemmer und GLP-1-Agonisten bevorzugt einzusetzen, da sie eigenständige nephro- und kardioprotektive Effekte aufweisen. Typ-1-Diabetiker sind intensiviert mit Insulin zu behandeln. Eine adäquate Blutdruckkontrolle sollte mittels Blockade des Renin-Angiotensin-Systems erfolgen. Gewichtsreduktion, körperliche Aktivität, Beendigung des Rauchens sowie Behandlung einer Dyslipidämie sind weitere Maßnahmen.


2016 ◽  
Vol 128 (S2) ◽  
pp. 141-145 ◽  
Author(s):  
Claudia Francesconi ◽  
Christian Lackinger ◽  
Raimund Weitgasser ◽  
Paul Haber ◽  
Josef Niebauer

2019 ◽  
Vol 13 (03) ◽  
pp. 145-148
Author(s):  
Torsten Schröder ◽  
Christian Sina

ZusammenfassungÜbergewicht und Adipositas zeigen eine deutlich steigende Prävalenz auf und begünstigen Folgekomplikationen wie Typ 2 Diabetes mellitus und kardiovaskuläre Endpunkte. Die bisherige Ernährungstherapie konnte dieser Entwicklung nicht ausreichend effektiv entgegentreten. Personalisierungsstrategien unter Zuhilfenahme von modernen Analyseverfahren objektivierbarer Messgrößen stellen eine innovative und effektive Strategie dar, um Übergewicht und Adipositas sowohl zu verhindern als auch zu therapieren. Die hohe Individualität des Darm-Mikrobioms und der postprandialen Blutzuckerregulation steht im Zentrum dieser Ansätze.


2020 ◽  
Vol 18 (02) ◽  
pp. 69-76
Author(s):  
Stephan Kress ◽  
Anja Borck ◽  
Ariel Zisman ◽  
Peter Bramlage ◽  
Thorsten Siegmund

ZUSAMMENFASSUNGDer BeAM-Wert ist ein kumulatives Maß der postprandialen Hyperglykämie. Er lässt sich aus der Blutglukosekonzentration vor dem Zubettgehen (Be) und der darauf folgenden Nüchternglukose am Morgen (AM) errechnen. In zwei retrospektiven Auswertungen von Daten aus Phase-III- und -IV-Studien wurde der Nutzen des BeAM-Wertes als Entscheidungshilfe für den Beginn der intensivierten Insulintherapie bei Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) Patienten unter basalinsulinunterstützter oraler Therapie (BOT) dargelegt. Bei Patienten, deren Therapie von einer oralen antidiabetischen Therapie (OAD) auf eine basalinsulinunterstützte orale Therapie umgestellt wird, steigen Ausmaß der postprandialen Hyperglykämie und der BeAM-Wert an bei gleichzeitig sinkendem HbA1c-Wert und Nüchternglukose. Nach Umstellung auf eine intensivierte Insulintherapie fällt der BeAM-Wert und das Ausmaß der postprandialen Hyperglykämie geht zurück. Insbesondere Patienten mit einem BeAM-Wert > 50 mg/dl profitieren von der Umstellung auf eine intensivierte Insulintherapie. Ein negativer BeAM-Wert spricht gegen den Einstieg in die prandiale Insulintherapie.


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