scholarly journals Psychische Störungen bei Patienten mit muskuloskelettalen und kardiovaskulären Erkrankungen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung

2004 ◽  
Vol 33 (1) ◽  
pp. 33-41 ◽  
Author(s):  
Harald Baumeister ◽  
Michael Höfler ◽  
Frank Jacobi ◽  
Hans-Ulrich Wittchen ◽  
Jürgen Bengel ◽  
...  

Zusammenfassung. Hintergrund: Ein signifikanter Anteil der Patienten mit einer chronischen körperlichen Erkrankung weist eine komorbide psychische Störung auf. Ob und in welchem Ausmaß sich die Prävalenzraten psychischer Störungen bei Patienten mit einer chronischen Erkrankung von denen der Allgemeinbevölkerung unterscheiden, ist bislang noch kaum untersucht. Fragestellung: Die vorliegende epidemiologische Studie untersucht geschlechts- und altersadjustierte 4-Wochen, 12-Monats- und Lebenszeitprävalenzen psychischer Störungen bei Rehabilitationspatienten mit muskuloskelettalen und kardiovaskulären Erkrankungen im Vergleich zu Prävalenzraten der Allgemeinbevölkerung. Methode: Die Daten der drei Stichproben (N = 4192) basieren jeweils auf einem zweistufigen, epidemiologischen Untersuchungsansatz mit einer schriftlichen Befragung der Patienten bzw. Probanden zu ihrem psychischen Befinden (GHQ-12; M-CIDI-S) und einem anschließenden Interview (M-CIDI) bei einem randomisiert ausgewählten Teil der Gesamtstichprobe. Ergebnisse: Mit adjustierten Lebenszeitprävalenzen von 59.3% (OR: 1.6) und 56.2% (OR: 1.4) weisen die Patienten mit einer muskuloskelettalen und kardiovaskulären Erkrankung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung (47.9%) eine deutlich erhöhte Prävalenz psychischer Störungen auf. Am häufigsten sind affektive Störungen (22.5% bis 34.9%) und Angststörungen (18.4% bis 33.8%). Schlussfolgerung: Der im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutliche Zusammenhang zwischen chronischen körperlichen Erkrankungen und psychischen Störungen verdeutlicht die Bedeutsamkeit einer verstärkten Diagnostik und Behandlung komorbider psychischer Störungen bei chronisch erkrankten Patienten.

2015 ◽  
Vol 43 (01) ◽  
pp. e1-e1 ◽  
Author(s):  
Ulrike Maske ◽  
Steffi Riedel-Heller ◽  
Ingeburg Seiffert ◽  
Frank Jacobi ◽  
Ulfert Hapke

Korrigierte Zusammenfassung Ziel: Darstellung der Häufigkeit von selbstberichtetem diagnostiziertem Burnout-Syndrom und psychiatrische Komorbiditäten. Methode: Bundesweite Studie, n = 7987. Burnout-Syndrom: selbstberichtete ärztl./psychother. Diagnose. Psychische Störungen: diagnostisches Interview, n = 4483. Ergebnisse: Prävalenz: Lebenszeit 4,2 %, 12 Monate 1,5 %. Irgendeine psychische Störung: 70,9 % derer mit Burnout-Diagnose. Assoziierte Störungen: somatoforme, affektive, Angststörungen. Schlussfolgerung: Burnout-Diagnosen werden seltener berichtet als erwartet. Betroffene haben häufig eine manifeste psychische Störung.


2016 ◽  
Vol 45 (4) ◽  
pp. 258-266 ◽  
Author(s):  
Judith Blatter-Meunier ◽  
Michael W. Kreißl ◽  
Silvia Schneider

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Die Störung mit Trennungsangst ist eine der häufigsten psychischen Erkrankung im Kindesalter, bei der das Familiensystem in besonderem Ausmaß mit betroffen ist. Untersuchungen mit Kindern mit Schulverweigerung und komorbider Trennungsangst weisen darauf hin, dass in Familien dieser Kinder häufiger dysfunktionale Familienkonstellationen vorliegen. Fragestellung: Die vorliegende Studie hat das Ziel zu überprüfen, ob Familien mit Trennungsangst häufiger dysfunktionale Familienstrukturen aufweisen als Familien von Kindern mit anderen Angststörungen oder ohne psychische Störung. Methode: 71 Familien von Kindern mit Trennungsangst, 25 Familien mit Kindern mit anderen Angststörungen und 21 Familien mit Kindern ohne psychische Störungen wurden mit dem Familiensystemtest (FAST) untersucht. Ergebnisse: Die Gruppen unterscheiden sich nicht signifikant in der Häufigkeit dysfunktionaler Familienstrukturen. Diskussion: Dysfunktionale (verstrickte) Familienstruktur und Trennungsangst zeigen keinen Zusammenhang. Weitere vertiefende Untersuchungen sind notwendig, um den möglichen Zusammenhang von dysfunktionalen Familienstrukturen und Angststörungen zu prüfen.


2021 ◽  
Vol 32 (4) ◽  
pp. 223-228
Author(s):  
Sebastian Bodenburg

Zusammenfassung. Nach einer COVID-19-Infektion können im weiteren Krankheitsverlauf neuropsychologische und komorbide psychische Störungen auftreten. Dabei finden die Langzeitfolgen einer COVID-19-Infektion zunehmend Beachtung. Mit diesem Fallbericht wird eine 36-jährige Patientin vorgestellt, die nach einer COVID-19-Infektion über Störungen kognitiver Funktionen und Symptome einer psychischen Erkrankung klagte. In Anbetracht des bisherigen Forschungsstandes ist es plausibel, dass sie – als Folge der COVID-19-Infektion – an neuropsychologischen Störungen sowie an Symptomen einer körperlichen Belastungsstörung als somatoforme psychische Störung litt. Bei den neuropsychologischen Symptomen standen Einschränkungen der Aufmerksamkeitsleistungen und der exekutiven Funktionen im Vordergrund.


Author(s):  
Cornelia Bessler ◽  
Dorothea Stiefel ◽  
Steffen Barra ◽  
Belinda Plattner ◽  
Marcel Aebi

Zusammenfassung. Fragestellung: Die Prävalenz psychischer Störungen unter inhaftierten Jugendlichen ist hoch. Offen ist die Frage, ob damit eine erhöhte kriminelle Rückfälligkeit einhergeht. Methodik: Zwischen dem 01.08.2010 und 31.10.2012 wurden im kantonalen Jugendgefängnis Zürich alle inhaftierten männlichen Jugendlichen bei Eintritt psychiatrisch untersucht (N = 122). Die psychischen Störungen wurden anhand eines standardisierten Interviews erfasst. Nach der Haftentlassung wurden die Probanden im Kantonalen Rechtsinformationssystem betreffend Rückfälligkeit während eines Jahres nachkontrolliert. Ergebnisse: 90.2 % der Insassen litten unter mindestens einer psychiatrischen Störung. Über 70 % der Jugendlichen waren zum Zeitpunkt ihrer Inhaftierung von mehreren psychiatrischen Erkrankungen betroffen. Es konnten vier voneinander unabhängige Störungskategorien unterschieden werden: affektive Störungen, Angststörungen, Verhaltensstörungen und Abhängigkeitserkrankungen. Betreffend Rückfälligkeit fand sich, dass Jugendliche mit Verhaltensstörungen und/oder einer Abhängigkeitserkrankung häufiger mit einer Gewaltstraftat rückfällig wurden als aus dem Gefängnis entlassene Jugendliche ohne psychische Erkrankungen. Zudem zeigte sich, dass je jünger die inhaftierten Jugendlichen waren, desto kürzer war die Zeit nach ihrer Entlassung, bis sie eine Gewaltstraftat verübten. Schlussfolgerungen: Aufgrund der hohen Prävalenz von psychischen Störungen unter inhaftierten Jugendlichen ist es notwendig, dass diese Minderjährigen auch jugendpsychiatrisch-psychologisch untersucht und adäquat behandelt werden. Neben der psychiatrischen Versorgung der minderjährigen Gefängnisinsassen kann so auch den Anforderungen eines effektiven Opferschutzes und dem Sicherheitsbedürfnis unserer Gesellschaft entsprochen werden.


1999 ◽  
Vol 28 (1) ◽  
pp. 28-36 ◽  
Author(s):  
Ulrich Stangier ◽  
Thomas Heidenreich ◽  
Andrea Berardi ◽  
Ulrike Golbs ◽  
Jürgen Hoyer

Zusammenfassung. Die vorliegende Arbeit berichtet erste Analysen zur Reliabilität und Validität sowie klinische cut-off-Werte der deutschen Bearbeitung der Social Interaction Anxiety Scale und der Social Phobia Scale ( Mattick & Clarke, 1989 ). Die Skalen wurden 43 Patienten mit Sozialer Phobie, 69 Patienten mit anderen psychischen Störungen und 24 Kontrollpersonen ohne psychische Störungen vorgelegt. Die ermittelten Werte für die innere Konsistenz und Test-Retest-Korrelation sprechen für eine sehr hohe Reliabilität. Hinweise auf eine konvergente Validität ergaben sich aus hohen Korrelationen mit konstruktnahen Meßinstrumenten zur Sozialen Phobie, während die Korrelationen zu Depressions- und Angstmaßen erwartungsgemäß geringer ausfielen. Die beiden Skalen diskriminieren Soziophobiker sehr gut von Personen ohne psychische Störung und Angstpatienten, während die Diskriminationsleistung von depressiven Patienten geringer ausgeprägt ist. Die ermittelten cut-off-Werte liegen deutlich unter den amerikanischen Werten und sind als vorläufig zu betrachten. Insgesamt sprechen die Ergebnisse für den Einsatz der Instrumente als reliable und spezifische Screening-Instrumente für Soziale Phobie.


2009 ◽  
Author(s):  
Babette Renneberg ◽  
Thomas Heidenreich ◽  
Alexander Noyon

Basiswissen über Psychische Störungen und Psychotherapie Das Buch führt kompakt in das Fach "Klinische Psychologie" ein: Was ist eine psychische Störung? Wie werden psychische Störungen klassifiziert? Wie häufig treten sie auf? Die wichtigsten Krankheitsbilder werden klar strukturiert beschrieben nach Symptomatik, Diagnostik, Epidemiologie, Ätiologie, Verlauf, Intervention und Prävention. Abschließend wird Einblick in die Praxis Psychologischer Psychotherapie, in Beratung und Prävention, in Versorgungsstruktur und Berufsrecht gegeben.


2008 ◽  
Vol 27 (03) ◽  
pp. 127-132
Author(s):  
R. Winkler ◽  
T. Schläpfer

ZusammenfassungDie nach ICD-10 theoretisch klare Abgrenzung einzelner Störungskategorien affektiver Erkrankungen entspricht in neurobiologischer Hinsicht nicht der Realität. Eine dimensionale Beschreibung der mit der Störung einhergehenden Dysregulationen des Verhaltens, der Kognition und der Emotionen, oder aber eine Beschreibung der Beeinträchtigungen auf biologischer Ebene kann zusätzlich wichtige Information liefern. Aus biologischer Sicht sind psychische Störungen charakterisiert durch Beeinträchtigungen auf der Ebene der Neurotransmission, der Konnektivität oder der Proteinsynthese.Heute wird klar eine multifaktorielle Ätiopathogenese affektiver Erkrankungen angenommen, bei der sowohl genetische, wie auch biologische und psychosoziale Faktoren interagieren und je nach individueller Disposition zur Ausprägung von Krankheitssymptomen führen. Die relativ uniforme Prävalenzrate in unterschiedlichen Kulturkreisen, das familiär gehäufte Auftreten und das relativ niedrige Erstmanifestationsalter bipolarer Störungen im Vergleich zur unipolaren Depression weisen auf eine starke genetische Disposition und relativ geringere Modulierbarkeit durch äußere Stressoren hin. Bipolare Störungen gehen wie andere affektive Erkrankungen mit strukturellen Veränderungen und funktionellen Störungen des Gehirns einher. Bei bipolaren affektiven Störungen werden Auffälligkeiten in der gesamten Kaskade der neuralen Signaltransmission – von Neurotransmittern und Neuromodulatoren über rezeptorgekoppelte intrazelluläre Signaltransduktion bis hin zur Genexpression – beobachtet.Lang anhaltende unbehandelte affektive Störungen mit strukturellen Veränderungen und funktionellen Störungen des Gehirns einhergehen. Das Ziel einer Behandlung besteht darin, diese Veränderungen rückgängig zu machen. Dieser Prozess kann langwierig sein und einige Zeit dauern, weshalb eine Langzeitbehandlung unumgänglich ist.


2006 ◽  
Vol 35 (3) ◽  
pp. 215-224 ◽  
Author(s):  
Peter Peukert ◽  
Thomas D. Meyer

Zusammenfassung. Hintergrund: Die Identifikation von Personen mit erhöhtem Risiko für bipolare Störungen kann das Verständnis ätiologischer Aspekte verbessern und langfristig präventive Optionen eröffnen. Verschiedene Studien der letzten Jahre zeigen einen Zusammenhang zwischen dem hypomanen Temperament (Skala Hypomane Persönlichkeit (Hyp)) und einem erhöhten Erkrankungsrisiko für bipolar affektive Störungen. Fragestellungen: Ziel der vorliegenden Arbeit war es zu prüfen, ob sich bei Personen, die eine psychometrisch definierte erhöhte Vulnerabilität für das bipolare Spektrum haben und bei denen bislang keine psychische Störung diagnostiziert wurde, Anzeichen für affektive Symptome bzw. subsyndromale Episoden finden lassen. Methode: Anhand der Skala Hyp wurden Jugendliche und junge Erwachsene (N = 112) in eine Gruppe mit hohen Werten in Bezug auf die Hyp-Skala (Hyp-Gruppe) und niedrige Werte (Kontrollgruppe) aufgeteilt. Sie wurden 2 Jahre später mit dem SKID für DSM-IV interviewt und füllten vier Wochen lang prospektiv ein Stimmungstagebuch aus. Ergebnisse: Auch wenn man Personen mit diagnostizierbaren psychischen Störungen einschließlich Achse-II-Störungen ausschließt, zeigen Personen der Hyp-Gruppe vermehrt Anzeichen subsyndromaler bipolarer Episoden. Auch prospektiv berichten sie von mehr affektiv depressiven und maniformen Symptomen und eine erhöhte affektive Instabilität. Schlussfolgerungen: Mit der Skala Hypomane Persönlichkeit werden Personen identifiziert, die sowohl retrospektiv als auch prospektiv vermehrt depressive und maniforme Symptome berichten, auch wenn sie nicht die Kriterien für eine psychische Störung erfüllen. Dies macht die Skala geeignet zur Untersuchung subsyndromaler bipolarer Zustände und deren Korrelate und Prozesse.


2004 ◽  
Vol 13 (1) ◽  
pp. 26-37 ◽  
Author(s):  
Hellmuth Braun-Scharm ◽  
Kirsten Goth ◽  
Franz Josef Freisleder ◽  
Angelika Althoff

Zusammenfassung. Psychische Störungen zählen zu den wichtigsten Ursachen für Parasuizide und Suizide. Dies gilt für das Erwachsenenalter und mit gewissen Abstrichen auch für das Jugendalter. Die häufigsten psychischen Störungen im Zusammenhang mit Suizidalität im Jugendalter sind akute Belastungsreaktionen, affektive Störungen, Substanzmissbrauch sowie Borderline-Syndrome und andere beginnende Persönlichkeitsstörungen. Essstörungen und Schizophrenien sind dagegen im Jugendalter noch nicht mit erhöhten Parasuiziden verknüpft. Anhand einer Gesamtstichprobe von 537 konsekutiv aufgenommenen und nach ICD-10 diagnostizierten stationär behandelten jugendpsychiatrischen Patienten konnten 163 mit parasuizidalen Symptomen bei Aufnahme ermittelt werden, die etwa zur Hälfte aus parasuizidalen Gedanken und parasuizidalen Handlungen bestanden. Der Anteil parasuizidaler Jugendlicher auf der Aufnahmestation lag bei etwa 66 %, auf der Therapiestation (Rottmannshöhe) bei etwa 30 %. Dies spricht für die Relevanz von Selektionsfaktoren bei Häufigkeits- und vermutlich auch Schweregradangaben von Suizidalität im stationären jugendpsychiatrischen Bereich.


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