Gastroösophageale Refluxkrankheit: Fokus auf zahnmedizinischen Aspekten

2018 ◽  
Vol 50 (04) ◽  
pp. 277-284
Author(s):  
Herbert Koop ◽  
Joachim Labenz

ZusammenfassungIn der Leitlinie zur gastroösophagealen Refluxkrankheit sind die Prinzipien von Diagnostik und Therapie aufgrund bestehender Evidenz definiert. Grundlage der Diagnostik ist eine ausführliche Anamnese, ergänzt durch eine Gastroskopie, während funktionsdiagnostische Untersuchungen mittels pH-Metrie oder (besser) Impedanz-pH-Metrie bestimmten Konstellationen (insbesondere Therapieversagern) vorbehalten sind. In der Therapie dominiert für alle Schweregrade eine Säuresekretionshemmung mittels Protonenpumpeninhibitoren (PPI), wenngleich heute auch ein (ggf. zusätzlicher) Einsatz von Alginaten diskutiert wird. Chirurgische Eingriffe sind nach sorgfältiger Patientenselektion eine Option, während andere Verfahren (Linx, elektrische Stimulation des unteren Ösophagus-Sphinkters, endoskopische Verfahren) insbesondere hinsichtlich der langfristigen Effektivität noch weiterer Studien bedürfen. Die pathophysiologischen Vorstellungen zu extraösophagealen Manifestationen der Refluxkrankheit machen derzeit gravierende Revisionen durch. Auch wenn dentale Erosionen als gesicherte Assoziation einer Refluxkrankheit gelten, ist die wissenschaftliche Basis dafür dürftig. Ein Barrett-Ösophagus bedarf aufgrund des Risikos einer malignen Transformation bei geeigneten Patienten eines strukturierten Überwachungsprogramms.

Praxis ◽  
2005 ◽  
Vol 94 (21) ◽  
pp. 861-868 ◽  
Author(s):  
Schmassmann ◽  
Gebbers

Der Barrett-Ösophagus wird üblicherweise durch den endoskopischen und histologischen Nachweis eines metaplastischen, intestinalisierten Zylinderepithels im distalen Ösophagus diagnostiziert. Die Prävalenz des Barrett-Ösophagus (Long-Segment) beträgt <2% in der Gesamtpopulation und 3–5% bei chronischen Refluxpatienten. Jährlich entsteht bei etwa 0.5% der Patienten mit Barrett-Ösophagus ein Adenokarzinom (Barrett-Mukosa –> Dysplasie –> Karzinom-Sequenz). Gemäss zahlreichen Studien hat die jährliche Inzidenz des ösophagealen Adenokarzinoms in den letzten 40 Jahren stark zugenommen; sie ist aber immer noch gering und beträgt bei Männern etwa 4 und bei Frauen etwa 0.5/100000. Das Malignitätsrisiko der Barrett-Mukosa vergrössert sich durch den Nachweis von Dysplasien. Überwachungs- und Therapieempfehlungen orientieren sich am Nachweis und Ausmass dieser Dysplasien. Langzeitstudien über Kosten-Nutzen-Effizienz dieser Empfehlungen liegen allerdings nicht vor.


Praxis ◽  
2007 ◽  
Vol 96 (5) ◽  
pp. 145-152
Author(s):  
Gräter

Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) ist eine Befindlichkeitsstörung, welche die Lebensqualität beeinträchtigt, sie kann aber auch ohne anfängliche Beschwerden zu gravierenden Komplikationen führen. Typische Symptome wie Sodbrennen oder saures Aufstossen, aber auch Beschwerden extraösophagealer Manifestationen können auf eine GERD hinweisen. Junge Patienten mit typischen Refluxbeschwerden und ohne Alarmsymptome können zwar ohne weitere Diagnostik therapiert werden. In der Regel sollte aber primär eine Endoskopie durchgeführt werden, um die Therapie dem Stadium anpassen zu können und um eine Gefährdung durch Komplikationen zu erkennen. Für Akut- und Langzeitbehandlung eignen sich die gut verträglichen Protonenpumpeninhibitoren. Die laparoskopische Antirefluxoperation ist eine wirksame therapeutische Alternative, die Patientenselektion sollte aber gezielt und kritisch erfolgen. Dagegen haben sich Verfahren der interventionellen Endoskopie bisher nicht durchgesetzt. Das Entartungsrisiko des Barrett-Ösophagus wurde überschätzt, trotzdem ist eine endoskopisch-bioptische Überwachung anzuraten. Mit der Mukosaablation steht für hierbei entdeckte intraepitheliale Neoplasien und minimalinvasive Frühkarzinome eine wenig belastende interventionelle Therapieoption zur Verfügung.


2001 ◽  
Vol 58 (3) ◽  
pp. 151-157 ◽  
Author(s):  
O. Strobel ◽  
W. Uhl ◽  
T. Scholz ◽  
M. W. Büchler

Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) ist mit einer Prävalenz von 40% eine der häufigsten Erkrankungen in den Industriestaaten der westlichen Welt. Pathophysiologisch steht eine Dysfunktion des unteren Ösophagussphinkters ungeklärter Ursache im Vordergrund. Bei der vor 50 Jahren eingeführten Fundoplikatio nach Nissen dient eine um den Ösophagus geschlungene Fundusmanschette als Antirefluxplastik. Das Auftreten von schwerwiegenden postoperativen Komplikationen (Dysphagie, Gas bloat-Syndrom, Ulcus ventriculi) und Rezidiv führte nach Entwicklung von H2-Rezeptor-Antagonisten und Protonenpumpen-Inhibitoren in den Siebzigerjahren zur Ablösung der Chirurgie als Therapie der Wahl. Nach Weiterentwicklung der chirurgischen Technik und insbesondere nach der Einführung der laparoskopischen Fundoplikatio 1991 steht nun eine sichere, effektive und den Patienten wenig belastende operative Therapieoption zur Verfügung. Im Vergleich zur rein symptomatischen medikamentösen Therapie bietet die Fundoplikatio einen kurativen Ansatz mit hoher Erfolgsquote und guten Langzeitergebnissen. Die bisherigen Ergebnisse machen die laparoskopische Fundoplikatio durch einen erfahrenen Operateur bereits zum chirurgischen Verfahren der Wahl. Die hohe Prävalenz der Refluxösophagitis erfordert jedoch eine sorgfältige Selektion und präoperative Diagnostik. Die Indikation zur Fundoplikatio besteht vor allem bei jungen Patienten, die sich einer jahrelangen medikamentösen Therapie unterziehen müssten, bei komplikationsgefährdeter Hiatushernie und beim Barrett-Ösophagus. Zur definitiven Festlegung der besten Technik der Fundoplikatio (Nissen oder Toupet, Fundusmobilisation) sind weitere klinische randomisierte kontrollierte Studien mit langer Nachbeobachtung zur Untersuchung der Langzeitergebnisse erforderlich.


Praxis ◽  
2007 ◽  
Vol 96 (1) ◽  
pp. 19-28 ◽  
Author(s):  
Arnold

Neuroendokrine Tumoren (NET) des Gastrointestinaltraktes sind selten auftretende Erkrankungen. Sie bilden 0.5–1% aller malignen Tumoren des Menschen. NET des Gastrointestinaltraktes werden nach ihrer endokrinen Aktivität in klinisch funktionelle oder nicht-funktionelle Tumoren eingeteilt. Eine weitere Einteilung erfolgt nach ihrer Lokalisation und embryologischen Abstammung in Vorder-, Mittel- und Hinterdarm-Tumoren. Klinisch pathologisch werden NET des Gastrointestinaltraktes nach der WHO-Klassifikation aus dem Jahre 2000 eingeteilt, deren Klassifikationskriterien auf der Tumorgrösse, Angioinvasion und dem Proliferationsmarker Ki-67 beruhen. NET des Gastrointestinaltraktes werden oft erst in fortgeschrittenen Tumorstadien aufgrund ihrer Symptomarmut diagnostiziert bzw. bei Auftreten von Beschwerden im Rahmen eines Hypersekretionssyndromes. Die Diagnostik stützt sich bei den endokrin aktiven Tumoren auf den Nachweis der unkontrolliert sezernierten Hormone sowie den von den meisten Tumoren gebildeten Tumormarker Chromogranin A im Serum. Weiterhin stehen Schnittbildverfahren zum Nachweis von Organmetastasen sowie endoskopische Verfahren einschliesslich der Endosonographie zum Nachweis des Primärtumors zur Verfügung. Einen besondereren Stellenwert besitzt die Somatostatin-Rezeptor Szintigraphie, die mit hoher Sensitivität Primärtumoren und Metastasen nachweisen kann. Primärziel der Therapie ist die Kuration durch chirurgische Verfahren. Da viele Tumoren jedoch erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert werden, stehen medikamentöse Therapiemassnahmen im Vordergrund. Hierzu zählen insbesondere biologische Therapieverfahren mit Somatostatinanaloga und/oder α-Interferon. Zur symptomatischen medikamentösen Therapie stehen weiterhin Diazoxid beim Insulinom sowie Protonenpumpenhemmer beim Gastrinom zur Verfügung. Als weitere Therapieoption kommen chemotherapeutische Massnahmen sowie Verfahren zur Tumorreduktion in Frage. Zuletzt hat die Radioligandentherapie mit 90Y-DOTA Octreotid bzw. 177Lu-DOTA Octreotate für Aufsehen gesorgt. Dieses Verfahren wird derzeit jedoch noch in Studien erprobt. Insgesamt sollte die Behandlung von NET des Gastrointestinaltraktes interdisziplinär zwischen Internisten, Chirurgen und Nuklearmedizinern individuell festgelegt werden. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über Epidemiologie, Klinik, Diagnostik und Therapie von NET des Gastrointestinaltraktes.


Praxis ◽  
2004 ◽  
Vol 93 (51) ◽  
pp. 2135-2141
Author(s):  
Schuster

Helicobacter pylori spielt eine entscheidende pathogenetische Rolle für die gastroduodenale Ulkuskrankheit, die atrophische Gastritis, das distale Adenokarzinom des Magens und das MALT-Lymphom. Gegenstand intensiver Forschung sind die Rolle von H. pylori für die funktionelle Dyspepsie und die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD). Auch der komplexe Zusammenhang zwischen H. pylori und Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) ist Thema zahlreicher aktueller Veröffentlichungen. Die Diagnostik und Therapie der H.-pylori-Infektion ist mittlerweile standardisiert. Unstrittige Indikationen zur Eradikation umfassen die gastroduodenale Ulkuskrankheit, das niedrig-maligne MALT-Lymphom, stattgehabte Mukosaresektion wegen Magenfrühkarzinom oder Magenteilresektion wegen Magenkarzinom. Auch die atrophische Gastritis als obligate Präkanzerose ist hier einzuordnen. Ebenso ist die Behandlung erstgradiger Verwandter von Patienten mit Magenkarzinom mit prophylaktischer Intention gerechtfertigt. Umstritten ist die Eradikationsbehandlung von Patienten mit funktioneller Dyspepsie, da nur eine kleine Subgruppe von der Behandlung profitiert, diese aber nicht durch eindeutige Kriterien gekennzeichnet ist. Eine Eradikationsbehandlung von Patienten mit GERD ist sinnvoll, da sie nach neueren Daten nicht zu einer erhöhten Rezidivneigung der Refluxkrankheit führt. Die Therapieempfehlungen für eine einwöchige Standardtripeltherapie als Primärtherapie umfassen Protonenpumpeninhibitor (PPI) in Kombination mit Clarithromycin plus Amoxicillin oder Metronidazol.


Praxis ◽  
2005 ◽  
Vol 94 (48) ◽  
pp. 1899-1906
Author(s):  
Gräter

Der Begriff gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) umfasst das weite Spektrum von der nichterosiven Refluxerkrankung bis zur Präkanzerose Barrett- Ösophagus und vom refluxgetriggerten Asthma bronchiale bis zur Laryngitis posterior. Nicht nur die typischen Symptome wie Sodbrennen oder saures Aufstossen, sondern auch die vielfältigen Beschwerden extraösophagealer Manifestationen machen auf eine GERD aufmerksam. Bei jungen Patienten ist die Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) als alleinige Massnahme vertretbar. In der Regel sollte aber im Rahmen der Primärdiagnostik eine endoskopische Untersuchung durchgeführt werden, um das Krankheitsstadium als Basis für die Therapie festzulegen und um Begleitumstände sowie Komplikationen zu erkennen. Dagegen sind Langzeit-pH-Metrie und Manometrie nur in speziellen Situationen angezeigt. Als Standardmedikamente für Akut- und Langzeitbehandlung eignen sich alle heute verfügbaren PPI gleichermassen. Der Erfolg einer Antirefluxoperation hängt wesentlich von der Patientenselektion ab, welche kritisch vorgenommen werden sollte. Der Stellenwert interventioneller endoskopischer Verfahren muss noch durch Langzeitbeobachtungen definiert werden. Das Risiko einer Entartung von Barrettschleimhaut wurde zwar überschätzt, trotzdem ist eine gewissenhafte Überwachung durch bioptische Kontrollen anzuraten. Mit der endoskopischen Mukosaablation steht für intraepitheliale Neoplasien und für Frühkarzinome eine wenig invasive Therapieoption zur Verfügung.


2000 ◽  
Vol 20 (02) ◽  
pp. 93-98
Author(s):  
Inge Scharrer

ZusammenfassungZur Vermeidung perioperativer Blutungskomplikationen bei Patienten mit Hämophilie A/B oder von-Willebrand-Syndrom (vWS) sind eine exakte Diagnosestellung und eine gründliche Vorbereitung mit Erstellung eines gezielten Substitutionsplanes nötig. Für Patienten mit dem häufigen vWS (Prävalenz 1%) sind die Schleimhautblutung und die oft schwer beherrschbare Sofortblutung während der Operation typisch. Dagegen ist für Patienten mit Hämophilie die Nachblutung eher charakteristisch. Patienten mit Hemmkörperhämophilie haben perioperativ die stärkste Blutungsneigung und erfordern einen hohen hämostaseologischen Aufwand hinsichtlich Diagnostik und Therapie.Bei Patienten mit vWS richten sich die Therapiemaßnahmen nach dem Typ und dem Schweregrad. Bei Patienten mit milder Ausprägung und kurzer Verweildauer kann DDAVP (Minirin®) eingesetzt werden. Patienten mit schwerer Ausprägung oder Typ 3 benötigen eine Substitutionstherapie mit von-Willebrand-Faktor-haltigen Konzentraten (z.B. Haemate HS®) nach präoperativ erstelltem Plan.Bei Patienten mit Hämophilie A/B muß präoperativ die Recovery des jeweiligen Substitutionspräparates bestimmt und ein Hemmkörper ausgeschlossen werden. In Abhängigkeit vom Schweregrad und von der jeweiligen Operation wird präoperativ ein Substitutionsplan erstellt. Zur Erzielung eines konstanten Dauerspiegels und zur Kostenreduktion ist die Applikation der kontinuierlichen Infusion perioperativ zu empfehlen, mit der etwa 30% der Präparatemenge eingespart werden können.Bei Patienten mit vWS und Hämophilie muß die Substitutionstherapie durch Bestimmung der jeweiligen Faktoren täglich kontrolliert werden, um Blutungskomplikationen zu vermeiden.Derzeit kann jeder operative Eingriff bei Patienten mit Hämophilie oder vWS durchgeführt werden.


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